Boris Blacher

  • Hallo pt_concours,


    "Sämtliche Klavierwerke" sind es nicht. Hier in Berlin, wo Blacher lange einflußreich gewirkt hat, bekommt man in verschiedenen Musikbibliotheken sogar noch Noten für weitere. Aber vielleicht die Wichtigsten sind es wohl. Ich habe jetzt gerade die CD nicht zur Hand und kann mich an die Ornamente gar nicht mehr erinnern, aber die Angaben über den CD-Inhalt stimmen, glaube ich. Die drei Sonaten, die 24 Preludes und die "4-händige" Sonatine sind auf jeden Fall drauf. Die hatte ich, dank deiner Nachfrage während meines Postings endlich einmal wieder gehört. Hollfelder ist zwar interessant, von der Suite (1930) wußte ich noch nichts. Vielleicht hat Blacher selbst die noch nicht zu seinem "eigentlichen" Werk gezählt? Aber als Werkverzeichnis ist Hollfelder offensichtlich, jedenfalls hier, unzuverläßlich.


    Solltest du dir die CD anschaffen, teil doch mit, was du davon hälst. Würde mich interessieren.


    Der Vorschlag "Komponistenportraits" oder bei ihm "Komponistenvorstellungen" kam von Guercoeur im Berwald-Thread. Ehre, wem Ehre gebührt! -Fand ich aber gleich sehr einleuchtend, - auch um diesen "AllgemeineKlassikthemen"- Jungle benutzerfreundllicher zu machen. Wie können wir mit diesem Vorschlag verfahren?


    :hello: Matthias

  • Lieber Matthias,

    Zitat

    Der Vorschlag "Komponistenportraits" oder bei ihm "Komponistenvorstellungen" kam von Guercoeur im Berwald-Thread. Ehre, wem Ehre gebührt!


    Ich habe das überlesen.
    Also:
    Ehre, wem Ehre gebürt, lieber Johannes!



    Zitat

    Wie können wir mit diesem Vorschlag verfahren?


    Im Prinzip gar nichts anderes, als Alfred zu dieser Idee versuchen zu begeistern.
    Denn das würde eine Menge Arbeit für Alfred und die Moderatoren bedeuten, denke ich.
    Die Idee ist klasse, aber die Umsetzung dürfte schwierig werden.
    Insofern bin ich nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt.


    :hello:
    Michael

  • Zitat

    Original von Matthias Oberg


    Das 1942-43 geschriebene Oratorium nach einer Dostojewski-Bearbeitung von Blacher selbst und Leo Borchard hat deutlichen Zeitbezug: Aus dem Text:"..tags zuvor ... an die hundert Ketzer durch den Kardinal Großinquisitor ad majorem gloriam Dei verbrannt wurden." - da ist die durchgehend gute Textverständlichkeit des Chores schon wichtig, so wie sie hier gelungen ist.
    Blacher war gerade vorher in das Lexikon der "Juden in der Musik" aufgenommen werden, nachdem die jüdische Herkunft des Staatenlosen von den Nazis lange übersehen worden war, und schrieb das Werk auf dem Gut der Eltern seines Schülers Gottfried von Einem, der später von Israel ausgezeichnet wurde, weil er mehreren Juden das Überleben ermöglich hat.
    Die Instrumentierung ist teilweise eher karg, durchgehend eher einfach, auf Transparenz und Textverstänlichkeit ausgerichtet und von jeder Schönberg- Beeinflussung noch völlig frei, harmonisch tonal, aber metrisch schon häufig ungerade und rhythmisch prägnant, obwohl er seine variable Metrik erst später entwickelt. Das Bedrohliche der Zeit wie des Texts wird musikalisch gut vermittelt.


    Kegels Aufnahme mit dem Rundfunkchor Leipzig und der Dresdner Philharmonie ist, wie gewohnt, hervorragend. Der Bariton ist Siegmund Nimsgern. Er ist mir ansonsten nicht bekannt, aber das mag an meinen noch sehr geringen Kentnissen auf diesem Gebiet liegen. Er meistert aber diese, vermute ich, nicht ganz einfache Rolle für mein Empfinden sehr gut.


