Entdeckungen: Neue Stimmen

  • Ich habe mir nun die hier eingestellten Aufnahmen von Jodie Devos angehört. Sie gefällt mir sehr gut. Schon bei den ersten Tönen nimmt sie mich für sich ein. Ich finde ihren Klang besonders in der Mittellage sehr natürlich und voll und sie hat auch einen besonderen Klang mit Wiedererkennungswert. Vielleicht mag das auch an der Sprache liegen, ich kann zwar nur sehr wenig französisch, aber dass sie sehr deutlich spricht kann ich schon hören.

    Ich würde gerne mal sehen wie sie auf der Opernbühne wirkt. Trotzdem sie den Gounod nicht auswendig singen konnte und blättern musste, hat sie es geschafft mit ihrer Gestik ganz beim Ausdruck zu bleiben. Das habe ich auch schon anders gesehen.

    Dennoch gibt es für mich ein Haar in der Suppe. Bei der Olympia Arie drückt sie am Ende der ersten Strophe einige Male die Töne ziemlich nach. Das gefällt mir garnicht. Ich liebe diese Stelle in der Interpretation von Olga Peretyatko. Und bei einigen Koloraturen in dieser Arie ist die Intonation auch nicht mehr ganz so sauber.

    Ihre obersten Spitzentöne werden auch etwas flach vom Klang. Und in „Le voila....“ hat sie um ca. 1:55 so ein crescendo, bei welchem sie den Klang ganz verändert. Das klang nicht so gewollt. Ist mir halt aufgefallen.

    Aber alles in allem finde ich sie richtig gut.

  • Liebe Boismortier!

    Was Du über Jodie Devos geschrieben hast, hat mich sehr gefreut. Ich glaube, dass Du wirklich recht hast, wenn Du den Wiedererkennungswert der Stimme besonders herausstellst. Bei Koloratursopranistinnen hat man ja oft eher nicht ein so apartes Timbre. Da ist leicht nachvollziehbar, dass Jodie Devos dir gefällt, Du sie 'richtig gut' findest - obgleich Du bei ihren Aufnahmen 'ein Haar in der Suppe' gefunden hast.

    Unsaubere Intonationen in einigen Koloraturen allerdings sind mir live (mit Rossini und Mozart) und auch bei wiederholtem Hören der gesamten CD (Offenbach) nicht aufgefallen. Vielleicht ist es die nachlassende Hörfähigkeit bei mir, die ich doch nicht mehr ganz ignorieren kann?

    Vielleicht hängt es aber auch daran, dass Du vermutlich nicht die CD sondern die Einstellungen bei YouTube gehört hast. Da habe ich auch schon verschiedentlich bemerkt, dass das systembedingte Beschneiden der Obertöne den Eindruck vermittelt, die Sängerin hätte distoniert.
    Mir war jedenfalls gerade die fabelhafte Treffsicherheit so eindrücklich, die Jodie Devos bei großen Intervallsprüngen, bei Staccati, bei Acuti und sogar bei Picchiettati beweist. Und das bei einer enorm breiten Palette von dynamischen Abstufungen. Auch Rouladen, Triller und Verzierungen schienen mir fein ('avec un goût exquis' !) ausziseliert.

    Die anderen Beobachtungen von Dir will ich nicht detaillierter kommentieren. Was Du da als Manko hörst – und durchaus nicht unberechtigt monierst -, scheinen mir Eigenheiten ihrer Interpretation der Olympia-Arie, die ja von ihr nicht als Virtuosen-Bravour präsentiert sondern ganz aus der dramaturgischen Situation und konsequent aus der Sprache heraus entwickelt wird.
    Du nennst Olga Peretyatko als den Sopran, der Dir mit der Olympia-Arie besonders lieb ist. Ich will nicht Devos gegen Peretyatko ausspielen oder Peretyatko gegen Devos. Beide finde ich großartig. Es gab und gibt viele, viele Aufnahmen, die sängerisch und gestalterisch weniger bieten – gerade auch von hochberühmten und heiß verehrten Starsopranen.

    Liebe Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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    4 Mal editiert, zuletzt von Caruso41 () aus folgendem Grund: Ich habe ein echtes Problem mit diesem Beitrag, den ich aus einer Word-Datei eingestellt habe. Entweder ist die Schrift peinlich groß oder kaum lesbar.

