Wer versteht als Nicht-Wiener, was Mozart, Beethoven und Brahms in Wien festgehalten hat ?

  • Zitat

    Original von musikwanderer
    ...
    Auch mit Alfreds These, "die Deutschen" hätten ihn nicht gemocht, kann ich mich schwer anfreunden. Seine Musiksprache wurde "geliebt" oder auch nicht - was bei einem Künstler durchaus nichts ungewöhnliches ist. Vielleicht muß man sich ins Gedächtnis rufen, daß Mozart, schon durch den Fortbestand des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" auch Deutscher war. Das heutige Staatengebilde Österreich existierte doch noch nicht. ...


    Ich glaube nicht, dass diese Aussage haltbar ist. Es ist eher umgekehrt. Es existierte zu dieser Zeit ein Österreich, aber kein Deutschland! Das war ja nur ein loser Staatenbund. Mozart war genau genommen ein gebürtiger Bayer (Salzburg gehörte damals zu Bayern!), und ging sozusagen nach Wien ins Exil. Er war also auch eine Art Ausländer in Wien, wie Beethoven oder später Brahms, wenngleich dies damals wohl nicht so eng gesehen wurde.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Für ein schlichtes Gemüt erklären sich manche Fragen ganz einfach.
    Wien war und ist zu allen Zeiten die Welthauptstadt der Musik, wenn nicht gar der Kultur. Dadurch hat Wien eine musikalische Tradition, die weltweit einmalig ist Wien hat ein breites, hochgebildetes und dabei enthusiastisches Publikum. Außerdem ganz profan, Wien und der Wiener lassen sich ihre Musikliebe etwas kosten, also ist Geld zuverdienen und Ruhm zu gewinnen.
    Deshalb mussten Mozart, Beethoven und Brahms und wahrscheinlich die meisten anderen bedeutenden Komponisten, Instrumentalisten und Sänger aus vielerlei Gründen nach Wien gehen. An Wien kann kein Künstler vorbeigehen.
    Vielleicht wird es deutlicher, wenn die Frage umgekehrt formuliert wird:
    Was kann einen Künstler hindern, nach Wien zu gehen und in Wien zu bleiben?
    Herzlichst
    Operus
    Halt! Um der Ausgangsfrage von Alfred gerecht zu werden. Ich bin überzeugter, bekennender Schwabe. Wien. die Wiener, die Atmosphäre dieser Stadt und vor allem den Kunstreichtum liebe ich dennoch unendlich.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Hat doch gerade wieder eine Untersuchung der Art gegeben; was ist die lebenswerteste Stadt weltweit? Und Wien ist die Nr. 1 - war wohl früher auch schon so.


    Wobei ich allerdings als Sauerländer nicht unbedingt die aktuelle Mainstream-Meinung vertrete...

  • Da ich Österreich sehr gut kenne, ich bin selber "Made in Austria", gebe ich Salzburg den Vorzug. Mir geht es mit Wien etwa so wie in Deutschland mit Berlin: "Berlin sehen, in Köln sterben". Wien ist eine wunderschöne Stadt, aber Salzburg ist und bleibt für mich "Die Mozart-Stadt"! Brahms und Beethoven haben sich zwar in Wien einen Namen gemacht, aber dafür Wien als "Musik-Hauptstadt"? Na, ja! Dafür haben wir in Bonn das Beethoven-Geburtshaus!


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Nach neun Jahren Pause - und nur 34 Beiträgen -halte ich das Thema für entwicklungsfähig und wiederbelebenswert.

    Ja - Was hat die drei wirklich in Wien festgehalten ?


    Beginnen wir bei Mozart. Das ist einfach. Er woolte von Salzburg fliehen, welches ihm ptovinziell vorkam (und es damals vermutlich auch war)

    Von wien konnte er schwer geg - zum einenhat er niergendwo eine Anstellung bekommen . zum anderen konnte und wollte er seinem Vater nicht eingestehen, daß er in Wien in letzter Konsequenz - gescheitert war.


    Beethoven - Er wurde nach Wien geschickt um bei Mozart zu lernen. Daraus wurde aber aus bekannten Gründen nichts. Er lernte bei Haydn - aber die Chemie zwischen den beiden war nicht ideal. Andrerseits wurde er von den Wiener geschätzt und gehätschelt. Er war schon zu Lebzeiten ein Star.


    Brahms. Warum sollte er nicht in Wien bleiben. Auch er wurde geschätz und gehätschelt und hatte in Wien Freunde, so. Zb- Johann Strauß

    Wäremd man ihm in Hamburg einen Posten verweigerte, wurden ihm in wien zahreiche angeboten und Ehrungen zuteil. Sogar seine angeblich etwas rauhe Art wurde ihm von den Wienern verziehen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nun ab ins Fettnäpfchen. Ich verstehe den Thread so, was auch mich an Wien binden würde, wenn nicht Mozart, Beethoven oder Brahms? Oder was mag die 3 so an Wien fasziniert haben?


    Ich würde zunächst die Umgebung nennen, die herrliche Stadt, die Kneipen, die Schnitzel, den Naschmarkt, den Schmäh, die elegante Schnoddrigkeit usw. Ich bin Waagemensch, und uns sagt man generell eine Affinität zu Wien nach.


    Aber generell beneide ich Wien um seine Kultur, die Opernhäuser, die Konzertsäle, die Vielzahl an Orchestern. Und damit auch die Präsenz von Mahler, Bruckner, Strauß usw.

    Vom Kulturangebot waren zur Zeit der Wiener Klassik und auch davor und danach Musiker aus der ganzen Welt begeistert. Wien war und ist eine Weltstadt der Musik. Und das war wohl auch für Mozart, Beethoven und Brahms ein Bleibegrund.


    Daß sie im Sport und leider im Sprechtheater nicht (oder nicht mehr) in der ersten Reihe spielen, das würde ich verschmerzen können. Aber österreichische Schauspieler sehe ich im TV immer noch sehr gerne, Ösis haben einen ganz besonderen Humor. Und um Herrn Kurz kann man sie nur bendeiden.


    Würde ich mir aussuchen können, wo ich hätte geboren sein wollen, Wien wäre ganz vorne gewesen. Allerdings nur mit dem nötigen Kleingeld.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mozart war genau genommen ein gebürtiger Bayer (Salzburg gehörte damals zu Bayern!), und ging sozusagen nach Wien ins Exil.

    Also das wäre mir nun wirklich neu. Salzburg war bis 1803 als Erzstift bzw. Fürsterzbistum ein eigener Staat. 1803 kam es als Kurfürstentum an Erzherzog Ferdinand, den vormaligen Großherzog der Toskana. Mit dem Frieden von Pressburg fiel es Ende 1805 ans neu geschaffene Kaisertum Österreich (Ferdinand wurde mit dem Großherzogtum Würzburg entschädigt) und wurde nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 in ein Herzogtum umgewandelt. Doch schon mit dem Frieden von Schönbrunn 1809 fiel es 1810 an das Königreich Bayern, wo es bis 1816 verblieb. Erst durch den Vertrag von München aus diesem Jahre kam es endgültig an Österreich.

    Kurzum: Mozart war gebürtiger Bürger des Erzstifts Salzburg, damals eben noch ein eigener Staat. Da er bereits 1791 starb, wurde er niemals im staatsrechtlichen Sinne Österreicher oder gar Bayer. Man könnte allenfalls sagen, dass er dem Bayerischen Reichskreis angehörte, zu dem u. a. das Kurfürstentum Bayern und das Erzstift Salzburg gehörten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões