Michaël Levinas - Französischer Komponist

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    Der französische Komponist Michaël Levinas ist der Sohn des litauisch-französischen Philosophen Emmanuel Levinas.

    Geboren am 18. April 1949 in Paris, studierte er Komposition bei Olivier Messiaen, besuchte die Darmstädter Ferienkurse und ist stark von Karlheinz Stockhausen gefördert worden. Seit 1992 ist er Professor am Pariser Konservatorium.

    Levinas wird gemeinhin der Richtung der Spektralmusik zugeordnet. Wenn diese Etikettierung auch seinem reichen Werk keinesfalls ganz gerecht werden kann, sind die Erfindungen ungehörter und unerhörter Klänge doch ein wichtiges Charakteristikum seines Kompositionen. Klangfarben und ihre Modifikation stehen bei ihm im Vordergrund seines Komponierens. Sie sind ihm wichtiger als andere Parameter der Musik. Über Klänge entwickelt er Zusammenhänge, Strukturen und seine Ausdrucksmöglichkeiten.


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    Ich möchte hier nur auf sein letztes bedeutendes Opus hinweisen: La Passion selon Marc – Une Passion après Auschwitz.
    In diesem Oratorium wird Geschichte über den Tod von Jesus von Nazareth mit Auschwitz und der Shoah sehr ambitioniert verbunden.
    Philosophische und theologische Fragen werden eng verknüpft.

    Der Komponist will so ein interreligiöses Verstehen und eine Verständigung fördern.

    Das Werk beginnt mit jüdischen Gebeten, die Namen der in Auschwitz Ermordeten werden begleitet vom „Murmeln“ des Orchesters und einer Chor-Psalmodie vorgelesen, gefolgt von einem ungekürzten Bericht über die Passion nach dem Markus-Evangelium in altfranzösischer Sprache. Der dritte Teil besteht aus der Vertonung von zwei deutschsprachigen Gedichten des Holocaust-Überlebenden Paul Celan. Letztlich geht es um Religion und Theodizee und interreligiösen Dialog. Die Musik bedient sich verschiedener Mittel und ist ungemein ausdrucksstark.

    Radio France hat die Uraufführung aus Lausanne übertragen, eine Weile war die Aufzeichnung in der Mediathek von ARTE eingestellt.


    Ich habe einige kurze Ausschnitte auf YouTube gefunden





    Ein Trailer für die DVD



    Ein Einführung durch den Komponisten:



    Entretien avec Michaël Levinas : La Passion selon Marc. Une Passion après Auschwitz - YouTube


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Caruso41

    Hat den Titel des Themas von „Michaël Levinas - Französischer“ zu „Michaël Levinas - Französischer Komponist“ geändert.
  • Wieso werter Caruso, hast du deinen Beitrag hier eingestellt ?


    Wäre doch sinnvoller gewesen hier KOMPONISTENFORUM der MODERNE

    Oder hier FORUM für ZEITGENÖSSISCHE KOMPONISTEN


    LG Fiesco


    PS: gelle du Antwortest nicht jedem, wird mir eine doppelte Lehre sein! ;)

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Wieso werter Caruso, hast du deinen Beitrag hier eingestellt ?


    Wäre doch sinnvoller gewesen hier KOMPONISTENFORUM der MODERNE

    Oder hier FORUM für ZEITGENÖSSISCHE KOMPONISTEN

    Astewes hatte auch schon gefragt, warum ich nicht den Thread wo anders eingestellt habe. Seine Frage und meine Antwort sind verschwunden. Ich war der Meinung,

    1. FORUM für KLASSISCHE MODERNE - NEUE MUSIK - POSTMODERNE

    wäre das geeignete Kapitel.

    Wenn Du anderer Meinung bist, lass den Thread meinetwegen verschieben.

    Wolltest Du denn auch was zu Michael Levinas beitragen. Würde ich mich drüber freuen!


    Deinen PS vermag ich nicht zu verstehen. Wo Du mich angesprochen hast, habe ich auch stets geantwortet!

