Ritter vom hohen C - Eine Lanze für die besten Operntenöre

  • Hallo Paul,


    das Stimmvolumen muss der Sänger sich erarbeiten; es ist ein Ergebnis der Atembeherrschung und der Stimmphysiologie (ein uergründliches Thema). Ein guter Lehrer sollte imstande sein, dem Schüler zu zeigen, wie es geht....


    Ich habe Kraus als Werther erlebt, das war eine Gesangslektion.


    :hello:Guido

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo,


    das funktioniert aber auch nur in einem bestimmten Rahmen der körperlichen Möglichkeiten. Ein Tenore di grazia wie Alfredo Kraus hätte niemals die Dimensionen eines Domingo erreichen können, ohne die Stimme nachhaltig zu beschädigen. Wohlweislich hat er dies auch nie auch nur ansatzweise versucht und sich wie wenige andere sehr konsequent auf das ihm zuträgliche Fach beschränkt. Schon der Rigoletto-Herzog war eine nur sparsam ausgeübte Grenzpartie.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    ob der Rigoletto-Herzog wirklich so "sparsam ausgeübt" wurde, wage ich ein wenig zu bezweifeln, denn mit der Rolle debütierte er 1958 in Kairo (als Bühnendebüt), 1966 an der Met und spielte die Partie mindestens dreimal für die Schallplatte ein.


    Aber sei's drum. Entscheidender ist ohenhin, daß er auch einmal "nein" sagen konnte, wenn ihm Rollen angeboten wurden, für die seine Stimme nicht geeignet erschien oder tatsächlich nicht war.


    Seiner Stimme fehlte der "baritonale Kern", eine wirkliche "Tiefe" war nicht vorhanden. Erstaunlicher Weise (das ist an den drei Rigoletto-Aufnahmen, entstanden 1961, 1963 und 1979, gut zu verfolgen) zeigten sich Alterserscheinungen nicht so sehr in der Höhe, sondern eher in der Tiefe, zum Beispiel in der Arie des Herzogs "Parmi verder le lagrime" am Schluß an der Stelle "per te non invidiò".

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    jetzt weißt du, dass er den Herzog mindestens fünfmal gesungen hat. :D


    Aber wirklich, er hätte wie viele andere Spezialisten als fahrender Herzog durch die Lande ziehen können, was er aber nicht gemacht hat! Und er hat nicht nur Nein-sagen können, sondern hat grundsätzlich Nein gesagt, wenn es Anfragen über sein Repertoire hinaus gegeben hat (in seiner ganzen Karriere sind vielleicht eine Handvoll "Übergriffe" auf "fremdes" Terrain bekannt).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    Wenn ich Dich richtig verstehe, bestätigst Du meine Meinung: es gibt Sänger die vom Natur aus viel Volume haben und es gibt Sänger mit (ganz) wenig Volumen. Freilich, mit Übung kann man an Stärke, Intensität und Kraft gewinnen.
    Ob einer dann an diejenigen reicht, die das Volume vom Gott geschenkt bekamen, ist und bleibt fragwürdig.


    Dies verdeutlicht auch, was einen Chordirgent mir einmal sagte. Er arbeitet mit nur acht Sänger (SS-AA-TT-BB) und hatte eine Sängerin entlassen müßen. Sie sang zu "prominent" (wortwörtlich).


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Theophilus
    Aber wirklich, er hätte wie viele andere Spezialisten als fahrender Herzog durch die Lande ziehen können, was er aber nicht gemacht hat! Und er hat nicht nur Nein-sagen können, sondern hat grundsätzlich Nein gesagt, wenn es Anfragen über sein Repertoire hinaus gegeben hat (in seiner ganzen Karriere sind vielleicht eine Handvoll "Übergriffe" auf "fremdes" Terrain bekannt).


    Hallo Theophilus,


    was ich meinte ist, daß ich den Herzog als eine seiner zentralen Rollen ansah.


