Hier bekommt man zwei Produktionen auf 2 Blu-Rays (378 Minuten)
Alcina sowie Tamerlano
Meine beiden Lieblingsopern von Händel, da sollte ich vielleicht zuschlagen, auch wenn ich selten Opern-DVDs schaue...
Hier bekommt man zwei Produktionen auf 2 Blu-Rays (378 Minuten)
Alcina sowie Tamerlano
Meine beiden Lieblingsopern von Händel, da sollte ich vielleicht zuschlagen, auch wenn ich selten Opern-DVDs schaue...
Ich habe ein wenig bei jpc nachgeschaut: Es ist gleichzeitig ermutigend und noch verbesserungswürdig, wie es um Händels Opern auf dem CD-Markt bestellt ist. Die 42 (39 vollständig erhaltene) Opern werden dabei sehr unterschiedlich bedacht.
Es gibt heutzutage erstaunlich viele Opern, die gleich in einigen verfügbaren Aufnahmen vorliegen; sicherlich mehr, als z.B. vor 30 Jahren: Agrippina, Rinaldo, Giulio Cesare, Tamerlano, Rodelinda, bedingt Admeto und Lotario, Ariodante, Alcina, Arminio, Serse, Imeneo und Deidamia.
Wenigstens eine verfügbare Aufnahme ist von den meist relativ unbekannten Opern Almira, Rodrigo, Teseo, Lucio Cornelio Silla, Amadigi, Ottone, Flavio, Siroe, Alessandro, Partenope, Poro, Sosarme, Orlando (!), Arianna, Atalanta, Faramondo zu haben.
Auf der anderen Seite gibt es leider auch zahlreiche Opern, die (momentan) gar nicht verfügbar sind: Il pastor fido, Radamisto (!), Il Muzio Scevola, Il Floridante, Publio Cornelio Scipione, Riccardo, Tolomeo, Ezio, Giustino und merkwürdigerweise Berenice.
Auch die oben im Thread gezeigten größeren Boxen sind leider nicht mehr verfügbar. Hier waren mit Radamisto (ist tendentiell noch eher bekannt), Alessandro, Lotario, Partenope, Rodrigo und Fernando (Frühform von Sosarme) viele seltenere Opern zu bekommen.
Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme bei einem einzelnen, wenn auch großen Händler. Aber es dürfte einigermaßen repräsentativ sein und gibt insgesamt ein recht gutes Bild ab, auch wenn noch Luft nach oben ist.
Ich bin froh, dass ich viele ältere, nicht mehr verfügbare CDs von meinem, ich nenne ihn mal musikalischen Mentor, bekommen habe, der ein großer Händel-Verehrer ist.
Eine Frage an die Spezialisten: Ich habe nur einige wenige Opern von Händel im Bestand (anders als seine von mir deutlich bevorzugten Oratorien). Obwohl ich "Riccardo Primo" seit sicher gut zehn Jahren vorliegen habe (unter Paul Goodwin), fiel mir erst der Tage bewusst auf, dass Händel dort tatsächlich Pauken in einigen Chören einsetzt. Bisher meinte ich, das komme nur in seinen Oratorien vor. Trügt der Schein? Ist der "Riccardo" ein Einzelfall, gar die erste Oper mit dergleichen, oder gibt es das auch in anderen Händel-Opern?
Ich stimme Tristan2511 insofern zu, dass aktuell nicht alles verfügbar ist. Wenn man sich aber in den letzten 30 Jahren die Einspielungen anschaut, dann kann man im Antiquariat und anderen Quellen (nett das mit dem musikalischen Mentor) fündig werden.
Wovon ich noch keine Gesamtaufnahme habe ist: Muzia Scevola HWV 13 und bei Il pastor fido fehlen HWV 8b und 8c fehlen, HWV 8a ist vorhanden. Über Qualität zu reden ist dann noch etwas anderes, aber zum Kennenlernen tut es manchmal auch eine alte Aufnahme, die man heute so nicht mehr erstellen würde.
Ich lass mich von Händel z.B. dadurch immer wieder begeistern, dass ich von den existierenden Aufnahmen mir die schönsten/besten/beeindruckensten Arien als Playlist zusammengestellt habe, als 1.000-, 500- und 100-Liste. Selbst letzte impliziert bereits über 12 Stunden, die 1.000-Liste über 3 Tage. Mit Zufallsauswahl ist das dann immer wieder ein neu erstauntes Schwelgen in Händelschen Ergüssen.
