Klavierkonzerte des 20. und 21. Jahrhunderts


  • Rachmaninoffs Klavierkonzerte Nr.2 (1901) und Nr.3 (1909) gehören zu den bekanntesten Klavierkonzerten des 20.Jahrhunderts.
    Rachmaninoff war nicht nur Komponist sondern auch Pianist.Deshalb liegen von ihm auch Aufnahmen auf CD vor,wo er seine Klavierkonzerte selbst spielt.

    mfG
    Michael

  • Wer der Auffassung ist, Prokofieff und Rachmaninoff hätten nicht genügend Klavierkonzerte komponiert, der kann hier seinen Nachholbedarf stillen. Die adserbaidschanischen Komponisten waren mir bisher nicht bekannt, aber das riesige ehemalige Sowjetreich hat ja sicher noch Einiges für uns Neugierige auf Lager. Die beiden Klavierkonzerte sind jedenfalls sehr farbig instrumentiert und stellen dankbare Aufgaben für Pianisten "mit Pranke" dar. Das Konzert von Amirov/Nazirova basiert auf arabischen Themen, die man auch schon gehört zu haben glaubt. Speziell dieses Konzert könnte viel bekannter sein und würde auch den Hörerkreis eines Sonntagswunschkonzertes nicht vor unlösbare Höraufgaben stellen. Die beiden national preisgekrönten Pianisten machen ihre Sache gut und belegen ein weiteres Mal, über was für einen Fundus die Nachfolgestaaten der UdSSR verfügen. Yablonsky steht mit dem Royal Philharmonic ein erstklassiges Orchester zur Verfügung.
    Sicher keine große Musik, aber jede Menge Spaß.

  • Hallo Lutrgra,


    Danke für den Hinweis auf diese NAXOS - CD der Klavierkonzerte aus Aserbaidschan.
    Es handelt sich hier um einige Erstaufnahmen dieser KK.


    Seit langem bin ich, wegen des aserbaidschaischen Cholorits Fan von F.Amirov, von dem ich einige Orchesterwerke besitze - auch das famose Ballett Die arabischen Nächte. Von seinem KK wuste ich noch gar nichts.


    :thumbup: Die CD wird in Kürze auf meiner Bestellliste stehen - bei amazon ist sie noch gar nicht gelistet !


    :!: Interessant und bezeichnend, dass sich Yablonski diesesmal nicht einem der (zusammengewürfelten) russischen Orchester mit Fantasienamen bedient, sondern die Aufnahmen mit dem anständigen RPO macht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ja - Naxos gibt jetzt Gas. Was die an exodischem zeitgenössischen ausgraben - das ist zumindest bemerkenswert. Ich besitze die hier gezeigte CD noch nicht - aber das wird sich bald ändern. Nach meiner Ansicht (ich habe nur die Soundschnippsel gehört) gehören diese Klavierkonzerte zum Anhörbarsten was das 20. Jahrhundert in diesem Genre hinterlassen hat. Über Komponist und Pianist werde ich in nächster Zeit recherchieren. Der Dirigent - Matthias Bamert - dürften den meisten bekannt sein. Die kurzen Klangproben sind aussagekräftig genug um sich ein Bild zu machen, was einen erwartet - Ursprünglich hatte ich vor, mit der Präsentation dieser CD zu warten, bis ich die Konzerte komplett gehört habe - aber ich finde sie passt heute optimal in das Umfeld....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clc 639

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die CD wird in Kürze auf meiner Bestellliste stehen - bei amazon ist sie noch gar nicht gelistet !

    Hallo teleton


    ja, das ist merkwürdig, bei JPC wird sie als 2011 erschienen gelistet. Ich habe sie gestern zufällig "second hand" bei Oxfam gefunden. Das Ballett würde mich jetzt natürlich auch interessieren, was gibt es denn da für Einspielungen?


    beste Grüße
    lutgra

  • Zitat

    Wenn man die Konzertfassung hören will, dann ist die Aufnahme mit Robert Fizdale und Artur Gold, Klaviere / New Yorker PH / Leonard Bernstein allererste Wahl ! Die Aufnahme befindet sich auf diesr SONY-Doppel-CD.


    Apropos ROBERT FIZDALE (geb. 12. 04. 1920) und ARTHUR GOLD (06. 02. 1917 - 03. 01 1990): Diese beiden großartigen amerikanischen Pianisten russisch-jüdischer Herkunft, beides Absolventen der JUILLIARD SCHOOL OF MUSIC, die ein fast unzertrennliches und in Amerika sehr berühmtes Klavier-Duo bildeten, haben übrigens auch MENDELSSOHN's beide Konzerte für 2 Klaviere und Orchester E-dur und As-dur mit dem PHILADELPHIA ORCHESTRA unter EUGENE ORMANDY in einer technisch und gestalterisch bestechenden Interpretation bei CBS eingespielt, und als eine der ersten Pianisten von Rang diese durchaus interessanten und reizenden Frühwerke dieses genialen Komponisten aufgeführt und eingespielt.


    Beide debutierten in New York mit einem Programm für 2 Klaviere, das ausschließlich JOHN CAGE gewidmet war. Auch in der Folge spielten sie häufig moderne Musik, und bekannte Komponisten wie SAMUEL BARBER, MILHAUD, POULENC, AURIC, VIRGIL THOMSON, NORMAN DELLO JOIO, und NED ROREM komponierten speziell für sie. Umfangreiche Reisen führten die beiden Pianisten auch nach Europa und Südamerika. Da Schallplattenaufnahmen von ihnen fast nur in den USA zu bekommen waren, blieben ROBERT FIZDALE und ARTHUR GOLD in Europa leider ziemlich unbekannt.


    Gruß
    wok

  • MENDELSSOHN's beide Konzerte für 2 Klaviere und Orchester E-dur und As-dur mit dem PHILADELPHIA ORCHESTRA unter EUGENE ORMANDY


    Hallo Wok,


    diese beiden fabelhaften Pianisten haben bei CBS grosse Erfolge zu verbuchen.
    Die Mendelssohn-KK mit Gold und Fizdale (CBS) habe ich auch. Ein Wunsch eine andere Aufnahme davon zu haben ist bei der bestechenden Qualität nach meinem Empfinden auch nicht nötig. ;) Nur Mendelssohn gehört nicht in diesen Thread !


    Damits dann doch für diesen Thread passt, stelle ich eine weitere herausragende KK-Aufnahme aus dem 20.Jhd mit Artur Gold und Robert Fizdale vor:
    Das Poulenc - Konzert für 2 Klaviere und Orchester d-moll


    Die CD hatte ich eigendlich ursprünglich wegen den Schostakowitsch Klavierkonzerten Nr.1 und 2 mit Bernstein / Previn angeschafft.
    Der "Filler" Poulenc, den ich bereits in anderen Aufnahmen auf EMI (Pretre) und Decca (Dutoit) hatte, war dann eine höchst willkommene und überraschend frische Beigabe, die ich unglaublich gerne höre. Gold - Fizdale und Bernstein in Höchstform !


    SONY, 1961, ADD
    :angel: Diese CD ist eine weiterer Edelstein aus der herausragenden dunkelblauen SONY-Bernstein- THE ROYAL EDITION, aus der ich alles was mich interessiert mit der Zeit angeschafft habe.


    Ich hatte die Schostakowitsch - KK Nr.1 und 2 zuvor in diesen Bernstein-Aufnahmen mit Previn (Nr.1) und Bernstein (Nr.2) am Klavier zuvor in der alten CBS-CD - Ausgabe. Die abgebildete SONY-CD im 20-Bit-Remastering hat dann nochmal deutlich in der Klangqualität zugelegt.


    -------------------------------------------------------------
    Hallo lutgra,


    als Antwort zu Deiner Frage zu Amirov

    Zitat

    Das Ballett würde mich jetzt natürlich auch interessieren, was gibt es denn da für Einspielungen?