    Hast Du Beispiele für das "fremde Terrain"?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    drei Platteneinspielungen und zwei oder drei wichtige Debuts bringen den Herzog in eine prominentere Position, als sie tatsächlich war. Alfredo, Tonio, Werther, Edgardo, Ernesto und Nemorino waren über die Jahre wohl die häufigeren Partien.


    AK sang zweimal den Cavardossi, je einmal Pinkerton und Verdi Requiem. Mit mehr kann ich jetzt nicht dienen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich halte Alfredo Kraus für überschätzt. Von keinem anderen Tenor würde man so sehr die Enge des Repertoires als kluge Voraussicht feiern, und was der anderen Lobeshymnen mehr sind. Ich habe ihn zweimal als Werther gehört; er sang sicher richtig, aber aufgrund des etwas meckrigen Timbres und des geringen Volumens (in Italien nannte man ihn "la capretta") wenig überzeugend, geschweige denn mitreißend. Aber es gehört zum guten Ton, auch unter Sängern, ihn phänomenal zu finden. Wenn dahinter nur nicht etwaige Karriereinteressen stecken; denn Alfredo Kraus und seine Anhänger waren und sind noch immer sehr einflußreich. Ich kann nur vermuten, woran das liegt.

  • Ich halte Alfredo Kraus nicht für überschätzt. Und es stimmt überhaupt nicht, dass er ein so kleines Repertoire hatte, aber er hat immer darauf geachtet, dass er die Gefilde seiner Stimme nicht verlässt. Wenn es oft so ist, dass internationale Stars mit einer Handvoll Rollen durch die Weltgeschichte ziehen (auch wenn sie offiziell einige zig Rollen im Repertoire haben), so hat er eigentlich immer mehr gesungen.


    Du hast ihn zweimal gehört, da könnte er aber auch schon 70 gewesen sein, was dem Timbre natürlich nicht förderlich gewesen wäre. Aber gerade das sehr eigene Timbre, das nicht jedermann gefällt (oder zumindest gewöhnungsbedürftig ist), verhinderte eine wirklich populäre Karriere. Möglicherweise war die Stimme auch nicht Mikrophon-freundlich, denn die Plattenfirmen ignorierten ihn lange Zeit sträflich. Es mussten alle anderen Plattenstars wegbrechen, bis man sich wieder seiner erinnerte und er als Mittfünfziger begann, eine Reihe von Platten aufzunehmen (EMI). Und das war auch in diesem Fall nach seiner besten Zeit, wenngleich er sich überdurchschnittlich lange auf hohem Niveau gehalten hat.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von brighella
    Ich halte Alfredo Kraus für überschätzt. Von keinem anderen Tenor würde man so sehr die Enge des Repertoires als kluge Voraussicht feiern, und was der anderen Lobeshymnen mehr sind.


    Wirklich? Immer wieder wird festgestellt, dass viele Sänger/innen Partien singen, die für sie nicht geeignet sind und deren Karrieren deshalb frühzeitig zu Ende gehen.


    Alfredo Kraus hat sich immer an den Partien orientiert, die seiner Stimme lagen. Seine Karriere dauerte, gemessen an heutigen Mass-Stäben, recht lange. Eher ein Zeichen für einen klugen Umgang mit der Stimme.


    Zumal die von Theophilus angesprochenen "späten" Aufnahmen (Arturo, Werther, Alfredo, Massaniello... weniger der Rodolfo) einen glänzend disponierten Sänger zeigen, der über enorm spannungsreiche, gut sitzende Spitzentöne verfügt, der dabei immer biegsam, leicht, federnd, ohne Härten, bleibt und somit gewiss besser abschneidet, als manch jüngerer Fachkollege.


    Überschätzt? Nein, gewiss nicht.