Obwohl ich "Riccardo Primo" seit sicher gut zehn Jahren vorliegen habe (unter Paul Goodwin), fiel mir erst der Tage bewusst auf, dass Händel dort tatsächlich Pauken in einigen Chören einsetzt. Bisher meinte ich, das komme nur in seinen Oratorien vor. Trügt der Schein? Ist der "Riccardo" ein Einzelfall, gar die erste Oper mit dergleichen, oder gibt es das auch in anderen Händel-Opern?
Bei Händel kommen tatsächlich häufiger Pauken in den Opern vor. Schon in Almira HWV 1, dann auch in Agrippina und sowieso in Rinaldo. Danach glaube ich tatsächlich erst wieder in Riccardo HWV 23. Letzterer ist ohnehin ungewöhnlich groß besetzt. Riccardo ist also kein Einzelfall und auch nicht die erste derartig besetzte Oper, wenngleich die Pauke kein Standard bei Händel ist.
Warum sie schon in Almira vorkommen, kann man u.a. in der Hogwood-Biographie nachlesen: Die Hamburger Oper am Gänsemarkt hatte ein voll besetztes Opernorchester, viel größer als seinerzeit z.B. in Venedig üblich. Der Operngründer Reinhard Keiser machte davon immer wieder auch mit ungewöhnlichen Instrumentierungen Gebrauch. Und da Händel stark von Keiser beeinflusst wurde instrumentierte er seine erste Oper ebenfalls größer und ungewöhnlicher. In Almira gibt es z.B. auch eine Blockflötenarie.
Später, in Rinaldo, werden die Pauken alleine schon für die ganzen Effekte dieser Zauber-Oper benötigt. In der Spätfassung von 1731 sind die Pauken übrigens getilgt, ich weiß nicht weshalb.
Musikgeschichtlich gesehen ist das aber übrigens auch bei Almira nicht wirklich neu. Weil z.B. auch Lully in Thésée und Atys u.a. schon Schlagwerk und Pauken vorschreibt.
Eine Frage an die Spezialisten: Ich habe nur einige wenige Opern von Händel im Bestand (anders als seine von mir deutlich bevorzugten Oratorien). Obwohl ich "Riccardo Primo" seit sicher gut zehn Jahren vorliegen habe (unter Paul Goodwin), fiel mir erst der Tage bewusst auf, dass Händel dort tatsächlich Pauken in einigen Chören einsetzt. Bisher meinte ich, das komme nur in seinen Oratorien vor. Trügt der Schein? Ist der "Riccardo" ein Einzelfall, gar die erste Oper mit dergleichen, oder gibt es das auch in anderen Händel-Opern?
Chöre in Opern bei Händel sind grundsätzlich Mangelware (weshalb ich die späten Oratorien eher vorziehe), abgesehen von den als 'Coro' bezeichneten Schlußnummern, bei denen alle (überlebt habenden) Mitwirkenden singen - aber das sind keine Chöre im Sinne der Oratorienchöre. Chöre hatten in den opere serie grundsätzich nichts verloren, folglich auch nichts zu suchen; Pauken und Trompeten waren eher offiziellen Anlässen (z.B. (Krönungs-) Zeremonien) vorbehalten (wie immer: keine Regel ohne Ausnahme).
Pauken kommen gelegentlich vor:
Vor Riccardo: Almira, Agrippina, Rinaldo (Fassung 1711 mit Pauken und sogar vier Trompeten; Fassung 1731 ohne Pauken, 2 Hörner, 1 Trp.)
Nach Riccardo: Atalanta, Deidamia
Trompeten etwas öfter, aber auch nicht generell.
Standardopernorchester (das eine Aufführung allerorts problemlos ermöglichte) bei Händel eher simpel: 2 Oboen, (nicht immer) 2 Hörner, Streicher, Continuo (inkl. Fagotten, Laute und/oder Theorbe, Cembalo); davon abweichend oftmals auch plus Travers- und/oder Block-Flöten (selten Piccolo-) und diverse seltene Soloinstrumente (Violette marine in Orlando).
Vielen lieben Dank, Tristan2511 und Ulli!
Das hilft ungemein weiter. Den Keiser und den Lully hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kommt Schlagwerk sehr ausgiebig ja schon in "Eliogabalo" von Francesco Cavalli (1667) vor. Leonardo García Alarcón hat das vor einigen Jahren beeindruckend aufgeführt (offenbar nicht auf CD herausgekommen).
Tamerlano ist stinklangweilig - ist damals wohl auch eher erfolglos gewesen.
Außerdem ein "Schnellschuss" angeblich in 3 Wochen komponiert.
Verwundert reibe ich mir die Augen, wenn ich solch einen Kommentar von einem lese, der doch eigentlich als Kenner und Liebhaber barocker Musik hier bekannt war...
Seinenm apodiktischen Urteil der Tamerlano sei "stinklangweilig" setze ich entgegen, dass es sich bei Tamerlano um eine der besten Händel- und Barockopern überhaupt handelt. Und das über den persönlichen Geschmack hinaus. Diese Oper ist so voller Qualitäten:
Ähnlich wie es mir bei gatungsübergreifend bei Rodelinda, Riccardo, Alcina, Belshazzar, Solomon oder Theodora geht: Nahezu jede Arie ist ein Treffer. Persönliche Anmerkung: Müsste ich eine Lieblingsarie von Händel nennen, wäre "Par che mi nasca in seno" von Irene in der engeren Auswahl!
Dann ist wie oben auch erwähnt die Konzeption des Bajazet eine der bemerkenswertesten im gesamten Ouvre Händels. Zum einen ist er einer der wenigen und ersten Tenor-Hauptrollen, was klanglich die Opera seria sehr bereichert. Zum anderen ist die Rolle mit einer fesselnden Figurenzeichnung angelegt die in einer der großartigsten Opernszenen überhaupt endet: Dem Tod des Bajazet. Er hält einen großen Monolog als Rezitativ, der die Ausdrucksform des üblichen Rezitatives mindestens erweitert, wenn nicht sprengt. Er droht und verwünscht und klagt und wechselt rasend schnell in den Emotionen. Das alles hebt sich sehr deutlich von manch eingefahrenem Gleis der Opera seria ab und ist vor allem überhaupt nicht "stinklangweilig". Das kann niemand ernsthaft behaupten, der sich mit dieser Oper beschäftigt hat und der Händel liebt!
Und das Argument vom Schnellschuss zieht bei Händel ja nun überhaupt nicht. Die überwiegende Mehrheit seiner Werke entstand schließlich in fast unglaublich kurzer Zeit; nicht nur der Messiah!
Zitat von Tristan2511Seinenm apodiktischen Urteil der Tamerlano sei "stinklangweilig" setze ich entgegen, dass es sich bei Tamerlano um eine der besten Händel- und Barockopern überhaupt handelt. Und das über den persönlichen Geschmack hinaus. Diese Oper ist so voller Qualitäten
Ja, da bin ich ganz deiner Meinung!
Der Lullist war schon eine seltsame Pflanze!
LG Fiesco
Monsieur le Lulliste - Ein unglückliches Opfer des manirirten wälschen goût
In den letzten Wochen habe ich mal wieder fast alle Händel-Opern gehört. Da sich ein Ranking-Thread über Lieblingsopern von Händel nach meiner Beobachtung wohl kaum lohnen würde (einer über Lieblingsarien vielleicht eher noch), poste ich hier einfach mal ungefragt einen Ausschnitt meiner momentanen Rangliste:
1) Alcina HWV 34 (musikalisch für mich am schönsten, jede Arie ein Treffer)
2) Tamerlano HWV 18 (voll schönster Arien, darunter "Forte e lieto" und "Par che me nasca in seno", Bajazet als Tenor-Hauptrolle)
3) Rodelinda HWV 19 (fraglos eine der besten Barockopern, auch vom für eine Opera seria regelrecht logischen Libretto, Arien wie "Io t'abbraccio" oder "Se fiera belva" u.v.a.)
4) Ariodante HWV 33 (ähnlich schön wie Alcina, "Scherza infida" oder "Doppo notte"? Beide!)
5) Giulio Cesare HWV 17 (der Klassiker aus dem starken Triple HWV 17-19, für mich sind die schönsten Arien "Priva son d'ogna" und "So nata", dazu ist "Va tacito" besonders interessant, der ganze Stoff ist natürlich einer der interessantesten bei Händel)
6) Riccardo HWV 23 (prächtigste Händel-Oper (Krönungsoper), voll glänzender und schöner Arien, besonders reizen mich "Bella teco non ho" und "T'amo si")
7) Orlando HWV 31 (Barockoper auf höchstem Niveau in Affektdarstellung und Schönheit der Musik, nicht nur bei "Verdi allori")
8 ) Arminio HWV 36 (späte Oper die in meiner Gunst seit einer Liveaufführung in der Oper Halle immer weiter steigt, herrliche Arien die zu den schönsten bei Händel gehören wie "Al par della mia sorte" oder als 'Oboenkonzert' "Quella fiamma")
9) Rinaldo HWV 7 (die frühe Glanztat voller Effekte und frischer Arien wie ""Molto voglio", "Laschia ch'io piango ist gar nicht mal so sehr mein Fall...)