  • Neues von Julie Fuchs und Philipp Sly

    Gleich zwei Sänger, die hier als NEUE STIMMEN vorgestellt wurden, sind in dem DON GIOVANNI aus Aix-en-Provence von 2017 zu hören:

    Julie Fuchs singt die Zerlina (vorgestellt und diskutiert in den Beiträgen #048, 093, 096, 737, 742) und Philippe Sly (vorgestellt im Beitrag #512ff.) den Don Giovanni. Beide rechtfertigen eindrucksvoll, dass sie hier als Entdeckungen gepriesen wurden! Übrigens sind auch unter den anderen Solisten Sänger zu hören, die noch nicht Jeder kennt und die kennenzulernen sich lohnt!


    Das Duett Giovanni-Zerlina "La ci darem la mano" gibt es bei 41:00

    Die Champagner-Arie bei 1:04:41, danach "Batti, batti" bei 1:07:00

    Die Serenade des Giovanni bei 1:38:27

    Und dann werdet ihr sowieso neugierig sein und vielleicht die ganze Aufnahme hören wollen - oder Eure Ausschnitte selber suchen!

    Eigentlich findet in diesem Thread vornehmlich ein Austausch über Stimmen, Gesangstechnik und Gesangsleistungen statt. Philippe Sly präsentiert aber eine ebenso magnetische wie eigensinnige Interpretation der Titelpartie.

    Vielleicht lohnt es darüber auch mal zu diskutieren?


    ;) - ;) - ;)


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    Einmal editiert, zuletzt von Caruso41 () aus folgendem Grund: Korrektur.

  • Julie Fuchs singt in 2019/20 in Zürich die Norina in Don Pasquale und Zdenka in Arabella. Wer sie nicht kennt verpasst was. Hier ein Ausschnitt aus einer Probe zu L’incoronazione di Poppea in Zürich:

  • Julie Fuchs singt in 2019/20 in Zürich die Norina in Don Pasquale und Zdenka in Arabella. Wer sie nicht kennt verpasst was.

    Ja, lieber Souffleur,


    da bin ich sicher, dass man Julie Fuchs als Norina und Zdenka nicht verpassen sollte. Ich war allerdings gerade in der Schweiz - auch in Zürich - und werde deshalb nicht schon wieder an die Limmat kommen können. Dafür kann ich mir Julie Fuchs als herrliche Leila in "Les Pecheurs des Perles" anhören, auf die ich schon verschiedentlich hingewiesen hatte. Es ist wirklich eine ganz außergewöhnliche Aufnahme. Deshalb weise ich gern auch noch mal darauf hin!

    Entdeckungen: Neue Stimmen


    Hast du denn mal ihre Zerlina in dem eingestellten DON GIOVANNI angehört?

    Da hat sie ja mehr Entfaltungsmöglichkeiten als in dem Monteverdi-Duett.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Neues von Ekaterina Bakanova

    Ich bin sehr gespannt auf weitere Begegnungen mit Ekaterina Bakanova

    Eine Möglichkeit, mehr von Ekaterina Bakanova, die hier als NEUE STIMME ausführlich vorgestellt und diskutiert wurde (Beitrag 886 ff.), zu hören, gibt es heute.


    Der WDR sendet eine Übertragung aus Wexford von 2018:.


    Melodramma von Saverio Mercadante

    Il Bravo ossia La Veneziana


    Carlo ("Il bravo"): Rubens Pelizzari, Tenor

    Pisani: Alessandro Luciano, Tenor

    Foscari: Gustavo Castillo, Bariton

    Luigi: Simon Mechlinski, Bariton

    Violetta: Ekaterina Bakanova, Sopran

    Teodora: Yasko Sato, Sopran

    Cappello: José Eça, Tenor

    Marco: Toni Nežic, Tenor

    Messaggiero: Richard Shaffrey, Tenor

    Michelina: Ioana Constantin-Pipelea, Sopran

    Wexford Festival Chorus and Orchestra, Leitung: Jonathan Brandani

    Aufnahme aus dem National Opera House, Wexford


    Ganz sicher ein Fest für begeisterte Belcanto-Fans!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • WELT zeigt den neuen Sopran-Star Lise Davidsen


    LG Fiesco

    Lieber Fiesco,


    auch ich möchte Dir ganz herzlich für die Einstellung des Links danken. Der Artikel von Manuel Brug bringt den Lesern dieses Threads ja nicht wirklich Neues. Er ist aber ein trefflicher Beleg dafür, dass wir mit unseren Eindrücken und Urteilen durchaus richtig lagen. Lise Davidsens Karriere nimmt doch erstaunlich schnell schon mächtig Fahrt auf. Als ich sie ziemlich genau vor zwei Jahren hier vorgestellt hatte, war sie noch ganz am Anfang.


    Ich wünsche ihr auch weiterhin alles Gute!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lise Davidsen berechtigt zu großen Hoffnungen im lyrisch-dramatischen Fach. Der Dänische Rundfunk (DR P 2), der immer wieder hörenswerte Opernkonzerte in ausgezeichneter technischer Qualität aufzeichnet, hat im April 2018 ein schönes Konzert mit ihr und dem Symphonieorchester des Dänischen Rundfunks übertragen. Dort singt sie u.a. Arien aus Otello, Cavalleria, Maskenball, Csardasfürstin und, besonders schön, das Lied "Der letzte Frühling" von Edvard Grieg. Es ist eine Freude, dieser jungen Sängerin zuzuhören. An eindrucksvollen Rundfunkaufnahmen mit ihr mangelt es bereits nicht mehr (Verdi-Requiem aus Kopenhagen, Ariadne aus Aix-en-Provence, Freischütz aus Frankfurt). Eine umsichtige Fortentwicklung ihrer sicher großen Karriere ist ihr zu wünschen.

  • Neulich bin ich bei Youtube auf den französich-tunesischen Tenor Amadi Lagha gestoßen. Ich weiß nicht, ob er im Tamino-Kreis schon erwähnt wurde und möchte daher einfach nur auf ihn hinweisen.

    Die Ausschnitte einer Turandot- Aufführung aus Torre del Lago Puccini aus dem Jahr 2017 haben mich sehr beeindruckt, nicht zuletzt auch wegen der grandiosen Turandot von Martina Serafin.

    Lagha hat die Rolle des Calaf inzwischen auf einigen Bühnen in Europa gesungen, u.a. auch in Savonlinna. Dies offenbar sehr erfolgreich.

    Die Ausschnitte zeigen eine kraftvoll-strahlende Tenorstimme, die mühelos bis zum C'' reicht. Ich habe den Sänger nicht ive gehört und kann daher nicht beurteilen, ob die Ausschnitte die Größe und Klangfarbe seiner Stimme wirklich adäquat wiedergeben oder ob technische Verstärkung im Spiel ist.

    Sängern mit eher lyrischen Stimmen, die sich am Calaf versucht haben, droht wie die Geschichte lehrt nicht selten eine Verkürzung ihrer Karriere. Mir fällt da der eine oder andere Tenor ein, auch sehr berühmte darunter...

  • Zu Lise Davidsen

    Lieber Otello!


    Hab Dank für Deine Hinweise auf hörenswerte Aufnahmen. Es gibt tatsächlich inzwischen schon eine ganze Menge!


    Nicht zu vergessen der Mitschnitt der Verdi-Requiems aus Bergen. Das war eine Aufführung, die ich selbst habe hören können.

    Da sang Lise Davidsen einfach grandios! Aber die ganze Aufführung war auf außerordentlichem Niveau.

    Man kann den Mitschnitt in hervorragender Klangqualität hören.
    Verdi - Requiem
    Lise Davidsen, Jennifer Johnston, Seungju Bahg, Matthew Rose
    Bergen Philharmonic Chorus; Collegiûm Mûsicûm Chorus; Edvard Grieg Kor
    Bergen Philharmonic Orchestra


    http://bergenphillive.no/video…er/2018/03/verdi-requiem/

    Auch bei YouTube


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Olga Kulchynska

    … wie wäre es mal mit Olga Kulchynska?

    Wenn Du sie hier als Entdeckung vorstellen willst, kann ich nur sagen: nur zu!

