Labelvorstellung: HÄNSSLER CLASSIC

  • Hänssler war ja schon vor Jahrzehnten ein bekanntes Label - Allerdings mit Schwerpunkt Johann Sebastian Bach - zumindest war mir nichts anderes bekannt. Der Haus- und Hofdirigent war Helmut Rilling, eine der drei Bach Grössen seiner Zeit (Richter - Rilling - Harnoncourt)



    Man verbrachte Jahrzehnte damit Bachs Kantaten komplett einzuspielen - und als das Projekt im Jahr 2000 letzlich abgeschlossen war, wurde es als "überholt" betrachtet. Der Zeitgeschmack hatte sich geändert - Die HIP Welle war hereingebrochen.


    Im Beiheft der "Bach Edition" stand ein sehr intelligenter Einführungstext, der plausibel machte, daß das Projekt an sich nicht "veraltet" sei, sondern ein Stück dokumentierter Geschichte der Bach-Interpretation der letzten 25 Jahre - unter Mitwirkng einiger der Schönsten Stimmen und bekanntensten Instrumentalsolisten ihrer Zeit. Ich glaube, dieses Argument war nicht nur clever - es entsprach auch der Wahrheit. Gerade der Wechsel in der Werksauffassung im Laufe von Jahrzehnten macht Tonaufnahmen ja so interessant.


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    Dann kam die sogenannte "Klassikkrise"
    (es war in Wahrheit keine - die Großkonzerne konnten lediglich die Erfolge des "Turbokapitalismus" nicht auf den Klassikmarkt übertragen - und scheiterten mit etlichen gigantomanischen Projekten und an gigantischen Gagenforderungen ihrer "Topstars")


    HÄNSSLER konnte einige namhafte Künstler unter sein Dach holen und mit ihnen erfolgreich punkten, so beispielsweis der von EMI fallengelassene Sir Roger Norrington und von Philips verabschiedete Neville Marriner. Ersterer entwickelte sich zum Stardirigenten des Labels und formte sein neues Orchester , das RSO Stuttgart zu einem internationalen Spitzenorchester mit wiedererkennbarem Klang


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    Daß er (und sein neues Label Hänssler) es wagten gegen seine durchaus etablierten bisherigen HIP-Aufnahmen anzutreten kann man je nach Standpunkt als Verzweiflungstat, tollkühn, oder gesunde Gelassenheit, gepaart mit realistischem Selbstwertgefühl, einstufen.
    Der Erfolg gibt jenen Recht, die letzteres vermuteten.
    Norrington ist für Hänssler das, was Solti dereinst für DECCA war: Ein Aushängeschild mit schaumgebremstem Charisma.


    Ein Plattenlabel, welches sich am Markt etablieren will, kann jedoch schwer mit einem Dirigenten das Auslangen finden, und so hat sich Hänssler etlicher herangezogen oder zugekauft.
    Dieser Thread soll das Label ein wenig in den Focus stellen (wie ja der Titel schon sagt - Aufnahmen die Euch beeindruckt haben, oder die Ihr für interessant findet, können hier Erwähnung finden - ungeachtet anderer Spezialthreads...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....




  • Eine der verdienstvollsten Ausgrabungen der letzten Jahre geht auf das Konto von Haenssler - zumindest als Herausgeber einiger Orchesterwerke auf CD:




    Charles Koechlin



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    SWR Vokalensemble, RSO Stuttgart, Heinz Holliger





    Die letzte Aufnahme von sinfonischer Musik ist auch schon ein paar Jahre her. Eine Fortsetzung wäre wünschenswert - da gibt es noch einiges zu entdecken. Neueren Datums sind Einspielungen mit Kammermusik.



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  • Neben Rilling und Norrington sollte ein dritter Dirigent nicht vergessen werden: Michael Gielen.


    Im bei Amazon 31 Aufnahmen umfassenden Katalog seien als besonders herausragende Einspielungen genannt:



    (beide in entsprechenden Threads von mir gewürdigt)


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Sehr löblich finde ich auch, dass Hänssler zunehmend historische Rundfunkmitschnitte vom SWR-Orchester ins Programm aufnimmt, zum Teil sehr preiswert zu bekommen.
    Dem Vermächtnis von Carl Schuricht wird somit ein sorgfältig ediertes Denkmal gesetzt. Die Mozart-CD würde ich aus wohlthats´Kruschelkiste jederzeit wieder mitnehmen! Bruckners Neunte als Liveaufnahme hat wahrscheinlich das Nachsehen im Vergleich zur berühmten Wiener Studioproduktion, aber ich höre sie gerade und sie gefällt mir momentan besser, als ich sie in Erinnerung hatte. [das Blech tönt mir in diesen ungünstigen akustischen Umständen allerdings etwas zu direkt.]


  • Hallo,
    mir ist aufgefallen, dass jpc offensichtlich eine Hänssler-Verramsch-Aktion am Laufen hat(te).
    So habe ich Ende Dezember folgende Schnäppchen erstehen können und bin begeistert:
    Doppel-CD Sylvain Cambreling mit dem SWR Sinfonieorchester: Berlioz (Romeo et Juliette) und Messiaen (L'Ascension) für 3,99.
    Weiterhin



    für 9,99


    und schließlich



    für 19,99.


    Ich habe keine Ahnung, was diese Preispolitik soll, aber was soll's...


    Liebe Grüße


    stamm

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • ZU erwähnen wäre hier noch Norringtons Mozart-Serie; nach den Schnippseln und dem einen oder anderen, das ich bislang im Rundfunk gehört habe, könnte mich das interessieren:


    W. A. Mozart:
    Symphonien Nr. 8, 12, 16, 19, 22, 25, 28, 29, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 38,
    39, 40, 41


    RSO Stuttgart, Roger Norrington
    Live 2006


  • Aus der Bach-Edition finde ich weniger als Rillings (obwohl die Passionen aus den 90ern wirklich sehr gut sind, nicht zuletzt die Solosänger) einige andere Aufnahmen hervorhebenswert:


    zB eher seltene Cembalosachen mit Robert Hill und bekannte Stücke mit Koroliov auf dem modernen Flügel (ebenfalls Inventionen und Goldberg, der Rest bei Tacet):



    Gielen wurde schon genannt, besonders möchte ich hier die Mahler-Aufnahmen unterstützen


    Die Aufnahmen Thomas Feys mit Haydn (auch etwas Beethoven und Mozart) sind nachvollziehbarerweise nicht unumstritten, aber m.E. doch hörenswert:




    Aus der historischen Schiene habe ich noch gar nichts gehört, interessiert mich momentan eher weniger.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Der Bach iPOD ist ebenfalls eine innovative Idee von Hänssler: iPOD Classic plus gesamtem Bach für unterwegs! Also insgesamt 175 Stunden Musik, die digitale Bach-Edition mit den kompletten Werken Bachs. Bach in der Jackentasche in der Grösse eines Handys. Darüberhinaus Platzreserven für weitere Aufnahmen von Bach und Werke anderer Komponisten. Der Bach iPOD bedeutet mobiles Hören der Werke Bachs.


    Danke Hänssler und danke Steve Jobs/Apple für diese Innovation!
    Ein Quantensprung gegenüber der stationären Hifi Anlage ...

    Bach iPOD

    :):):)

  • Sachen gibt's, die gibt's nicht.


    Wer's braucht. :beatnik:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões