Romantische Klavierkonzerte - Jenseits der Hyperion Serie

  • Lieber Heisenberg


    weil mich zugegebenermaßen

    Deine Aussage, Saint Saens gehört eher zu den vergessenen Komponisten, etwas ratlos gemacht hat. Mir schien es bislang anders.


    Saint-Saëns ist sicher in einem anderen Sinne vergessen als Moszkowski. Jeder kennt seinen Namen und viele Klassikinteressierte kennen seine Orgelsinfonie und den Karneval der Tiere. Ein kurzer Blick ins Internet eröffnet das Vorhandensein von ca. 160 Einspielungen von Schumanns a-Moll Konzert und etwa 20 des fünften von Saint-Saëns, wovon allerdings etwa 3/4 nach 2000 eingespielt wurden. Es scheint also ein kleine Wiederbelebung begonnen zu haben. Mein alter Klavierführer (1967 rev. 1990) widmet dem Werk Schumanns ca. 60 Seiten und dem von Saint-Saens ganze drei.


    Saint-Saëns ist also eher ein Komponist, den man dem Namen nach kennt .... Deine persönliche Entwicklung lässt dich da vielleicht mit anderen Augen darauf schauen. Es scheint in den letzten zwanzig Jahren allerdings auch ein wenig passiert zu sein...


    Alle fünf Klavierkonzerte werden durch eine separate Beschreibung auf Wikipedia gewürdigt. Das kann man von Werken anderer unbekannter Komponisten leider nicht behaupten.

    Das ist wirklich erstaunlich.



    Meiner Ansicht nach sind besonders das vierte und das zweite klavierkonzert sogar recht bekannt. Aber ich kann mich täuschen.


    Vom vierten etwa 20 Einspielungen, vom zweiten tatsächlich 50. Das Zweite scheint aber die Ausnahme zu sein. Vom ersten Konzert zwölf und vom dritten acht .... Das zweite ist dann eine weitere Orgelsinfonie ..


    Saint Saens wird ja, wenn ich mich nicht irre, vorgeworfen, dass er sich nicht so richtig weiterentwickelt habe. Mir ist so etwas immer "egal". Ich mag es, wenn auch 1920 (sein Todesjahr), welches ja schon die beginnende Zeit von Schönberg und Anton von Webern ist, noch romantische Werke geschrieben werden...


    Formale Argumente gegen eine Musik haben den Vorteil, dass sie leicht verifizierbar sind. Sie sagen aber nicht immer etwas über die Musik aus. Man will ja eigentlich sagen, dass der Komponist sich wiederholt, was natürlich gegen Kunst spräche. Diese Aussage müsste aber im Detail verifiziert werden und ist durch den Hinweis, dass Saint-Saens später nicht mehr im Stil der Zeit komponiert hat, nicht bewiesen... Da macht man es sich gerne dann etwas einfach.


    Mein persönlicher Eindruck von der Musik dieses Franzosen ist es jedenfalls nicht. Seine Kammermusik ist an Stellen berückend schön und wunderbar durchkomponiert.


    Es scheint, bis auf ein paar Ausnahmen, auch zu sein, dass Saint-Saëns unterschiedliche Bekanntheitsgrade in Frankreich und außerhalb besitzt, Das ist vielleicht mit Weber und Deutschland vergleichbar.


    PS: Das geht mir nicht mit allen etwas unbekannteren Komponisten so. Es gibt auch welche, wo ich eben genau den Eindruck habe, dass sie einfach auf der Welle der Zeit geschwommen sind und eben gerade das Angesagte ordentlich produziert haben. Da stelle ich mir dann schon die Frage, wieso ich mir das heute anhören solte ... Entscheidend ist am Ende, ob sich der Eindruck einer eigenen Aussage vermittelt oder man einfach das Gefühl eines geschickten "Machwerks" hat.

  • [...] Entscheidend ist am Ende, ob sich der Eindruck einer eigenen Aussage vermittelt oder man einfach das Gefühl eines geschickten "Machwerks" hat.

    Gewiss will ich Dir nicht widersprechen ... in der Theorie ... aber ob man diesem persönlichen Eindruck immer so trauen kann?


    Wenn wir bei Saint-Saens sind, den ich für bedeutend halte, aber nicht einmal so sehr wegen der überaus berühmten Orgelsinfonie oder des ebenso berüchtigten Karnevals - den Saint-
    Saens selbst rasch nicht mehr leiden konnte - und eigentlich auch nicht wegen der Klavierkonzerte - sondern eher wegen seiner Kammermusik --- vielleicht eine Altersfrage, denn noch vor zehn Jahren kannte ich da so gut wie gar nichts (1).


    Also wenn wir bei Saint-Saens sind und damit bei der Orgelsinfonie, dann verlinke ich mal das für mich am meisten typische Konkurrenz-Produkt. Der Komponist ist kaum bekannt, die Orgelsinfonie mit riesigem Abstand, wie ich meine, am ehestern - gewiss nicht nur in meinem Fall das einzige Werk von ihm, das man überhaupt kennt.


    Ist diese unglaublich beeindruckende, zweifellos effekthascherische Orgelsinfonie nun ein "Machwerk"? Für den maßgeblichen Eindruck genügen meines Erachtens wenige Minuten.