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  • Hallo, Alviano! Ich würde mich nie erdreisten Alfredo Kraus als überschätzt zu bezeichnen, aber auf mich triffft das zu, was Theophilus meint: ich konnte mich mit seinem Timbre nie anfreunden. Allerdings lernte ich ihn wirklich erst im Herbst seiner Karriere kennen, als er bei uns den Romeo sang, war er 65 und ich muss gestehen, dass ich damit ordentliche Probleme hatte :rolleyes: Aber das liegt wahrscheinlich an mir, weil ich bei einer live-Aufführung eine Stimme nie isoliert betrachte, sondern immer in Zusammenhang mit der Rollengestaltung, und begnadeter Schauspieler war Kraus nun wirklich keiner.
    lg Severina :hello:

  • Ich habe von Alfredo Kraus zuerst in Spanien gehört, als er hier noch gar nicht so bekannt war, und weiß, dass die Spanier um seine Zarzuela-Aufnahmen immer einen großen Bogen machten. Er, der von Hause aus sehr wohlhabend war, hatte ja ein eigenes Label dafür. Dann schwappte die Euphorie mit guter PR nach Mitteleuropa, und es bildete sich schnell eine fervente Anhängerschaft, die, wie man weiß, ja später sogar die Türen im Teatro Real eintraten, weil sie meinten, ihrem Divo werde nicht genügend Tribut gezollt. Peinlich war doch auch, dass er unbedingt bei der Olympiade (in Barcelona?) noch auftreten mußte, obwohl er nicht das vollsaftige Timbre für solche Veranstaltungen hatte. Meine persönliche Begegnung mit ihm (seiner starken Frau und seinem Hündchen) war auch nicht dazu angetan, ihn sympathischer zu machen. Aber das ist zweitrangig. Dass er das hohe C mühelos erreichte, ist für einen tenore di grazia ja keine Kunst. Dass man darauf immer rekurriert?!
    Eine andere Frage: Ist Pavarotti wirklich ein Ritter vom hohen C? Nicht nur m.E. singt er die Acuti doch stets sehr falsettierend ohne echte Vollhöhe, wie sie etwa Björling, Rosvaenge und andere schwerere Tenöre hatte.

  • Zitat

    Original von severina
    Hallo, Alviano! Ich würde mich nie erdreisten Alfredo Kraus als überschätzt zu bezeichnen, aber auf mich triffft das zu, was Theophilus meint: ich konnte mich mit seinem Timbre nie anfreunden. Allerdings lernte ich ihn wirklich erst im Herbst seiner Karriere kennen, als er bei uns den Romeo sang, war er 65 und ich muss gestehen, dass ich damit ordentliche Probleme hatte


    Klar, Romeo ist anders (da hatte ich Calleja, den fand ich optisch und gesanglich recht ordentlich...). Auch sein Rodolfo leidet darunter, dass da wenig sonderlich frisch klingt - Renata Scotto mit recht matronigem Sopran und Carol Neblett als Musetta der zweiten Lebenshälfte, unterstützt von einem dröge und langweiligen James Levine liefern hier keine Aufnahme ab, die ich empfehlen würde.


    Aber ich habe gerade nochmal Ausschnitte aus "Puritani" gehört - das ist schon Oberliga.


    Beim Romeo von Kraus mit 65 habe ich so an die Aussage "das Auge hört mit" aus einem beliebten anderen Thread denken müssen, ich gebe zu: rollengerecht ist das nicht.


    Und natürlich bin gerade ich froh, dass solche arg unbeweglichen Sänger/innen wie Traubel und Melchior heute nicht mehr so verbreitet sind...

  • Zitat

    Ich habe von Alfredo Kraus zuerst in Spanien gehört, als er hier noch gar nicht so bekannt war,...


    Alfredo Kraus war bei Gesangsliebhabern spätestens seit seinem Herzog unter Solti ein fixer Begriff, und das war sehr lange bevor du ihn gehört haben kannst.



    Zitat

    Dann schwappte die Euphorie mit guter PR nach Mitteleuropa,...


    Wann soll das gewesen sein? Diese "Euphorie" ist mir entgangen.



    Zitat

    Dass er das hohe C mühelos erreichte, ist für einen tenore di grazia ja keine Kunst. Dass man darauf immer rekurriert?!


    Selbst für einen Tenore di grazia ist es nicht selbstverständlich, dies über Jahrzehnte sauber durchzuhalten. Aber Kraus kam bis auf das Es hinauf! Genügt dir das als kleine Besonderheit? ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Selbst für einen Tenore di grazia ist es nicht selbstverständlich, dies über Jahrzehnte sauber durchzuhalten. Aber Kraus kam bis auf das Es hinauf! Genügt dir das als kleine Besonderheit?


    Wie wolllen ehrlich sein: in seinen späten Jahren hat er sich diese Ausflüge geschenkt - aber die Töne, die er setzte, kamen mit bewunderungswürdiger Souveränität.

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  • Alviano, du sprachst von Alfredo Kraus' wunderbarer "Puritani"-Aufnahme. Aber er läßt dort das hohe f aus und bewältigt es nicht einmal im Falsett wie immerhin Pavarotti. Gedda singt das perfekt mit voix mixte (übrigens im Internet zu hören); das ist doch ein ganz anderes Kaliber. Bei A.Kraus kommt noch dazu, dass er unglaublich arrogant war und sich für jeden seiner Töne ständig auf die Schulter klopfte, nach dem Motto: So und nicht anders macht man das. So etwas habe ich sonst noch von keinem anderen Sänger erlebt. Übrigens hatte er wohl einen österreichischen Großvater und konnte auch Deutsch, was er aber sorgsam in der Öffentlichkeit vermied. Das bringt mich auf bestimmte Assoziationen, die auch erklären, warum er eine so fervente Anhängerschaft hat und er quasi als nicht kritisierbar gilt.

  • Ist es wichtig, ob Kraus Ausflüge über das "hohe C" hinaus unterlässt? Für mich nicht. Der Ton aus dem "Puritani"-Finale ist bei Gedda ein Stunt, mal interessant, das zu hören - aber vom Klang her grenzwertig.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Von Caruso gibt es ja nur einzelne Arien und Lieder. Interessant ist jetzt, dass Ward Marston alles, was er von Caruso auftreiben konnte, neu überspielt. Einige CDs sind bei Naxos schon erschienen, und wer das eine oder andere Zauberkunststück dieses Tonmeisters in seinem CD-Schrank hat, weiß, dass man Caruso in noch nicht gekannter Tonqualität erwarten darf.
    Ciao


    Sind die NAXOS-Aufnahmen von Caruso dieselben, die als Box bei 2001 für ca. EUR 35,- erhältlich sind?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried


    Auf der 2001-Seite gibt es die Ausgabe von Bayer-Records mit Bonus-CD. Das ist jene berühmte, um nicht zu sagen berüchtigte Ausgabe, die mittels NoNoise-Verfahren einen rauscharmen Caruso erleben lässt. Auf der Bonus-CD gibt es La donna e mobile im Original-Transfer und nach verschiedenen "Verbesserungsstufen". Das Ergebnis ist technisch beeindruckend, aber vom ursprünglichen Timbre der Stimme geht viel verloren....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Danke Theophilus!
    Welche Caruso-Aufnahmen findest du empfehlenswert?
    Ich möchte meine CD-Sammlung um ein Angedenken des grossen Sängers erweitern.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Ich denke, die NAXOS-Ausgabe wird die empfehlenswerteste sein. RCA war/ist gut, PEARL etwas besser aber sauteuer und NAXOS-Marston dürfte vorläufig nicht zu überbieten sein. Außerdem ist es die einzige, wo du alle CDs einzeln erstehen kannst.


    Besser kann es erst werden, wenn neue Korrekturverfahren marktreif werden und man die Hornverfärbungen des Aufnahmetrichters aus der Einspielung weitgehend herausrechnen kann. Damit wird man dem wirklichen Timbre doch einen deutlichen Schritt näher kommen können, was auf spannende Ergebnisse hoffen lässt.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von brighella
    Eine andere Frage: Ist Pavarotti wirklich ein Ritter vom hohen C? Nicht nur m.E. singt er die Acuti doch stets sehr falsettierend ohne echte Vollhöhe, wie sie etwa Björling, Rosvaenge und andere schwerere Tenöre hatte.


    Du sprichst mir aus der Seele. Wenn immer man Pavarotti wegen seiner Acuti kritisiert, wird man meistens schräg von der Seite angeguckt. Dabei fallen seine Acuti in schweren Partien immer hinter der Mittellage zurück, besonders dann, wenn er versucht, zu schweres Repertoire in der Mittellage voll zu singen. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie Pavarotti sich in Rollen wie Calaf, Radamès und Otello (!) versteigen konnte. Sogar Cavaradossi war für ihn eine Grenzüberschreitung. Ich habe ihn in Berlin in dieser Rolle gesehen und kann darüber nicht viel Gutes sagen. Domingo konnte auf den hohen Noten (ich rede jetzt nicht vom C) wenigstens drücken - wenn Pavarotti das machte, dann brachen die Acuti ihm teilweise vollkommen weg. Ähnliches kann man jetzt bei Calleja beobachten, der auch eine Höhe hat, die der Schwere der Partien oft nicht mehr gerecht wird. Das fängt schon bei La Bohème an. Schuster, bleib' bei deinen Leisten!


    Auf eine wundervolle Stimme aus der Stereo-Ära möchte ich auch noch hinweisen: Daniele Barioni. Barioni hat für RCA eine Aufnahme von Puccinis La Rondine (mit Moffo) eingespielt, die ich zum Schönsten zähle, was im italienischen Fach nach 1945 aufgenommen wurde. Nachdem ich die Rondine gehört hatte, habe ich mich regelrecht in die Stimme Barionis verliebt und fleißig alles gesammelt, was ich bekommen konnte!

  • Zitat

    Original von Mengelberg
    Du sprichst mir aus der Seele. Wenn immer man Pavarotti wegen seiner Acuti kritisiert, wird man meistens schräg von der Seite angeguckt. Dabei fallen seine Acuti in schweren Partien immer hinter der Mittellage zurück, besonders dann, wenn er versucht, zu schweres Repertoire in der Mittellage voll zu singen. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie Pavarotti sich in Rollen wie Calaf, Radamès und Otello (!) versteigen konnte.


    Nicht umsonst gilt "La Fille du Régiment" als eine der großartigsten Aufnahmen von Pavarotti, dort zeigt er eine sichere Höhe, die darüberhinaus ungemein leicht und unbeschwert wirkt, halt ein Tenore di Grazia. Die schweren Partien hat er sich mit einem Verlust dieser Leichtigkeit, einer Verhärtung erkauft, zumal fehlte Ihm dafür das Temperament, von darstellerischem Können zu schweigen.
    Verstehen kann ich schon, warum er die schwereren Rollen gesungen hat: Es ist halt immer die selbe Leier, die große Weltkarriere lässt sich mit dem Rollenrepertoire eines Tenore di Grazia nicht machen. Aber die Leistungen in diesem Fach machen Ihn durchaus zu einem Ritter vom hohen C.


    Gruß
    Sascha

  • Lieber Antracis,


    ich wollte Pavarotti diesen Status auch gar nicht absprechen. Er hatte diesen Ton ja meistens parat, dazu von hoher Qualität. Ich mag es nur nicht besonders, in schweren partien falsettierte Spitzentöne zu hören. Deshalb würde ich ihn weit hinter anderen C-Tenören einordnen: Gianni Raimondi, Lugo, natürlich Rosvaenge, sogar Bonisolli. Nicht zu vergessen Mario Filippeschi, der hatte hohe Cs wie kein anderer. Man nehme seinen Arnoldo aus Rossinis Wilhelm Tell. Der reine Wahnsinn... :jubel: :jubel: :jubel:

  • Hallo Mengelberg,


    Filippeschi habe ich leider nocht nicht gehört, aber Rosvaenge gerade erst gestern mit dieser CD:



    Die Spitzentöne sind wirklich beindruckend, zusammengenommen mit seiner überlieferten stimmlichen Unverwüstbarkeit sicher jemand, der hier einen Platz finden muß.


