Hier ist mein Eindruck, einige andere Taminos werden ja am Sonntag, dem 28.10. dort ebenfalls sein, ich hoffe, wir werden hier dann eine rege Diskussion führen können.
Diskussionen im Vorfeld hatten wir ja schon ab hier.
Bei der Aufführung handelt es sich um die siebente, die letzte Fassung, 5-aktig, in italienisch.
Das Bühnenbild ist streng, die Kostüme klassisch (etwas für unsere "Staubis" also).
Das Bühnenbild besteht aus Säulen (rundrum) und Altären (mehrere in der Mitte, die je nach Bedarf mal aus dem Boden hochgefahren werden, oder samt Boden drumrum etwas vesenkt werden), so daß der Eindruck einer griechisch-römischen "klassischen" Kirche entsteht (Ich war noch nicht in Madrid im Escorial)). Wenn Ihr es gesehen habt, werdet ihr verstehen, was ich meine. In diesem Sinne also nicht überladen (und ich frage mich, warum der Wald von Fontainebleau aus Granitsäulen besteht... ), also ein wenig "vergleichbar" mit dem weißen Kubus von Konwitschny. Ob die Personen auf der Bühne nun "klassische mittelalterliche Kostüme" tragen, oder nicht, hilft bei der Inszenierung nicht, es paßt aber zum "Drumrum" besser als Jeans...
Was mir überhaupt nicht gefallen hat, war die musikalische Leistung.
Schon die ersten Akte waren nicht zusammen, dann haben die Musiker ihre Noten immer extrem laut umgeblättert, und dann hat sogar noch ein Blechbläser sein Instrument in einer Pause freigeblasen. Den "Furz" hat man ganz deutlich vernehmen können. Wenn dann später wenigstens das Zusammenspiel besser geklappt hätte, wäre das ja verzeihbar gewesen, leider gingen viele Gesangsstellen im "Lärm" unter, und damit hat mich die ganze Inszenierung nicht wirklich beeindruckt.
Ganz schwach war die Stelle mit Philipp und dem Großinquisitor, das hat mich bei Konwitschny massiv beeindruckt, und ich war gespannt, wie es David McVicar und Carlo Franci in Frankfurt "hinbekommen" würden. Sangestechnisch schwach, nicht zwingend, und auch gegen die klasse Idee von Konwitschny, die Eboli dauernd im Bild zu lassen, konnte die Inszenierung nicht ankommen.
Mir gefiel die französische Textversion auch besser als die italienische, das wiederum kann ich der Frankfurter Inszenierung aber nicht anlasten...
Dennoch: Ich will die Sänger nicht schlechter machen, als sie sind: Die Sänger insgesamt waren gut, auch wenn sie manchmal vom Orchester "getötet" wurden.
Die Inszenierung ist "brauchbar", aber nicht berückend, oder zwingend.
Hans-Jürgen Linke schreibt in der Frankfurter Rundschau dazu, daß McVicar der Versuchung widerstanden habe, den Stoff näher ans 21. Jahrhundert zu bringen. Und er lobt die feine Orchesterarbeit. Leider beides Punkte, die ich so nicht unterstreichen kann. Ja, Don Carlo und Posa waren hervorragende Sänger, auch Eboli und Elisabeth, sowie Philipp sind sehr gut, aber, wenn sie vom Orchester plattgemacht werden, hilft das leider alles nichts... Ich hätte mir auch "mehr Bezug zur Gegenwart" gewünscht... Da halte ich es lieber mit Midou Grossmann in klassik.com, und sage: "Der berühmte Funke wollte am ganzen Abend nicht überspringen..."
Auch die Frankfurter Neue Presse lobt das Ganze... während sich die Offenbach Post wieder auf meine Seite schlägt: "Ärgerlicher noch: McVicar bietet zwar eine Menge Material, aber ansonsten ziemlich wenig Ideen." Anders als ich fand Axel Ziebulski (von der Offenbach Post) aber das Orchester gut. Der Wiesbadener Kurier ist etwas unentschieden, und der Mannheimer Morgen ist im Internet nur für Abonnenten zugänglich... ,-(
Nachdem ich nun auch eine Presserückschau hier eingebunden habe, hoffe ich auf eine rege Diskussion nächste Woche, wenn mehr von uns diese Inszenierung gesehen haben werden.
Matthias