Liebe Forianer,
für mich war Beethovens 5. ein Schlüsselerlebnis. Neben dem "Freischütz" war es das Werk, dass mich zur intensiven Beschäftigung mit der klassischen Musik führte. Dieses Meisterwerk Beethovens war auch eine meiner ersten Anschaffungen auf Schallplatte. Ich werde auch nicht müde, mir diese Sinfonie auch immer wieder regelmäßig anzuhören. Gerade zu solchen Anlässen, wenn eine Neuanschaffung wieder darauf wartet, angehört zu werden - wie zuletzt Swetlanows Interpretation.
Anders wie bei den "vier Jaheszeiten" ist der Katalog der vorhandenen Aufnahmen dieser Sinfonie so umfangreich, dass er kaum noch zu überschauen ist. Es vergeht kein Monat, in dem eine Neuaufnahme oder eine Wiederauflage auf die Klassik-Kunden wartet. Das macht eine Auswahl schwierig. Aber, wie bereits in der Vorankündigung formuliert, ist der Fokus auf die Aufnahmen der letzten 20 Jahre gerichtet, also auf Aufnahmen der Nach-Karajan-Ära.
Schwerpunkte der Auswahl bilden: Die klare Herausarbeitung des Kopfmotives, die Ausgestaltung des 3. Satzes sowie die Überleitung zum - und Finale.
Referenz
Künstler: La Chambre Philharmonique, Emanuel Krivine
Label: Naive, DDD, 2010
Keine Einspielung der 5. Sinfonie hat mich im neuen Jahrtausend so beeindruckt wie eben diese Aufnahme. Es handelt sich hierbei um einen Live-Mitschnitt, bei dem das HIP-Ensemble La Chambre Philharmonique unter Emanuel Krivine einen so leidenschaftlich-impulsiven Beethoven spielen, wie es mir schon lange nicht mehr untergekommen ist. Man kann ihre Spielfreude faktisch spüren und der Funke springt auch beim Hörer über, der durch Betätigung des Start-Knopfes am Player diese Interpretation gleich noch einmal hören möchte!
Alternativen
Künstler: Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado
Label: DGG, DDD, 2000
Hier soll die Aufnahme der Berliner Philharmoniker zur Sprache kommen, die unter Abbado bei einem Gastspiel in Rom Live aufgezeichnet worden ist. Dies ist aus meiner Sicht mit Abstand die beste Einspielung der 5. Sinfonie eines renommierten Sinfonieorchesters (also keine Kammerorchester-Version) seit 2000. Abbado nahm hier einige Korrekturen vor in Bezug auf seinen ein paar Monate vorher erschienenen Studio-Beethoven-Zyklus. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: eine moderne frische Aufnahme von hohem Wert!
Künstler: Swedish Chamber Orchestra, Thomas Dausgaard
Label: Simax, DDD, 1999
Dausgaard gilt noch immer als eine Art Geheimtipp. Einige meinen, die Aufnahmen sind zu teuer. Dazu kann ich nur sagen: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Schließlich gibt es diverse Marktplätze, die hier und da ein Produkt auch preiswert anbieten. Andererseits stellt sich Dausgaard auch als Phänomen dar: sie kaufen ihn nicht, weil sie meinen alles Wichtige schon zu haben. Dabei lohnt sich ein Blick mit anschließender Anschaffung bei Dausgaard durchaus: hier wird ausgezeichnet Beethoven zelebriert, gepaart mit einer überragenden Tontechnik - Beethoven vom Feinsten - was will man mehr?
Künstler: Kammerorchester Basel, Giovanni Antonini
Label: Sony, DDD, 2008
Etwas ganz Hervorragendes schwappt von der Schweiz zu uns herüber: ein noch im Entstehen befindlicher Beethoven-Zyklus mit dem Kammerorchester Basel, das hier von Giovanni Antonini geleitet wird. Aber im Gegensatz zu Järvi wird hier nicht wild-seelenlos heruntergespult, es bleibt genug Zeit die Musik auch atmen zu lassen, sich zu entfallen. Antonini gelingt es ebenfalls, das Kammerorchester nicht dünn spielend auf uns wirken zu lassen. Da kommt beim Hören viel Freude auf, was das Ganze zu einer echten Alternative werden lässt!
Bemerkungen
Aus meiner Sicht geht gar nicht:
Thielemann (die Überleitung vom 3 zum 4. Satz ist so schwerfällig, dass ich schon nicht mehr weiter hören mag, um dann ein paar Takte später gleich überschnell weiter musizieren zu lassen, was an eine Karikatur grenzt.
Järvi (der seelenlos ohne wirkliche innere Anteilnahme Beethoven eiskalt herunterspulen lässt).
LT