Franz Ferdinand Nentwig, Bassbariton


  • Franz Ferdinand Nentwig, geboren am 23. August 1929 in Duisburg, ist ein deutscher Bassbariton.


    Nach Zwischenstationen als Bildhauer und Regieassistent erfolgte seine Stimmausbildung an den Musikhochschulen von Detmold, Hamburg und Essen. Sein Bühnendebut hatte er 1962 am Stadttheater Bielefeld als Ottokar im "Freischütz". Es folgten Engagements in Bielefeld (1962—1963), Freiburg i. Br. (1963—1969), Ulm (1969—1971) und Hannover (1971—1980). 1974—1975 war er Gast an der Wiener Volksoper, 1972—1975 am Staatstheater Karlsruhe und 1975—1980 am Opernhaus Frankfurt a. M.


    Große Erfolge konnte er im dramatischen und zumal im Wagner-Fach feiern. So trat er zwischen 1976 und 1987 an der Wiener Staatsoper als Holländer, Kurwenal und Orest auf. An der Grand Opéra Paris trat er 1981 als Mandryka und 1982 als Pizarro auf. An der Opéra-Comique Paris 1983 als Musiklehrer in "Ariadne auf Naxos", welchen er 1985 auch beim Festival von Aix-en-Provence sowie 1988 an der Oper von Monte Carlo sang.


    1977 wurde er Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper, mit der er 1984 eine Japan-Tournee unternahm und erfolgreich den Barak in "Die Frau ohne Schatten" sang. Es folgten weitere Gastspiele, so in Venedig (1983), Barcelona (1986), Salzburg (1987/88), Turin (1987), San Francisco (1987), Brüssel (1988), Warschau (1989) und Rotterdam (1989).


    Sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York erfolgte 1980 als Pizarro. Später sang er dort auch den Sachs, den Wotan und Wanderer sowie den Barak und den Mandryka. Am Royal Opera House, Covent Garden, in London debütierte er 1985 und sang bis 1990. Es kam zu weiteren Gastspielen in Köln, Frankfurt a. M., Essen, Karlsruhe, Düsseldorf, Duisburg, Berlin (Komische Oper), Stuttgart, Mannheim und Graz.


    Seine wichtigsten Partien umfassen: Sachs, Wotan/Wanderer, Gunther, Kurwenal, Amfortas, Holländer, Beckmesser, Pizarro, Escamillo, Jochanaan, Mandryka, Don Alfonso, Graf Almaviva, Rigoletto, Amonasro, Nabucco und Scarpia.


    Diskographisch ist Nentwig nur unzureichend verewigt, so dass man primär auf Mitschnitte angewiesen ist.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es kam zu weiteren Gastspielen in Köln, Frankfurt a. M., Essen, Karlsruhe, Düsseldorf, Duisburg, Berlin (Komische Oper), Stuttgart, Mannheim und Graz.

    Ob Nentwig wirklich an der Komischen Oper Berlin gesungen hat (was eigentlich?), weiß ich nicht und wage es zu beweifeln. Sicher ist hingegen, dass er am 25.12.1976 die Premierenbesetzung als Mandryka in einer Neuinszenierung der "Arabella" durch Erich Witte an der Deutschen Staatsoper Berlin war. Er sang danach nur noch eine weitere Vorstellung am 28.12.1976 am Haus.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diskographisch ist Nentwig nur unzureichend verewigt, so dass man primär auf Mitschnitte angewiesen ist.


    Tatsächlich!


    Auf Capriccio gibt es offiziell zumindest den "Schatzgräber" von Schreker mit Nentwig als Junker.



    In dieser "Ariadne auf Naxos" ist er auch zu sehen - und zwar in der Rolle des Musiklehrers.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • "Weitere Gastspiele an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a. M., Essen, und Karlsruhe, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Komischen Oper Berlin, an der Stuttgarter Staatsoper, am Nationaltheater Mannheim und am Landestheater Graz."


    Kutsch, K.-J., u. Riemens, L., Großes Sängerlexikon, Bd. 4, 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3319.


    Mehr weiß ich auch nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Weitere Gastspiele an den Opernhäusern von Köln, Frankfurt a. M., Essen, und Karlsruhe, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an der Komischen Oper Berlin, an der Stuttgarter Staatsoper, am Nationaltheater Mannheim und am Landestheater Graz."


    Kutsch, K.-J., u. Riemens, L., Großes Sängerlexikon, Bd. 4, 4., erw. u. akt. Aufl., München 2003, S. 3319.


    Mehr weiß ich auch nicht.

