Ihr Lieben,
ein Laie auf dem Gebiet der Philosophie versucht, ein wenig Platz bei Tamino freizuräumen für eben jene Wissenschaft.
Auslöser ist ein Interview mit dem Kölner Philosophen Thomas Grundmann, dessen neues Buch „Analytische Einführung in die Erkenntnistheorie" soeben bei de Gruyter erschienen ist. Unabhängig davon, daß mich interessieren würde, ob dieses Buch für den interessierten Laien eine zu empfehlende Lektüre sein könnte, bin ich in dem Interview über die folgende Ausführung Grundmanns gestolpert:
„Es gibt nach wie vor traditionelle Lehnstuhlphilosophen, die die Überzeugung vertreten, dass philosophische Erkenntnistheorie nur erfahrungsunabhängig möglich ist und dass alles andere bloße Psychologie ist. Es gibt aber auch radikale Naturalisten, wie beispielsweise Hilary Kornblith, der Wissen für ein vollkommen natürliches Phänomen hält wie Steine oder Metalle. Er glaubt nicht nur, dass sich dieses Phänomen vollständig empirisch untersuchen lässt, sondern auch, dass menschliches Wissen sich nur graduell, aber nicht im Prinzip vom Wissen der Tiere unterscheidet. Ich selbst nehme hier eine mittlere Position ein, ich glaube nach wie vor, dass sich nur durch Begriffsanalyse klären lässt, was Wissen ist. Und ich glaube auch nicht, dass Wissen so unabhängig von unseren eigenen Zielen ist, wie die Natur von Steinen oder Metallen ist. Aber ich vertrete doch einen gemäßigten Naturalismus, wonach die Resultate der Erfahrungswissenschaften zumindest relevant für die Erkenntnistheorie sind.“ (Das vollständige Gespräch unter "www.ksta.de/html/artikel/1218660712584.shtml")
Einstweilen habe ich selber keine Idee, wohin sich dieser Thread entwickeln könnte; der in dem Interview geäußerte Gegegensatz zwischen dem reinen, erfahrungsunabhängigen Denken als Basis für Erkenntnisgewinn und dem Erkenntnisgewinn unter Einbeziehung von Erfahrungswissenschaften (worunter wohl auch die abschätzig erwähnte Psychologie zu zählen ist), offensichtlich auch ein Disput innerhalb der Wissenschaft, scheint mir für einen Austausch interessant genug, zumal hier mindestens zwei Philosophen mitschreiben. Die mögen mir nun bitte die Kühnheit dieser Threaderöffnung nachsehen und sich vielleicht berufen fühlen, ihr Schärflein beizutragen.
Und, nocheinmal nachgefragt: ist das genannte Buch von Thomas Grundmann zu empfehlen?
Liebe Grüße vom Thomas