Jacques Offenbach "La Périchole"

  • Am Samstag, dem 19. September bringt Deutschlandradio Kultur Offenbachs Operette "La Perichole" in einer Neuproduktion aus Dresden:


    19. September 2009 - 19.05 Uhr
    Studio Lukaskirche Dresden
    Aufnahmen vom 18./19.8.2009


    Jacques Offenbach
    "La Périchole",

    Opéra-bouffe in zwei Akten
    Text von Ludovic Halévy und Henri Meilhac
    Neue deutsche Übersetzung von Peter Ensikat


    Sabine Brohm - La Périchole
    Ralf Simon - Piquillo
    Gerd Wiemer - Don Andres, Vizekönig von Peru
    Bernd Könnes - Graf Panatellas
    Marcus Günzel - Don Pedro
    Jessica Glatte - Guadalena/Manuelita
    Elke Kottmair - Berginella/Frasquinella
    Tanja Höft - Ninetta/Mastrilla
    Annegret Reißmann - Bramdilla
    Frank Ernst - 1. Notar
    Christian Grygas - 2. Notar
    Mirko Poick - Tarapote
    Dietrich Seydlitz - Der alte Gefangene
    Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden
    Musikalische Leitung: Ernst Theis


    Die Werke Jacques Offenbachs, des Erfinders der Operette, stehen schon seit einigen Jahren neben den Werken von Johann Strauß im Zentrum des Spielplans der Staatsoperette Dresden. Dabei richtet das Ensemble in der Umsetzung sein besonderes Augenmerk auf die satirische Hintergründigkeit der Operetten des sogenannten "Mozart der Champs-Elysées", die nach wie vor aktuell sind. Nach der Neuinszenierung der Opéra-bouffe "La Périchole" im vergangenen Herbst wird nun gemeinsam mit MDR, DKultur und cpo aus der Studioproduktion in der Lukaskirche Dresden eine CD entstehen.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hier sei noch auf die CD-Referenzaufnahme dieser Offenbach-Operette hingewiesen, die bei Erato erschienen ist:



    Jacques Offenbach (1819-1880)
    La Perichole


    Künstler: Crespin, Vanzo, Bastin, Friedmann, Trigeau,
    Strasbourg PO,
    Dirigent: Alain Lombard
    Label: Erato , ADD, 76 - 2 CDs


    auch als Querschnitt zum Budget-Preis erhältlich (Label: Apex), gleiche Besetzung.



    Hörproben gibt es bei jpc.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • In diesen Tagen ist mir auf den Internet-Seiten von jpc eine mir bis dato unbekannte Aufnahme der Operette - zum annehmbaren Preis - aufgefallen, die ich sofort bestellt habe:



    Jacques Offenbach (1819-1880)
    La Perichole

    Elodie Mechain, Antonio Pereira, Paul Medioni, Mylene Mornet, Cecile Besnard, Anne Royer,
    Orchestre Ostinato,
    Dirigent: Jean-Pierre Tingaud
    Label: Mandala , DDD, 2000
    * 2 CDs


    Das Label "Mandala" war mir vorher nur durch sündhaft teure Gitarren-Aufnahmen bekannt. Jetzt wurden die Preise jedoch radikal heruntergesetzt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Harald,


    ich habe vor, mir demnächst eine CD von "La Perichole" anzuschaffen. Bei Amazon habe ich noch diese gefunden:



    Aufgrund der Hörproben ist mir aufgefallen, dass das Sängerpaar in dieser Version kindlicher oder gar kindischer singt, als in der CD von ERATO. Möglicherweise kommt dies der Absicht des Komponisten sogar näher, aber ich finde, die ERATO-Version ist insgesamt brillanter.


    Von der MANDALA CD gibt es bei jpc leider keine Hörproben, so dass ich jetzt nicht weiß, für welche CD ich mich entscheiden soll.


    Gerne werde ich mich nach getätigtem Kauf nochmal zu diesem Thema melden.


    Viele Grüße
    Uwe

  • Der Festspielsommer im Fernsehprogramm von 3sat bringt am 6. Juni 2010 eine Neuinszenierung der Operette aus der Komischen Oper Berlin - live und in Farbe:


    Sonntag, 6. Juni 2010 - 20:15 - Festspielsommer in 3sat:
    (Live zeitversetzt)



    La Périchole
    Opéra-bouffe von Jacques Offenbach

    Aus der Komischen Oper Berlin


    Darsteller:
    Périchole Karolina Gumos
    Piquillo Johannes Chum
    Don Andrès Roger Smeets
    Graf Miguel de Panatellas Peter Renz
    u.a.
    Deutsche Textfassung von Bernd Wilms
    Libretto: Henri Meilhac und Ludovic Halé
    Orchester: Komische Oper Berlin
    Musikalische Leitung: Markus Poschner
    Inszenierung: Nicolas Stemann


    Zitat

    Peru im 18. Jahrhundert: Die verarmte Bevölkerung spielt dem König ein vermeintlich glückliches Volk vor. Doch auf Dauer lässt sich die Wirklichkeit nicht leugnen. Als die Straßensängerin Périchole auftritt und ihrem Unmut freien Lauf lässt, bröckelt die schöne Fassade. Der König, betört von so viel Ehrlichkeit, möchte die hübsche Querulantin unbedingt erobern.
    Im Mittelpunkt von Jacques Offenbachs Operette "La Périchole" ("Die Straßensängerin") steht die ironische Betrachtung gesellschaftlicher Zustände im Peru des 18. Jahrhunderts. Nicolas Stemann, gefeierter Schauspielregisseur, gibt mit dieser Satire sein Musiktheaterdebüt und zeigt Jacques Offenbach als Meister des politischen Unterhaltungstheaters. Für die musikalische Leitung kehrt Markus Poschner, seit drei Jahren Generalmusikdirektor in Bremen, an die Komische Oper Berlin zurück. In den Hauptrollen sind unter anderen Karolina Gumos und Roger Smeets zu sehen und zu hören.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    vielen Dank für den Tip. Ich werde mir die Sendung auf alle Fällle ansehen bzw. aufzeichnen. Zu einem CD- Kauf, den ich in meinem Beitrag vom Januar angekündigt hatte, ist es bei mir allerdings nicht mehr gekommen, da ich inzwischen eine Radio-Sendung des Schweizer Rundfunks (DRS 2) mitgeschnitten habe. Diese war allerdings bereits im Februar und ich hatte leider vergessen, hier im Forum darauf hinzuweisen.


    Die Radiosendung war übrigens ein Live-Mittschnitt einer Theateraufführug aus Lausanne in französischer Sprache und ich fand sie sehr gut. Inzwischen halte ich La Perichole für eine der besten Offenbach-Operetten, gleich nach Orpheus und Helena.


    LG


    Uwe
    :hello:

  • Die wichtigste Einspielung der Périchole ist wohl diejenige mitTeresa Berganza.



    Die Crespin - ich habe die LP mit ihr - hat natürlich auch ihren Stellenwert.


    Trotzdem weiß nicht, weshalb man aus den letzten Ecken Besetungslisten hervorgekram und anpreist, wenn man die wichtigste Einspielung einfach übersieht oder gar nicht kennt. :no: :no: :no:


    :angel:
    Engelbert

  • Zitat

    Original von Engelbert
    Die wichtigste Einspielung der Périchole ist wohl diejenige mitTeresa Berganza.


    Schon wieder so eine Absolut-Aussage, die bei genauer Betrachtung nichts als eine sehr subjektive Einzelmeinung darstellt.

    In letzter Zeit stelle ich bei Tamino vermehrt fest, dass einzelne Personen ihre persönlich favorisierten Aufnahmen der Allgemeinheit als Non-Plus-Ultra aufzudrängen versuchen. Wozu eigentlich?
    Die Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich, im musikalischen Bereich besonders. Da nützen sämtliche Beschwörungsformeln nichts.


    Bitte nicht als persönlichen Angriff werten. Ich habe nur sachlich festgestellt.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Engelbert
    Die wichtigste Einspielung der Périchole ist wohl diejenige mitTeresa Berganza.


