Aufführungen von Musikstudenten

  • Deutsche und andere Musikhochschulen produzieren jedes Jahr tausende frischgebackene Musikprofis. Bevor diese aber ihr Studium abgeschlossen haben, können sie sich häufig ebenfalls schon hören und sehen lassen. Für derartige Aufführungen ist dieser Thread gedacht.

  • Ich beginne mit einem kolossalen Werk, dem 5. Klavierkonzert von Beethoven, aufgeführt von Studenten der Musikhochschule Weimar.




    Im Subtext:


    Alina Bercu, Klavier
    Orchester der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar
    Dirigent: Nicolás Pasquet

    Die Studierenden der Orchesterinstrumente formieren sich jedes Semester zum großen Klangkörper, um sich den Perlen und auch verborgenen Schätzen der Musikliteratur mit frischen Ideen und jugendlicher Verve zu widmen.

  • Zugelassen sein sollen auch Aufführungen, in denen vermutlich auch ein Teil des leeren Körpers mitmacht, solange dieser nicht erkennbar die Mehrheit der Künstler stellt.


    Diese Aufführung wäre also zugelassen: Massenet, Cedrillon, Musikhochschule Detmold



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  • Zugelassen sein sollen auch Aufführungen, in denen vermutlich auch ein Teil des leeren Körpers mitmacht,

    :hahahaha:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Hier z.B.: Kölner Hochschulorchester, Brahms Sinfonie 3,3 - vermutlich einiges an Lehrpersonal als auch Studenten; man drücke ein Auge zu



    Einmal editiert, zuletzt von m-mueller ()

  • Lieber m-mueller!

    Mit großer Freude habe ich die Einrichtung dieses Threads gesehen. Ob ich dazu viel beitragen werde, kann ich nicht versprechen. Aber vielleicht darf ich mal eine Geschichte aus meiner Sozialisation als Opernaficionado und Melomane einstellen:


    Als ich so zwischen 1953 und 1954 begann, mich für die Oper zu interessieren, entdeckte ich, dass die Volkshochschule in Zehlendorf einen Kurs anbot, in dem ein Lehrender der Musikhochschule (Er hieß Wagner. Den Vornamen weiß ich nicht mehr) in eine Oper einführte, ihre Entstehung und ihren Inhalt erzählte, etwas zur Dramaturgie und Musik sagte und Teile daraus mit Studierenden aufführte! Das war eine Veranstaltung, die mal von 40, mal auch von 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht war und in der Aula der Schadowschule stattfand. Pro Semester gab es meistens sechs Opern. Ich war eigentlich immer dabei. Auch Mitschüler von mir konnte ich für den immer sehr unterhaltsamen und lehrreichen Kurs begeistern. Die Mehrzahl der Besucher war freilich immer in dem Alter in dem ich heute bin. Das hat uns nicht davon abgehalten, die Veranstaltungen bis zu meinem Abitur zu besuchen.

    Du kannst Dir denken, dass ich darüber nicht nur viel gelernt habe, sondern auch eine Menge junger Sänger kennen gelernt habe. Die Namen wurden zwar genannt aber es gab keine Programme, sodass ich keine Ahnung habe, welche späteren Stars ich hier schon begegnet bin.


    Und das hier ist der Blick auf die Aula der Schadowschule von der Straße.

    Hier habe ich nicht nur die Veranstaltungen der Volkshochschule besucht. Hier bin ich neun Jahre lang zur Schule gegangen. In der Aula haben wir viele Konzerte unserer Schulchöre und der Schulorchester aufgeführt.






    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso41,


    ich habe als Student auch sehr von den Aufführungen von Musikstudenten profitiert. Die waren meist kostenlos, aber trotzdem auf hohem Niveau, und an so manchen Abenden bin ich statt in die Disco lieber in die Musikhochschule (Köln) gezogen; das konnte man sogar auf Verdacht machen, weil meistens irgendwas los war.


    Als Schüler war ich schulmusikalischen Veranstaltungen eher abhold, auch das Fach Musik diente eher der Erholung von den wichtigeren Fächern, und so habe ich da nicht viel abgebracht. Hätten wir so eine Veranstaltung wie bei Dir gehabt, wäre es vielleicht anders gelaufen.

  • Die Rolle besonders kleiner Stadttheater für Musikstudenten scheint mir sehr groß zu sein.

    Das Theater Rudolstadt führt regelmäßig ganze Opern auf, deren Gesangspartien hauptsächlich von Musikstudenten aus dem nahem Weimar gestaltet werden.

    Im Geraer Orchester wirlken regelmäßig Weimarer Studenten mit, auch in Opern sind Mitglieder des Weimarer Opernstudios dabei (siehe meinen Bericht über Hoffmanns Erzählungen).

    In der Vogtlandphilharmonie Greiz/Reichenbach erlebte ich vor etwa Jahresfrist Bruckners 7., und die gesamte Besetzung der 4 Wagnertuben war aus Musikstudenten zusammengesetzt. Ihr Engagement war bewundernswert, den 4 Damen (!!!!) war bewußt, daß sie unter besonderer Beobachtung standen, und dementsprechend sauber, fehlerfrei, ohne verrutschte Einsätze war ihre Darbietung, die zum Schluß mit stürmischen Applaus belohnt wurde.

