Maurice Ravel: Bolero

  • Hallo miteinander,


    Leider klappt es heut mal mit der Verlinkung nicht, weswegen ich so auf folgende Einspielung aufmerksam machen möchte und zwar auf die Aufnahme des Boleros mit dem Orchester Des Concerts Lamoureux unter der Leitung von Maurice Ravel persönlich. Sie ist 1937 entstanden, ist klanglich einwandfrei und dürfte eine der besten, wenn nicht die beste dieses Werkes sein.

    Es gibt sie als Philips-CD und als Vinyl in einer pinken Hülle. Beide Ausgaben sind im Moment noch bei Amazon erhältlich, die CD sehr günstig gebraucht als USA-Import.

    Ich persönlich kann jedem Liebhaber dieses Werkes raten, sich diese Aufnahme zu besorgen, beantwortet sie doch neben dem musikalischen Genuss sämtliche Fragen bezüglich Tempi, Einsätzen und Spannungsaufbau.


    John Doe

    :hello:

  • Zitat von John Doe

    Leider klappt es heut mal mit der Verlinkung nicht


    Und hier noch das ganze aus der Tube.....



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Auf dem deutsch-französischen Kultursender arte kam eine Doku zum Bolero. Wer die Sendung verpasst hat:


    In der Mediathek des arte Senders ist der 53minütige Film bis 04. März 2020 abrufbar.

    Lieber moderato,


    danke für den Tip, hatte das im TV verpaßt. Ich fand die in der Mediathek gespeicherte Doku auf alle Fälle interessant. In derartig vielen Varianten bis hin zu harter Rockmusik sind immer Interpretationen dabei, die dem persönlichen Geschmack nicht so zusagen. Dabei muß ich zugeben, daß mir einige rockige Auslegungen durchaus gefallen haben, wobei mir die Namen ihrer Interpreten teilweise gar nichts sagten, ich kenne schlicht kein Viertel der zahllosen Beispiele. Der Charakter des Bolero wurde aber treffend beschrieben. Zeitlos, rhythmusbetont, publikumsaffin, eben ein Welthit. Mir ging in der Doku aber vieles sehr durcheinander, es hätte meiner Meinung nach auch erwähnt werden dürfen, daß gerade der Bolero mißbraucht wurde und auch als akustisches Folterinstrument eingesetzt worden sei.


    Trotzdem ist und bleibt der Bolero ein mitreißendes, geniales Stück.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe die Besprechung des Films ja auf der Platte, ist schon ein paar Jahre alt - das werde ich dann nochmals einstellen. Ravels Aufnahme habe ich übrigens auch auf CD! :)


    Schöne Grüße

    Holger


  • Den Hinweis auf die Einspielung der Wiener Philharmoniker unter Lorin Maazel (RCA, 6/1996) habe ich mir an anderer Stelle schon erlaubt. Dieser Tage hörte ich sie mal wieder und war wiederum sehr angetan. Kein anderer mir bekannte Dirigent bringt das in der Schlusssteigerung mit solchen Manierismen. Das dürfte nicht jedermann gefallen. Doch ist gerade das Manierierte ja auch Kunst. Maazel nämlich bedient sich sehr eigenwilliger aber gekonnter Rubati und lässt die Blechbläser regelrecht markerschütternd aufheulen, so dass die Behauptung, es sei "der wohl krachendste Orgasmus in der Musikgeschichte" (Hartmut Fladt) eine gewisse Berechtigung findet. Das ist wirklich eine der ekstatischen Aufnahmen des Boléro und übrigens die einzige Studioeinspielung davon durch die Wiener Philharmoniker (Spielzeit: 14:46). Nicht verwechseln mit Maazels älterer Aufnahme mit dem Orchestre National de France, die daran nicht heranreicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Josef,


    ich hatte mir vor 1-2 Jahren auf deine Empfehlung und Begeisterung hin die Maazel-Aufnahme der Beethoven 5 und Schubert 8 (CBS, 1981) zugelegt.

    Maazel ist ja immer wieder für positive (wie auch negative) Überraschungen gut. Die Beethoven - CD war wirklich toll, aber letztendlich auch nicht so dringend nötig, wenn ich an meine wirklichen Favoritenaufahmen denke.


    *** Beim Bolero sehe ich Ansermet (Decca) und Bernstein / Orchestre National de France (SONY, 1975) an der Spitze.

    Bernstein habe ich mit seinen New Yorker PH - CBS - Aufnahmen nie als besonders herausragendem Ravel-Dirigenten erlebt, aber welch eine einfühlsame Emotionen er hier in Paris offenbart, ist einsame Klasse (übrigens dort auch extreem exqusit beim Hammerwalzer = La Valse).