    Die braucht man nicht anzupreisen (es sei denn, man bekommt Provision) die steht bei Saturn ohnehin in der ersten Reihe neben den neuen CDs von A.S.Mutter und A. Bocelli - dazu braucht der Operettenfreund kein Forum.



    Zitat

    Trotzdem weiß nicht, weshalb man aus den letzten Ecken ..... anpreist


    Sollte sollte mit der "letzten Ecke" das Théâtre Imperial de Compiègne gemeint sein, das ich oben erwähnte, bin ich nicht der Einzige, der das empfiehlt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Liebe Forianer


    Ich hatte im Thread bisher keine Empfehlung ausgesprochen, sondern gerügt, dass die Einspielung mit der Berganza fehlte und mitgeteilt, dass ich die LP mit der Crespin besitze. Meine Empfehlung hole ich aber hiermit nach.


    Für den Fall, dass etwas zu bewerten ist, lässt unser Zahlensystem es zu, Plätze zu nummerieren.


    Meine Wahl:


    Platz 1
    EMI: Berganza – Carreras – Bacquier


    Platz 2:
    ERATO (damals): Crespin – Vanzo – Bastin


    Weitere Plätze werden von mir in anstehendem Fall nicht vergeben.


    Die erwähnten LP-Kassetten kamen ENDE der siebziger Jahre gleichzeitig auf den Markt. Die Entscheidung, welche er nehmen soll, fiel dem Konsumenten schon damals schwer. Musikalisch gesehen dürften beide gleichwertig sein. Das eine Produkt kommt aus Toulouse und das andere aus Straßburg. Plasson und Lombard haben das gleiche Schwergewicht. Der Fan wird sich, wenn er auf den Preis nicht acht hat, auf die Besetzung konzentrieren. Hier dürfte das Pendel zu Gunsten von Carreras ausschlagen, weil man diesen in französischen Einspielungen nur selten antrifft. Bei der Berganza spricht dafür, dass sie dem iberoamerikanischen Naturell darstellerisch etwas näher kommen dürfte, als die Crespin. Bei den Diven belegt die Crespin gesanglich einen Sopran und die Berganza einen Mezzosopran. Ich treffe zwischen diesen beiden Besetzungen für mich keine Einzelentscheidung, sondern werde beide besitzen.


    Die Einspielung mit Markevitch ist mir zu alt und die Namen der Sänger habe ich noch nie gehört, sehe das aber auch nicht als Versäumnis an.


    Das Theater von Compiègne ist mir durch zwei DVDs bekannt, das Haus und die akustischen Gegebenheiten wirken auf mich extrem renovierungsbedürftig. Zu den DVDs es gibt keine Beilagen. Als CD habe ich nur die Einspielung des Labels Cascavelle von Gretrys 'La jeunesse de Pierre Le Grand', die weder zu loben noch zu tadeln ist.


    Ein Grund mich mit dem vollkommen unbekannten Label Mandala und mit völlig unbekannten Namen einer Life-Einspielung auseinanderzusetzen besteht für mich nicht, wenn ich genau so gut zwei klassischen – im Kollektivbewusstsein der Fans verankert – den Zuschlag geben kann.



    Am Rande sei noch vermerkt, dass in der Oper von Hermann Reutter 'Die Brücke von San Luis Ray' Die Partie der Périchole von Gerda Scheyrer gesungen wird.


    :P


    Um Siegfried zu widersprechen – ich glaube nicht, dass ich eine Einzelmeinung vertrete, sondern mache nichts anderes, als nach mathematischen Gesichtspunkten die Vorzüge und Nachteile zweier Favoriten gegeneinander aufzurechnen und lasse dem Geschmack des Einzelnen breiten Spielraum.


    Die Einsprüche von Harald halte nicht nicht für diskussionsfähig. Was haben Frau Mutter und Herr Bocelli damit zu tun, dass die Einspielung mit Teresa Berganza nicht ins TAMINO gehört? Wie Saturn seinen Wühltisch organisiert ist Sache seines Fachverkäufers, sollte aber nicht als Anleitung dienen, uns eine bedeutende Aufnahme zu verschweigen.


