Es ist wirklich bitter: da möchte ich einen Pianisten vorstellen und kann mit keinerlei Tonmaterial zum Nachhören dienen. Die Rede ist von Dimitri Bashkirov, der am 1.November 1931 in Tiflis geboren wurde.
Bashkirov -Schüler von A. Virsaladze und Alexander Goldenweiser- gehörte zu denjenigen Künstlern der ehemaligen Sowjetunion, die zwar durchaus Preise gewannen, denen aber eine internationale Laufbahn aufgrund politischer Restriktionen nur schwer möglich war. Dennoch gibt es Begegnungen mit dem Westen: 1955 gewann Bashkirov den Long-Thibaud-Preis in Paris. Hier -in Frankreich- war wohl auch seine Bekanntheit jenseits der Sowjetunion am größten. Bashkirov musiziert zusammen mit Dirigenten wie John Barbirolli, Kurt Masur, Wolfgan Sawallisch, Georg Szell und seinem späteren Schwiegersohn Daniel Barenboim.
Seit 1957 unterrichtete Bashkirov am Moskauer Konservatorium. Für das Label Melodiya und seine Vorgänger entstehen Aufnahmen, die Bashkirov's Affinität zu Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann und Brahms verraten. Daneben Arensky, Borodin, Chopin, Medtner und sein Lehrer Goldenweiser. Mit dem Geiger Besrodny und dem Cellisten Khomister gründet Bashkirov ein in der UdSSR namhaftes Trio.
Seit 1980 wurde ihm die Einreise in den Westen verwehrt. 1984 konnte er allerdings in Frankreich ein Brahms-Recital einspielen. Seit 1988 konnte er wieder frei reisen, blieb aber das, was er im Westen immer gewesen ist: ein Insider-Tipp.
In den 1960ern kursierte im Vertrieb der französischen EMI eine Aufnahme von Schumanns op. 17. Dazu aufgenommen wurden einige Nummern aus den "Bunten Blättern" op. 99, eine handvoll "Albumblätter", eine "Novelette" und ein "Präludium". Die Aufnahmen entstanden in Paris am 29.10.1962. "Konzessionslos scharf geschnittene Darstellungen ... die eine derart strukturbeharrende, analytische, aber doch nicht stimmungsarme Wiedergabe kaum erwarten ließen" schreibt 1992 Peter Cossé in seinem Text "Zur Rückkehr eines guten, aber seltenen Bekannten"
Wieso Rückkehr? Nun, Bashkirov gab 1992 einige Konzerte in Deutschland, eines davon am 20.5. in der Kölner Philharmonie, die für einen Solo-Klavierabend erstaunlich gut besucht war. Einige wenige CD's gab es damals von ihm: Die Re-Edition der besagten Schumann-Platte, zwei bei Erato erschienene Schubert-Sonaten (D.664 und D. 850) sowie -ebenfalls von Erato eine Recital-CD.
Danach wurde es wieder still um Dimitri Baskirov. Zuweilen ist er Gast beim Klavierfestival Rhein-Ruhr. Als Lehrer ist er nach wie vor aktiv, hat dieses Jahr noch Meisterkurse in der Schweiz gegeben.
Auf dem Plattenmarkt ist er allerdings nicht präsent. Zumindest über die hier im Forum üblichen Vertriebskanäle. Ich werde einmal schauen, ob sich noch weitere Kanäle auftun lassen.
Einstweilen die Frage an Euch: kennt noch jemand diesen großartigen Pianisten?
Liebe Grüße vom Thomas
Nun ja, es lässt sich doch was finden:
Und hier wird's hinreissend....