    : Es gibt nur eine Vernünftige, die einen ganz autentische Aura ausstrahlt:
    Orchester des Bolshoi Theaters Moskau / Nazim Rzaev (OYMPIA, 2CD, 1964, ADD)


    Die Doppel-CD enthällt auch eine der autentisten Aufnahmen vom Shur-Sinfonischer Mugam Nr.1 unter Rauf Abdullayev mit dem Moskau RSO.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    teleton: Hallo Wok,
    diese beiden fabelhaften Pianisten haben bei CBS grosse Erfolge zu verbuchen. Die Mendelssohn-KK mit Gold und Fizdale (CBS) habe ich auch. Ein Wunsch eine andere Aufnahme davon zu haben ist bei der bestechenden Qualität nach meinem Empfinden auch nicht nötig. ;) Nur Mendelssohn gehört nicht in diesen Thread!

    Hallo Wolfgang,


    Es war mir schon klar, daß mein Hinweis auf die beiden MENDELLSOHN-Konzerte in der Interpretation durch ARTHUR GOLD und ROBERT FIZDALE eigentlich nicht in diesen Thread gehört, deshalb auch mein abschwächendes "apropos"! Nur verleitete mich Dein Stichwort "Arthur Gold und Robert Fizdale" in Deinem früheren Beitrag dazu, auf eine weitere hervorragende Einspielung der beiden, nämlich die 2 MENDELSSOHN-Konzerte für 2 Klaviere zu verweisen, und ein paar Zeilen über diese fabelhaften Pianisten zu schreiben. Aber wie ich sehe, sind Dir diese Pianisten bereits ein Begriff, und besitzt Du sogar diese Einspielung, und schätzt diese auch ebenso hoch ein wie ich! Dabei dachte ich, ich hätte hier einen Geheimtip zu bieten! :) So ganz unbekannt, wie ich fürchtete sind die beiden also doch nicht in Deutschland!


    Viele Grüße
    wok

  • Alexander Tscherepnin (1899 - 1977)


    6 Klavierkonzerte, die sich neben seinen Sinfonien in dieser Box befinden.


    Wie sie sich anhören, kann ich leider nicht sagen, da es schon zu lange her ist, wie ich sie zuletzt gehört habe. Wird aber umgehend in Angriff genommen, da Tscherepnin mir in letzter Zeit schon öfter in den Sinn gekommen ist.


    Gruß
    John Doe


    :hello:

  • Der Tscherepnin ist sehr interessant.


    Die folgenden Zuordnungen erfolgen ohne Gewähr, da ich zwar alle Konzerte mehrmals, zum Teil schon unabhängig von der seitens John Does angeführten CD vor Jahrzehnten gehört habe, jetzt aber aus zeitlichen Gründen nicht überprüfen kann. Hinter den Wertungen stehe ich; es mag aber vielleicht eine falsche Nummer darunter sein.


    Das erste Klavierkonzert ist sicher das noch am wenigsten typische und geht in die spätromantische Richtung zwischen Tschaikowsky und Rachmaninow.


    Die Nummern zwei, (?)drei, fünf und sechs sind bei aller Unterschiedlichkeit für ihre Entstehung durchaus modern. Wesentlich sind das perkussive Element, eine gewisse Motorik und ein Hang zum Ostinaten bei der Motivik, ein Schuss Folklore - mit anderen Worten: so etwas wie sozialistischer Realismus - mit einem leichten Augenzwinkern. Wenn ich mich nicht täusche, erwecken die Nummern drei und sechs den fortschrittlichsten Eindruck.


    Die Vierte wiederum weicht ein weiteres Mal ab, da sie sehr stimmungsvoll und farbenprächtig gestaltet ist, wobei das Harmonische statt des Rhythmischen ausschlaggebend zu sein scheint. Dieses harmonische Element ist wesensmäßig geprägt von fernöstlicher Pentatonik - bereits die Satztitel weisen auf ein chinesisches Ambiente hin. Tscherepnins Herkunft und Vita weisen hierzu Bezüge auf.


    Allenthaben sehr lohnende Musik - auch die Sinfonien.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Wer hätte das gedacht !
    Das 20. Jahrhundert war ein Born vom Klavierkonzerten

    5 davon stammen aus der Feder von Darius Milhaud, auf über 2 Jahrzehnte verteilt.
    Sie alle, sowie 4 weitere Werke für Klavier und Orchester finden sich auf der hier gezeigten Doppel-CD.
    Klavierkonzert Nr 1 op 127 (1933)
    Klavierkonzert Nr 2 op 228 (1941)
    Klavierkonzert Nr 3 op 270 (1946)
    Klavierkonzert Nr 4 op 295 (1949)
    Klavierkonzert Nr 5 op 346 (1955)
    Es spielt das SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern unter Alun Francis
    Der Pianist ist - Michael Korstick

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clc 806

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin überrascht welch unbekannte, aber tolle Klavierkonzerte des 20.Jhd Alfred aus dem Ärmel schüttelt. Das hätte ich ihm als "Klassiker" gar nicht zugetraut.



    CPO, DDD


    Diesen Milhaud - KK möchte ich noch diese cpo-CD mit Konzerten für 2Klaviere und Orchester von Darius Milhaud, der ganz grossen positiven Überraschung von dem Pianisten Robert Casadeus und Franis Poulenc (von dem mir die in Beitrag 37 vorgestellte Aufnahme allerdings weit besser gefällt) hinzufügen:

    In eine ähnliche Richtung wie die Milhaud-KK gehen auch die 5 Klavierkonzerte von Heitor Villa-Lobos in den exqusiten Aufnahmen mit
    Cristina Ortiz, Royal PO, Miguel Gomez-Martinez:



    Decca, 1990, DDD


    Klavierkonzert Nr.1 (1945)
    Klavierkonzert Nr.2 (1948)
    Klavierkonzert Nr.3 (1952/57)
    Klavierkonzert Nr.4 (1952)
    Klavierkonzert Nr.5 (1954)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Ich bin überrascht welch unbekannte, aber tolle Klavierkonzerte des 20.Jhd Alfred aus dem Ärmel schüttelt. Das hätte ich ihm als "Klassiker" gar nicht zugetraut.


    Dann will ich hoffen, daß ich mir dieses frische Vertrauen erhalten kann und schüttle meinen Ärmel ein weiteres Mal....
    Mal sehen was da rauskommt............
    Moment noch ........
    Ahhhhhh.... da ist schon was.....


    Diesmal ist es das Klavierkonzert Nr 2 von Boris Blacher (1905 - 1975)
    Ich beziehe mich hier auf Track Nr 24-26 dieser Sample-clips. Leider ist es ja so, daß solche Clips nicht unbedingt aussagekräftig sind, weil anscheinend irgendein Bosnigel immer jene Stellen aussucht, die nicht typisch für das Werk sind.
    Daher ein paar kurze Anmerkungen: Beinahe filigran und ein wenig harmlos - aber dennoch elegant beginnt der erste Satz des Konzerts.Überraschend verwandelt sich das Szenarium - Rhythmik und Schlagzeug bestimmen das Geschehen - wobei der Klang immer schlank und durchsichtig bleibt, niemals vordergründig auftrupfend und dick wird, dabei aber dennoch eindrucksvoll ist. Generell wird dieses Konzert allen jenen gefallen können, die unterschwelligen Jazz in Stücken der klassischen Moderne lieben - manche wird es sogar begeistern......
    Auch der Rest der CD kann sich hören lassen - gehört aber momantan nicht zum Thema.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Britten war Komponist, Dirigent und Pianist.
    Brittens Klavierkonzert wurde im Entstehungsjahr bei den Londoner Proms 1938 mit ihm als Pianist uraufgeführt.
    Die Aufnahme für Decca entstand 1970, diesmal war Britten der Dirigent und als Pianist der unvergleichliche Swjatoslav Richter.

    mfG
    Michael


  • Das Erwachen der Vögel an einem Frühlingsmorgen soll dieses Klavierkonzert vermitteln. Dazu hatte Messiaen den aufgezeichneten Gesang der Vögel seiner Heimat verarbeitet. Le Réveil des Oiseaux wurde 1953 komponiert, in demselben Jahr dirigierte Hans Rosbaud das Werk mit der Pianistin Yvonne Loriod und dem SWF-Sinfonieorchester Baden Baden. Diese historische Aufnahme findet man bei Youtube:

    mfG
    Michael

  • Das spätromantische Klavierkonzert (1935) von Atterberg ist Teil einer umfassenden Atterberg-Edition des Labels cpo.Dort erschien u.a. auch eine Box mit allen 9 Sinfonien Atterbergs.Bei Chandos erschien dieses Jahr eine SACD mit Aufnahmen der Sinfonien Nr.4 und Nr.6 ("Dollarsinfonie") mit Neeme Järvi,vielleicht der Beginn einer weiteren Gesamteinspielung der Sinfonien.

