Weil ich sie zufällig erst kürzlich gesehen habe um mich zu versichern, dass die Operette nicht so schlecht ist wie die grässliche Dresdner Aufzeichnung, fange ich mal mit dieser an:
DVD Arthaus 2004
Orchester des Opernhauses Zürich; Franz Welser-Möst - 4 (Tadellose Arbeit, aber ohne den berühmten "Funken" )
Hanna Glawari: Dagmar Schellenberger - 4 (nicht schlecht, aber sie bleibt eine Operettendiva, der man die Rolle zu keinem Zeitpunkt abnimmt)
Danilo: Rodney Gilfry - 4,5 (ein vorzüglicher Danilo, der in den Dialogen trotz bewundernswerter Meisterung der deutschen Sprache leider durch seinen Akzent irritiert)
Valencienne: Ute Gfrerer - 3 (Schlechte Operettentradition, hier wardst Du Gestalt, obwohl der musikalische Teil im Wesentlichen akzeptabel verläuft)
Camille de Rosillon: Pjotr Beczala - 4,5 (eine Luxusbesetzung. Leider etwas steif, was aber in der Rolle kaum stört)
Sonstige: 4 (kein Ausfall, aber auch nichts besonders Bemerkenswertes)
Vollständigkeit: 5
Wertung: 29/7 = 4,14
TQ: 4
Inszenierung: Helmut Lohner - 4 (hübsche Details in einer prunkvoll konservativen Inszenierung, die aber lange nicht so lebendig oder gar komisch über die Rampe kommt wie Lohners BELLE HELENE im gleichen Haus)
Kommentar: von allen Inszenierungen der LUSTIGEN WITWE, die ich bislang kenne, ist das trotz gewisser Schwachpunkte die insgesamt beste, aber es gibt noch einigen Raum nach oben. Vor allem das sozialkritische Element, das durchaus in dieser Operette steckt, kommt hier überhaupt nicht zum Tragen. Dafür verirrt sich Lohner im Vilja-Teil zu Beginn des zweiten Teils fast ironiefrei in eine Kitschversion des BORIS GODUNOV. Insgesamt aber ein unterhaltsames Plüschtheater für jede/n, der/dem das vollauf genügt.
Jacques Rideamus
Links:
"DIE LUSTIGE WITWE" - Franz Lehárs größter Erfolg
Operettenführer: LEHÁR, Franz DIE LUSTIGE WITWE