    Wie gesagt, ich halte diese Angabe für einen Fehler, für eine Verwechslung mit der Staatsoper Berlin. Eher würde ich an die Komische Oper glauben, wenn die Staatsoper, wo er nachweislich gesungen hat, auch aufgeführt wäre - aber so?


    Wie ich schon an anderer Stelle sagte: Kutsch-Riemens wimmelt leider vor Fehlern...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo,
    Franz Ferdinand Nentwig und seine Frau Elene Dumitrescu waren viele Jahre in Hannover, gemeinsam sangen sie in der Salome. Aber Nentwig war auch Wotan, Holländer, Sachs und Orest.
    Sein Weggang nach Hamburg wurde damals sehr bedauert.
    Schöne Grüße
    wega

  • Zitat

    Sein Weggang nach Hamburg wurde damals sehr bedauert.

    Lieber Wega, herzlichen Dank für deine Ergänzung bezüglich Hannover, die mich aber gleich noch auf eine andere Ungereimtheit bei Kutsch-Riemens aufmerksam werden ließ:

    und Hannover (1971—1980).

    1977 wurde er Ensemblemitglied der Hamburgischen Staatsoper,

    Ist das ein Fehler oder war Nentwig zwischen 1977 und 1980 wirklich Ensemblemitglied sowohl (schon) in Hamburg als auch (noch) in Hannover? War so etwas damals üblich, dass man gleichzeitig an zwei Opernhäusern Ensemblemitglied war?
    Vielleicht erinnerst du, lieber "Wega", dich ja noch, wann genau Nentwigs Wechsel von Hannover nach Hamburg erfolgte (1977 oder 1980) und könntest hier Aufklärung bringen? Vielen Dank dafür! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo,
    Franz Ferdinand Nentwig hat noch als fests Ensemblemitglied 1978 in Hannover im Ring gesungen. Kurz danach ist er gegangen. Also in der Zeit von 1979 - 1980, früher nicht.
    Schöne Grüße
    wega

  • Nach meinen Recherchen sang Nentwig sogar an der Wiener Staatsoper (Mandryka, Pizarro, Jochanaan), an der New Yorker Metropolitan Opera (Telramund), am Govent Garden London (Musikmeister in Ariadne of Naxos) und 1987/88 den Wotan in Turin.

    W.S.

  • Sehr positiv, dass so intensiv nach einem leider fast vergessenen Sänger geforscht wird. Bei mir ist die Frage aufgetreten ob Franz Ferdinand Nentwig in einer verwandtschaftlichen Beziehung zu der Sopranistin Käthe Nentwig steht? Der Name ist ja nicht so häufig.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Mein lieber Hans!


    Darüber habe ich mit unserem unvergessenen Harald Kral gesprochen, aber nicht weiter verfolgt. Es gibt zwei Sänger und eine Sängerin mit Namen Nentwig. Einen Wilhelm Nentwig, geb. 1.6.1894 in Hamburg-Altona; Käthe Nentwig, geb. 1916 in Kreuzburg/Schlesien und den beschriebenen Franz Ferdinand Nentwig, geb. 23.8.1929 in Duisburg. In welchen verwandschaftlichen Verhältnissen sie zueinander standen, kann ich nicht feststellen. Von Käthe Nentwig besitze ich einen Querschnitt aus "Hoffmanns Erzählungen". Hier singt sie die Puppe Olympia.



    Herzlichst
    Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    danke für die rasche Antwort. Die Nentwigs scheinen eine Sängerdynastie gewesen zu sein - wenn verwandtschaftliche Beziehungen bestehen?


    Herzlichst
    Hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Liebe Freunde,


    das ist ja hochinteressant.


    Ein Blick ins virtuelle Archiv der Wiener Staatsoper eröffnet Folgendes:


    Franz Ferdinand Nentwig trat zwischen 14.04.1976 und 08.11.1987 insgesamt 29-mal an der Wiener Staatsoper auf und war somit alles andere als ein Unbekannter:


    - als Mandryka in "Araballa" 6-mal (25.11.1977, 16.12.1979, 19.02.1980, 08.01.1981, 03.11.1981, 06.11.1981)
    - als Holländer in "Der fliegende Holländer" 1-mal (08.11.1987)
    - als Barak in "Die Frau ohne Schatten" 1-mal (30.12.1984)
    - als Wotan in "Die Walküre" 3-mal (14.04.1976, 04.12.1986, 10.12.1986)
    - als Orest in "Elektra" 3-mal (10.05.1980, 10.06.1980, 22.01.1982)
    - als Don Pizarro in "Fidelio" 5-mal (23.02.1980, 25.05.1980, 07.06.1981, 17.01.1982, 09.01.1987)
    - als Friedrich von Telramund in "Lohengrin" 1-mal (13.12.1981)
    - als Jochanaan in "Salome" 3-mal (14.11.1977, 30.03.1980, 23.07.1981)
    - als Kurwenal in "Tristan und Isolde" 6-mal (15.06.1980, 20.06.1980, 25.06.1980, 29.06.1980, 15.02.1981, 20.12.1981)


    Er sang dort unter Dohnányi, Hager, Hollreiser, Klobučar, Mehta, Prick und Stein.