    Ich habe die Sopranistin von anderthalb Jahren in Amsterdam als Musette gehört. Damals habe ich danach den Rodolfo der Aufführung Sergey Romanowsky als NEUE STIMME vorgestellt. Seine Karriere verfolge ich seither sehr aufmerksam. Auch die Karriere der damaligen Mimi Eleonora Burratto verfolge ich weiter.

    Olga Kulchynska dagegen habe ich aus dem Auge verloren. Da wäre ich doch auf eine Vorstellung richtig neugierig!


    Aufmunternde Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Olga Kulchynska ersetzte relativ kurzfrisitig (ich glaube die Proben hatten schon begonnen) Anita Hartig in den Montecchi e Capuleti e i Montecchi am Opernhaus Zürich.


    Die Ukrainerin Olga Kulchynska studierte an der Tschaikowsky Musikakademie in Kiew. Im dortigen Opernstudio sang sie Giannetta (L’elisir d’amore) und Contessa (Le nozze di Figaro). Olga Kulchynska ist Absolventin mehrerer Meisterkurse und Preisträgerin verschiedener internationaler Wettbewerbe, u.a. des interna­tio­nalen Hans-Gabor-Belvedere-Gesangswettbewerbs. In der Spielzeit 2013/14 war sie Mitglied beim Young Artist Program des Bolschoi-Theaters und debütierte 2014 am Bolschoi-Theater als Marfa in der Neuproduktion von Rimsky-Korsakows Die Zarenbraut. Im Rahmen einer Tournee sang sie die Produktion auch in kon­zer­tanten Aufführungen am Theater an der Wien und in der Avery Fisher Hall (Lincoln Center Festival). Als Ensemblemitglied war sie am Bolschoi-Theater ab 2014 u.a. als Musetta (La bohème), Susanna (Le nozze di Figaro) und Gilda (Rigoletto) aufgetreten. Ebenfalls als Musetta war sie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und in Amsterdam zu hören. Am Opernhaus Zürich war sie bisher als Giulietta (I Capuleti e i Montecchi), Adina und Zerlina zu sehen. In dieser Spielzeit gehört sie zum Ensemble in Zürich, sang bereits in den Pecheurs de Perles und tritt zur Zeit auf in Hänsel und Gretel.


  • Zu Olga Kulchynska


    Lieber Souffleur!


    Herzlichen Dank, dass Du Olga Kulchynska hier vorgestellt hast.


    Das ist in der Tat ein veritable Entdeckung: Sie hat eigentlich alles, was sie braucht für eine glänzende Karriere: Sie sieht toll aus, hat eine große Ausstrahlung und offenbar auch eine natürliche schauspielerische Begabung. Vor allem hat sie eine schöne klare Stimme, die offenbar mehr Vorzüge hat, als sie in der Musette zeigen konnte, die ich in Amsterdam im Winter 2017 von ihr gehört habe.


    Inzwischen habe ich mal geschaut und gehört, was es noch so an Aufnahmen von ihr gibt. Alle ihre Aufnahmen beweisen (Wie üblich bei Youtube sind sie leider von recht unterschiedlicher Tonqualität), dass Olga Kulchynska über eine vorzügliche Gesangstechnik verfügt. Vermutlich wird es sie über das Fach, in dem sie jetzt vor allem eingesetzt wird, bald hinausdrängen. Man möchte ihr raten, sich aber noch Zeit zu lassen! Susanna, Pamina, Ilia und russische Partien wie Antonida, Marfa oder Volkova scheinen mir im gegenwärtigen Stadium ihrer Entwicklung optimal. Dazu Musette, Nanetta, Adina und leichtere lyrische Koloratursopranpartien im italienischen Fach, für die sie aber noch an der Sprache feilen sollte.



    Walzer der Musette (LA BOHEME)


    Zweite Arie der Marfa ( DIE ZARENBRAUT)


    Corinnas Arie (IL VIAGGIO A REIMS)


    Susanna (LE NOZZE DI FIGARO)


    Duett Romeo und Julia (Tschaikowski) Von diesem Duett habe ich zuvor noch nie etwas gehört.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • zu Elsa Dreisig

    da ich gestern Abend Massenets Manon mit der hier schon vorgestellten Elsa Dreisg und Piotr Beczala. Elsa Dresig gab in Zürich am Sonntag ihr Rollendebut als Manon und ich war in der zweiten Vorstellung. Als Kostprobe ein Clip vom Auftritt beim Zürcher Opernball.