    Wenn Du allerdings lediglich meine Hinweise mit Verlinkungen versiehst, halte ich das für nicht nötig.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber "Caruso41",


    ich begrüße ausdrücklich, dass aus deinem Würdigungsbeitrag der Künstler-Erinnerungen-Rubrik nun eine eigene Rubrik entstanden ist. Wo diese genau platziert ist, halte ich dabei für völlig irrelevant. Wer sich für diesen Komponisten interessiert, wird seinen Namen in das Suchfeld eintragen und dann ganz automatosch auf diese Rubrik stoßen. :yes::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der französische Komponist Michaël Levinas ist der Sohn des litauisch-französischen Philosophen Emmanuel Levinas.

    Geboren am 18. April 1949 in Paris, studierte er Komposition bei Olivier Messiaen, besuchte die Darmstädter Ferienkurse und ist stark von Karlheinz Stockhausen gefördert worden. Seit 1992 ist er Professor am Pariser Konservatorium.

    Lieber Caruso,


    sehr verdienstvoll , dass Du Michaël Levinas hier vorstellst! Erstaunlich ist, dass die Ästhetik - und so auch die Musik - im philosophischen Werk des Vaters Emanuel Levinas schlicht keine Rolle spielt. Die Verbindung zum Vater und seiner Philosophie ist die Oper von Levinas jr., der Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" zu Grunde liegt. Da geht es um die Problematik mit dem Anderen und Fremden - das zentrale Thema des Vaters, dessen berühmter Satz lautet: "Wir sind die Geisel des Anderen!" Von dieser Oper würde ich gerne mal eine Aufführung sehen! :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger!

    Die Verbindung zum Vater und seiner Philosophie ist die Oper von Levinas jr., der Kafkas Erzählung "Die Verwandlung" zu Grunde liegt. Da geht es um die Problematik mit dem Anderen und Fremden - ....

    Das ist wirklich interessant. Kannst Du darüber etwas mehr sagen???


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Holger!

    Das ist wirklich interessant. Kannst Du darüber etwas mehr sagen???


    Beste Grüße

    Caruso41

    Lieber Caruso,


    hier ist ein kurzer Film (2 Min.) zur Aufführung in Lille 2011 - da kommen Dirigent und auch der Regisseur zu Wort und auch Levinas selbst gibt eine Erläuterung. Da wäre es natürlich toll, wenn es von der kompletten Aufführung ein Video gäbe. Die Bilder sind jedenfalls stark:



    Die Oper hat aus Kafkas Erzählung eine Handlung gemacht - die Erzählung ist also nur die Grundlage. Gregor Samsa bei Kafka ist ein Handlungsreisender, also ein ganz gewöhnlicher, "nützlicher" Mensch. Und der wacht eines Morgens auf und findet sich vor in ein Ungeziefer verwandelt - das krasse Gegenteil von einem nützlichen Menschen, der brav seinem Beruf nachgeht. Kafka selbst musste immer sehr lachen, als er die Geschichte vorgelesen hat. ^^ Kafka beschreibt dann, wie die Umgebung auf diese merkwürdige Verwandlung reagiert. Emanuel Levinas sagt: Der Andere begegnet uns "außerhalb der Welt". Gemeint ist nicht, dass er weltlos ist, sondern dass seine Andersheit etwas ist, was wir nicht verstehen können, weil das Verstehen immer aus einer uns vertrauten Welt heraus geschieht. Immer, wenn wir versuchen, den Anderen zu verstehen, verstehen wir ihn aus unserer Welt, d.h. der Andere ist dann einer, wie wir sind. So negieren wir gerade seine Andersheit. In Kafkas Erzählung passiert etwas Absurdes. Indem sich Gregor Samsa eines Morgens im Bett in einen Käfer verwandelt vorfindet, ist er wirklich aus der Welt herausgefallen im Sinne von Emanuel Levinas. Er ist nicht mehr der Handlungsreisende, der er in seiner Welt ist, sondern einfach nur "anders", fremd. Daraus macht dann die Oper eine dramatische Handlung, dass er abgewiesen wird von der Gesellschaft wegen seiner Andersheit usw. Das nur als Andeutung - ich hoffe, das war einigermaßen verständlich! ^^ :hello:


    Schöne Grüße

    Holger