    Mit freundlichen Grüßen
    :angel:
    Engelbert

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Der Festspielsommer im Fernsehprogramm von 3sat bringt am 6. Juni 2010 eine Neuinszenierung der Operette aus der Komischen Oper Berlin - live und in Farbe:
    Sonntag, 6. Juni 2010 - 20:15 - Festspielsommer in 3sat:
    (Live zeitversetzt)
    La Périchole
    Opéra-bouffe von Jacques Offenbach


    Die habe ich mir gestern angesehen,aber nach einer Stunde abgeschaltet.
    Es war mir zu langweilig.Musikalisch war nicht viel los (daran war Offenbach schuld) und die Regie war auch nicht so toll.Das Bühnenbild und die Kostümierung war albern.Liefen drei Damen anfangs als "Bifi"- Würstchen herum,tolle "Bifi"-Reklame als minutenlange Schleichwerbung.Der Chor mit Papp-"Smilies" vor den Gesichtern.Und dann noch der Arbeiterführer mit roter Fahne,der ständig nervte,weil er "Arbeiter!" dazwischenrief.
    Alles in deutscher Sprache,wie man es von der Komischen Oper Berlin gewohnt ist.Das fand ich gut,aber die (modische,ja nicht moderne sondern modische) Inszenierung gefiel mir nicht.Ich hatte mir von dieser Aufführung mehr versprochen,meine Erwartungshaltung war wohl zu hoch.

    mfG
    Michael

  • Zitat

    Original von Schneewittchen


    Die habe ich mir gestern angesehen,aber nach einer Stunde abgeschaltet.
    Es war mir zu langweilig.Musikalisch war nicht viel los (daran war Offenbach schuld) und die Regie war auch nicht so toll.Das Bühnenbild und die Kostümierung war albern.


    Na, dann habe ich ja vermutlich nichts verpasst, denn ich hatte einfach vergessen zu programmieren.
    Vielleicht sollte ich mir doch mal wieder meine "Perichole" anhören (Berganza-Carreras), die auch von Engelbert schon erwähnt wurde.


    :hello:
    Jolanthe

  • Ich habe die Sendung bereits nach einer halben Stunde abgeschaltet und sogar die Aufzeichnung abgebrochen, denn ich will mir das auch später nicht mehr ansehen. In meinen Augen war das Regietheater, ich fand diesen Arbeiter mit der roten Fahne genauso nervig wie Schneewitchen und Einfälle wie das Inkognito des Vizekönigs im Kostüm eines Müllwerkers mit Pappkrone auf dem Kopf, damit das dumme Publikum ja mitkriegt, dass es sich um den Vizekönig handelt, fand ich einfach blöd.


    Zitat

    Original von Schnewittchen:
    Musikalisch war nicht viel los (daran war Offenbach schuld)


    Dass Offenbach daran Schuld war, dass musikalisch nicht viel los war, glaube ich nicht, obwohl ich ja nur eine halbe Stunde zugeschaut/-gehört habe, denn ich halte La Perichole für eine von Offenbachs großen Operetten. Es lag wohl eher daran, dass der Dirigent sich zu sehr den Vorstellungen des Regisseurs unterordnete, was ja im Vorspann auch zur Sprache kam. Meines Erachtens wurde die Musik lieblos heruntergespielt und -gesungen.


    Für mich wieder einmal ein Beispiel, wie man Operette, vor allem dann, wenn man mehr hineininterpretieren will, kaputt machen kann. Im Übrigen schien mir der Applaus des Publikums, zumindest in dieser ersten halben Stunde, doch sehr verhalten gewesen zu sein.


    X(Uwe

  • Jacques Offenbach (1819-1880)


    La Périchole


    Die Straßensängerin


    Opéra Bouffe in drei Akten und vier Szenen


    französisch gesungen


    Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
    nach einer Vorlage von Prosper Mérimée



    Uraufführung am 6. Oktober 1868 am Théâtre des Varietés, Paris




    Charaktere:


