Hallo liebe TaminoanerInnen
Angeregt diesen Thread zu Dusapin zu eröffnen, hatte uns unser gestriger Konzertbesuch des Arditti Quartets, welches unter anderem das 5. Streichquartett von Dusapin aufführte. Zudem besitzen wir einige CD-Aufnahmen seiner Musik.
Pascal Dusapin * 29. Mai 1955 in Nancy
In seiner Jugend spielte er Orgel, doch ohne berufliche Ambition. Er wandte sich dann schnell – anfänglich autodidaktisch – der Komposition zu und wurde hierin von André Boucourechliev ermutigt, der seine erste Partitur für Orchester gelesen hatte. Boucourechliev präsentierte dieses Werk auch der Prüfungskommission von Radio France, die es einstimmig annahm, und verschaffte Dusapin 1976 als Gasthörer in der Klasse von Messiaen Zutritt zum Conservatoir National Supérieur de Paris. Dort blieb er nur wenige Monate, wie übrigens in anderen Lehranstalten auch, da er immer nur das Wesentliche, und dieses so schnell wie möglich, sucht.
An der Sorbonne besuchte er 1974 – 78 die Kurse von Iannis Xenakis, der eine starke Faszination auf ihn ausübte. Ihr Verhältnis wurde später so eng, dass Xenakis ihn eine Zeit lang als seinen einzigen „Schüler“ betrachtete. In Vincennes studierte er 1979 bei der Musikwissenschaftlerin Ivanka Stoïnova und begegnete anlässlich eines Seminars Franco Donati, der ihm wertvolle handwerkliche Ratschläge gab.
Die ersten Werke Dusapins nehmen Bezug auf diese beiden Komponisten, aber auch auf die Avantgarde der 50er-Jahre (Xenakis und Donatoni, aber auch Stockhausen und Berio). Seine Arbeit erreicht schnell eine grössere Eigenständigkeit.
Mit 22 Jahren erhielt er den Preis der Fondation de la vocation und wurde 26jährig Stipendiat der Villa Medici in Rom. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon ein Dutzend Stücke für Solisten, Ensembles und Orchester geschrieben. Seine Musik wurde in Frankreich regelmässig aufgeführt.
Seine Kompositionen greifen gerne auf literarische Werke zurück, besonders auf Samuel Beckett. Dusapins geistiger Horizont reicht von der griechisch-römischen Antike bis zur Gegenwart, wie nicht zuletzt Titel und Vorlagen vieler seiner Vokalwerke zeigen. Da sind vor allem seine Opern und Musiktheaterwerke: Bereits 1989 wurde Roméo & Juliette (Libretto: Olivier Cadiot) in Montpellier uraufgeführt. Es folgten die Kammeroper Medeamaterial nach einem Text von Heiner Müller (1991) sowie 1992/93 das Musiktheater To Be Sung nach Gertrude Steins A Lyrical Opera Made by Two, mit einem Bühnenbild des Lichtkünstlers James Turrell. Alle drei Werke erschienen auch auf CD.
Dusapin hat heute eine vorherrschende Stellung in der französischen Musik.
Ganz aktuell wurde an der Deutschen Staatsoper Berlin, am 24. Januar 2006 (Uraufführung 21. Januar 2006) die Oper
FAUSTUS, THE LAST NIGHT aufgeführt.
Wer von Euch kennt interessante Einspielungen von Dusapin?
Herzliche Grüsse
romeo&julia