Zurab Sotkilava (georgisch ზურაბ სოტკილავა, russisch Зураб Лаврентьевич Соткилава)
* 12. März 1937 in Sochumi; † 18. September 2017 in Moskau.
Er hatte eigentlich drei Karrieren:
Zunächst war er Fussballspieler!
Seit frühester Jugend spielte er mit großer Leidenschaft Fußball. Mit 16 Jahren wurde er von Dynamo Suchum als Verteidiger verpflichtet. 1955 wechselte er zu Dynamo Tiflis, einem der führenden Vereine der damaligen Sowjetunion. Er war Stammspieler der georgischen Nationalmannschaft, 1956 wurde er deren Kapitän.
Während seiner Zeit als aktiver Fußballspieler besuchte der ein Polytechnisches Institut, das er mit dem Diplom als Bergbauingenieur erfolgreich abschloss. An eine künstlerische Laufbahn dachte er nicht, sang jedoch gerne im Freundeskreis. Für ihn stand der Sport zunächst im Mittelpunkt. Allerdings musste er 1959 wegen einer Knieverletzung seine sportliche Karriere beenden und sich nun neu orientieren.
Sotkilava entschloss sich nun, eine Gesangsausbildung aufzunehmen und wurde 1962 Schüler des bedeutenden Tenors David Andguladze. 1965 schloss er die Ausbildung ab und begann seine Karriere als Opernsänger in Tiflis. 1966 bis 1968 verbrachte er als Stipendiat an der Mailänder Scala. Dort wurde er bereits in großen Tenorpartien wie Cavaradossi und Turridu eingesetzt. Wieder in seine Heimat zurück gekehrt, übernahm er alle Partien des italienischen und französischen Faches, die in Tiflis im Spielplan waren. Bei verschiedenen Gesangswettbewerben erhielt er Preise. 1970 gewann er den ‚Grand Prix’ des Francisco Viñas Wettbewerbes in Barcelona.
Bald wurde er zu Gastspielen nach Moskau eingeladen. Obwohl er kein guter Schauspieler war, konnte er sich neben Wladislaw Pjawko und Wladimir Atlantow auch am Bolschoi-Theater Moskau schnell durchsetzen. 1974 wurde er Mitglied des Ensembles. Seine gut sitzende, schön timbrierte und herrlich strahlende Stimme bewährte sich vor allem in Verdifach, von dem er fast alle Partien - vom Duca im Rigoletto bis zum Otello - sang. Auch im slawischen Fach konnte er reüssieren.
In Berlin trat er bei einem Gastspiel des Bolschoi-Theaters in der Staatsoper Berlin (Mai 1980) als Vaudemont in JOLANTHE auf. Gastspielreisen in den Westen hat er nur wenige machen können. Sie führten ihn zumeist nach Italien.
Im Westen erschienen allerdings zwei LPs, auf denen er Arien aus Opern von Verdi, Giordano und Mascagni, Tschaikowski und Rimsky-Korsakov sang. Die avancierten schnell unter Melomanen des Westens zum Geheimtipp.
Nach seiner Sängerkarriere hatte Sotkilava eine dritte, nicht weniger erfolgreiche Karriere als Gesangslehrer am Moskauer Konservatorium, das ihm 1987 eine Professur übertrug.
Einen Eindruck von der Kraft und Schönheit der Stimme vermittelt ein Live-Auftritt als Andrea Chenier. Einige Phrasierungen mögen irritierend sein aber auch in dieser Aufnahme hört man, dass er sehr kultiviert und dynamisch reich abgestuft singen konnte.
In einer Studioaufnahme der Oper ABSALOM DA ETERI des großen georgischen Komponisten Zacharia Paliaschvili sang Sotkilava 1979 die Hauptpartie. Die Aufnahme erschien sogar auf dem Label der Deutschen Grammophon Gesellschaft im Westen! Auf CD scheint sie bisher nicht veröffentlicht worden zu sein. Man kann sie allerdings (leider in merkwürdig matt und dumpf klingender technischer Qualität) auf YouTube hören. Es lohnt, dieses 1919 uraufgeführte Werk kennen zu lernen.
Von seinen vielen Aufnahmen sind einige immerhin auf CD erschienen.
Viel Spaß, wenn Ihr Euch mit diesem bemerkenswerten Tenor beschäftigt!
Caruso41