    Don Andrès de Ribeira, Vizekönig von Peru
    La Périchole, Straßensängerin
    Piquillo, Straßensänger
    Graf Miguel de Panatellas, Oberster Kammerherr
    Don Pedro de de Hynoiosas, Gouverneur der Stadt Lima
    Marquis de Tarapote, Kanzler
    Guadalena, erste Cousine
    Verganella, zweite Cousine
    Mastrilla, dritte Couisine
    Manuelita, erste Hofdame
    Ninetta, zweite Hofdame
    Bramdilla, dritte Hofdame
    Frasquinnella, vierte Hofdame
    Marquis de Satarem, alter Gefangener (Sprechrolle)


    Das Geschehen spielt in Lima (Peru) im 18. Jahrhundert



    HANDLUNG


    Erster Akt:


    So wie vielen königlichen Machthabern zur Absicherung ihrer Regierungszeit daran gelegen ist, die allgemeine Gemütsstimmung der Bevölkerung vor Ort zu erfahren, ergeht es auch Don Andrès de Ribeira, seines Ranges Vizekönig von Peru. Eine gute Gelegenheit, besonders mit den weiblichen Spezies auf Tuchfühlung zu gelangen, bietet sich dem immer zu amourösen Abenteuern aufgelegten Souverän an seinem Namensfest, den die Einwohner von Lima vor dem Gasthaus der „Drei Cousinen“ ausgiebig zu feiern pflegen. „Im Wein liegt Wahrheit“! An diesem Tag wird diese Tugend ans Licht gezerrt und aus der Staatskasse subventioniert, die danach so ausgeschöpft ist, dass man den Boden der Kassette erkennen kann.


    Als Doktor verkleidet mischt der Vizekönig sich unter das Volk, denn er möchte hauptsächlich Gutes über seine Person und seinen Stil erfahren. Don Panatellas, sein Kammerherr und Don Pedro, der Gouverneur von Lima, haben durch angeheuerte Beifallspender Vorsorge getroffen, dass Don Andrès angenehm berührt sein muss und vorwiegend Positives an ihn herangetragen wird. Was beglückt einen Herrscher mehr, als die spontane Bestätigung, ein Goldenes Zeithalter heraufbeschworen und dem Volk Glück und Segen beschert zu haben? Wenn der König sich in Zufriedenheit sonnt, darf der Pöbel sich bis zum Umfallen betrinken. Nun hat Jacques Offenbach der Wahrheit das Mäntelchen der Ironie umgehängt. Die Untertanen lassen es an Spott nicht fehlen, aber bei Don Andrès fehlt die Bereitschaft, diesen als solchen zu identifizieren


    Zwei Straßensänger, Piquillo und Périchole, die von außerhalb kommen, sind ebenso betrübt wie ausgehungert, denn mit ihren frivolen Liedchen erzielen sie so gut wie keine Resonanz, obwohl „hop la, hop lal“den Theaterbesuchern von heute gerade diese Einlagen ganz besonders entzücken. Eine kleine Gruppe von Akrobaten stiehlt dem Gesangsduo die Schau. Gern möchten die beiden heiraten, aber die Hochzeit – weil nicht finanzierbar – liegt noch in weiter Ferne. Weder die schmissige „Ballade vom Spanier und der Indianerin“, noch die „Geschichte vom Maultiertreiber und dem kleinen Mädchen“ finden Anklang. Das waffenklirrende Marschlied interessiert schon gar nicht, denn jetzt will man trinken und nicht kämpfen. Zudem ist Périchole müde und der Partner entfernt sich, um separat an anderer Stelle vielleicht doch noch eine kleine Einnahme zu erzielen.


