Lieber Heisenberg
weil mich zugegebenermaßen
Deine Aussage, Saint Saens gehört eher zu den vergessenen Komponisten, etwas ratlos gemacht hat. Mir schien es bislang anders.
Saint-Saëns ist sicher in einem anderen Sinne vergessen als Moszkowski. Jeder kennt seinen Namen und viele Klassikinteressierte kennen seine Orgelsinfonie und den Karneval der Tiere. Ein kurzer Blick ins Internet eröffnet das Vorhandensein von ca. 160 Einspielungen von Schumanns a-Moll Konzert und etwa 20 des fünften von Saint-Saëns, wovon allerdings etwa 3/4 nach 2000 eingespielt wurden. Es scheint also ein kleine Wiederbelebung begonnen zu haben. Mein alter Klavierführer (1967 rev. 1990) widmet dem Werk Schumanns ca. 60 Seiten und dem von Saint-Saens ganze drei.
Saint-Saëns ist also eher ein Komponist, den man dem Namen nach kennt .... Deine persönliche Entwicklung lässt dich da vielleicht mit anderen Augen darauf schauen. Es scheint in den letzten zwanzig Jahren allerdings auch ein wenig passiert zu sein...
Alle fünf Klavierkonzerte werden durch eine separate Beschreibung auf Wikipedia gewürdigt. Das kann man von Werken anderer unbekannter Komponisten leider nicht behaupten.
Das ist wirklich erstaunlich.
Meiner Ansicht nach sind besonders das vierte und das zweite klavierkonzert sogar recht bekannt. Aber ich kann mich täuschen.
Vom vierten etwa 20 Einspielungen, vom zweiten tatsächlich 50. Das Zweite scheint aber die Ausnahme zu sein. Vom ersten Konzert zwölf und vom dritten acht .... Das zweite ist dann eine weitere Orgelsinfonie ..
Saint Saens wird ja, wenn ich mich nicht irre, vorgeworfen, dass er sich nicht so richtig weiterentwickelt habe. Mir ist so etwas immer "egal". Ich mag es, wenn auch 1920 (sein Todesjahr), welches ja schon die beginnende Zeit von Schönberg und Anton von Webern ist, noch romantische Werke geschrieben werden...
Formale Argumente gegen eine Musik haben den Vorteil, dass sie leicht verifizierbar sind. Sie sagen aber nicht immer etwas über die Musik aus. Man will ja eigentlich sagen, dass der Komponist sich wiederholt, was natürlich gegen Kunst spräche. Diese Aussage müsste aber im Detail verifiziert werden und ist durch den Hinweis, dass Saint-Saens später nicht mehr im Stil der Zeit komponiert hat, nicht bewiesen... Da macht man es sich gerne dann etwas einfach.
Mein persönlicher Eindruck von der Musik dieses Franzosen ist es jedenfalls nicht. Seine Kammermusik ist an Stellen berückend schön und wunderbar durchkomponiert.
Es scheint, bis auf ein paar Ausnahmen, auch zu sein, dass Saint-Saëns unterschiedliche Bekanntheitsgrade in Frankreich und außerhalb besitzt, Das ist vielleicht mit Weber und Deutschland vergleichbar.
PS: Das geht mir nicht mit allen etwas unbekannteren Komponisten so. Es gibt auch welche, wo ich eben genau den Eindruck habe, dass sie einfach auf der Welle der Zeit geschwommen sind und eben gerade das Angesagte ordentlich produziert haben. Da stelle ich mir dann schon die Frage, wieso ich mir das heute anhören solte ... Entscheidend ist am Ende, ob sich der Eindruck einer eigenen Aussage vermittelt oder man einfach das Gefühl eines geschickten "Machwerks" hat.