    Ich sehe die jungen Leute gerne spielen.

    Zu Beginn der 2000-er Jahre gastierte im Geraer Konzertsaal regelmäßig ein Orchester junger Künstler, die in Bayreuth extra zusammenkamen, um im Orchesterspiel unter bekannten Dirigenten geschult zu werden. Das Konzert im ausverkauften Geraer Konzertsaal war für sie (neben einem Konzert in Bayreuth) immer ein Höhepunkt. Ihre Darbietungen z.B. von Bruckners Sinfonien 1-3 und Mahler 1 (jährlich eine davon) waren beeindruckend!! Leider kommen diese jungen Musiker nicht mehr zu uns, ich weiß gar nicht, ob es das Festival der jungen Musiker noch gibt.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber m-mueller!

    … ich habe als Student auch sehr von den Aufführungen von Musikstudenten profitiert.

    Das tue ich noch heute. Zu interessanten Konzerten an den Musikhochschulen Hannover oder Detmold fahre ich öfter mal einen Nachmittag hin. Wenn ich in Hamburg bin - da bin ich regelmäßig, da meine Tochter dort wohnt - und es in der Elphi oder in der per nicht Interessantes gibt, schaue ich immer auch mal in der Musikhochschule vorbei!

    Als Schüler war ich schulmusikalischen Veranstaltungen eher abhold, auch das Fach Musik diente eher der Erholung von den wichtigeren Fächern

    Das Fach Musik war für mich eigentlich immer das wichtigste Fach neben Sport! Erholt habe ich mich in anderen Fächern.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Das ist eine gute Idee, wir haben ja auch Familie in HH (Sohn, Schwiegertochter, Enkelin), da könnte man abends mal zur Musikhochschule.

  • Das ist ein schöner Thread. :) Eine wirklich gute Idee von m-müller. Ich werde noch berichten über Münster - hatte das schon angedeutet: siehe die Threads Jerome Rose und Rafal Blechacz! Vielleicht hat der Threadstarter das ja gesehen! Dann bin ich also nicht unschuldig an dem Ganzen! :D


    Schöne Grüße

    Holger

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  • Die Rolle besonders kleiner Stadttheater für Musikstudenten scheint mir sehr groß zu sein.

    Unser Stadttheater wird wohl eher selten von Musikstudenten bespielt. Wir sind zwar nicht weit von Dortmund entfernt, wo es früher mal eine Musikhochschule gab, die allerdings heute in die TU Dortmund integriert ist, aber es gibt in der Gegend so viele Aufführungsmöglichkeiten, daß sich die Talente schon vorher "abregnen" und wir auf die Wanderkultur angewiesen sind.


    Andererseits ist, wenn man mal die Stadtgrenzen hinter sich läßt, im Ruhrgebiet soviel an Möglichkeiten zu finden, daß selbst Städte wie London und Paris alt aussähen, wenn sie sich mit der Metropole Ruhr vergleichen wollten. Leider gibt es kein erkennbares gemeinsames Marketing für die Marke "Ruhr", sondern nur Kirchturms-Ansätze.

  • Das ist ein schöner Thread. :) Eine wirklich gute Idee von m-müller. Ich werde noch berichten über Münster - hatte das schon angedeutet: siehe die Threads Jerome Rose und Rafal Blechacz! Vielleicht hat der Threadstarter das ja gesehen! Dann bin ich also nicht unschuldig an dem Ganzen! :D


    Schöne Grüße

    Holger

    Ich hatte das wohl kurz vorher gelesen, wenn die Idee damit zeitlich auch nicht unmittelbar im Zusammenhang stand. Aber ja, wird sehr wahrscheinlich einen Einfluß gehabt haben.

  • In Münster gibt es zwei Orchester, die aus Studenten gebildet werden, das "Studentenorchester Münster" und das "Junge Symphonieorchester an der WWU-Münster". Von letzteren höre ich eigentlich jedes Konzert (eins pro Semester) in der Aula am Aasee. Der Eintritt ist frei! Ein unglaubliches Engagement - alles finanzieren sie selbst. Und es ist erstaunlich, dass sie immer wieder junge Solisten von internationalem Format gewinnen, zuletzt die Geigerin Bomsori Kim, die u.a. den ARD-Wettbewerb gewann und zuletzt eine CD als Duopartnerin mit Rafal Blechacz bei der DGG aufnahm:


    https://www.jusi-muenster.de/k…/vergangene-konzerte.html


    Im kommenden Sommersemester kommt zum zweiten Mal die israelische Pianisten Dorel Golan, die 2018 schon einmal mit Rachmaninows 3. Klavierkonzert zu Gast war - diesmal mit dem 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky.


    https://www.jusi-muenster.de/start.html


    Sie ist ungemein publikumsfreundlich - gibt 4-5 Zugaben (auch einstudierte mit Orchester). 2018 stand der Saal mit so vielen jungen Leuten Kopf, ihr Enthusiasmus sprang auf das Publikum über - eine lebendige Konzertatmosphäre, wie man sie hier mit dem Studentenorchester wirklich prickelnd erleben kann, was mit den "Profis" wahrlich nicht oft der Fall ist. Einfach ein Ereignis! Und das Orchester musiziert für ein Laienorchester (gepobt wird gegenüber im Gebäude des ISF (Institut für Soziologie) Scharnhorstraße im Keller) auf einem hohen Niveau!


