Meine Zweifel zu Roshdestwensky´s GA, mit gleichzeitiger Neugier, die ich am 20.11. im Vorbeitrag äußerte sind nun absolut weggeblasen und einer tiefen Begeisterung gewichen:
Roshdestwensky legt eine absolut persönliche Sichtweise vor, die sich kaum an irgendwelche Vorbilder hält. Dadurch werden Einzelheiten hörbar, die man in keiner anderen Aufnahme gehört hat. Ich kann mich damit sehr gut identifizieren, weil dies von Roshdestwensky mit höchstem Einsatz und Herzblut gestaltet wird. Absolut fabelhaft ! Höhepunkte werden derart explosiv bis zum geht nicht mehr gesteigert (wie man es sonst nur von Swetlanow, Mrawinsky und Roshdestwensky bei Schostakowitsch) je so umwerfend gehört hat. Im Vergleich dagegen sind so manche andere Sibelius-Aufnahmen ein laues softes Lüftchen.
Aber auch das Moskau RSO ist genau das Orchester, das Roshdestwensky für solche Werke braucht, wie ich immer wieder bei Roshdestwensky feststelle. Ich wünschte seine Nielsen-GA (mit dem Stockholm PO) wäre auch mit einem der fabelhaften russischen Orchester aufgenommen. Obwohl klanglich TOP klingt dieser Nielsen mit weit weniger Emotion als dieser Sibelius. Der Wille ist da, aber ein Stockholm PO klingt eben nicht so ergreifend.
Die Klangqualität ist in der Sibelius-GA gut - sehr gut, gute Stereostaffelung und Räumlichkeit; eine der besten russischen Analogaufnahmen die ich habe. Im Prinzip ist das mein Klangideal, dass sich seit der Zeit meiner Eurodisc-LP´s mit russischen Orchestern bei mir gefestigt hat. Die Klangzweifel sind damit auch ausgeräumt.
Von Tempo her liegt Roshdestwensky genau auf meiner Wellenlänge, da er nichts lange ausufernd breit auswalzt, sondern packend und vorwärsschreitend interpretiert. Auch dahingehend wurde ich vorher falsch informiert (und hatte gedacht, dass wegen Nielsen auch was dran ist. (Nun bitte nicht falsch verstehen - auch seine Nielsen-GA ist trotz meiner Kritik eine hervorragende GA !)).
Gehört habe ich bisher in dieser Reihenfolge die Sinfonien Nr.1 , 5 , 4 , 6 , 7.
Nicht alles ist perfekt, wird aber durch Roshdestwensky´s Spannungsaufbau innerhalb der Sätze bis zum Explodieren mehr als wett gemacht (also praktisch vernachlässigbar):
Sinfonie Nr.1:
Die Pauken im 1.Satz klingen nicht so prägnant, wie ich es bei Ashkenazy schätze; aber der weitere Verlauf ist an Hochspannung kaum zu überbieten. Ich höre jede Menge Neuigkeiten !
Sinfonie Nr.5:
Der 3.Satz hat den richtigen Paukenauftakt, aber vor dem sogenannten Schwanenthema sind die zu schwachen beinahemfehlenden Pauken genau so "falsch" wie bei Karajan (EMI, 1980/1 - nicht EMI 1960). Aber wie der Satz sich dann weiter entwickelt = Referenzklasse !
Positive Beispiele bei denen alles perfekt sitzt sind hier Ashkenazy und Karajan (EMI, 1960)
Sinfonie Nr.4:
Fabelhafte Aufnahme, die das Werk nirgens zum Stillstand bringt, sondern den Hörer in Spannung hält. Der Schluss klingt mir etwas zu vorberetietet und hat nicht ganz den Überraschungseffekt des abrupten Schlusses. Trotzdem auch hier mit Roshdestwensky für mich zusammen mit Ashkenazy, Bernstein und Karajan, die Referenzwürdigsten.
Dieser Sibelius ist nichts für zartbeseitete Naturen - da geht es zur Sache; und das mir absolutem Herzblut.
Josef hat schon vom Best-Buy 2011 geschrieben. Swetlanow mit Tschaikowisky (Warner) habe ich ja schon dabei - man kann ja mehr als eine nominieren - diese ist dabei !
Die Zweite habe ich mir diesesmal bis zum Schluss aufgehoben. Yeah - und lasse mich jetzt davon wegpusten - fantastisch !