    Komponiert hat man 1926 zwar schon noch häufiger in diesem Stil als - was weiß ich - zur Jahrtausendwende. Aber aus der Zeit gefallen ist die Musik dennoch, meine ich.


    Also ich liebe diese Orgelsinfonie des Belgiers - völlig unabhängig davon, dass ich auch die Kammermusik von Saint-Saens sehr gerne höre. Und auch die Klavierkonzerte. Die Orgelsinfonie weniger - das könnte Abnutzung sein ...


    (1) Astewes hat allerdings eine andere Entwicklung durchgemacht, so wie ich ihn kenne ... ;):)


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Gewiss will ich Dir nicht widersprechen ... in der Theorie ... aber ob man diesem persönlichen Eindruck immer so trauen kann?

    Werter Wolfgang, natürlich nicht. Das Kriterium ist eben nicht objektivierbar! Selbstverständlich ändern sich solche Urteile auch manchmal im Laufe derzeit!



    Wenn wir bei Saint-Saens sind, den ich für bedeutend halte, aber nicht einmal so sehr wegen der überaus berühmten Orgelsinfonie oder des ebenso berüchtigten Karnevals - den Saint-

    Ich halte ihn auch für bedeutend. Gerade deswegen fällt mir seine marginale Präsenz doch irgendwie auf.


    Mit den Orgelsinfonien muss ich mich noch beschäftigen. Dazu kann ich so schnell nichts sagen ...


    BTW: Es wird Dich nicht üpberraschen, dass ich Klaviermusik von Joseph Jongen auf Platte besaß/besitze. :)

  • BTW: Es wird Dich nicht üpberraschen, dass ich Klaviermusik von Joseph Jongen auf Platte besaß/besitze.

    Da sind wir dann schon zu zweit. Sehr schätzenswerte Musik und leider viel zu wenig bekannt. Bin selber zuvällig drauf gestoßen, als ich dem Trio Dali nach Stavenhage zu einem Konzert hinterherreiste, bei dem sie ein Werk von Jongen aufs Programm gesetzt hatten. Das Label, das dann einige Sachen von Jongen veröffentlicht hatte, existiert leider nicht mehr. (die hatten auch ein Gutteil der Werke von Jean Cras).


    Zur Anzahl verfügbarer Aufnahmen: Saint-Saens ist gewiss kein Komponist, den sich jeder für sein Debut-Album aussucht. Eine belgische Freundin schwärmt in den 1980er Jahren von Saint-Saens KK 5 mit Philipp Entremont. Für mehr Aufnahmen hätte ich auch kein Geld gehabt, Platten waren teuer damals. Später kamen die Aufnahmen von Aldo Ciccolini hinzu, von Orazio Frugoni gab's ein KK von Saint Saens und noch später hat Brigitte Engerer Saint-Saens aufgenommen. Mit Blick auf Aufnahmen waren es durch die Bank bedeutende Pianisten, die seine KKs aufgenommen hatten. Aufnahmeinflation war in früheren Zeiten nicht ganz so verbreitet (Mozart und Beethoven mal draußen vor gelassen) wie heute (bezeichnenderweise nimmt die Anzahl Aufnahmen nach 2000 zu, wie Dur schreibst).


    Und gewiss wird es auch richtig sein, dass sein Werk in Frankreich in Frankreich selbst verbreiteter sein wird als außerhalb Frankreichs (wie etwa auch Sverac oder Massenet und deren wunderbares Klavierwerk.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • hallo zusammen,

    lieber Wolfgang, das war wieder ein ganz guter Tipp bezüglich Joseph Jongen. Noch nie etwas von diesem Komponisten gehört , habe mit großem Interesse auf den Link geklickt. Die Dramatik dieses Stückes, die eingebauten Steigerungen sind eindrucksvoll. Auch

    auf Spotify gibt es einiges zu entdecken, z. B. das zweite Klavierkonzert Opus 127, welches ich direkt im Anschluss gehört hatte (sein erstes Klavierkonzert Opus 1 ist leider nichtmal auf YT zu finden).

    Zur Orgel Sinfonie und dem Klavierkonzert: Ich musste mich schon hereinhören es ist etwas moderner, als die Favoriten, die ich sonst gerne höre. Aber das macht ja nichts, ich bin froh über diese Neuentdeckung!


    Auch Ich hätte wieder einen Tipp, der vielleicht für euch interessant sein könnte, und zwar das Klavierkonzert numero 4 von Andre Mathieu.

    Auch dieses steht zwar inmitten der riesigen Anzahl der Nach-Rachmaninov- Klavierkonzerte, ist aber meiner Meinung nach sehr hörenswert.

    Mathieu (ich beziehe mich einfach auf den Wikipedia-Eintrag) war ein Wunderkind, der sehr zeitig zu komponieren begann, auch als Pianist Erfolge feierte, und dieses Klavierkonzert bereits im Alter von 19 Jahren geschrieben hatte. Leider kam er mit dem Erfolg nicht zurecht, und ist sehr frühzeitig an Alkohol Missbrauch gestorben.



    Zur Musik: überschwänglich, leidenschaftlich, melodiös, mit einem Anklang von Filmmusik, besonders in Mittelsatz. Zwei Beiträge weiter unten folgt noch eine ausführliche Beschreibung zu diesem KK meinerseits.


    Viele grüße,

    Rainer

    Einmal editiert, zuletzt von Heisenberg ()

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  • Also von der Orgelsinfonie habe ich viele Aufnahmen,


    war mir mal sehr wichtig, aber ich habe sie schon lange nicht mehr gehört. Die KK habe ich einer mir zusagenden GA :



    Wo anders gebraucht sehr günstig.


    Gruss


    Kalli

  • André Mathieu

    Klavierkonzert Nr. 4


    Hallo zusammen

    Ich möchte gerne nochmal die Aufmerksamkeit auf das oben verlinkte 4. Klavierkonzert von André Mathieu lenken.

    Zunächst: Auch dieses ist recht lang (1. Satz 15 min, der 2. Satz ebenfalls, der 3. immerhin noch 11 min. Es ist der Geniestreich eines 19 jährigen! Voller Leidenschaft und Melancholie!

    Oftmals (für mich kein Nachteil) reinster Rachmaninoff, es könnte dessen 5. Klavierkonzert sein...

    Es beginnt mit einem leidenschaftlicher Thema, gefolgt von einer lyrischen Passage , als überleitung zum eigentlichen zweiten Thema. Auch der Beginn der Durchführung könnte aus R.'s 1. Klavierkonzert stammen. Es folgen Variationen der lyrischen Themata, im Wechsel mit Variationen des Hauptthemas. Somit eine klassische Durchführung, bevor nach einer langen Kadenz am Beginn der Reprise das Hauptthema thriumphal aufgegriffen wird und ein nochmals neues Thema als Coda den Satz beschließt.

    Der 2. Satz beginnt melodisch, mit einem Einschlag Filmmusik, wie es das große Vorbild nicht besser hinbekommen hätte. Nach 3:30 folgt ein flotter, überraschender Einschub (Prokoffieff?), bevor bei ca. 7:30 das zweite, ebenso überaus melodisch melancholische Thema folgt, welches mit Abwandlungen mehrmals aufgegriffen wird, bevor mit dem ersten Thema der Satz beendet wird.

    Den dritten Satz kann ich stilistisch nicht so richtig beschreiben. Das immer wiederkehrende Hauptthema: mechanisch, mit einem Einschlag Rockmusik und Jazz? Jedenfalls äusserst effektvoll, wirkungsvoll, und auch wieder Rachmaninoff. Ab 2:40 kommt der grosse Melodiker wieder zum Vorschein bevor bei 6:00 nach einer kurzen Wiederkehr des Hauptthemas eines neues Thema sich durchsetzt.

    Dann folgt kurzzeitig "Chick Korea", diese Passage mündet dann triumphahl- final im Hauptthema des letzten Satzes.

    Somit hier ein Rondo, übertragen auf die Rachmaninoff Nachfolge.

    Es handelt sich bei dem oben verlinkten Aufnahme um ein Live-Konzert, welches auch auf Spotify zu finden ist. Man hört am Schluss noch die begeisterte Reaktion des Publikums. Ich kenne dieses Konzert seit einiger Zeit, habe es immer wieder mal gehört, und merke eigentlich erst jetzt, wie genial dieses Klavierkonzert des 19-Jährigen ist. Prägnante, teilweise sogar ergreifende Themen, meisterhaft orchestrier. Nachdem er sein drittes Klavierkonzert bereits im Alter von 14 Jahren geschrieben hatte ist dieses sozusagen sein "Spätwerk".


    Viele Grüße,

    Rainer

  • Oben hatte ich, wie auch auf Wikipedia zu finden, allgemein geschrieben, dieses KK von Mathieu stünde in der Rachmaninow Nachfolge. Nun möchte ich es noch ein bisschen spezifizieren: speziell scheint mir dieses Klavierkonzert in der Nachfrage des vierten Klavierkonzertes von Rachmaninow zu stehen. Es hat doch etliche Ähnlichkeiten, besonders, wenn man sich die Jazz-szenen im letzten Satz vor Augen beziehungsweise vor Ohren hält. Nun ist auch leider immer wieder zu finden, das vierte Klavierkonzert sei das unbeliebteste in R'. Reihe der vier KK. Dieses kann ich nie nachvollziehen: es ist "anders" als die ersten drei, etwas moderner, aber ich höre es immer wieder gerne, besonders den Mittelsatz.

  • Nun ist auch leider immer wieder zu finden, das vierte Klavierkonzert sei das unbeliebteste in R'. Reihe der vier KK. Dieses kann ich nie nachvollziehen: es ist "anders" als die ersten drei, etwas moderner, aber ich höre es immer wieder gerne, besonders den Mittelsatz.

    Rezeptionsgeschichte muss nicht notwendigerweise mit der Qualität der Werke positiv korreliert sein!


    In meiner Rachmaninoff-Phase war es mir nicht kantabel genug ... Diese im Orchester verschwindenden und wieder auftauchenden Linien ... Die bietet das Werk nicht. Dazu die zumindest in meiner Aufnahme sehr präsenten Bläser ...;). Das passt vielen Rachmaninoff-Hörern vielleicht nicht. Wenn ich mir jetzt aber die Bartók Konzerte als Alternative anhöre, denke ich, dass Rachmaninoff mit seinen späten Werken etwas zwischen den Stühlen sitzt ..

