Ich möchte heute eine Sängerin vorstellen, die bisher hier noch keinen eigenen Thread hat, aber eine große nationale und internationale Karriere vorzuweisen hat und mit ihrem wunderbaren, leuchtenden Sopran (mich) immer wieder an Gundula Janowitz erinnert.
Es ist die gebürtige Dresdnerin Ute Selbig.
Nach ihrem Studium an der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber bei Prof. Ilse Hahn konnte sie bereits in den 1980er Jahren große Erfolge verzeichnen, vor allem in ihrer Heimatstadt Dresden, und das sowohl im Konzertsaal als auch an der berühmten Semperoper. Ich habe ihre wunderschöne Stimme erstmals in folgender Aufnahme gehört:
Camille Saint-Saens: Oratorio de Noel (Weihnachtsoratorium) und Felix Mendelssohn: Vom Himmel hoch (Choral-Kantate)
mit dem Dresdner Kreuzchor und der Dresdner Philharmonie, Dirigent: Martin Flämig (Aufnahme: Lukaskirche Dresden, 1987).
Ihr wunderbar heller, lupenreiner Sopran fällt sofort ins Ohr, mit einer Leuchtkraft, der an helle Sonnenstrahlen erinnert, die aus dunklen Wolken hervorbrechen.
Die Aufnahme ist mir sehr ans Herz gewachsen und verschönert mir seit über 20 Jahren jede Weihnachtszeit.
Inzwischen ist die Sängerin, die seit vielen Jahren zum Stammensemble der Semperoper ihrer Heimatstadt gehört, durch viele nationale und internationale Preise ausgezeichnet worden, jüngst erst durch die Christel-Goltz-Medaille, die ihr von Frau Goltz persönlich überreicht wurde. Sie wurde auch zur Sächsischen Kammersängerin ernannt. Neben ihrer umfangreichen Tätigkeit auf dem Gebiet des Konzert- und Oratoriengesangs tritt sie auch in großen Opernpartien auf, nicht nur in Dresden, sondern auch u.a. in München, Berlin, Mannheim, Genf und Zürich. So war sie z.B. als Pamina (Zauberflöte), Gräfin (Figaros Hochzeit), Elvira (Don Giovanni), Fiordiligi (Così fan tutte), Michaela (Carmen) und Eva (Meistersinger) zu erleben, und das auch international. So führten sie Gastspiele durch ganz Europa sowie nach Kanada, Fernost und in die USA, wo sie bei den jährlichen Festspielen im kalifornischen San Diego zu einem wahren Publikumsliebling wurde. Im Wiener Musikverein eroberte sie die anspruchsvollen Wiener Musikliebhaber mit einem reinen Mozart-Programm.
Schwerpunkt ihres Wirkens ist aber nach wie vor die Geistliche Musik, die sie häufig mit dem Dresdner Kreuzchor oder dem Thomanerchor Leipzig aufführt. Berühmt sind ihre jährlichen Auftritte in der wiedererrichteten Dresdner Frauenkirche, deren Erlös sie dem Wiederaufbau und Erhalt dieses Wahrzeichens ihrer Stadt zu Verfügung stellt.
Leider gibt es neben der weiter oben angeführten CD nur wenige Tonträger mit Ute Selbig. Das ist bedauerlich, hängt aber wohl vor allem damit zusammen, daß die Plattenindustrie längst nicht mehr so aktiv ist wie in den Tagen von Schwarzkopf, Grümmer, Seefried und Janowitz. Ute Selbig brauchte sich hinter diesen Gesangslegenden absolut nicht zu verstecken!
Ich zeige hier noch ein paar CD-Ausgaben, in denen Ute Selbig an herausragender Stelle mitwirkt:
in einem Mittschnitt aus der Frauenkirche zugunsten des Wiederaufbaufonds.
Dann ist sie hier zu hören:
in einer preisgünstigen 3 CD-Box mit der Matthäus-Passion von J.S. Bach aus der Thomaskirche Leipzig
und in dieser bemerkenswerten Rarität:
Eine Vertonung der berühmten Schiller-Ballade von Max Bruch, mit der Singakademie Dresden und der Dresdner Philharmonie, Dir.: Hans-Christoph Rademann.
Zum Schluß möchte ich noch auf einen Youtube-Beitrag hinweisen: Im Jahr 2004 fand zum Jahrestag der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 ein Konzert in der Semperoper statt, und zwar wurde das Mozart-Requiem aufgeführt, mit dem Chor der Staatsoper Dresden und der Sächsischen Staatskapelle unter Sir Colin Davis. Neben weiteren großartigen Solist/inn/en singt Ute Selbig die Sopranpartie, mit herrlicher Tongebung und Beseelung.