Sinfonie Nr 1 in h-moll
Volkmar Andreae und Hermann Scherchen setzen sich für Bruns Sinfonien ein und dirigierten einen Großteil ihrer Uraufführungen.
Beginnen wir mit der 1. Sinfonie in h –moll
Sie ist absolut tonal.
Die Uraufführung fand am 1. April 1902 in Arnheim statt und das Werk wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und von der Kritik als „Werk, das entschieden große Beachtung verdient“ bezeichnet.
Das war aber offensichtlich nicht genug, denn eigentlich ist es von den Spielplänen verschwunden. Dank daher an das Label guild, welches uns eine Gesamtaufnahme aller Sinfonien Bruns mit dem Moskauer Sinfonie Orchester unter dem schweizer Dirigenten Adriano„spendierte“, welcher auch das informative, engagierte Beiheft verfasst hat.
Hier einige kurze Hörerlebnisse der ersten Sinfonie aus meiner Feder:
Der erste Satz beginnt dramatisch.bedrohlich, fast „schreiend“. Mehr expressiv als klangschön. Nach einiger Zeit beruhigt sich dies, und sanftere, aber dennoch kraftvolle Töne werden angeschlagen, die Stimmung wird nachdenklich, melancholisch und eine Spur düster. Aber immer ist eine gewisse unterschwellige Unruhe spürbar, die auch durch einige sehr ruhige Passagen und Fanfaren nicht unterdrückt werden kann – im Gegenteil in der Mitte des Satze bricht so erwas wie ein Inferno oder ein Sturm aus.
Der zweite Satz ist sehr melodisch und in sich ruhend, bläserbetont. nie aber süsslich, wogegend der dritte Satz mit einem Paukenwirbel beginnt und feurig optimistisch einsetzt. Dem folgt eine bläserbetonte lyrische Passage. Die wieder von einem Paukenschag unterbrochen wird, dem feurige Fanfaren folgen, das Orchester vor sich hertreibend. Eine beinahe kammermusikalische Stelle, die dann ins düster-bedrohliche abgleitet, beinahe wie ein ins grässliche verzerrter Condukt der allmählich zur Ruhe kommt, umrahmt von langsamen, feierlichen Bläserstellen. Düster verhalten mit leisen Paukenschlägen endet dieser Trauermarsch. Der vierte Satz beginnt eher leise, er galoppiert quasi vor sich hin , wieder sind es die Bläser die einen Stimmungswechsel ankündigen, Das Orchester kann sich nicht zwischen einer eingängigen Melodie oder einem dramatischen Fortschritt entscheiden, nach einiger Zeit scheint die dramatische Stimmung zu überwiegen, die indes erlahmt und weiteren drohend-düsteren Passagen Platz macht, die übrigens IMO sehr eindrucksvoll realisiert sind, aber urplötzlich wieder bewegten Stellen weichen, die vorerst optimistisch erscheinen, in letzter Konsequenz aber wie ein schönes aber vernichtendes Feuer wüten und dann nach scheinbarer Beruhigung noch einmal auflodern und dann verglühen….
Ich bin in meiner Beschreibung sehr subjektiv verblieben und hoffe dennoch das Besondere dieser Sinfonie und ihres Komponisten getroffen zu haben.
Eine wesentlich fundiertere und wohl abweichende Beschreibung findet sich im Beiheft der hier gezeigten Aufnahme, die der erste Teil einer Gesamtaufnahme aller Sinfonien von Fritz Brun ist. Angeblich wurde sie erst 2016 vollendet, vermutlich fehlt also noch eine Folge in meiner Sammlung.
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred