Opernsaison 2025/26

  • Im Frühling werden jedes Jahr die neuen Spielpläne der Opernhäuser präsentiert.

    Hamburg war dieses Jahr besonders früh und hat bereits heute die Pläne veröffentlicht. Hier steht alles ein wenig auf Neuanfang, denn die drei Intendanzen haben gewechselt. Für das Ballett geht Demis Volpis in seine zweite Saison, aber die erste stand noch sehr unter dem Vorzeichen Neumeiers. Tobias Kratzer übernimmt in der Oper von Georges Delnon (von dem ich nie ein riesiger Fan war) und wird erstmals Chefintendant eines großen Hauses sein. Diese Personalie erzeugt natürlich Neugier, bei manchen auch Skepsis, bei anderen Vorfreude. Zeitgleich übernimmt Omar Meir Wellber das Staatsorchester von Kent Nagano. Alle drei wollen enger zusammenarbeiten und frischen Wind bringen. Das macht einerseits Hoffnung - die Staatsoper HH wirkt gelegentlich etwas angestaubt - andererseits macht es mir aber auch Sorge vor zu vielen Experimenten.

    Es sind einige Kleinigkeiten, die Aufbruch signalisieren sollen, sei es ein neues Design oder auch die besonders frühe Programmvorstellung in den Werkstätten.


    Das neue Programm hält einerseits spannende neue Projekte parat und zahlreiche Opernaufführungen, die ich besuchen werde. Andererseits sind es nur sechs Premieren und darunter ist mir zu viel Experimentelles. Interessant ist sicherlich noch die szenische Umsetzung von Schumanns "Paradies und die Peri". Dazu an klassischen Opern neu "Ruslan und Ljudmila", sowie der "Barbiere di Siviglia". Hinzu kommen aber auch eine Uraufführung von Olga Neuwirth und zwei Mix-Stücke, von denen ich in der Regel nicht viel halte. Eines mit Mozart-Musik, eines klingt zugegeben spannend weil immerhin zwei komplette Opern zusammengeschnürt werden: Bartoks "Blaubart" mit Zemlinskys "Florentinischer Tragödie".

    Hinzu kommen 20 Repertoire-Produktionen, bei denen ich mich vor allem freue, dass Lohengrin zurückkehrt und dass Ariadne noch dabei ist, die ich wieder besuchen werde um sie dieses Mal szenisch zu sehen.


    Nachzulesen ist das alles hier. Das Programmheft allerdings sieht furchtbar aus, ist stilistisch überhaupt nicht mein Fall.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • […] dass Lohengrin zurückkehrt […]

    Grundgütiger! Wer ist denn auf die Idee gekommen, dass es gut ist, dem Publikum die traurigen Ruinen einer vor fast 30 Jahren erfolgreich (und wohl auch gut) gewesenen Produktion zu präsentieren?


    (Nebenbei: Zemlinskys Einakter ist nicht besonders komisch und soll es auch nicht sein, weshalb er auch einen Titel hat, der das nicht verspricht.)

  • (Nebenbei: Zemlinskys Einakter ist nicht besonders komisch und soll es auch nicht sein, weshalb er auch einen Titel hat, der das nicht verspricht.)

    Ups, schon geändert.


    Grundgütiger! Wer ist denn auf die Idee gekommen, dass es gut ist, dem Publikum die traurigen Ruinen einer vor fast 30 Jahren erfolgreich (und wohl auch gut) gewesenen Produktion zu präsentieren?

    Ich bin Publikum und ich freue mich drüber. Scheint also nicht so eine schlechte Idee zu sein...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Grundgütiger! Wer ist denn auf die Idee gekommen, dass es gut ist, dem Publikum die traurigen Ruinen einer vor fast 30 Jahren erfolgreich (und wohl auch gut) gewesenen Produktion zu präsentieren?


    Du musst Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen ;): In Hamburg gilt dieser "Lohengrin" als geradezu legendäre Kult-Produktion. Wieso ich Trottel es hinbekommen habe, diesen "Lohengrin" bis heute nicht zu besuchen, obwohl er mehrmals wieder aufgenommen worden ist, weiß ich nicht... :untertauch: Du hast aber natürlich vollkommen recht, dass die x-malige Wiederaufnahme einstmals großartiger Produktionen in der Regel bestenfalls eine vage Andeutung von dem liefert, was man in der jeweiligen Premierenspielzeit geboten bekommen hat.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Wieso ich Trottel es hinbekommen habe, diesen "Lohengrin" bis heute nicht zu besuchen, obwohl er mehrmals wieder aufgenommen worden ist, weiß ich nicht.

    Na dann nächstes Jahr! ;)

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich bin Publikum und ich freue mich drüber. Scheint also nicht so eine schlechte Idee zu sein...


    Die Termine sind Ende März und Anfang April 2026. Vielleicht bekomme ich es ca. 28 Jahre nach der Premiere ja endlich hin mal hinzugehen... :)


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • In diesem Falle kann man da vollkommen sicher sein. Eine Produktion, bei der es vor allem auf äußerste Präzision des Spiels und des Zusammenspiels ankommt, ist über einen solchen Zeitraum selbst bei ernsthaftesten Bemühungen aller Beteiligten nicht zu halten. Und schon gar nicht, wenn der Anteil humoristischer Elemente hoch ist, weil die besonders viel Genauigkeit und Strenge erfordern und nahezu unwiderstehlich dazu verführen, dem »Affen Zucker zu geben«. Aber es kann natürlich auch einen gewissen Reiz haben, durch Ruinen zu wandeln.

