In den letzten Jahren haben sich ja die großen Tonträgerfirmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wenn es darum ging interessante Neuaufnahmen im Klassikbereich zu produzieren - wirkliche Neueinspielungen mit seriösen Künstlern kommen eher noch von kleinen engagierten Labels wie Tacet, BIS, Mdg, Hyperion etc., während die Majors nur noch die zigste Aufnahme von Standardrepertoire mit dem neuesten Jahrhundertpianisten oder der Jahrhundertsängerin des Monats herausgeben (Standardstichwort in Besprechungen: "Ausnahmekünstler"). Aber anscheinend gibt es ja dafür einen größeren Markt? Klar, aber nur wenn der Jahrhundertkünstler des Monats gerade bei "Wetten Das" aufgetreten ist und durch einige Talkshows tingelte.
Zunehmend beobachte ich aber auch, wie bei den Großen offensichtlich nicht mehr kompetente Köpfe das Sagen haben (wie das früher sicher der Fall war), sondern offensichtlich alles nur noch von Markentingdeppen und Ahnungslosen dominiert wird. Vor einiger Zeit las ich in Klassik Akzente, daß Julia Fischer auf DVD sensationellerweise Griegs 3. Klavierkonzert spielt (hätte ich auch sensationell gefunden). Aktuell gibt eine große Firma eine Liste mit Wiederveröffentlichungen heraus, bei der man merkt, daß die Titel, die auf den CDs nur in Englisch auftauchen, ins Deutsche rückübersetzt wurden, ohne daß man eine Ahnung hatte, wie der Titel normalerweise auf Deutsch heißt, etwa "Ride of the valkyries" = "Ritt der Walküren" (statt wie üblich "Walkürenritt"), oder der Strauss Walzer als "Die blaue Donau" bezeichnet wird. Da gibt es dann auch von Rodrigo "Fantasia para un Getilhombre" oder die "Phapsody in blue" auf der gleichen CD wie "An Merican in Paris". Teilweise kleine Fehler, aber das Ganze zeigt doch eine dümmliche Tendenz. Der Knüller: Saint-Saens "Organ Symphony" wird rückübersetzt in "Organische Sinfonie" - und so ist der Eintrag auch bei den meisten Internetversendern übernommen worden (einfach mal googeln). Googelt man "An Merican in Paris" und lehnt Googels Korrekturvorschlag ab, dann sieht man, daß viele Internetanbieter die "Phapsody" noch korrigiert haben, während der "Merican" fast immer übernommen wurde.
Eigentlich zum Totlachen, wenn es nicht so traurig wäre! Und diese Beispiel sind auch keine Ausnahme, sondern man findet Ähnliches immer häufiger.
Gruß Byron