    Ergänzend sei allerdings noch hinzugefügt, dass Alfreds Thread-Titel immer ein Kompromiss zwischen Marketing und präziser Themenformulierung sind. ;)
    Insofern geht es hier nicht nur um besonders schwindelfreie Höhentenöre. Allerdings ists natürlich auch ein sinnvoller Platz, diesen Aspekt zu beleuchten.


    :hello:
    Sascha

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  • Rosvaenge hat diese Spitzentöne noch mit Ende 60 gesungen. Der Atem war zwar kürzer geworden; er kompensierte das durch geschickte Portamenti. Aber die Acuti waren noch voll da, so von mir in Vorstellungen an der Berliner Staatsoper im "Bajazzo" und "der Macht des Schicksals" nach dem Kriege gehört
    Hat hier jemand noch Peter Anders Othello am Berliner Metropol-Theater gehört? Anders machte schon das hohe b große Pein, aber als Othello soll er das Nonplusultra gewesen sein.

  • Hallo Brighella,


    wann hast du Rosvaenge noch live gehört? Meines Wissens hat er Anfang der 60er Jahre mit dem Singen aufgehört und dann noch bis zu seinem Tod 1972 unterrichtet. :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Antracis
    Nicht umsonst gilt "La Fille du Régiment" als eine der großartigsten Aufnahmen von Pavarotti, dort zeigt er eine sichere Höhe, die darüberhinaus ungemein leicht und unbeschwert wirkt, halt ein Tenore di Grazia. Die schweren Partien hat er sich mit einem Verlust dieser Leichtigkeit, einer Verhärtung erkauft, zumal fehlte Ihm dafür das Temperament, von darstellerischem Können zu schweigen.
    Verstehen kann ich schon, warum er die schwereren Rollen gesungen hat: Es ist halt immer die selbe Leier, die große Weltkarriere lässt sich mit dem Rollenrepertoire eines Tenore di Grazia nicht machen. Aber die Leistungen in diesem Fach machen Ihn durchaus zu einem Ritter vom hohen C.


    Gruß
    Sascha


    Pavarotti war nie so mein Fall, die Stimme klingt mir zu anämisch. Aber wenn er Meriten hat, dann im Belcanto-Fach. Die einstmals sehr sichere Höhe, die Leichtigkeit des Materials, das war schon Klasse.


    Dass er schwerere Partien sang, lag meiner Einschätzung nach auch daran, dass es da einen merkwürdigen Wettlauf mit Domingo gab: Radames, Otello, Chenier - wenn Domingo das sang musste auch Pavarotti damit ins Studio, egal, obs stimmlich passt...

  • Ich war als "heller" Westberliner Junge schon früh Opernfan und eilte heimlich mit umgetauschtem Geld in die Ostberliner Staatsoper. Und da sangen dann noch Rosvaenge, Schmidt-Walter, Treptow, Ludwig Hofmann, Helena Braun etc. Man mußte sich nur nicht erwischen lassen.

  • Zitat

    Original von brighella
    Ich war als "heller" Westberliner Junge schon früh Opernfan


    Frei nach Siegfried:
    Das ist ein Mann!


    Ich dachte, Brighella ist weiblich :D (dabei hätte ich nur googeln müssen...)


    :hello:
    Austria


    Falls es noch jemand nicht wußte: Brighella ist eine Figur der Commedia dell' Arte:
    Brighella ist geschickt und listig, manchmal sogar hinterhältig. Er ist immer etwas verschlagen und meistens skrupellos auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Er lässt auch gerne andere für sich arbeiten. Seine Maske ist üblicherweise die eines gewöhnlichen Dieners oder aber sie zeigt seine listigen Wesenszüge.

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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