    Höre Dir mal den Bolero mit Bernstein in Frankreich 1975 an; Deine Eindrücke würden mich interessieren:


    ;) Mit der reinen Spielzeit bei Bernstein und Ansermet von 14:20 komme ich übrigens auch bestens zurecht.



    :!:Bernsteins Aufnahme findet sich in dieser tollen "hörspassträchtigen" Bernstein-7CD-Box (EMI/WARNER):


    81HPE67H6xL._SL300_.jpg

    EMI/Warner, 1975 - 1980, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    bezüglich Boléro und Bernstein geht es mir wie Dir früher: Als großen Ravel-Dirigenten habe ich ihn seltsamerweise bisher nicht empfunden.

    Nun, angeregt durch Deine Erwähnung, kam ich auf eine alte Unklarheit, die ich bis heute nicht ganz verstehe: Es gibt ja zwei Einspielungen des Boléro von Bernstein, wie Du zurecht erwähnst, einmal mit dem New York Philharmonic (1958), einmal mit dem Orchestre National de France (1975). Mir ist nicht ganz klar, welche nun welche ist. Die Spielzeiten sind 14:19 und 15:38. Es gibt CD-Ausgaben, wo einmal erstere, einmal letztere als die französische Aufnahme bezeichnet wird.


    R-5130862-1397103155-3535.jpeg.jpg R-5130862-1397103170-7340.jpeg.jpg


    Hiernach wäre die flottere Aufnahme jene aus Frankreich (markiert durch den Stern *).


    R-4262010-1373663298-7441.jpeg.jpg R-4262010-1373663362-3397.jpeg.jpg


    Hiernach aber wäre es die langsamere.

    Was stimmt nun, frage ich mich. :?: Laut leonardbernstein.com ist die kürzere wohl die New Yorker Aufnahme. Demnach ein Fehldruck auf der "Great Performances"-CD.


    Und welche ist die von Dir bevorzugte? Du schreibst ja 14:20. Demnach wäre das also doch eher die aus New York. :/

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Josef,


    Die Spielzeit der französischen Bernstein-Aufnahme von 14:20 habe ich aus dem Konzertvideo gem. Beitrag 157 entnommen.

    :angel: Dies ist auch meine favorisierte Aufnahme des Bolero.


    :!:Der Blick auf meine CD in der abgebildeten 7-CD-Box aus Paris schreibt die Spielzeit von 15:20 - aber wie ich eben überprüft habe = mit Applaus. Der Bolero ist dort tatsächlich in exakt 14:21 zu Ende.


    Auf der blauen Bernstein-Royals-CD wurde diese 1975er Aufnahme nachvollziehbar auch gewählt ... mit Applaus !

    Die New Yorker Aufnahme hatte ich mal früher auf CBS-LP ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • 500x500-000000-80-0-0.jpg 500x500-000000-80-0-0.jpg


    So ganz steige ich immer noch nicht durch. Bei Deezer finde ich die Aufnahmen mit 14:19 (links) und 15:39 (rechts), definitiv zwei verschiedene. Dort ist die erstere auch eindeutig als New York Philharmonic bezeichnet. Letztere hat ein klein wenig besseres Klangbild, ist also sicher jene aus Paris von 1975. Mir gefallen sie jetzt, beim Wiederhören, beide sehr gut. Die flottere liegt auch mir noch mehr, da Bernstein hier aufs Ganze geht. Die Pauken, die in vielen Interpretationen bei ihrem ersten Auftreten kaum hörbar sind, bringt Bernstein in beiden Aufnahmen deutlich zu Gehör, was dem Rhythmus zu Gute kommt. Die langsamere Aufnahme ist vielleicht etwas klangsinnlicher, aber es fehlt das letzte Fünkchen des Expressiven, das die frühere auszeichnet.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Den Musikern des WDR Sinfonieorchesters kann man in dieser im Januar 2022 entstandenen Aufführung zuhören und zusehen. Alonda de la Parra leitet das Orchester. Reine Spielzeit 14 min 39 s.


    Über dem Orchester auf den obersten Rängen werden Arme gekreist. Etwas überflüssig, wie ich finde.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Gustavo Dudamel 2010 mit den Wiener Philharmonikern in Luzern. Reine Spielzeit vom ersten Trommelschlag bis zum Schlussakkord 16 min 45 s.


    Bleibt die Frage, wer das Tempo vorgibt, der Trommler oder der Dirigent? Der Percussionist ist perfekt im Tempo. Da gibt es in den Aufnahmen Unterschiede.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928