  • [...] dass Rachmaninoff mit seinen späten Werken etwas zwischen den Stühlen sitzt ..

    Genau das denke ich auch und das vierte Klavierkonzert ist ein Muster dafür. Als ich vor (rund fünf :untertauch:) Jahrzehnten die Rachmaninoff-Konzerte für mich entdeckt habe, konnte ich mit dem vierten nicht viel anfangen. Gar nicht so viel später hatte ich zunächst das zweite über, dann das dritte. Dafür habe ich Medtner kennengelernt und ALL die anderen - nicht ALLE natürlich ;) -, die von Rachmaninoff beeinflusst sind oder sein dürften. Noch bin ich nicht so weit, dass mir Rach 2 und Rach 3 wieder mehr bedeuten, aber Rach 4, an das ich mich auch gar nicht wirklich erinnere, könnte mal wieder an die Reihe kommen. Einspielungen finde ich zur Genüge und - um auf Axels Vergleich zurückzukommen - längst mag ich Musik, die zwischen Stühlen sitzt, ganz besonders ... Es können (und sollen) möglichst verschiedenartige Stühle sein ...

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Deine detailllierte Beschreibung, Rainer, trifft dieses Konzert sehr gut, wie ich meine. Natürlich kann man das mit Gewinn hören - im Sinne eines Genusses während des Hörens. Ansonsten kennst Du die üblichen Argumente von mir ja - sie treffen hier überdeutlich den Punkt. ;):) Das heißt, dass ich es kein zweites Mal hören muss - von wegen Lebenszeit und so.


    PS: Bitte meinen letzten Satz nicht falsch verstehen. Es liegt mir fern, mich über Dich irgendwie zu erheben. Ich nehme an, dass Du noch jünger bist oder noch jung. Ich werde demnächst 67 und ich finde im Regal zahllose Musik, die mich prinzipiell interessiert. Was meinst Du, wie oft ich ich als junger Kerl Sachen, die mich gepackt hatten, tagaus, tagein, was weiß ich, fünfzig Mal in einem Monat gehört habe, bevor es auch wieder gereicht hat - und trotzdem habe ich mich nicht wirklich mit der Musik befasst unter Umständen. Das geht so nicht mehr - oder ich möchte es halt einfach nicht mehr so halten. Dazu ist die Auswahl VIEL zu groß!!


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Lieber Wolfgang,


    Ich hatte in keinster Weise den Eindruck, dass du dich irgendwie über mich erhebst. Ganz im Gegenteil, und erstmal vielen Dank für das Feedback! Ich kenne deine Einstellung, und ich empfinde unseren Austausch als immer sehr interessant!.

    Nun erachte ich dieses Klavierkonzert von Mathieu tatsächlich als einen unbekannten und absolut entdeckenswerten Geniestreich, und natürlich hätte es mich gefreut, wenn meine Begeisterung geteilt worden wäre. Aber das ist persönliche Eitelkeit, und nehme so etwas nie persönlich.

    Es geht mir übrigens in einem Punkt genauso wie Dir früher: ich höre manchmal Sachen in Endlosschleife, (anders bekomme ich auch diverse Ohrwürmer nicht aus dem Kopf) bis es mir tatsächlich zu viel werden kann (aktuell übrigens das dritte Klavierkonzert von Hans Huber, aber diesem werde ich einen separaten Beitrag widmen...).

    Übrigens bin ich gar nicht soooo viel jünger als du, ich bin 58 und Klassik Fan seit frühester Jugend.

    😀 in diesem Zusammenhang noch am Rande: Du schriebst, du hättest die KK von Rach vor 50 Jahren entdeckt, Nummer zwei und drei wurden dir dann zu viel. Meine Eltern haben mir eine Langspielplatte vom zweiten Klavierkonzert geschenkt, als ich 14. war. es ist noch heute mein lieblingsklavierkonzert VON ALLEN:)


    Viele grüße,

    Rainer

  • Lieber Rainer,


    alles in Ordnung - natürlich!


    Vielleicht besteht der Unterschied zwischen uns, dass Du Dich stärker spezialisiert hast bei Deinen Hörgewohnheiten. Ich hatte immer und habe nach wie vor eine schon spürbare Präferenz für Klavierkonzerte. Das hatten wir im Thread hier anfangs ja auch angesprochen.


    Trotzdem spielen sie jetzt nicht mehr die Rolle wie früher. Umgekehrt habe ich vor dreißig Jahren und mehr ziemlich wenig Kammermusik gehört. Das hat sich beinahe umgedreht und für moderne Musik habe ich mein Faible auch noch verstärkt. Das wird der Hauptgrund sein, warum ein Rachmaninoff-Aufguss - das klingt böser als gemeint, aber ich stehe schon dazu - mich einfach nicht mehr so interessiert. Das obige Konzert ist attraktiv in mancherlei Hinsicht - aber es scheint mir allzu vorhersehbar.


    Doch da dürfen wir uns eben auch unterscheiden. Ohne Wenn und Aber! Anders wäre es wahrlich keine gute Sache.


