Emmy Loose - * 22. Januar 1914 Karbitz - † 14. Oktober 1987 Wien
Flankiert von großen Namen ist Emmy Loose in der Mitte zu sehen - ein Bild aus glücklicher Zeit.
Zum heutigen Todestag von Emmy Loose
Der Geburtsort von Emmy Loose, der kleine Ort Karbitz bei Aussig, hat seinen Standort nicht verändert, heißt aber heute Chabařovice und liegt in Tschechien, landschaftlich gesehen in Nord-Böhmen.
In der Öffentlichkeit ist über ihre Kindheit und Familienverhältnisse nichts bekannt, aber mit künstlerischen Ambitionen war sie in ihrer Familie nicht allein; da ist noch die jüngere Schwester, die auch Berufssängerin war, sich aber mehr der etwas leichteren Muse widmete, sie nannte sich Friedl Loor (1919-2017).
Emmy Loose studierte am Konservatorium in Prag und debütierte 1939 am Staatstheater Hannover als Blondchen in »Die Entführung aus dem Serail« - es sei hier vorweggenommen, dass sie später diese Rolle 143 Mal an der Staatsoper Wien sang.
Ein Gastspiel als Ännchen im »Freischütz« hatte sie an die Wiener Staatsoper gebracht, wo sie am 18. Juni 1941 in der Premiere unter Hans Knappertsbusch sang und dann noch in einigen Folgevorstellungen.1942 wurde Emmy Loose Ensemblemitglied und behielt diesen Status bis 1976.
1942 waren das dann Rollen wie: Musetta in »La Bohemé«, Nuri in »Tiefland«, Adele in »Die Fledermaus« und die Gretel in »Hänsel und Gretel«.
1943 ging es dann weiter mit: Barbarina, Blondchen, Esmaralda ... aber auch schon mit der Gilda in »Rigoletto«.
Wegen nun massiver Kriegseinwirkungen wurden Mitte 1944 alle Theater geschlossen, aber in der Literatur ist zu lesen, dass es immer wieder vereinzelte Vorstellungen gegeben habe und die letzte Aufführung an der Wiener Staatsoper sei am 5. Januar 1945 gewesen.
Wie dem auch sei, am 12. März 1945 gingen hier auf brutale Weise die Lichter aus und dann war hier definitiv Schluss.
Erstaunlicherweise wurde in Wien schon zum 1. Mai 1945 - das war immerhin noch vor dem offiziellen Kriegsende - an der Wiener Volksoper, die für ein Jahrzehnt als Ausweichquartier diente, »Die Hochzeit des Figaro« gegeben; in diesem Stück hatte sich Emmy Loose von der Barbarina zur Susanna hochgearbeitet. Manche Vorstellungen, wie beispielsweise »Cosi fan tutte« fanden im Redoutensaal der Hofburg statt.
Die Wiener Staatsoper nahm schon am 6. Oktober 1945 wieder ihren Spielbetrieb mit »Fidelio« auf; in diesen Oktobervorstellungen sang Emmy Loose unter Josef Krips die Marzelline. In »Martha« vom September bis Weihnachten die Lady Harriet Durham.
Das waren für alle Beteiligten schwere Zeiten, aber obwohl die Welt brannte und das Großdeutsche Reich in Schutt und Asche lag und Not auf breiter Front herrschte, wurde hier fast durchweg musiziert; Emmy Loose hatte Glück, dass sie überhaupt ihren Beruf ausüben konnte.
Sie hatte sich aufs leichte Sopranfach spezialisiert, das in Opern neben den spektakuläreren Titelpartien auch gebraucht wird, aber schließlich die Lady Harriet Durham ja auch eine Titelrolle.
Wenn man an der Wiener Staatsoper singt, sind die Salzburger Festspiele nicht weit, also sang sie auch hier das Blondchen in der »Entführung«, auch beim ›Glyndebourne Festival‹, dem ›Maggio musikale Florenz‹ und bei den Festspielen von ›Aix-en-Provence‹.
Sie gastierte ausgiebig in den Musikzentren Europas, also an der Mailänder Scala, Covent Garden London, Teatro Liceo Barcelona ... aber auch in Südamerika am Teatro Colón Buenos Aires.
Ihr Repertoire war umfangreich; an der Wiener Staatsoper war sie in mehr als vierzig Rollen einsetzbar und absolvierte 1.369 Vorstellungen an diesem Haus; 215 Mal war sie Papagena, wobei in einer Kritik zu lesen ist: »hat sich in jahrelanger Papagena-Tätigkeit eine seltene Fertigkeit darin erworben, wirklich mit geschlossenen Füßen wie ein Spatz zu hüpfen ...« 134 Mal gab sie das Blondchen.
Anton Dermota, auch ein Urgestein der Wiener Staatsoper, beschreibt seine langjährige Kollegin in seiner Biografie so:
»Wenn vom Wiederbeginn der Wiener Opernkunst die Rede ist, so darf meine liebe Kollegin Emmy Loose nicht vergessen werden. Ihre quicklebendige Despina, ihr köstliches, frisches Blondchen, ihre muntere Papagena, ihre zu Herzen singende Zerline waren wesentliche Beiträge zum Wiener Mozartstil. Als Kollegin zeigte sie stets Temperament und geistige Beweglichkeit, als Künstlerin besaß sie viel gesunden Ehrgeiz, der sie befähigte, ihr Fach sehr zu erweitern: Ännchen, Olympia, Martha, Sophie lauten ein paar Stationen ihrer künstlerischen Entwicklung. Ihr allzu früh verstorbener Gatte, Dr. Kriso, war ein hochgeschätzter, von vielen Ensemblemitgliedern ständig konsultierter Laryngologe und als solcher unser Helfer in allen Sängernöten.«
Auf dem Grabstein finden sich keine Lebensdaten, aber es gibt Quellen die aussagen, dass die Ehe 1952 geschlossen wurde und Dr. Kriso 1961 starb.
Emmy Loose war 1954 zur Kammersängerin ernannt worden und erhielt zehn Jahre später die Mozart-Medaille; das war wohl jeweils zu den runden Geburtstagen der Sängerin.
Diesen Auszeichnungen folgte das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse 1965 sowie Ehrenmedaille in Gold 1979.
Nach Beendigung ihrer Bühnenlaufbahn war sie noch an der Wiener Musikschule und an der Sommerakademie in Salzburg pädagogisch tätig. Es ist ganz interessant mal einen Blick auf die Liste der dort Unterrichtenden zu werfen, da ist zu lesen, für Gesang stehen:
Susanne Anders, Liselotte Egger, Rut Jacobson, Viorica Krauss-Ursuleac, Paula Lindberg, Emmy Loose, Heinrich Pflanzl, Hetty Plümacher und Ellen Repp zur Verfügung.
Da war also eine illustre Gesellschaft von Lehrenden beisammen.
Das künstlerische Wirken von Emmy Loose ist auf vielen Tonträgern dokumentiert, ob auch ihr Grab erhalten werden kann, war nicht zu ermitteln.
Aufnahme vom Sommer 2022
Praktischer Hinweis:
Friedhof Hietzing, Maxingstraße 15, 1130 Wien. Man geht vom Tor 2 aus auf das etwa 80 Schritte entfernte Kreuz zu und von dort aus etwa die gleiche Strecke weiter geradeaus bis zum Gräberfeld 26 und biegt rechts ab, wo man unmittelbar zum Gräberfeld 39 kommt, wo sich noch im Sommer 2022 der Grabstein befand.
Ein markanter Punkt, wenn man das Gräberfeld 39 sucht