Es ist spät im Jahr. Kommen wir also zu Beethovens (sehr) Spätwerk, dem Streichquartett F-Dur Op. 135 und, wenn mich mein etwas spärlicher Kammermusikführer nicht täuscht, bis auf den nachkomponierten Schlusssatz für Op. 130, dem letzten vollendeten Werk von Beethoven überhaupt.
Hier habe ich tatsächlich etwas andere Favoriten. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Streichquartetteinspielungen, die mir vorliegen alle auf technisch sehr hohen Niveau liegen, so dass wir hier nur von persönlichen Vorlieben sprechen können.
Dieses Quartett hat in meinen Augen, ähnlich wie Op.111, einen versöhnlicheren Charakter als viele seiner anderen Streichquartette. Das sollte nicht mit einer Todesahnung verklärt werden. Hier punkten die Ensembles, die das Verspielte und, trotz aller immer noch klar erkennbaren beethovenschen Schroffheit, die neu erhörbare Harmonie in den Vordergrund spielen.
Nun zur Liste
Platz 1: Das Gewandhaus Quartett
Die Leipziger liefern hier einen fantastischen Beethoven ab. Das Fragende und das Musikantische werden hier für mich ideal miteinander verwoben. Tontechnisch auf hohem Niveau. Meine Kassette hat leider mehr ein Buchformat, so dass sie nicht gut in ein CD Regal passt. Das hat sie für mich unverdientermaßen in den Hintergrund treten lassen.
Platz 2: Das Takacs Quartett
So wenig gelungen ich die Einspielung der großen Fuge empfinde, so beeindruckt bin ich hier von Op. 135. Die Takacs-ten haben hier genau den richtigen Schwung und Groove. .
Platz 3: Das Zehetmair Quartett
Thomas Zehetmair hat mit seinem Quartett nicht sehr viele Aufnahmen gemacht. Ich finde aber alle sehr beeindruckend. Hier ist die Einspielung von Op. 135 kombiniert mit einem Streichquartett von Anton Bruckner, einem Komponisten, der sich bei mir selten auf der Playliste findet, Karl Amadeus Hartmann, einem Komponisten, der bei besserer Pflege unseres 20.Jahrhunderts häufiger zu hören wäre und einem Quartett von Heinz Holliger, der als Oboist recht hohe Bekanntheit erfahren hat.
Diese Einspielung des Beethoven Quartettes wirkt "moderner". Das Musikantische tritt zurück hinter die Polyphonie der Stimmen und dem gut herausgearbeitetem rauhen Einzelklang der Instrumente. Ich finde sie sehr interessant und höre sie sehr gerne, möchte aber die unter 1 und 2 erwähnten Einspielungen nicht durch sie ersetzen