Bonaldo Giaiotti Bass

  • Wenn auch bisher ohne jegliche Reaktion, setze ich dennoch unverzagt meine Mission fort, einige große italienische Bassisten vorzustellen, die bisher noch über keinen eigenen Thread verfügen.


    Heute möchte ich mich Bonaldo Giaiotti widmen, dessen markante Stimme ich in Turandot als Timur gehört habe. Einige Daten zu seiner Biographie:


    bonaldogiaotti_web.jpg


    Bonaldo Giaiotti (geb. 25. Dezember 1932) ist besonders mit dem italienischen Repertoire verbunden.


    Geboren in Udine, studierte er in seiner Heimatstadt und später in Mailand bei Alfredo Storno, wo er sein Debüt 1957 gab. Nach Erfolgen in verschiedenen Opernhäusern in Italien gab er sein USA-Debüt in Cincinnatti, als Basilio in Der Barbier von Sevilla, im Jahr 1959.


    Im nächsten Jahr, am 24. Oktober 1960, gab er sein Debüt an der Metropolitan Opera in New York und blieb dort 25 Jahre und sang rund 30 Rollen in über 300 Vorstellungen, am häufigsten als Raimondo in Lucia di Lammermoor, Ramfis in Aida, Timur in Turandot. Andere Rollen sind Il Padre Guardiano in La forza del destino, Phillip II in Don Carlo, Ferrando in Troubadour, Graf Walter in Luisa Miller, Zaccaria in Nabucco, Giorgio in I Puritani, Alvise in La Gioconda, König Heinrich in Lohengrin usw.


    Er absolvierte mehrere Gastauftritte, manche in großen Opernhäusern wie der Lyric Opera of Chicago, dem Palais Garnier in Paris, die Wiener Staatsoper, dem Teatro Real in Madrid, dem Opernhaus Zürich, dem Royal Opera House in London, Teatro Colón in Buenos Aires, usw. Von 1963 bis 1995 war er regelmäßig zu Gast in der Arena di Verona, in Verdis Attila im Jahr 1985. Überraschenderweise hat er sein Debüt an der Mailänder Scala erst 1986 gegeben, als Graf Rodolfo in La Sonnambula.


    Giaiotti sang auch nicht-italienischen Rollen, vor allem der Hohepriester in Karl Goldmarks Die Königin von Saba (1991 am Teatro Regio), Cléomer in Massenets Esclarmonde (Januar 1993 Teatro Massimo), Kardinal de Brogni in Halevys La Juive, als Wiedertäufer Zacharie in Meyerbeers Le Prophete, sowie König Heinrich in Richard Wagners Lohengrin (1976 und 1980, an der Metropolitan Opera).


    Sein gleichmäßige, machtvoll ausladende, schöne und klangvolle Stimme machte ihn zu einem der führenden Sänger seiner Generation. Auch als Jury-Mitglied bei Gesangswettbewerben und als Lehrer trat er in Erscheinung.


    Mehr findet man auf seiner Homepage:


    http://www.bonaldogiaiotti.it/



  • Wenn auch bisher ohne jegliche Reaktion, setze ich dennoch unverzagt meine Mission fort, einige große italienische Bassisten vorzustellen, die bisher noch über keinen eigenen Thread verfügen.


    Lieber Don, damit hast Du gewiss einen wunden Punkt getroffen. Ich fühle mit Dir. Natürlich freuen wir uns alle über Reaktionen auf Themen, die wir starten oder angestoßen haben. Bleiben sie aus, dann sollte uns das nicht davon abhalten, weiterzumachen. Irgendwer liest es immer und hat vielleicht etwas davon. Das reicht mir manchmal schon. Man wird ja bescheiden. Nach meinen Meinung sollten wir zu allerletzt an uns selbst denken, wenn wir bisher vernachlässigte Namen ins Spiel bringen. Hier gilt's der Kunst! Ich habe erst neulich lange über Alfredo Mariotti nachgedacht, den Du uns vorgestellt hast. Es gibt ja viele solcher Sänger in der zweiten, dritten Reihe, ohne die Oper überhaupt nicht funktionieren würde. Ihre Popularität ist eine ganz besondere. Geschrieben habe ich dann aus Zeitgründen doch nichts. Ich bin ohnehin meistens zu ausführlich. Zu beobachten ist ein gewisser Hang zur Kürze und Knappheit im Forum. Ich lese am liebsten ausführlich Beiträge. Gewiss gab es Zeiten, in denen hier über Sänger intensiver diskutiert worden ist. In letzter Zeit kehrte etwas Ruhe ein, weil einige Mitglieder, die am Operngesang gesteigertes Interesse hatten, abhanden gekommen sind. Wieder andere halten sich etwas zurück. Das kann ja über uns alle mal kommen. Ich sehe beispielsweise mit größtem Vergnügen, dass neuerdings in Lied-Threads sehr genau analysiert wird, wer welches Lied in der "Winterreise" am besten erfasst usw. Wunderbar!