    clc 973

    mfG
    Michael

  • mRichard Addinsell komponierte 1941 das "Warschauer Konzert" eine Rhapsodie für Klavier und Orchester für den Film "Dangerous Moonlight". Aus der Filmmusik wurde eine der bekanntesten Konzertmusiken, das "Warschauer Konzert" wurde weltberümt, neudeutsch würde man von einem one-hit-wonder sprechen.

    mfG
    Michael

  • Nino Rota wurde mit seinen Filmmusiken weltberühmt (und reich), seine klassischen Kompositionen (Opern, Sinfonien und Konzerte u.a.) behaupten sich jedoch auch auf zahlreichen CDs.
    Sein Klavierkonzert in C-dur komponierte er 1959/1960 für keinen geringeren als Arturo Benetdetti Michelangeli, das Klavierkonzert in E-Dur entstand 1978. (In seiner Aufnahme des Klavierkonzertes in G-dur von Haydn (EMI) verwendet Michelangeli eine Kadenz von Nino Rota).
    Nino Rotas Konzert in C-dur mit Nicola Luisotti/Giuseppe Albanese kann man sich bei RAI 3 anhören:
    http://www.rai.it/dl/portali/s…d1-a3a5-905f6c4a97fc.html

    mfG
    Michael

  • Der portugiesische Komponist, Dirigent und Musikwissenschaftler und Kommunist wird hierzulande kaum jemandem ein Begriff sein. Ähnlich wie Bartok interessierte auch er sich für die Volksmusik seiner Heimat und verarbeitete so manches Thema in seinen Werken. Das Klavierkonzert Nr 1 aus dem Jahre 1940 ist hier ein gutes Beispiel, wenngleich ich hier nur einen einzigen Satz für beeindruckend halte, und zwar den dritten. ER atmet ein exotisches Flär und klingt sehr nach spanischer - in Wirklichkeit aber portugiesischer Volksmusik, Er verwendet eingängige Melodien - umspielt sie mit den Klavier, und lässt zahlreiche "exotische" Instrumente zu Einsatz kommen, wie beispielsweise auch Kastagnetten. Die anfangs eher einschmeichelnden, tonalen Klänge werden allmählich immer häufiger umspielt, das Klavier ist IMO eher unauffällig.
    Ein kurzes Statement von mir zu dieser CD findet sich bereits in Beitrag Nr 34.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Was Neues ist mir über den Weg gelaufen - ein Tipp von moderato oder von Garaguly oder von ?? (Bitte melden! :) )


    (Leider sehe ich mich außerstande, mir die meisten Namen auf der CD für mehr als drei Minuten zu merken ... ;( )



    Das ist nicht uninteressant zu hören. Man bemerkt die Einflüsse der europäischen Spätromantik und der klassischen Moderne in Klaviermanier und Orchesterbehandlung - Farbe, Rhythmus und Virtuosität bei grundsätzlich gewahrter Tonalität.


    Das groß angelegte erste Konzert auf der CD (Amirow) lässt arabische Folklore erkennen.


    Das groß angelegte zweite Konzert (Adigezalow) scheint mir am interessantesten. Man spürt das Nachbarland Armenien und den Sound von Khatchaturian - aber nicht nur das. Sehr abwechslungsreich und nicht unpathetisch.


    Auch einer der beiden Pianisten aus Aserbaidschan - Farhad Badarbeyli - ist gegen Ende als Komponist mit einem achtminütigen Werk vertreten, dem Satz Das Meer. Das ist aber eine arg süßlich-flache Angelegenheit, quasi Filmmusik und ein Abklatsch irgendwo zwischen Richard Addinsell und der Onedin-Linie. Nur klingt Khatchaturian auch dort mehr nach ihm selber ... :stumm: .