    Gerade eben habe ich dieses großartige Werk zum ersten Mal gehört und kann Dich, lieber Matthias, nur bestätigen: Es ist eine Musik mit wahrhaft erschütternder Kraft und beklemmender Wirkung, der Text ist unschwer zu entziffern als Reflexion des Komponisten auf die Schrecken der Diktatur - etwa wenn der große Demagoge zynisch von der "Sehnsucht nach Weltvereinigung" spricht,


    wonach der Mensch auf Erden sucht,
    vor wem er sich zu verneigen hat,
    wem er sein Gewissen anvertrauen soll,
    und wie endlich alle sich vereinen können
    zu einem gemeinsamen,
    einträchtigen Ameisenhaufen [...]


    Was der Rundfunkchor Leipzig unter der Leitung Herbert Kegels leistet, ist unvergleichlich in klarer Artikulation und dramatischer Kraft. Alles sehr, sehr beeindruckend!

  • In dem Band Heribert Henrich/ Thomas Eickhoff (Hg.): Boris Blacher, Archive zur Musik des 20. Jahrhunderts Bd.7, Im Auftrag Archiv der Stiftung der Akademie der Künste, Berlin 2003 findet man ein Inventar der Musikalien im Boris-Blacher-Archiv, das einem vollständigen Werkverzeichnis sehr nahe kommen dürfte. Es ist jedenfalls vollständiger als eine älteres mir bekanntes Werkverzeichnis.


    Der Band enthält außerdem einige lesenswerte Beiträge, so z.B. eine Analyse der Poeme für Großes Orchester(1974), dass auf der vorgestellten Athinäos-CD mit darauf ist, für diejenigen, die es einmal genauer wissen wollen, wie das mit der "variablen Metrik" bei Blacher funktioniert. Des weiteren ein Interview mit Gerty Herzog-Blacher, in dem sie zu Blachers Freundschaften mit v.Einem, Paul Dessau, Ruth Berghaus und Luigi Nono, aber auch zu der Nachkriegsfreundschaft zwischen Blacher und Egk befragt wird. Beide arbeiteten zusammen an der Abstrakten Oper Nr. 1(1953). Der Interviewer: "Es existieren Dokumente der NS-Zeit aus denen hervorgeht, daß Blacher 1942 ein Staatszuschuß gewährt werden sollte, er jedoch handschriftlich von der Liste gestrichen wurde mit der Begründung: "Da Vierteljude." Unterzeichnet war das Dokument von Werner Egk." (S.33) Kurz danach war Blacher dann auch ins Lexikon der "Juden in der Musik" aufgenommen!
    Gerty Herzog-Blacher meint, davon hätte Blacher nichts gewußt und es hätte ihn auch einfach nicht interessiert.



    Des weiteren wollte ich noch nachtragen, dass die m.E. bei Blacher, wie nur sehr selten, geglückten Aufnahmen von Jazz-Elementen in moderne Kompositionen, ohne dass ein oberflächliches Crossover entstand, wohl auch deswegen gelingen konnten, weil Blacher sich wirklich mit aktuellem Jazz seiner Zeit auseinandersetzte und für das Modern Jazz Quartet auch arrangierte. 1958 haben sie auch die von Blacher für sie geschiebenen 2 Poems for Jazzquartet aufgeführt und aufgenommen.


    :hello: Matthias

  • Die Flut,
    Kammeroper von Boris Blacher.
    Text von Heinz von Cramer nach Guy de Maupassants Das Wrack.
    Uraufführung: 4.3.1947 Staatsoper Dresden
    mit Heinrich Pflanzl • Elfriede Trötschel • Hans Löbel • Karl-Heint Thomann.


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    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Blacher, Boris, dt. Komponist, * 19.1.1903 Newchang (China), † 30.1.1975 Berlin. Der Sohn balt. Eltern kam 1922 nach Berlin, wo er zunächst Architektur und Mathematik studierte und sich 1924–26 an der Musikhochschule der Komposition zuwandte.
    1938 erhielt Blacher eine Professur für Komposition in Dresden, die er unter dem Druck der nationalsozialistischen Kulturpolitik im folgenden Jahr aufgeben musste.
    Nach dem Krieg unterrichtete er in Berlin und war 1953–70 Direktor der Musikhochschule.
    Zu seinen Schülern zählen u.a. von Einem, Giselher Klebe und Aribert Reimann.
    Heute ist sein 110. Geburtstag.

    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • gerade erschienen; läßt auf Henze hoffen ...


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!


  • Ich möchte heute mit dieser schönen Aufnahme an Boris Blacher erinnern,


    dessen 112. Wiederkehr seines Geburtstages wir heute begehen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute ist sein


    40. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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