    Der Vizekönig kommt zufällig vorbei, sieht die Schlummernde am Wegrand und kann den Blick von solcher Fülle weiblicher Anmut nicht abwenden. Er wählt den kürzesten Weg, um ans Ziel zu kommen und lädt die Schönheit nach gewohnter Manier zum abendlichen Souper ein. Die Kleine hat eigentlich immer Hunger, und warum sollte sie ablehnen, was ihr mit freundlicher Grimasse angeboten wird. Mit blutendem Herzen ist ein Abschiedsbriefchen an Piquillo schnell geschrieben und wird beim Nachbarn hinterlegt. In wohlgesetzten Worten ist in dem Papierchen zu lesen, dass Perichole schwört, ihren Piquillo von ganzem Herzen zu lieben. Wörtlich heißt es: „O mon cher amant, je te jure que te j'aime de tout mon coeur. Mais, vrai, la misère est trop dure. Et nous avons trop de malheur! Tu dois le comprendre toi-même.“ Perichole erläutert, es sei nicht zu übersehen, dass ihr Pech zu groß sei, was er selbst auch festgestellt haben dürfte. So sehr sie ihn auch liebe, sei es besser, einstweilen getrennt zu marschieren. Man kann nicht länger lieb und nett zu einander sein, wenn das tägliche Brot fehlt; die Liebe stürbe schließlich an Auszehrung. Das seien schlimme Dinge, die sie aber sagen muss. Sie wird ihn immer anbeten, und er kann weiterhin auf ihre Liebe zählen. Sobald die Dinge sich zum Vorteil wenden, wird sie wieder zu ihm stoßen, aber im Moment mache der Weg an seiner Seite sie noch verrückt.


    Der Vizekönig ist ein Mensch, der schnell zu begeistern ist. Das Mädchen hat Geist und Witz und sieht dazu unverschämt gut aus – alles Eigenschaften, die ausreichen, um sie zur Ehrendame der Vizekönigin zu erklären. Im Moment hat der Verliebte völlig vergessen, dass die Gemahlin kürzlich verstorben ist. In der Krypta der Kathedrale von Lima hat sie ihre letzte Ruhe gefunden, und es ist jedem Einwohner anheim gestellt, zu den Öffnungszeiten Blumengrüße zu deponieren.


    Das abendliche Diner mit dem Vizekönig hat Périchole gut getan: „Ah quel diner je viens de faire! Ah quel vin extraordinaire! J'en au tant bu... mais tant et tant,“ Sie bestätigt, dass sie gut gegessen und der edle Wein es ihr angetan hat. Sie hat davon getrunken, noch und noch.


    Eine Hürde ist jedoch noch zu überwinden. Eine Ehrendame der Königin hat aus moralischen Erwägungen verheiratet zu sein. Es gibt ein geschriebenes und ungeschriebenes Gesetz, dass die formelle Geliebte des Königs einen toleranten Ehemann vorzeigen muss. Die öffentliche Meinung will es so und ihr hat der Herrscher sich zu beugen. Also muss das Objekt der königlichen Begierde auf das Schnellste verheiratet werden.


    Piquillo ist an den Ort zurückgekehrt, an dem er die liebe Gefährtin zurückgelassen hat. Der bedrückende Abschiedsbrief beschleunigt seinen Entschluss, sich aufzuhängen. Doch eine solche Verzweiflungstat lassen die Feiernden nicht zu und schneiden den nach Atem ringenden sofort wieder vom Ast. Die drei Cousinen bemühen sich, mit Küssen und Schnaps die Lebensgeister wieder munter zu machen, was auch gelingt, doch das Bewusstsein bleibt im Moment noch eingenebelt. Schnell sind drei Advokaten – auch nicht mehr ganz nüchtern - herbeigerufen, welche die Trauung von Piquillo und Périchole an Ort und Stelle unter der Aufsicht von Don Miguel vornehmen. Zunächst wollte Perichole die Zustimmung verweigern, doch als sie sieht, dass der neue Ehemann ihr Wunschkandidat ist, machte ihr Herz einen Luftsprung. Unverhofft ist sie ans Ziel ihrer Wünsche gelangt, und noch preiswert dazu. Das Schicksal meint es gut mit ihr. Piquillo stimmt das Duetto du mariage an: „Je dois vous prevenir, Madame, en bon époux, one j'aime fort une autre femme.“ Im Scherz warnt er seine Frau, dass er als guter Ehemann intensiv eine andere liebe. Bis jetzt hat Piquillo noch keine Ahnung, wen er tatsächlich geheiratet hat, denn die Braut war tief verschleiert. Letzteres ist ihm auch egal, die Abfindung war jedenfalls üppig. Don Andrès hat ebenfalls keine Ahnung, dass das frisch gebackene Paar bereits in Liebe miteinander verbunden war.