    Opernball Zürich:

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  • Elsa Dresig gab in Zürich am Sonntag ihr Rollendebut als Manon und ich war in der zweiten Vorstellung. Als Kostprobe ein Clip vom Auftritt beim Zürcher Opernball.

    Lieber Souffleur,

    hab besten Dank für den Appetitanreger!

    Elsa Dreisig und Piotr Beczala in der Manon zu hören, wäre schon ein Anreiz, nach Zürich zu fahren - wenn es für mich nur nicht so weit wäre. In einer Aufführung auf der Bühne werden beide auch ganz sicher die leichten Abstimmungsprobleme noch lösen und dann sind sie ohne Zweifel eine vorzügliche Besetzung für diese französische Oper.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Gleich zwei Sänger, die hier als NEUE STIMMEN vorgestellt wurden, sind in dem DON GIOVANNI aus Aix-en-Provence von 2017 zu hören:

    Julie Fuchs singt die Zerlina (vorgestellt und diskutiert in den Beiträgen #048, 093, 096, 737, 742) und Philippe Sly (vorgestellt im Beitrag #512ff.) den Don Giovanni. Beide rechtfertigen eindrucksvoll, dass sie hier als Entdeckungen gepriesen wurden! Übrigens sind auch unter den anderen Solisten Sänger zu hören, die noch nicht Jeder kennt und die kennenzulernen sich lohnt!

    Dieser DON GIOVANNI ist unglaublich aufregend und packend. Eigentlich kein leidernschaftlicher Liebhaber von Konserven, finde ich in dieser Produktion meine Vorbehalte widerlegt. Der Regisseur und sein Team nutzen die filmischen Möglichkeiten, um die Inzsnierung noch zu vertiefen, den Focus auf die ihnen dramatisch wichtigen Dinge zu legen. Die Kamera wird nicht einfach nur draufgehalten wie bei vielen derartigen Aufnahmen, sie ist künstlerisches Mittel zum künstlerischen Zweck. So wird die Übertragung einer Bühnenaufführung auf einen digitalen Träger zum eigenständigen Kunstwerk. Plötzlich stört es mich auch nicht, Zeuge sehr menschlicher Eigenschaften zu weden. Menschen schwitzen nun mal, wenn sie in Rage kommen. ;) Alle sind außer Rand und Band wie in Ausnahmesituationen. Don Giovanni löst das aus. Wer auf ihn trifft, was er berührt, wird abhängig von ihm. Das ist aber nicht sein Problem, es ist das Problem derer, die ihm begegnen. So erfahren die Figuren Dinge über sich, die sie bisher nicht wussten und wohl auch nicht für möglich hielten. Sie geraten in einen fast schon teuflischen Strudel wie beispielsweise in Pasolinis "Teorema". Und das alles vollzieht sich auf nur einer abgezirkelten Spielfäche. Es ist unmöglich, auf Details einzugehen. Fatal auffällig ist - um ein Beispiel zu nennen - die Ähnlichkeit in der Erscheinung von Komtur und Giovanni. Darüber darf nachgedacht werden. Auffällig und plausibel zugleich ist die homoerotische Dimension zwischen Leporello und seinem Herrn, dessen pysisches Ende sich am Schluss für alle Beteiligten zur Katastrophe auswächst und zum eigentlichen Drama wird. Sie klammern sich selbst an eine geisterhafte Erscheinung.

    Philippe Sly präsentiert aber eine ebenso magnetische wie eigensinnige Interpretation der Titelpartie.