    Dir wünsche ich einen schöne Samstag! Ich freue mich auf neuen Threads und Wortmeldungen von Dir!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wenn auch bisher ohne jegliche Reaktion, setze ich dennoch unverzagt meine Mission fort, einige große italienische Bassisten vorzustellen, die bisher noch über keinen eigenen Thread verfügen.


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    Lieber Don,


    keine Antwort heißt noch lange nicht kein Interesse. Ich lese die Beiträge - besonders über Bassisten - regelmäßig. Da ich die Genannten häufig nicht kenne höre ich auch in eingestellte Aufnahmen hinein und bin in der Regel angetan von der Stimmschönheit der italienischen Bässe. Also bitte nicht aufhören, sondern weitermachen. Genau solche Beiträge tragen zum wertvollen Lerneffekt in unserem Tamino-Klassik-Forum bei.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mein Grund: Da ich verschiedene Aufnahmen mit Bonaldo Giaiotti besitze (auch die oben aufgeführten), gehe ich von einem schon existierenden Thread aus. Schon verwunderlich, bei so einem hervorragenden Bassisten, den ich auch schon im TV erlebt habe.

    W.S.

  • Hier kann man Bonaldo Giaiotti beim Unterrichten erleben; dies ist ein höchst eindrucksvolles Zeugnis, und auch im fortgeschrittenen Alter zeigt er eine sehr eindrucksvolle Stimme:


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  • Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Sehr interessant. Bonaldo Giaiotti war für mich einer der ausserordentlichsten Bässe. Ich hatte die Ehre und Freude, ihm persönlich zu begegnen. Ist zwar schon lange her, aber ich habe das nie vergessen. Er war nicht nur ein grandioser Sänger sondern auch ein liebenswürdiger, grosszügiger Mensch. Seine Stimme fliesst wie ein breiter Strom, schlicht wunderbar. Erlebt habe ich Giaiotti als Sir Giorgio in "I Puritani", in den Verdi-Partien Banco, Zaccaria, Jacopo Fiesco und besitze einige Aufnahmen mit ihm, so neben andern auch Donizettis "Il diluvio universale" mit ihm als Noé.

    Beste Grüsse von Buralicchio

  • Hallo, Buralicchio,


    ich muß gestehen, daß mir dieser großartige Sänger lange gar nicht bekannt war, bis ich mir vor einigen Jahren Levines GA von Verdis LA FORZA DEL DESTINO ("Die Macht des Schicksals") anschaffte:

    In dieser, auch klanglich großartigen Einspielung singt Bonaldo Giaiotti den Pater Guardian, nicht nur sängerisch, sondern auch darstellerisch sehr überzeugend. Nicht zuletzt durch seinen Einsatz wird (für mich) die Klosterszene des 2. Aktes zum Höhepunkt der Einspielung. Giaiottiist in dieser Rolle durchaus mit so berühmten Vorgängern wie Cesare Siepi, Giorgio Tozzi, Ruggero Raimondi oder, auf deutsch, Gottlob Frick auf eine Stufe zu stellen. Aber auch Levines übrige Besetzung kann sich hören und sehen lassen.


    Es sei - wenn es auch nichts mit Bonaldo Giaiotti zu tun hat - noch angemerkt, daß der an anderer Stelle in diesen Tagen gerühmte Kurt Moll in Levines Aufnahme einen großartigen Marquis di Calatrava singt und diese Nebenrolle des 1. Aktes fast zu einer Hauptrolle zu machen versteht.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

    Einmal editiert, zuletzt von nemorino ()

  • Ciao Nemorino,

    ja, Giaiotti war tatsächlich ein grossartiger Künstler. Was vielleicht nicht so bekannt ist: Er hat auch deutsches Fach gesungen. So etwa Sarastro und von Wagner den Daland, König Heinrich und Gurnemanz. Aber das italienische Repertoire stand schon im Zentrum natürlich. Es ist schade, dass die Schallplattenindustrie ihn zu wenig berücksichtigt hat. Studioaufnahmen mit ihm als Mefistofele oder Filippo II - leider nur ein Traum geblieben.

    Liebe Grüsse Buralicchio

  • Auch abseits von Youtube finden sich im Netz diverse Gesamtmitschnitte von Opern mit

    Bonaldo Giaotti (teilweise leider in schlechter Qualität).


    Nabucco - Maggio Musicale Florenz 1977

    Macbeth - Arena di Verona 1982

    Luisa Miller - MetropolitanOpera 1979

    La Gioconda - Arena di Verona 1980

    Macbeth - Arena di Verona 1982

    Die Flut / Il Diluvio Universale als Noé - Teatro Comunale dell'Opera di Genova 1985

    Norma - Monte Carlo 1988

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Bonaldo Giaotti (teilweise leider in schlechter Qualität).

    Es ist und bleibt ein Jammer, wie manche hervorragende Künstler durch die Plattenindustrie vernachlässigt bzw. ignoriert wurden. Das hatte zum Teil vertragliche Gründe, aber auch das Management des/der Sänger(in) spielte eine nicht unerhebliche Rolle.


    Technisch mangelhafte Mitschnitte sind da kein Ersatz für Studioaufnahmen. Aber immerhin wollen wir froh sein, daß damit manche großartige Stimme der Nachwelt erhalten bleibt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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