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Liebe Tamino - Mitglieder,


    da möchte ich auch gerne mein Scherflein zu beitragen und verweise auf das Klavierkonzert des 1928 geborenen finnischen Komponisten Einojuhani Rautavaara:



    Ein großartiges Werk, das voller mystischer, träumerischer Schönheit ist, der Beiname "gift of dreams", das "Geschenk des Traumes" gibt eine Orientierung in diese Richtung. Ein wundervolles Konzert, das in der Tat zum Träumen verleitet. Neben zartesten, lyrischen Passagen finden sich ebenso energiegeladene Momente. Eine sehr kontrast- und facettenreiche Musiksprache, die modern ist, jedoch weitesgehend ohne atonale, schrille Dissonanzen auskommt.


    viele Grüße


    B.

  • Der heute beinahe vergessene russische Komponist German Germaniwitsch GALYNIN lebte von 1922-1966. Er war Schüler von Nikolai Mjaskowski und Dmitri Schostakowitsch am Moskauer Konservatorium. Diese Melodyja Cd enthält unter andem Galynins Klavierkonzert Nr 1 in C- Dur, ein beeindruckendes Werk aus dem Jahre 1946, effektvoll, elegant und originell. Es weist noch nicht die düsteren Züge seine späteren Werke auf, die er - bereits an Schizophrenie leidend - komponierte. Heute ist Galynin so gut wie vergessen. Das Label Melodyja zeigt sich auch klangtechnisch von seiner besten Seite.

    mit freundlichen Grüßen
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    das ist wirklich eine ganz aussergewöhnlich herausragende Melodiya-CD in jeder Beziehung (Werk und Aufnahmetechnik). Ich selber habe diese als grosser Interessent des russischen Musikrepertoires letztes Jahr auch hocherfreut durch Empfehlung von WolfgangZ kennengelernt.


    ;) Die ist so herausragend, dass Du die CD zwei mal in diesem Thread unterbringst - - - in Beitrag 1 zuerst !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo miteinander,


    ein weiteres sehr hörenswertes Klavierkonzert stammt von dem Schostakowitsch-Schüler Boris Tschaikowski (1925 - 1996), ein äußerst rhythmisches Werk, entstanden 1971, das ein klein bisschen an BWV 1052 erinnert und in den Binnensätzen auch dem lyrischen Element einen gebührenden Platz einräumt. Trotz der extremen Betonung des Rhytmus ist es nicht atonal.
    Hoch interessant aber nicht so markant das Klarinettenkonzert (1957) und von ausgesprochener Schönheit die Tierkreis-Kantate für Sopran, Cembalo und Streichorchester (1974).

    Viele Grüße
    John Doe
    :hello:

  • Georges Antheil (1900-1959)


    Klavierkonzerte Nr. 1 & 2


    Als üppige "Zugabe" gibt es noch:
    A Jazz Symphony; Jazz Sonata Nr. 4; Can-Can; Sonatina; Death of a Machine; Little Shimmy


    Markus Becker, NDR Radiophilharmonie, Eiji Oue


    Eckhardt van den Hoogen hänge ich die Gold-Medaille für den äusserst informativen Booklet-Text um. Er bringt dem Hörer diesen wenig bekannten Komponisten näher. Das Label cpo hat einmal mehr für eine hörenswerte Ausgrabung in der nicht allzu fernen Musikgeschichte gesorgt. (Antheils Sinfonien erschienen ebenfalls hier.)
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Dem von John Doe vorgestellten KK von Boris Tchaikowski von 1971 möchte ich unbedingt das Klavierkonzert Nr.2 (1972) von Andrei Eshpai aus gleicher Zeit an die Seite stellen. :thumbsup: Ein tolles Werk vollgepackt mit rhythmischen Ohrwürmern, das das Zeug hat sich mit den besten Klavierkonzerten des 20.Jhd zu messen. Als Vorbild könnte Prokofieffs KK Nr.1 in Verbindung mit Einflüssen von Bartok und Landsmann Rimsky-Korsakow.
    Kein ungeniesbares Gewusel, sondern modern und trotzdem weitgehend auf tonalem Boden.
    Die Ersteinspeilung leitete auf abgebildeter CD Jewgenij Swetlanow mit Grossen SO der UDSSR Moskau. Eshpai selber spielt den Solopart. Die Albani-CD schreibt Ersteinspielung vom 18.September 1972 (lässt aber die INFO offen, ob es sich bei der LIVE-Aufnahmen auch um die UA handelt.):



    ALBANY, 1972-1994, ADD/DDD


    Da die CD - Discogaphie von Eshpai sehr rar ist, ist mir sein KK Nr.1 leider noch unbekannt.