    Die ganze Aufführung kann ich mir ohne Sly nicht vorstellen. Er gibt den Maßstab vor, ist der ideale Typ für diese Lesart. Ein Glücksfall. Über seine stimmlichen Fähigkeiten bin ich uneins. Das liegt wohl auch daran, dass ich seine ziemlich verunglückten Liedaufnahmen im Ohr habe. Ich habe auch mal nur den Ton dieses DON GIOVANNI laufen lassen. Ist das Bild weg, ist die Wirkung weg. Zumindest empfinde ich das so. Und es ist nicht tragisch. Es gibt unzählige gute Tonaufnahmen, aber nur ganz wenige optische Deutungen, die mich wirklich mitreißen. Danke, lieber Caruso, dass Du uns dieses Dokument, das ich mir sofort habe auf der Festplatte gesichert habe, beschert hast.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es geht hier um den DON GIOVANNI mit Philipp Sly der unter dem Beitrag 1144 eingestellt wurde.


    Lieber Rheingold!

    Dieser DON GIOVANNI ist unglaublich aufregend und packend.....

    ….Alle sind außer Rand und Band wie in Ausnahmesituationen. Don Giovanni löst das aus. Wer auf ihn trifft, was er berührt, wird abhängig von ihm. Das ist aber nicht sein Problem, es ist das Problem derer, die ihm begegnen. So erfahren die Figuren Dinge über sich, die sie bisher nicht wussten und wohl auch nicht für möglich hielten. Sie geraten in einen fast schon teuflischen Strudel wie beispielsweise in Pasolinis "Teorema".....

    Wie Du mit wenigen Worten hier die Faszination dieser Giovanni-Interpretation beschrieben hast, finde ich enorm eindrucksvoll. Dem muss wirklich nichts hinzugefügt werden.

    Nachdrücklich unterstreichen aber will ich Deine Feststellung:

    Die ganze Aufführung kann ich mir ohne Sly nicht vorstellen.

    Ich habe in Gedanken mal durchgespielt, wer von den gut zwei dutzend Sängern, die ich als Giovanni gehört habe, in der Inszenierung auch denkbar wäre. Mir ist keiner eingefallen. Keiner!

    Das hängt natürlich vor allem, ja fast ausschließlich mit der Persönlichkeit und der Ausstrahlung von Philipp Sly zusammen. Dieser junge Mann, er ist wohl gerade 30 Jahre alt, ist natürlich für den Regisseur ein Glücksfall.

    Gegen seine rein sängerische Leistung sind einige Einwände durchaus nicht von der Hand zu weisen. Natürlich sind da oft die samtweichen herrlich schimmernden Legato-Phrasen, an denen ich mich nicht satt hören kann. Aber da sind auch aufgeraute Töne, angestrengte Phrasen, matte Tiefen...! Gelegentlich scheint er in den Ensembles nicht so diszipliniert zu singen, wie man das idealiter sich erhoffen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass Sly in einer Studioproduktion die Partie ganz anders und vielleicht auch schöner sänge. Geschenkt! Hier in diese Aufführung ist er so überzeugend, dass ich alle Beckmessereien einfach zurückstellen kann. Spätestens der berstende Ton, den er dem Komtur am Ende der Auseinandersetzung entgegenschleudert, macht deutlich: hier zählt die Wahrhaftigkeit, nicht die manierlich gerundete Schönheit des Gesanges.


    Freut mich, dass ich Dich mit meiner Begeisterung für diesen außergewöhnlichen Sänger etwas anstecken konnte!

    Wenn ich ihn das nächste Mal höre wird er übrigens den Leporello zu dem Giovanni von Etienne Dupuis singen. Auch die weitere Besetzung ist höchst interessant mit Nicole Car, Elsa Dreisig und Stanislas de Barbeyrac!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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    3 Mal editiert, zuletzt von Caruso41 ()

  • Freut mich, dass ich Dich mit meiner Begeisterung für diesen außergewöhnlichen Sänger etwas anstecken konnte!

    Das hast Du, lieber Caruso. Und dafür bin ich dankbar. Ich bleibe bei Philippe Sly gespannt aufmerksam.

    Wenn ich ihn das nächste Mal höre wird er übrigens den Leporello zu dem Giovanni von Etienne Dupuis singen.

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen nach diesem Don Giovanni. Denn was er mit dieser Rolle geleistet hat, ist nicht so schnell zu tippen. Berichte uns!

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Mir fiel gerade noch was ins Auge: Olga Kulchiynska und Sergey Romanowsky. Im Vergleich sind Julie Fuchs und Cyril Dubois in PECHEURS DE PERLES doch besser.

