Dieses Thema ist natürlich eine Frechheit, denn nicht mal in Janaceks schlauem Füchslein gibt es Eichhörnchen, obwohl man nicht weiß, ob dereinst Christoph Marthaler, der diese Oper zum Glück noch nicht ermordet hat, diese Tierchen noch zu Hauptfiguren macht.
Das Thema hat verschiedene Väter. Einer ist Alfred himself, weil er gerne knackige Titel hat. Der andere ist Robert Gernhardt, der sogar eine Kunstgeschichte der Bisamratte versucht hat.
Nun aber: worum geht es? Es geht schlicht und einfach um Sammlungen von Musikstücken, und dafür ist doch das Eichhörnchen ein beliebtes Symbol. Aber hier stocke ich schon, denn es gibt Sammlungen zweier unterschiedlicher Arten: einmal die Sammlungen, die angelegt wurden, um viele verschiedene Komponisten und Kompositionen zu vereinen und auch dadurch zu retten. Zum anderen Sammlungen, die von den Komponisten selbst angelegt wurden, aus welchen Gründen auch immer. Als Beispiel hierzu fallen mir zwei Sammlungen ein: die Geistliche Chormusik (1648) von Schütz und das "Israelis Brünnlein" von Johann Hermann Schein.
Nun gut, hier das erste Beispiel: El Cancionero de la Colombina. Hier handelt es sich um eine spanische Sammlung von Liedern (villancicos) und Instrumentalwerken aus der Zeit des Beginns des siglo de oro, 1460 - 1480. Nach der Heirat von Isabel von Kastilien und Fernando von Aragon gingen diese, auch Reyes Católicos genannten Herrscher, daran, Spanien endgültig von den Mauren zurückzuerobern (Reconquista). Das entscheidende Jahr dazu war 1492. Wir kennen das Datum eher als die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, aber für die Spanier war es der Fall Granadas, der die Reconquista beendete. Diese bedeutete aber auch die Vertreibung aller Muslime und Juden aus dem Land, was ein großer wirtschaftlicher Aderlass war. Maurische und jüdische Elemente blieben aber in der Musik präsent.
Die Liedersammlung "El cancionero de la Colombina" entstand 1460-1480, also noch vor dem "Cancionero de Palacio" (1500). Enthalten sind 95 Stücke aller Stilarten (canciones, villancicos, romances, ensaladas, auch geistliche Marienlieder sind darunter), die Hälfte der Stücke ist anonym. Der Name "La Colombina" kommt daher, dass der zweite Sohn von Kolumbus, Fernando Columbus, diese Sammlung 1543 in seine Bibliothek aufnahm, die sog. Biblioteca Colombina. Nach seinem Tod kam die Sammlung an die Kathedrale von Sevilla, wo sie bis heute ist.
Es gibt eine sehr schöne Auswahl (22 Nummern) aus dieser Sammlung, die Jordi Savall eingespielt hat.
Es gibt auch ein Vokalensemble "La Colombina", deren Hauptsänger die Katalonier Josep Cabré und Josep Benet sind, die allerdings auch in vielen anderen Vokalensembles mitwirken.
Sehr schön ist auf der Savall-CD das Lied Nr. 16:
Mein Mann ging mit dem Erzbischof (sc. in den Krieg).
Er ließ mir einen Sohn zurück.
Jetzt aber habe ich 5 davon.
2 wurden Karmeliter,
2 Franziskaner.
Was für ein guter Heiliger ist der Heilige Johannes.