    Zweiter Akt:


    Nachdem am folgenden Morgen die Hofdamen und der oberste Kammerherr ihren Rausch ausgeschlafen haben, werden sie sich bewusst, was sie in der Nacht durch Unvernunft angerichtet haben. Ein Straßenmädchen bekleidet nun das Hofamt der königlichen Mätresse und ist gleichzeitig ihre Herrin.


    Erschrocken und ratlos laden sie ihren Spott auf Piquillo ab, der sich zunächst erst einmal zusammenreimen muss, was während seiner geistigen Abwesenheit abgelaufen ist. Man begegnet dem vornehm Eingekleideten mit einer Mischung aus Arroganz und Unterwürfigkeit und versucht, sich einzuschmeicheln. Die neue Umgebung ist dem Entertainer suspekt und er beschließt, das Terrain sofort wieder zu verlassen, sobald er seine frisch Angetraute dem Vizekönig formell vorgestellt hat. Piquillo hat nicht die geringste Ahnung, dass die Verschleierte Périchole ist, die er dem Mächtigeren abtreten soll. Maßlos wütend beschuldigt er sie der Treulosigkeit, als er mit den unbequemen Tatsachen konfrontiert wird. Ihr gelingt es nicht, den Rasenden zu besänftigen. Der Betrogene randaliert und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt wird er ins Gefängnis geworfen und landet in der Zelle für 'widerspenstige Gatten'.


    Dritter Akt,


    Périchole lässt ihren lieben Mann nicht im Stich und besucht ihn im Gefängnis. Sie erklärt ihm ihre Liebe und beteuert, ihn niemals betrogen zu haben. Sein Gemüt ist besänftigt und die Geschmähte ist noch einmal ohne Prügelstrafe davongekommen. Périchole versucht, den Gefängniswärter zu bestechen, gerät aber an den Falschen. Es ist nämlich niemand anderes, als Don Andrès, der sich einen falschen Bart angeklebt hat, um seinem geliebten Volke unerkannt ganz nahe sein zu können. Jetzt wird die Fidelio-Verdächtigte auch noch angekettet, erhält aber die Option, wenn sie Reue zeigt und Besserung verspricht und die Erkennungsmelodie trällert, wieder frei gelassen zu werden.


    Doch Glück und Zufall helfen den beiden aus ihrer verzweifelten Lage. Ein anderer 'widerspenstiger Gatte' war vor zwölf Jahren ebenfalls eingesperrt worden und hat sich mit dem Taschenmesser einen Gang gegraben, der zufällig genau zur Zelle der beiden Liebenden führt. Der 'Graf von Monte Christo' wie er sich nennt, befreit sie von ihren Fesseln. Périchole singt die 'Erkennungsmelodie' die den Vizekönig erwartungsvoll herbei lockt. Ihn in gemeinsamer Anstrengung zu überwältigen ist kein Problem. Die Gefangenen nehmen ihm die Schlüssel ab und sperren ihn ein. Der Überraschte hat nun eine ganz neue Saite seiner lieben Untertanen kennen gelernt.


    VERWANDLUNG


    Das Musikantenpaar, nun wieder frei, ist unschlüssig, wohin es sich wenden soll und landet wieder vor der 'Schenke der drei Cousinen'. Die Polizei unter der Führung Don Pedros und und Graf Pantanellas sind zu ungeschickt, um die Gesetzesbrecher zu greifen bis diese sich reumütig selbst stellen. Der Vizekönig ist wütend und vom Fagott des 'Grafen von Monte Christo' begleitet, singen die beiden Ausreißer nun die Ballade 'Von der Milde des Augustus'. Die Umstehenden zollen Beifall und die Huldigung kommt an der gewählten Adresse gut an. Mit einem Großen der Antike ist Don Andrès de Ribeira noch nie in einem Atemzug genannt worden. Sein Herz ist auf Gnade eingestimmt und im Einklang mit seinem großen Vorbild folgt er dem edlen Augustus und stellt seine eigene Milde zur Schau. Périchole darf ihren Schmuck behalten und bekommt dazu noch ein Abschiedsgeschenk. Piquillo geht nicht leer aus. Der spanische Edelmut soll leben!