    Da stellt sich noch eine ganz andere Frage: Ist der Sänger überhaupt noch am Leben (was ich hoffen würde)? Franz Ferdinand Nentwig stünde immerhin bereits im 86. Lebensjahr.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich möchte nur erwähnen, daß ich zwischendurch mit den Hausaufgaben meiner kleinen Tochter beschäftigt bin. Zwischen Mathematik und Deutsch schreibe ich noch hier. Leider habe ich den Fehler zu spät bemerkt und konnte nicht mehr korrigieren. :S

    W.S.

  • Erst im April wurde diese Rubrik angelegt, nun muss man leider das Ableben dieses Sängers zur Kenntnis nehmen:


    Zitat

    Der Bassbariton Franz-Ferdinand Nentwig ist tot. Er starb bereits am 14. Juli – wenige Wochen vor seinem 86. Geburtstag – in seiner Wahlheimat Portugal, wie die Staatsoper Hannover gestern mitteilte. Nentwig war einer der wichtigsten deutschen Sänger im Heldenbaritonfach und gehörte vorübergehend dem Ensemble der Staatsoper Hannover an.


    1929 in Duisburg geboren, ließ er sich nach Zwischenstationen als Bildhauer und Regieassistent an den Musikhochschulen in Detmold, Hamburg und Essen zum Sänger ausbilden. An der Staatsoper Hannover war er von 1973 bis 1976 fest engagiert, blieb dem Haus aber bis 1983 als Gast verbunden. Zu seinen wichtigsten Partien dort zählt der Wotan/Wanderer im „Ring des Nibelungen“ in der Inszenierung von Günter Roth.


    Eine weltweite Gasttätigkeit folgte auf das hannoversche Festengagement. Er war insbesondere im dramatischen und im Wagner-Fach erfolgreich. Vor allem an der Wiener Staatsoper trat er häufig auf, zwischen 1976 und 1987 war er dort unter anderem als Holländer, Kurwenal, Barak, Mandryka, Jochanaan, Wotan und Orest zu erleben.

    Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung von heute, 18.7.2015, Seite 6

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hier findet sich eine erste Internetbestätigung für meine gestern hier eingestellte Todesmeldung, die hier aber ohnehin niemanden wirklich zu interessieren scheint...


    http://www.opernnetz.de/


    (rechte Spalte etwas weiter unten)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich interessiere mich sehr wohl dafür, und weil ich weiß, wie wichtig dir das genaue Datum ist, habe ich in diesem Falle mehrere Quellen studiert, und die Angaben sind auch in dieser Quelle bestätigt worden:


    http://www.stadtreporter.de/ha…dinand-nentwig-verstorben


    Da auch das Geburtsdatum bis jetzt nicht widerrufen wurde, darf ich davon ausgehen, dass er heute seinen 86. Geburtstag gefeiert hätte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich interessiere mich sehr wohl dafür, und weil ich weiß, wie wichtig dir das genaue Datum ist, habe ich in diesem Falle mehrere Quellen studiert, und die Angaben sind auch in dieser Quelle bestätigt worden:


    http://www.stadtreporter.de/hannover/new…twig-verstorben

    Danke! Irgendwann häuften sich ja dann die Meldungen und Artikel zu seinem Tod, aber da hier niemand auf meine frühe Anzeige seines Todes reagiert hatte, verlor ich irgendwann die Lust, weiteres dazu einzustellen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mir kam der Name schon bekannt vor, zumal es in meinem Heimatort, sogar in meiner Nachbarschaft, eine Familie Nentwig gab, aber gekannt habe ich ihn vorher nicht. Du kannst davon ausgehen, dass ich mich dafür generell interessiere, da es ja auch meine diesbezügliche Tätigkerit maßgeblich beeinflussst.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Du warst auch gar nicht primär gemeint, sondern diejenigen, die hier in dieser relativ jungen Rubrik im April 2015 so angeregt mitdiskutiert haben. Dass davon niemand auf die von mir eingestellte Todesnachricht reagiert hat, hat mich in der Tat überrascht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"