    Ich habe weiterhin Interesse an Deinen Entdeckungen - selbst wenn es beim einmaligen Hören oder Hineinhören bleiben sollte. Beinahe hätte ich gesagt: Gott sei Dank kann man Deine Entdeckungen meist sowieso nicht kaufen ... :untertauch:;)


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Und was sagt ihr zum 4. Klavierkonzert von André Mathieu?

    Lieber Heisenberg ich habe mir jetzt das Werk angehört. Alles, was ich dazu sage, stammt also aus einmaligem Hören.


    Zuerst geht es mir so wie Dir, dass das für ein Werk eines 19-Jährigen absolut erstaunlich ist.


    Der 2. Satz beginnt melodisch, mit einem Einschlag Filmmusik, wie es das große Vorbild nicht besser hinbekommen hätte.

    Wenn Du Rachmaninoff für das Vorbild hältst, glaube ich, dass es diesem Komponisten ferngelegen hätte, Filmmusik schreiben zu wollen. Das ist überhaupt nicht abwertend gemeint. Nur zieht Filmmusik ihre innere Logik aus filmischen Geschehen. Bei Rachmaninoff meine ich aber (auch bei seinen ausladendsten Werken) immer musikalische Logik zu vernehmen.


    Die pianistischen Stellen des Mathieuschen Werkes sind im Detail immer reizvoll und klanglich imposant. Bei der Orchestrierung meine ich eine gewisse Einfallslosigkeit zu vernehmen. das Werk hat einen gewissen orchestralen Standardklang, der fast leitmotivisch an bestimmten Stellen immer wieder einsetzt. Ich denke, dass deswegen auch die Assoziation mit Filmmusik eben naheliegt ... Pianistisch ist das Werk viel einfallsreicher (und wie mir scheint auch anspruchsvoll). Es hat auch rhythmisch interessante Stellen. Ob sich hier neben dem Erkennen reizvoller Stellen nach mehrfachem Hören weitere Struktruren auftun, kann ich nicht beantworten.


    Oftmals (für mich kein Nachteil) reinster Rachmaninoff, es könnte dessen 5. Klavierkonzert sein..

    Wenn Du Dir sein viertes anhörst, müsstest Du über diese Idee wahrscheinlich noch einmal nachdenken. Rachmaninoff war seelisch in seiner Heimat Russland verankert. Es hat ihn unendliche Mühen gekostet in der neuen Heimat kreativ zu werden. Und als er es wurde, entstanden deutlich andere Werke, neben seinem vierten Klavierkonzert eben noch die Corelli-Variationen und seine symphonischen Tänze, die ich ganz besonders in der Fassung für zwei Klaviere liebe (Es gibt eine Einspielung mit Argerich und Economou). Es ist für mich ganz klar eine Tendenz zu mehr Klarheit und größerer Ökonomie in der musikalischen Aussage zu erkennen (ich möchte hier nicht erklären, was ich damit meine). Aber auch hier scheint mir die treibende Kraft eine Änderung der musikalischen Gesetze zu sein.


    Bei Mathieu erkenne ich auf den ersten Höreindruck das alles nicht .. (ist wahrscheinlich bei einmaligen Hören auch nicht möglich!)

    Das heißt, dass ich es kein zweites Mal hören muss - von wegen Lebenszeit und so.

    Das ist so ein Punkt. Das Werk ist kürzer als so manches von Rachmaninoff. Ich will nicht ausschließen, es mir noch einmal anzuhören. Auf meinem Wunschzettel für das Hören stehen allerdings für mich schon länger die "Freeman Etudes" von John Cage für Violine solo. Die bedürfen einer kleinen Vorbereitung. Man muss halt ein wenig mit seiner Zeit haushalten ... :)

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  • Ich habe nicht ganz die Übersicht über diesen Thread und über die hyperion-Serie. Ich glaube aber, dass die beiden Klavierkonzerte von Carl Loewe noch nicht erwähnt wurden. Ich bin durchaus ein Fan des 2. Klavierkonzerts in A-Dur. Schon der versetzte Stimmeneinsatz zu Beginn gefällt mir, zunächst ist gar nicht klar, dass A-Dur die Tonart ist. Anschließend entwickelt sich eine durchaus packende Exposition mit einem schön gesanglichen Seitenthema. Ich finde man hört dem Klavierkonzert seine Entstehungszeit um 1830 nicht unbedingt an, blind hätte ich eher auf um 1800 getippt. Manches erinnert an Beethoven, bei den Flötenstimmen und Eingängen muss ich sogar an Mozart denken. Und Loewe? Ich kenne ihn vor allem als Lied bzw. Balladenkomponist. Diese Musik hier ist damit wenig vergleichbar, wirkt kaum liedhaft, sondern eigenständig sinfonisch. Harmonisch ist das KK durchaus interessant und zeigt damit, dass es in der Frühromantik neben Mendelssohn bestehen kann. Individuelle Züge trägt auch der langsame Satz, der zunächst an Gitarrenmusik erinnert und nicht umsonst Espaniola andante grazioso heißt. Ein klanglich sehr interessanter Satz! Konventioneller finde ich das abschließende, virtuose Rondo.

    Also dieses KK gefällt mir durchgängig und vom Kopfsatz und Andante bleibt sogar etwas hängen. Mehr kann man doch von einem unbekannten Klavierkonzert gar nicht verlangen!