10) Arianna HWV 32 (unbekannter Außenseiter im Ariodante/Alcina-Umfeld, voll von schönster Händel-Musik, das Ouvertüren-Menuett ist das für mich schönste bei Händel, die letzte Teseo-Arie "Bella sorge de speranza" die direkt in den Schlusschor übergeht ist eine der schönsten und in ihrem Klang tröstlichsten Händel-Arien)
Es folgen Radamisto, Ottone, Deidamia, Admeto, Agrippina, Amadigi, Imeneo etc.
1) Alcina HWV 34 (musikalisch für mich am schönsten, jede Arie ein Treffer)
Gerade in Darmstadt genossen, ja, toll. Und doch wundere ich mich, warum es kein einziges Duett (falls ichs nicht verschlafen habe oder es gestrichen wurde) und erst ganz zum Schluss ein Terzett/Ensemble gibt. Versteh ich echt nicht, da hätte Händel doch noch viel mehr rausholen können!?
3) Rodelinda HWV 19 (fraglos eine der besten Barockopern, auch vom für eine Opera seria regelrecht logischen Libretto, Arien wie "Io t'abbraccio" oder "Se fiera belva" u.v.a.)
Freut mich, daß meine Nr. 1 immerhin Rang 3 bei Dir hat; genau das Libretto ist es (neben der Musik natürlich), was mich fasziniert an Rodelinda. Ausgeklügelt, logisch, stringend und - entgegen der Barockoper eigentlich - die Charaktere zeichnend.
Versteh ich echt nicht, da hätte Händel doch noch viel mehr rausholen können!?
In der Barockoper sind Duette, Terzette erst recht, unüblich. Das ist den Libretti geschuldet. Daher ist auch für mich die Freude umso größer, wenn es dann mal ausnahmsweise welche gibt. Wenn, dann eher an den Akt-Enden.
Duette waren selten und größere Ensembles unüblich. Da hätten sich die Stars einordnen müssen. Es musste jeder genügend Arien zum Brillieren haben und hierbei setzte nach anekdotischen Berichten Händel sogar mehr gegen die Sänger durch als üblich, vgl. die Geschichte, dass "Verdi prati" dem Sänger zu schlicht war, Händel aber stur blieb (und bei anderer Gelegenheit eine Sängerin aus dem Fenster werfen wollte).
Ungeachtet einzelner Besonderheiten, wie den o.g. Wahnsinnszenen oder der späteren "Erfindung" des engl. Oratoriums war Händel im Zweifel pragmatisch und blieb im Rahmen der Konventionen.
Zu ergänzen ist noch, dass den meisten Opernhäusern gar kein Chor (dauerhaft) zur Verfügung stand. Die (die Handlung überlebenden) Solisten geben in der Regel den Schlusschor.
Die Chorsätze sind, neben der Sprache, dann auch der wesentlichste Unterschied zum Oratorium. Die Chöre in den Oratorien Händels waren für das opera-seria-satte Publikum eine willkommene Abwechslung.
Zu ergänzen ist noch, dass den meisten Opernhäusern gar kein Chor (dauerhaft) zur Verfügung stand. Die (die Handlung überlebenden) Solisten geben in der Regel den Schlusschor.
Ita est; das Thema Coro hatten wir aber bereits - hier ging's nun um Duette und größere Gesangs-Ensembles. Dennoch nochmals zu den Cori: witziger Weise hat Händel gerade bei Alcina in den Cori die ausübenden Sänger notiert, nicht deren Rolle (ich weiß nicht, inwieweit dies in heutigen Notentexten entsprechend wiedergegeben wird).
Die Chorsätze sind, neben der Sprache, dann auch der wesentlichste Unterschied zum Oratorium. Die Chöre in den Oratorien Händels waren für das opera-seria-satte Publikum eine willkommene Abwechslung.
Genau das: Sprache und Chöre (Duette, etc.) machte den größeren Erfolg der Oratorien gegenüber den Opern bei Händel aus. Treffer, versenkt!
Zu Alcina.......
......da es keine Aufnahme gibt in der ein Counter den Ruggiero singt, hier ein Mitschnitt ......
...mit Franco Fagioli als Ruggiero
Franco Fagioli sings Sta nell'ircana ..., 2018.
Sehr hörenswert!
LG Fiesco
Der Lullist war schon eine seltsame Pflanze!
Unser, also des Lullisten und mein, Streitthema waren stets die von mir goutierten Alan-Curtis-Produktionen. Die fand er weniger prickelnd und extrem bedürftig. Naja, er wird inzwischen sein Urteil vielleicht revidiert haben, wie bei vielem anderen auch. Muß ihn mal anrufen.