In unserer Reihe "Herbert von Karajan versus irgendeinen Anderen" geht es Heute um einen Kampf zweier ungleicher Charaktere. Klangmagier des Schönklangs der Eine, routinierter Techniker der Strukturen der Andere.
Fregattenkapitän Manfred Peter
Am 01. Oktober 1976 wurde er in die Bundeswehr eingestellt und studierte das Fach Dirigieren an der Staatlichen Hochschule für Musik Rheinland in Düsseldorf (Robert-Schumann-Hochschule) und Köln. Im Jahre 1983 legte er das Kapellmeisterexamen (Diplom für das künstlerische Fach Dirigieren) ab.
Herbert von Karajan (Abb. ähnlich)
Gemäß dem Großen Katechismus der Karajanitischen Kirche ist Herbert von Karajan unfehlbar, allwissend und allkönnend. Mit der Frage, warum dann viele seiner Aufnahmen trotzdem so öde sind, beschäftigt sich die sog. >Theodizee. Nach Ansicht des großen Musikologen Gottfried Wilhelm Loge haben wir allerdings "den besten aller möglichen" Karajans.
Referenzaufnahmen:
"Leinen los!" bietet einen Querschnitt des umfangreichen Schaffens Manfred Peters. Schon in seiner jungen Jahren offenbarte sich sein musikalischer Genius in der atembeschlagenden Gleichzeitigkeit von Ritual und Exstase.
Der große Joachim Kaiser bezeichnete die unvergessene Interpretation des Seeteufel-Graf-Luckner-Marsches einst als "beschwingte, unforciert spannungsvolle Einspielung. Das Marinemuiskkorps Ostsee spielt unter der Leitung des herausragenden Fregattenkapitäns Manfred Peter betörend und singend, dann nachdenklich und intim. Besonders schön und verhalten der Schluss. Großer Musikgenuss ohne jeden Pathos."
Aus den zahlreichen bedeutenden Einspielungen unter der Stabführung Herrn von Karajans fällt es nicht leicht, eine zu wählen, die besonders taugt, um all seine Musikalität, sein Genie und sein Durchdringen der musikalischen Struktur, besonders deutlich zu machen. Doch die "Preußischen und Österreichischen Märsche" gelten gemeinhin als die gelungenste, beeindruckendste Aufnahme des Österreichischen Dirigiertalentes.
Hören wir erneut Joachim Kaiser: "So etwas konnte Herbert von Karajan. Er bietet zunächst die nervöse Ruhe vor Beginn der Schlacht. Das beginnt als Psychotrip der Berliner Philharmoniker und wächst zur flammenden Ekstase. Die tänzerischen, versöhnten Motive einzelner Märsche hingegen dirigiert so beschwingt und vergnügt, dass ich tatsächlich Lust bekam, noch einmal in Russland einzumarschieren. Schade, dass ich schon zu alt bin dafür!"