    Olga Kulchynska

    Ich habe die Sopranistin von anderthalb Jahren in Amsterdam als Musette gehört. Damals habe ich danach den Rodolfo der Aufführung Sergey Romanowsky als NEUE STIMME vorgestellt. Seine Karriere verfolge ich seither sehr aufmerksam. Auch die Karriere der damaligen Mimi Eleonora Burratto verfolge ich weiter.

    Olga Kulchynska dagegen habe ich aus dem Auge verloren. Da wäre ich doch auf eine Vorstellung richtig neugierig!

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  • Lieber Souffleur!

    Mir fiel gerade noch was ins Auge: Olga Kulchiynska und Sergey Romanowsky. Im Vergleich sind Julie Fuchs und Cyril Dubois in PECHEURS DE PERLES doch besser.

    Da würde ich Dir voll zustimmen.

    Olga Kulchiynska und Sergey Romanowsky sind zwar sehr gute Sänger, aber ihre Stimmen passen nicht so besonders gut zueinander (der erste Ton, in dem sie zumindest ansatzweise miteinander verschmelzen, ist der Schlusston des kurzen Duetts) und ihre Befähigung für das französische Fach ist noch ausbaufähig.

    Julie Fuchs und Cyril Dubois klingen viel besser zusammen, singen perfekt im französischen Stil und Ihnen gelingt gerade auch in dieser Stelle des Duetts pure Verzauberung.

    Ich könnte mir denken, dass Olga Kulchiynska und Sergey Romanowsky in russischen Opern geradezu ideal besetzt wären. Aber in unseren Breiten bringt man die leider eher selten. Auch in italienischen Opern sind sie freilich bestens eingesetzt.


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Lieber Caruso41

    Ich stimme dir zu, das französische Fach eignet sich nicht für alle Sänger. Ich habe diese Produktion mehrmals gesehen mit Camarena, Breslik, Romanowsky bzw. Marina Rebeka, Rosa Feola, Olga Kulchynska. Die beiden Sänger mit romanischem Ursprung trafen am besten die typisch französische Sprachmelodie. Die konzertante Aufzeichnung aus Lille gab es auf France3 TV und ich konnte sie auf der Festeplatte speichen. Gott sei Dank!

  • Die beiden Sänger mit romanischem Ursprung trafen am besten die typisch französische Sprachmelodie. Die konzertante Aufzeichnung aus Lille gab es auf France3 TV und ich konnte sie auf der Festeplatte speichen. Gott sei Dank!

    Lieber Souffleur!


    Die Aufnahme gibt es sogar als CD:

    • pecheurs_de_perles.png

    In dieser Gesamtaufnahme sind alle drei Hauptpartien mit Sängern besetzt, die hier in diesem Thread als NEUE STIMMEN vorgestellt wurden:

    • Julie Fuchs (Leila) vorgestellt in den Beiträgen #048, 093, 096
    • Florian Sempey (Zurga) vorgestellt in den Beiträgen #200, 377, 378
    • Cyrille Dubois (Nadir) vorgestellt in den Beiträgen #555, 557, 560, 565


    In dem Beitrag #737 habe ich auf die bemerkenswerte Auszeichnung hingewiesen und sogar die Rezension der GRAMOPHONE verlinkt:

    Entdeckungen: Neue Stimmen


    Danach wurde sogar über die Aufnahme weiter diskutiert.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Lieber Caruso41,

    Ich bezog mich nicht auf die Tonaufzeichnung sondern auf die Video Aufzeichnung, was bei youtube stückchenweise zu sehen ist, gab es im Fernsehen als Gesamtaufnahme

    Liebe Grüsse Souffleur

  • Lieber Souffleur!

    Ich bezog mich nicht auf die Tonaufzeichnung sondern auf die Video Aufzeichnung

    Die Musik der CD ist doch wohl die gleiche wie auf der Video-Aufzeichnung? Oder handelt es sich bei der CD um einen "Zusammenschnitt" verschiedener Konzertaufzeichnungen. Gab es möglicherweise Nachbesserungen?

    Ich habe keine Informationen darüber. Weißt Du mehr?

    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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