Matti Salminen – Baßwunder aus Finnland

  • An der Stelle des Videos war ich noch nicht nicht. Ich hatte mir nur mal eben die Mannesszene angeschaut und angehört. Im Vergleich mit der Platte geht da natürlich die Post ab. Gleichfalls nahm ich mir die von Hans genannte "Götterdämmerung" nach langer Zeit wieder einmal vor und blieb etwas ratlos zurück. Ich hatte seinerzeit in Dresden die konzertante Aufführung besucht, die sich an die Einspielung anschloss. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann machte er durch seine Jugend als Hagen großen Eindruck. Er war nicht das stimmlich gepanzerte Schlachtross. Er versuchte sich mit einem intellektuell gefärbten Konzept. Das finde ich nun nicht so wieder. :( Vielmehr fallen mir viele Ungenauigkeiten auf. Die Höhe, die auch Hagen hat, ist gepresst und unsauber. Es gibt auch einige Ausspracheschnitzer, die hätten korrigiert werden können. Eingedenk der Tatsache, dass es sich um ein Rollendebüt handelt, ist die Leistung durchaus sehr respektabel. Ich kann also gut nachvollziehen, warum Hans diesem Hagen soviel abgewinnen kann. Jetzt will ich noch nachhören, was Salminen als Fafner hermacht. Es ist mir in der "Götterdämmerung" wieder sehr bewusst geworden, dass dieser "Ring" nicht der meine ist. :(

    Lieber Rheingold, das ist interessant! Gerade habe ich mir die Gibichungenhalle wieder vorgenommen, um zu hören, ob ich Deine Kritikpunkte ausmachen kann. Vielleicht lohnt es sogar, hier einen Gesprächsfaden zu dieser Aufnahme zu eröffnen. Aber ich bin natürlich parteiisch, weil ich diese Aufnahme sehr liebgewonnen habe. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Ich habe Saminen ab Beginn der 90er Jahre oft und gerne live erlebt und muss gestehen, dass er in Partien wie Hagen, Osmin, Boris bis heute für mich unerreicht geblieben ist. Als Gurnemanz, Fasolt, König Marke oder Filippo II habe ich auch andere hervorragende Interpreten erlebt, aber auch hier gehört Salminen für mich in die absolute Spitzengruppe.

  • Jetzt will ich noch nachhören, was Salminen als Fafner hermacht.

    Da fand ich ihn insbesondere im "Rheingold" teilweise überwältigend, etwas die zu hörende maßlose Gier im "Hierher!"

    Ich bin nicht der allergrößte Salminen-Fan. Das liegt womöglich auch daran, dass ich ihn vornehmlich in der späten Phase seiner Karriere gehört habe. Egal, was er singt, es gibt für mich immer Sänger, die mir besser gefallen. Eine Rolle, in der nur er glänzt und unerreicht ist, kenne ich nicht.

    Ich habe ihn zwar in den letzten Jahre auch noch erlebt, wo die Stimme schon nciht mehr so toll war, dennoch fand ich Stimme und Bühnenpersönlichkeit bis weit in dieses Jahrtausend hinein wirklich überwältigend. Er ist stimmlich sicherlich der eindrucksvollste Osmin und Kaspar, den ich je live hatte, sein Dresdner Marke 1995 war ebenfalls eine Top-Leistung in dieser Rolle und auch sein König Philipp 1992/93 in Berlin war die Live-Topleistung, die ich in dieser Rolle erleben durfte.

    Ich habe Saminen ab Beginn der 90er Jahre oft und gerne live erlebt und muss gestehen, dass er in Partien wie Hagen, Osmin, Boris bis heute für mich unerreicht geblieben ist. Als Gurnemanz, Fasolt, König Marke oder Filippo II habe ich auch andere hervorragende Interpreten erlebt, aber auch hier gehört Salminen für mich in die absolute Spitzengruppe.

    Hagen und Boris war überwältigend und ideal, ich hatte live nie annähernd einen ähnlich überzeugenden Interpreten (In beiden Rollen erlebte ich live zum Beispiel auch Hans-Peter König, der das zweifellos auch gut sang, aber eben nicht mehr). Als Gurnemanz war der mir nach Siegfried Vogel und noch vor Kurt Moll und René Pape der zweitliebste. Als Fasolt der liebste, obwohl Pape auch ein grandioser Fasolt war.


    Ich finde dieses Sängerprotrait einfach hinreißen, so hinreißend, wie ich dutzendfach diesen Ausnahmesänger erleben durfte. Gerade als Hagen in der Deutschen Oper Berlin hatte ich ihn zwischen 1992 und 2012 mehr als 10 Mal, sicher nicht ummer gleich gut, aber noch 2012 eindrucksvoll und mit einem großen Abend.


    Ich war froh, die Mannenszene dieser Inszenierung in dieser Qualität noch einmal nachsehen zu können. Eine offizielle Aufzeichnung des Friedrich-Tunnel-"Rings" gibt es ja leider nicht.


    P.S.: Die kritische Anmerkung von Salminen über sein Hagen-Debüt auf Schallplatte kommt übrigens unmittelbar vor den Probenszenen aus der Deutschen Oper Berlin.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich kann mich den Worten des Melomanen und des Stimmenliebhabers nur anschließen. Wer möchte, kann sich gerne an Salminens Aussprache stören oder andere Kritikpunkte anführen. Mir geht es weniger um die Perfektion eines Sängers als viel mehr um das Gesamtpaket. Und das war bei Salminen einzigartig. Ich habe seit 1986 keinen besseren Hagen gehört und bin glücklich, ihn bis zu seinem Pogner im April in sehr vielen Rollen live erlebt zu haben.

  • Ich selbst durfte Salminen bereits als Fasolt oder Fafner (ich weiß es leider nicht mehr genau) im "Rheingold" an der Semperoper erleben (2008).

    Dort habe ich ihn 2008 ebenfalls im "Ring" erlebt, und zwar als Fasolt (ist ja auch die bedeutendere Partie als der Fafner) und als Hagen - er sang damals auch den Hunding, aber da war ich nicht drin.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ja, es war der Fasolt. Als ich das 2009 tippte, konnte ich als Wagner-Anfänger wohl noch gar nicht recht unterscheiden zwischen den beiden eigentlich sehr unterschiedlichen Riesen. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ist das Zufall, dass der thread heute nach langer zeit wieder mal hochgepoppt ist?


    Ich frage, weil eine englische Operntratschtante heute mal wieder einen offenbar dämlichen Schnellschuss abgegeben hat.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Nein, das ist kein Zufall. Ich wurde heute am frühen Abend mit diesem Gerücht von gleich zwei Seiten konfrontiert und es hat mich sehr betroffen gemacht und zur Beschäftigung mit dem Künstler angeregt. Freilich habe ich mich gehütet, hier zu konkret zu werden. Umso mehr freut es mich, dass sich das Ganze als Ente entpuppt hat.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"