    Anmerkung:


    Selbstverständlich kehrt die kleine Straßensängerin an den Ort, an dem sie mit Wohltaten überhäuft wurde, zurück und lebt in intimer Beziehung aber auch in ständiger Konfrontation mit dem Vizekönig von Peru. Aus Bosheit belegt dieser sie erst jetzt (Offenbach war ein bisschen voreilig) mit dem wenig schmeichelhaften Beinamen 'La Périchole', unter dem sie zu Theater-Ruhm gelangen wird.


    Thornton Wilder hat später die Lebensgeschichte der Schauspielerin als Episode in einem schmalen Roman-Bändchen mit dem Titel „Die Brücke von San Luis Rey“ ausgewalzt. 'La Périchole' ist für Peru eine Ikone und als gefeierte Schauspielerin in die Theater-Geschichte des Landes eingegangen.


    Zweifellos gehört diese Operette zu den Meisterwerken Offenbachs. Der ungewöhnliche Schauplatz fesselt das Publikum genau so wie die spannende Erzählung, die allerdings nur fiktiven Charakter hat. Witz und Ironie werden vortrefflich in Szene gesetzt und die Pauke unterstreicht eindringlich des Volkes Stimmung auf dem Platz vor dem Lokal der drei Cousinen.


    :angel:
    Engelbert

  • Fernsehtipp für kommenden Samstag, den 3. September 2011 bei 3sat:


    20:15 Uhr 3sat - Festspielsommer


    La Périchole
    Opéra-bouffe von Jacques Offenbach

    Aus der Komischen Oper Berlin, 2010
    Darsteller:
    Périchole - Karolina Gumos
    Piquillo - Johannes Chum
    Don Andrès - Roger Smeets
    Graf Miguel de Panatellas - Peter Renz
    u.a.
    Deutsche Textfassung von Bernd Wilms
    Libretto: Henri Meilhac
    Libretto: Ludovic Halévy
    Orchester: Komische Oper Berlin
    Musikalische Leitung: Markus Poschner
    Inszenierung: Nicolas Stemann
    Fernsehregie: Andreas Morell

    Zitat

    Peru im 18. Jahrhundert: Die verarmte Bevölkerung spielt dem König ein vermeintlich glückliches Volk vor. Doch auf Dauer lässt sich die Wirklichkeit nicht verbergen. Als die Straßensängerin Périchole auftritt und ihrem Unmut freien Lauf lässt, bröckelt die Fassade. Der König, betört von so viel Ehrlichkeit, möchte die hübsche Querulantin unbedingt erobern.
    Im Mittelpunkt von Jacques Offenbachs Operette "La Périchole" ("Die Straßensängerin") steht die ironische Betrachtung gesellschaftlicher Zustände im Peru des 18. Jahrhunderts. Nicolas Stemann, gefeierter Schauspielregisseur, gibt mit dieser Satire sein Musiktheaterdebüt und zeigt Jacques Offenbach als Meister des politischen Unterhaltungstheaters. Für die musikalische Leitung kehrt Markus Poschner, seit drei Jahren Generalmusikdirektor in Bremen, an die Komische Oper Berlin zurück. In den Hauptrollen sind unter anderen Karolina Gumos und Roger Smeets zu sehen und zu hören.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe die schöne Perichole vor vielen Jahren einmal im Fernsehen gesehen und hatte mich darauf gefreut, sie nun vielleicht auf DVD aufnehmen zu können. Aber als ich den Schwachsinn gesehen habe, habe ich nach kurzer kurzer Zeit sowohl DVD-Recorder als auch Ferseher abgeschaltet. Leider waren alle Aufführungen, die in der letzten Jahren aus der Berliner Komischen Oper kamen, ebenso schwachsinnig. Aber wer sich die Wiederholung antun wil, mag es tun.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Leider waren alle Aufführungen, die in der letzten Jahren aus der Berliner Komischen Oper kamen, ebenso schwachsinnig.


    Vielleicht kann uns Amfortas08 das näher erklären?


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Was ist das für ein Scheißstück? (Originalzitat aus der Berliner Perichole)


    Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.


    (oder könnte es zumindest sein...)


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!