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Die folgende Antwort dachte ich, schon vor ein paar Tagen abgeschickt zu haben. :huh:


    @ Kollegen Axel:


    Deine Aussagen bezüglich Rachmaninoffs viertem Konzert sind sehr interessant und ich muss gestehen, dass ich so weit gar nicht nachgedacht habe. Aber ich sehe das jetzt nicht anders, was Dich vermutlich wenig überraschen wird.


    Der Begriff der "Filmmusik" ist sehr vage und klischiert, sobald man ganz nüchtern über deren ganz spezifische Funktion hinausgeht. Bekanntlich hat auch Henze zur Verfilmung von Musils "Törless" die Musik verfasst und man hört schlicht gar nichts von dem, was man gerne mit Filmmusik assoziiert. Umgekehrt musste ich mich mal belehren lassen - durchaus zu Recht! -, dass nicht Korngolds Hollywood-Produktionen nach Filmmusik klingen, sondern umgekehrt dessen Filmmusik eben nach Korngold. Schlicht und einfach. Warum unser hier relevantes Klavierkonzert Filmmusik sein könnte - natürlich KANN sie es - diese Frage oder Überlegung bringt mir - vermutlich aber nicht nur mir - schlichtweg gar nichts auf einer Ebene, die über grobschlächtige Stereotypie hinausgeht.


    Und ganz am Ende sind wir wieder vollauf beieinander. Leider.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ich habe nicht ganz die Übersicht über diesen Thread und über die hyperion-Serie. Ich glaube aber, dass die beiden Klavierkonzerte von Carl Loewe noch nicht erwähnt wurden. Ich bin durchaus ein Fan des 2. Klavierkonzerts in A-Dur. [...]





    Danke für diesen Tipp und die schöne Beschreibung an Tristan2511! Ich erinnere mich, von Klavierkonzerten des Uhren-Loewe gehört und gesehen zu haben. Es sollte wohl auch eine CD geben, die muss ich dann als Liebhaber solcher Konzerte kaufen ...


    :) Wolfgang


    EDIT: Nach schneller Sichtung: Es gibt zumindest eines der Konzerte zu kaufen; die Auswahl scheint spärlich.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Der Begriff der "Filmmusik" ist sehr vage und klischiert, sobald man ganz nüchtern über deren ganz spezifische Funktion hinausgeht.

    Das ist sicher richtig. Es gibt aber so eine Art der Instrumentierung aus den fünfziger Jahren in Hollywood (an der Korngold sicher nicht unschuldig war ;)), die dann für viele Abentauerfilme Schule gemacht hat. Die hat eine starke Streicherlastigkeit und Bläser markieren bestimmte Stellen der Dramatik .... u.ä. , was ich mit Leitmotivik meinte.


    Das wertet, wie ich schon sagte, die Musik nicht notwendigerweise ab. Findet man keine musikalische Logik, die das Geschehen treibt, erfindet man sich ein Narrativ (notwendigerweise dann ein an Hollywood-Dramatik angelehntes) mit dem man die Musik verfolgt. Das liebe ich nicht wirklich.

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  • Danke für diesen Tipp und die schöne Beschreibung an Tristan2511! Ich erinnere mich, von Klavierkonzerten des Uhren-Loewe gehört und gesehen zu haben. Es sollte wohl auch eine CD geben, die muss ich dann als Liebhaber solcher Konzerte kaufen ...


    :) Wolfgang


    EDIT: Nach schneller Sichtung: Es gibt zumindest eines der Konzerte zu kaufen; die Auswahl scheint spärlich.

    Grade wollte ich mir die CD tatsächlich bestellen, lieber Wolfgang, stelle aber fest, dass der Werbepartner blank ist. Bisher habe ich es immer über yt gehört. Ich finde nur eine recht teure (30€ incl. Versand) CD im Urwaldfluss. Hattest du sie damals noch anderswo gesichtet? Schade, dass diese KK kaum zu bekommen sind...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Grade wollte ich mir die CD tatsächlich bestellen, lieber Wolfgang, stelle aber fest, dass der Werbepartner blank ist. Bisher habe ich es immer über yt gehört. Ich finde nur eine recht teure (30€ incl. Versand) CD im Urwaldfluss. Hattest du sie damals noch anderswo gesichtet?

    Offenbar, werter Tristan. 30 Euro hätte ich nicht ausgegeben.


    Jetzt fällt es mir ein. Ich habe tatsächlich discogs bemüht und bin dann - einschließlich Porto aus Deutschland - mit ungefähr 10 Euro davongekommen. Schau mal dort nach - vielleicht hast Du auch Glück.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Offenbar, werter Tristan. 30 Euro hätte ich nicht ausgegeben.


    Jetzt fällt es mir ein. Ich habe tatsächlich discogs bemüht und bin dann - einschließlich Porto aus Deutschland - mit ungefähr 10 Euro davongekommen. Schau mal dort nach - vielleicht hast Du auch Glück.

    Ah danke, lieber Wolfgang. Ich hatte dort damals nichts gefunden bzw. falsch gesucht. Doch nun sieht es anders aus und Loewes 2. Klavierkonzert in A-Dur + die Sinfonie in d-Moll (die ich bisher einmal im Leben gehört habe) wandern in meine Sammlung :)

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Das freut mich - oft genug scheitert es für mich bei discogs am viel zu hohen Porto. Natürlich kann man sich das alles leisten, aber ich sehe es trotzdem nicht ein.