    Das Concerto grosso - Concerto für Solo Trompete, Klavier, Vibraphon und Kontrabass (1966) ist ja quasi auch ein verkapptes KK. Da dieses Konzert genau die gleiche hohe begeisterungswürdigen Eigenschften hat, gehört es hier auch unbedingt erwähnt zu werden - ganz fantastische Musik --- :angel: Ja, das sind moderne Werke, die noch Zeit brauchen um für eine grössere Zuhörerschaft bekannt zu werden, aber IMO zu den grossen Meisterwerken des 20.Jhd gehören.


    :!: Den Anfang dazu haben Valdimir Krainew (Klavier) / Moskauer PH / Dmitri Kitaeko mit einer weiteren Aufnahme vom KK Nr.2 (1972) gemacht, die 1976 aufdem Label RUSSIAN DISC erfolgte. Eine ebenfalls klasse Aufnahme/Int, die keine Wünsche offen lässt.
    Des weiteren findet man von Eshpai auf der Russian Disk sein Violakonzert, Violinkonzert Nr.2 und nochmal das fantastische Concerto grosso, dies in gleicher Aufnahme wie auf der Albany-CD.


    Die 2.CD hatte ich im Eshpai -Thread vorgestellt - leider jetzt ohne Bild möglich -

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo miteinander,


    Dmitri Kabalewski, neben Schostakowitsch, Prokofiew und Chatschataurian der vierte bedeutende Sowjetkomponist, komponierte neben vier Sinfonien, zwei Cellokonzerten und einem Violinkonzert auch eine Reihe von Werken für Klavier und Orchester, die auf folgender Doppel-CD in hervorragender Interpretstion erschienen sind:



    Zwischen 1930 und 1978 entstanden zeichnen sich die vier Klavierkonzerte durch strikte Tonalität, hoch romantischen Grundgestus und eine Fülle an schönen Melodien aus, wobei letzteres originär Kabalewski sind, derweil das andere die Vorbildfunktion Rachmaniniws und Prokofiews nicht leugnet.


    Neben den vier Klavierkonzerten befinden sich auf dieser Doppel-CD auch noch eine Rhapsodie für Klavier und Orchester und eine orchestrierte Fassung der f-moll Fantasie D. 940 von Schubert, die meines Erachtens deutlich besser gelungen ist, als die Orchestrierung der Wanderer-Fantasie durch Franz Liszt, und so dem Ouvree Schuberts noch ein ausgewachsenes Klavierkonzert hinzufügt.


    John Doe
    :hello:


  • Nachdem mich die erste Symphonie von Leighton so beeindruckt hat, war ich natürlich gespannt, wie denn sein 5 Jahre später entstandenes 3. Klavierkonzert ist. Und ich kann von einem zweiten Volltreffer berichten. Das 37-minütige Werk ist ein kapitales Klavierkonzert, dass sich mit den besten im 20. Jahrhundert entstandenen durchaus messen kann. Ich kann jedenfalls nichts finden, was dieses Werk NICHT hat, was die Konzerte z.B. von Bartok oder Prokofieff hätten. Die Stimmung ist wie bei der ersten Symphonie düster-tragisch, erst im zweiten Teil das Finalsatzes hellt sich die Stimmung etwas auf und dieser Teil klingt ein wenig "amerikanisch". Ansonsten wird hier alles aufgefahren, was die gemässigte Moderne so zu bieten hat und als Laie würde ich die Schwierigkeit des Klavierparts irgendwo zwischen Prokofieff 5 und Rachmaninoff 3 einordnen. Howard Shelley hat damit aber offenkundlich kein Problem und haut ordentlich in die Tasten, wenn es nötig ist. Ja, diese CD ist prall gefüllt mit höchst interessanter Musik und wird sicher noch öfter im Player liegen.


    Es ist schon erstaunlich, was in den 60er Jahren jenseits des seriellen, dodekaphonen Mainstreams komponiert wurde und erst jetzt zum Vorschein kommt.

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