  • Vielleicht bekomme ich es ca. 28 Jahre nach der Premiere ja endlich hin mal hinzugehen... :)

    Es gibt eine DVD. Dokumentiert ist der zweite (oder schon dritte?) Aufguss. Ganz frisch ist das auch nicht, aber doch immerhin näher an dem, was das mal war.

  • In diesem Falle kann man da vollkommen sicher sein. Eine Produktion, bei der es vor allem auf äußerste Präzision des Spiels und des Zusammenspiels ankommt, ist über einen solchen Zeitraum selbst bei ernsthaftesten Bemühungen aller Beteiligten nicht zu halten. Und schon gar nicht, wenn der Anteil humoristischer Elemente hoch ist, weil die besonders viel Genauigkeit und Strenge erfordern und nahezu unwiderstehlich dazu verführen, dem »Affen Zucker zu geben«. Aber es kann natürlich auch einen gewissen Reiz haben, durch Ruinen zu wandeln.


    Meine sehr viel bessere Hälfte hat die Produktion damals in den späten 90ern gesehen. Sie kann mir dann ja eine Einschätzung geben, ob die Ruinen den Zauber des seinerzeit Gebotenen noch etwas wiedergeben. :) Generell ist das natürlich ein Schwachpunkt des Repertoire-Theaters.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Es gibt eine DVD. Dokumentiert ist der zweite (oder schon dritte?) Aufguss. Ganz frisch ist das auch nicht, aber doch immerhin näher an dem, was das mal war.


    Ich weiß, dass es eine Aufzeichnung gibt, aber ich schaue Opern generell nicht sonderlich gerne am Bildschirm an. Vielleicht tut es ja eine Kombination aus der Live-Ruine und danach der DVD. Mal sehen...


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Generell ist das natürlich ein Schwachpunkt des Repertoire-Theaters.

    Nicht generell. Sondern vornehmlich in der Oper. Im Schauspiel kommt es äußerst selten vor, dass eine Produktion so lange künstlich am Leben gehalten wird, bis sie nur noch aus Prothesen besteht. Das liegt wohl daran, dass dort eine Aufführung nicht viel zu bieten hat, wenn die theatralische Qualität durch Abnutzung dem Nullpiunkt zustrebt, während diese in der Rezeption von Opernproduktionen grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung ist.

  • während diese in der Rezeption von Operproduktionen grundsätzlich von untergeordneter Bedeutung ist.


    Aber nicht doch! In der Oper ereifert man sich über das angeblich vollkommen missratene Bühnenbild, die hässlichen Kostüme, lastet beides dem Regisseur an, ohne sich zur Regie nennenswert zu äußern, und betont dann, wie "werktreu" die Aufführungen früher waren. ^^


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ja, naja. Stimmt. Daran habe ich jetzt aber gar nicht gedacht, sondern eher an die in aller Regeln von keiner Kenntnis angekränkelten Elaborate der Opernkritiker. Allerdings wird das ja auch nicht für die gemacht. ;)

  • Diesen Hamburger Lohengrin habe ich mit Stephen Gould und Wolfgang Koch gesehen. Die Damen sind mir nicht erinnerlich, was ein schlechtes Zeichen ist. Wenn der Dramaturg selbst einen Abgesang auf die Produktion serviert, sollte man vielleicht nochmal hingehen, bevor jemand wirklich den Stecker zieht.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Der Dramaturg hat darauf absolut keinen Einfluss (und auch übrigens gar keine Beziehung zu der Sache mehr) und würde sich nicht äußern, wenn er ihn hätte. Es handelt sich auch um keinen Abgesang, wenn man darauf hinweist, dass eins der grundlegenden Charakteristika des Theaterkunstwerks dazu führt, dass die Vorführung solcher Titurel-Aufführungen höchst fragwürdig ist. Er handelt sich lediglich um eine Feststellung, die sich zwingend aus der Natur der Sache ergibt.


    Übrigens kann es auch schön sein, in Ruinen zu wandeln. Ich habe letzte Woche die des Karnak-Tempels besucht, und es war wieder ein großes Erlebnis. Allerdings macht mir da auch niemand vor, ich würde das Bauwerk so sehen, wie es einst war. Das ist der Unterschied. Theater ist nun mal eine grundsätzlich zeitgenössische Kunst. Altes Theater kann es nicht geben. Was man so präsentiert, ist bestenfalls eine gut konservierte Mumie, oder eben so etwas wie ein rosig geschminkter Titurel.

  • Ich habe am Donnerstag in Rom eine Tosca gesehen, in dem Bühnenbild nachgebaut der ersten Aufführung in diesem Theater 1900 !

    Herrlich, jedes Detail der Inszenierung stimmte mit dem gesungenen Text/ Libretto überein. Das Bühnenbild mit den 3 Schauplätzen orientierte sich an den baulichen Gegebenheiten in prächtiger Farbgebung.

    Das würde hier als fürchterliche traurige Ruine gelten !

    Meine Frau und ich, und alle mehr als 2000 Anwesende, haben es aber trotzdem sehr genossen.

  • Die Bayerische Staatsoper hat nun ebenfalls den neuen Spielplan vorgelegt.

    An der Isar gibt es u.a. einen neuen Rigoletto, Henze zum 100. Geburtstag ("Die englische Katze") und die seltene Rimski-Korsakow Oper "Die Nacht vor Weihnachten". Beim Kratzer-Ring hat die Walküre Premiere. Hinzu kommen sagenhafte 27 Wiederaufnahmen!


    https://www.staatsoper.de/spielzeit-2025-26

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)