    Ja, und die Sinfonie in d-Moll von Loewe hat mich auch überrascht. Origineller als gedacht.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Ganz bedeutende Konzerte "romantischer" Art sind in diesem Thread nur ganz kurz mal erwähnt worden :)


    Geoffrey Tozer spielte zu Anfang der neunziger Jahre Nikolai Medtners Klavierkonzerte mit der Londoner Philharmonie unter der Leitung von Neeme Järvi ein. Die Aufnahmen erschienen bei Chandos und sind noch immer erhältlich. Wer sich für Medtners Klaviermusik interessiert, sollte sie gehört haben.



    Medtner war ein seiner Kunst verschriebener Komponist, der in dieser Hinsicht völlig kompromisslos war. Insofern ist der romantische Charakter seiner Musik keine Entgegenkommen gegenüber dem Publikum, auch, wenn die Zeit der Entstehung einen auf solche Gedanken bringen könnte. Anders als sein Freund Rachmaninoff, der seine Konzertprogramme durchaus dem Publikumsgeschmack anzupassen wusste, verhinderte Medtners geschmackliche Geradlinigkeit einen großen Erfolg als Konzertpianist.


    Hier hören wir Medtners erstes Konzert, eingespielt von Tozer unter Järvi


    I. Allegro - 00:00
    II. Tranquillo, dolce (Variations) -
    8:49
    III. Coda. Allegro molto -
    26:54



    Es entstand genau in der Zeit des ersten Weltkrieges. Wer das Konzert zweimal hört, traut vielleicht seinen Ohren nicht und kann gefangen genommen werden! Tozer schreibt dazu neben anderem im Booklet


    Zitat


    Man sollte meinen, daß ein Komponist des zwanzigsten Jahrhunderts, der Äußerungen tat wie “die Musik befindet sich auf Irrwegen und sollte zu den unbefleckten Pfaden von Purcell und Bizet zurückkehren”, und der die Melodie zur Essenz der Musik erklärte, von einer Öffentlichkeit, der die Musiksprache der Moderne unverständlich ist, mit offenen Armen aufgenommen werden würde; doch seine Musik harrt immer noch eines breiteren Publikums.

    ....


    Die zögernde Art, wie Medtner auf den letzten Seiten des Konzerts bei diesem Thema verweilt, ist wie der letzte Blick, den jemand auf sein vertrautes Heim wirft, bevor er es für immer verläßt. Und eben dies tat Medtner: Im selben Jahr, in dem sein Erstes Klavierkonzert uraufgeführt wurde, verließ er Rußland und kehrte nur einmal dorthin zurück.


    Es ist etwas Seltsames um Medtners "Romantik". Er schaut zurück, aber man spürt unweigerlich die Moderne. Wer den Anfang des zweiten Satzes mit den Variationen hört, merkt das sehr deutlich. Auch die Variationen selbst lassen hin und wieder einen Strawinsky schemenhaft erscheinen.


    Also: Eigentlich gehört Medtner zur Musik des zwanzigsten Jahrhunderts .... Ich lasse ihn aber hier, weil er den Titel des Threads bedient.


    Es ist in meinen Augen absolut erstaunlich, dass Medtner, der so gut wie kaum orchestrale Musik geschrieben hat, einen so faszinierenden Orchestersatz komponiert hat.


    Bei Youtube findet sich dazu


    Said by many to be be the best Medtner's Piano Concerto, here is one of the most titanesque, gigantic, and tragic concerto of the whole repertoire.
    Medtner wrote it during the World War 1 and spent three years composing it (one year for piano part and two for orchestra, as he hated writing for orchestra). Immediatly starting with dramatic octaves and arpeggios, mixed with an incredible harmony, this masterpiece quickly shows what it is gonna be all about. The orchestra then make its absolutely grandiose entrance. The performance by Tozer is definitely my favorite. As always very well balanced between piano and orchestra, very intense, dramatic, and detailed.

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  • Ilmari Hannikainen, Klavierkonzert.


    Hallo zusammen,

    auch wenn sich dieser Faden mit Klavierkonzerten jenseits der Hyperion Serie befasst, habe ich doch immer wieder festgestellt, dass manche unbekannte Klavierkonzerte auf anderen threads (z.B unbekannte Klavierkonzerte der 20 und 21 Jahrhundert) finden sind.

    Hier möchte ich eines vorstellen welches weder auf Hyperion noch im capriccio kulturforum noch bislang hier, ausser von mir selner, behandelt worden ist (ich habe es soeben nochmals recherchiert):


    Es ist in meinen Augen, kurz gesagt eine Mischung aus Grieg, Liszt (Klavierpart), Tschaikowsky, Rachmaninov und am Schluss ganz, ganz entfernt , Wagner.( ich hoffe, dass ich mich mit der letzten mit dem letzten Komponisten nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt habe) .

    In meinen Augen steckt es jedoch voller origineller Musik, abwechslungsreich und mitreißend.