    Konzerte gibt es auch an der Musikhochschule - zuletzt waren es zwei, als Jerome Rose eine Meisterklasse gab (siehe Thread Jerome Rose):


    https://www.uni-muenster.de/Mu…hlusskonzert-01-2019.html


    Auffallend war beim Abschlusskonzert, dass es nur zwei Deutsche gab - alle Anderen waren Asiaten! Das Niveau war auf internationaler Wettbewerbsebene.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Paßt fast zum Thema: Maria Kliegel spielt mit sechs ihrer früheren Studenten die Ungarische Rhapsodie op. 68 von David Popper - hochgeladen bei youtube von der Musikhochschule Köln


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  • aus derselben Reihe: Villa-Lobos, Bachianas Brasileiras, wohl nicht mit ehemaligen Studenten, sondern auch mit Kollegen.



    Wann hört man schon mal nichts als 13 Celli!

  • Ein Bachelor-Konzert an der Musikhochschule Detmold



    Katrin Endrikat


    1) J.Dowland Fantasia Nr.7
    2) Vassiliev 1 + 2 mov't Sonata
    3) Bwv 998
    4) J.Turina Sevillana
    5) J.Rodrigo 2nd mov't Concerto de Aranjuez

  • Beim Heilbronner Sinfonie Orchester veranstalten wir seit langem mit bestem Erfolg in unserer Abonnement-Reihe ein Konzert "Junge Talente". Im Streicherbereich haben wir ein Kooperationsmodell mit der Kronberg-Academy, wahrscheinlich die renommierteste Ausbildungsstätte für Aufbaustudien junger hochbegabter Streichersolisten im deutschsprachigen Raum. Jährlich wählen die Künstlerischen Leiter, Prof. Friedemann Eichhorn, Kronberg-Academy, selbst ein international gefragter Violinist und Professor Alois Seidlmeier, Heilbronner Sinfonie Orchester den besten Solisten des Ausbildungsjahrganges für einen Gastauftritt beim HSO aus. Die Koordination des Projekts liegt in meinen Händen. Alle Solisten, die bisher ausgewählt wurden, haben Spitzenqualität geboten. Unser Orchester arbeitet sehr gern und engagiert mit den jungen Solisten zusammen, Professor Seidlmeier fordert sie, trägt sie jedoch auch auf Händen und unser Publikum liebt sie, was an den besonders hohen Besucherzahlen dieser Konzerte abzulesen ist. Ein ähnliches Projekt haben wir in Partnerschaft mit der Gottlob Frick Gesellschaft im Bereich der Förderung junger Gesangssolisten.

    Welche glückhaften Verbindungen aus der Förderung junger Solisten entstehen können, beweist folgendes Beispiel: Im Jahr 1964, ich war damals 1. Vorsitzender des HSO, kam ein Musiklehrer auf mich zu und empfahl mir dringend einem 11-jährigen Pianisten, der in Heilbronn aufwuchs, die Chance zu geben, beim HSO mit großem Orchester zu spielen. Der damalige Dirigent wollte es anfangs nicht, aber ein überzeugendes Vorspiel, ein wenig Lobbyarbeit von mir beim Orchestervorstand und Gerhard Oppitz konnte mit 11 Jahren bei uns spielen und triumphierte. Daraus entstand eine lebenslange Verbindung. Oppitz hat beim HSO einen unbegrenzt laufenden Oppitz-Zyklus, bei dem er selbst die Werke auswählt und bestimmt, wann er wieder bei uns spielen will. Für meine Frau und mich ist es eine große Freude, unsere jungen Freunde besonders auch bei der Gottlob Frick Gesellschaft richtig zu verwöhnen ,so dass sie Aufenthalt und Auftritt bei uns in allerbester Erinnerung behalten. Ein Konzept, das Zinsen trägt, denn die meisten kommen auch dann wieder gerne zu uns, wenn sie bereits renommierte Stars geworden sind.

    Die Förderung junger Solisten ist also eine lohnende Investition in zukünftige Qualität, aber auch die beste Netzwerkarbeit, die ein Veranstalter machen kann, weil er in der Regel bevorzugt Zusagen bei Anfragen bekommt, und dies zu Honoraren, die noch bezahlbar sind.


    Ingrid und ich hoffen, dass wir gerade diese Luxusbetreuung junger Solisten noch lange weiter machen können, denn wir bekommen weit mehr zurück als wir investieren und das obwohl wir von allen unseren jungen Freunden längst Großeltern sein könnten. :love:

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!