ZitatHall hatte wohl noch ganz andere Pläne, die dann gescheitert sind. Dann war wohl irgendwas mit der Behrens auf der Pizza passiert - also Pleiten, Pech und Pannen bis zum Ende
Also, ich verrate jetzt wahrscheinlich ohnedies keine Geheimnisse - ein paar Erinnerungen an diesen konservativen "Ring".
Nahezu alle Sänger waren von Hall entsetzt, weil er kein Konzept hatte. Er vertiefte sich in technische Lösungen für Tricks (schwimmende Rheintöchter, Brünnhildes fliegende Pizza etc. etc.), beschränkte seine Anweisungen für die Personenregie auf das Arrangieren von Auftritten und Abgängen und erwartete, daß die Sänger "ihrer Persönlichkeit gemäß" die Details gestalten.
Dazu saß Hall der im Graben werkende Georg Solti im Nacken, der der eigentliche Regisseur dieses "Ringes" war, aber einen Strohmann brauchte, weil die Bayreuther Tradition eine Gewaltentrennung zwischen Dirigent und Regisseur verlangte.
Dazu kam dann, daß Solti auf nackten Rheintöchtern bestand (ja, ja, die konservativen Regisseure bzw. Dirigenten...), was zu Spannungen führte - schließlich ist nicht jede Sängerin bereit, sich auszuziehen und vor den Augen des Publikums nackt im Wasser zu planschen.
Dann verlangte Hildegard Behrens, daß sie beim Flug auf der Pizza gesichert sein müßte (bei einer Probe hatte sie alle Mühe, sich festzuklammern, und ein Sturz hätte böse Folgen haben können), weshalb Wotan sie beim Abschied an der Pizza festschnallen mußte.
Allmählich drang diese Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie, die von mangelndem Handwerk verursacht wurde (was es bei dem Theaterpraktiker Chéreau eben nicht gegeben hatte - der wußte sogar bis in die Details, welcher Scheinwerfer welchen Winkel erleuchtet), nach draußen, und es gab höhnische Kommentare, die auch bei den Zuschauern von Mund zu Mund eilten: "Das Puff zu den nackten Nixen" hieß etwa das "Rheingold, die "fliegende Pizza" und die "Fesselspiele" habe ich erwähnt, "Siegfried" wurde als "Halls Wald- und Wiesen-Wagner" verhöhnt, und die "Götterdämmerung war, aufgrund eines extrem lächerlichen Bootes im zweiten Akt, als "Bootspartie in den Untergang" im Gerede.
Im nächsten Jahr war klar, daß das Projekt eines konservativen "Rings" gescheitert war. Solti blieb weg, Hall machte ein paar Proben und verabschiedete sich dann in einen Urlaub. Peter Schneider übernahm das Dirigat - und setzte sich mit einem Beleuchter und einem Regieassistenten zusammen, um zu retten, was noch zu retten war. Es war wenig genug. Aber man verbesserte die Personenregie durch einige liebevolle Details und fand ein paar attraktive Beleuchtungseinstellungen.
Das Ergebnis war immer noch weit entfernt von gut, konnte aber wenigstens halbwegs ohne Blamage der beteiligten Künstler (als Hall selbst Regie führte, glaubte man tatsächlich, die Sänger wären zu schauspielerischem Ausdruck unfähig) über die Bühne gehen.
Diese Inszenierung machte dann den Weg frei für Harry Kupfers "Ring", der eine teilweise zutiefst berührende modernisierende Nacherzählung (aber nicht Umdeutung!) war - und mit Sicherheit seinen eklatanten Erfolg auch durch das konservative Debakel Halls hatte.
ZitatWie sieht's eigentlich mit dem von mir geliebten, naturalistischen Met-Ring aus? der soll doch leider auch eingestampft werden?
Um Gottes Willen - nein!!! Nur nicht!!! Womit soll ich denn dann mein Zwerchfell trainieren?
Aber das ist eine andere Diskussion und gehört nicht in diesen Thread.