    Warum es völlig außerhalb des Fokus des Kreises der Musik Liebhaber steht, vermag ich nicht zu sagen . In einem der wenigen Beiträge, die im Internet über dieses Klavierkonzert zu finden sind (ich weiß nicht mehr wo) heißt es auch: "skurril". Mit dieser Aussage konnte ich allerdings nichts anfangen. Immerhin hat es das Klavierkonzert auf YouTube auf 70.000 Klicks bislang gebracht.

  • Es ist in meinen Augen, kurz gesagt eine Mischung aus Grieg, Liszt (Klavierpart), Tschaikowsky, Rachmaninov und am Schluss ganz, ganz entfernt , Wagner.( ich hoffe, dass ich mich mit der letzten mit dem letzten Komponisten nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt habe) .

    Das wäre ja ein wildes Patchwork :saint:. Ich habe mir das Werk angehört. Es scheint hochvirtuos zu sein und erinnert nicht wenig an Rachmaninoff, gerade auch im Klavierpart. Er verwendet etwas mehr Bläser und gerne auch Schlagwerk, dass dem Anfang eine schöne Spannung verleiht.


    Mir fehlt ein bisschen der musikalische Zusammenhang - also vielleicht doch Patchwork - Das kann aber natürlich auch einfach nur am ersten Hören liegen.


    Was bei längerem Hören für mich etwas anstrengend ist, ist die durchgehende Unruhe. Hannikainen scheint kein Freund der Stille zu sein. Die gibt es übrigens bei dem berühmten Russen durchaus. Vielleicht war das ja mit "skurril" gemeint. Man kommt sich vor als würde man nur unterwegs sein, zur Besinnung kommt man nur sporadisch. Bei 20:35 kommen wir etwas zur Ruhe mit schönem, originellen Klavierpart, den er aber zwei Minuten später dann in etwas orchestrale und melodische Langeweile gleiten lässt. Ab 24:00 dann wieder Vollgas Das muss ich noch verdauen ....


    Gibt es denn musikalische Ordnungprinzipien, die den Kontrasten Leben geben?

  • lieber astewes,

    Danke für deine schnelle Antwort.

    Das mit der Unruhe finde ich einen interessanten Aspekt. Wohingegen, als ich mir das Konzert vor meinem Beitrag noch einmal angehört habe, mir tatsächlich gedacht habe, dieses Konzert hat ( im Gegensatz zu manch anderen) wirklich überhaupt keine Längen...

    Aber zu Deinem letzten Satz: Ehrlich gesagt habe ich die Frage nicht ganz verstanden:

    • "Kontraste" und "leben, im Sinne von lebendig" ist für mich eigentlich kein Widerspruch, aber bei dir hört es sich so an.
    • Ordnungsprinzipien, welche Leben geben, ist für mich auch ein gewisser Widerspruch. ( soll natürlich nicht bedeuten, das Leben nur im Chaos möglich ist)

    Oder habe ich Dich ganz falsch verstanden:/ ?? dann schon mal sorry im voraus! Aber ich habe es wirklich nicht kapiert und würde mich interessieren was du damit meinst ...

  • Ordnungsprinzipien, welche Leben geben, ist für mich auch ein gewisser Widerspruch. ( soll natürlich nicht bedeuten, das Leben nur im Chaos möglich ist)

    Haha, das habe ich wirklich etwas dämlich formuliert. Mir kamen die Kontraste irgendwie zufällig vor. Immer wieder steigertz sich die Musik, ohne dass ich einen Sinn erkannt hätte. Gemeint habe ich musikalische Strukturen, die Zusammenhang stiften. Das muss jetzt nicht gleich Serialismus sein, aber dynamischer Kontrast, treibt ja normalerweise die musikaliische Entwicklung voran.


    So moderne Blockbuster (Filme sind gemeint) ergehen sich manchmal in technischen Superlativen der Abfolge von Bildsequenzen, dass es einem schummerig werden kann. Der Urvater war Fritz Lang, da meine ich solche Sequenzen zum ersten Mal gesehen zu haben. Wenn es übertrieben wird, ermüdet mich das. Man kommt sich hinterhergeschleift vor, ohne zu wissen worum es geht ... Über die reine Technik hinaus hat das in den neuen Filmen meistens keinen filmischen Sinn .... So in dieser Art meine ich das


    also bitte nicht missverstehen. Ich finde das Werk ziemlich hübsch über gewisse Strecken und zum Teil auch originell. Ich halte dieses Dauertempo für ein ästhetische Schwäche. Aber man müsste das Werk sicher häufiger hören, um das zu untermauern.

  • Nach längerer Zeit wieder ein Beitrag. Leider sind romantische Klavierkonzerte nicht so sehr das Ziel meines musikalischen Sehnens, ich nehme sie aber gerne mit, wenn sie sich ergeben. So das hier von der in Budapest geborenen und zum Schluss in München lebenden Komponistin Dora Pejačević (1885-1923) im Jahre 1913 entstandene.


    Die mehr oder weniger autodidaktisch gelernt habende Komponistin bedient sich in ihrem erstem Orchesterwerk eines interessant eingesetzten spätromantischen Orchesterklanges. Der Klavierpart emanzipiert sich und gewinnt stellenweise impressionistische Züge ... Wie ich finde, eines der interessanteren Werke dieses Genres.


    Es spielt Oliver Triendl mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter der Leitung von Howard Griffiths



    Zu haben ist diese Einspielung beim Werbepartner gerade günstig


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