Carl Maria von Weber: Der Freischütz

  • Bei der Uraufführung des "Freischütz" 1821 in Berlin sang Heinrich Stümer den Max. Der war auch an der Wiederentdeckung des "Matthäuspassion" durch Mendelssohn beteiligt, sang vornehmlich Mozart, Gluck und Rossini. Später unterrichtete er auch. Insofern fand ich es durchaus interessant, mit Peter Schreier, Christoph Pregardien, Richard Holm oder auch Waldemar Kmentt bei ihm und seinem Stimmtyp anzuknüpfen. Wenn ich es vor Jahren auch noch anders sah - ein klassischer Heldentenor ist für mich nicht die Lösung, Max am besten zu besetzen. Denn:


    Von der Handlung ausgehend ist Max als "halbe Portion" vielleicht gar nicht so schlecht getroffen... :)

    Er ist ein liebenswerter Träumer, von Angst geschüttelt, auch von Versagensangst. Das macht ihn für Kaspar zu leichten Beute.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Aus der Neuen Ausgabe der Opernwelt...


    aus Sieben Fragen an Gordon Kampe *

    Zitat von Der Theaterverlag "opernwelt"

    Welche Oper halten Sie für überschätzt?

    Carl Maria von Weber: «Der Freischütz». Sorry, aber: «Johotrallalala» etc. Irgendwann ist echt mal gut.

    :thumbup:;)


    * deutscher Komponist


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Der Freischütz ist natürlich NICHT überschätzt !!!

    Dee Eindruch der "Überbewertung" mag deshalb entstehen, weil er als fast einzige romanische deutsche Oper EiNIGERMASSEN "überlebt hat.

    Alles andere wurde ja schon umgebracht, und dem, was man heute "Zeigeist" nennt geopfert.

    Vieles von damals wird heute als kitschig empfunden, wobei der Lrettist Friedrich Kind, ein sehr gern gelesener Autor seiner Zeit war. Interessant ist, daß er eierseits dem Trnd seiner Zeit zu Gespenstergeschichten zuneigt, andrerseits sich aber in der Oper darüber lustig macht - mit einem Fragezeichen dahinter:


    ÄNNCHEN

    Einst träumte meiner sel'gen Base,

    Die Kammertür eröffnete sich,

    Und kreideweiss ward ihre Nase,

    Denn näher, furchtbar näher schlich

    Ein Ungeheuer

    Mit Augen wie Feuer,

    Mit klirrender Kette -

    Es nahte dem Bette,

    In welchem sie schlief -

    Ich meine die Base

    Mit kreidiger Nase -

    Und stöhnte, ach! so hohl! und ächzte, ach! so tief!

    Sie kreuzte sich, rief,

    Nach manchem Angst- und Stossgebet:

    Susanne! Margaret! Susanne! Margaret!

    Und sie kamen mit Licht -

    Und - denke nur! - und -

    Erschrick mir nur nicht! -

    Und - graust mir doch! - und -

    Der Geist war: - Nero - der Kettenhund!


    Hier wurde einerseits der Aberglaube angeprangert - andrerseits die Existenz Samiels nicht in Frage gestellt sondern als Realität gezeigt.

    Jene Ambivalenz zwischen Realität und Geisterwelt hat sich bis zu Oscar Wilde erhalten... (Gott sei Dank)

    Wir finden sie bei Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen", und einigen andere Werken, ansatzweise auch bei Carl Loewa.


    Der Musik Webers ist indes ebenfalls nichts anzulasten, wenngleich der Jägerchor oder "Wir winden Dir den Jungfernkranz" einigen gegen Strich geht.


    Das sind dann meist jene, die gerne ungefällige spröde Musik hören - oder schreiben -

    und sich damit brüsten "intellektuell" zu sein


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Arie des Ännchen, auf die Alfred zu Recht verweist, war übrigens ursprünglich von Kind und Weber nicht vorgesehen. Sie wurde auf Drängen der Sängerin in der Uraufführung, Johanna Eunicke, erst kurz davor eingefügt. Weber sah dadurch den dramatischen Fluss etwas gebremst, willgte aber doch ein, weil er um die individuellen Interessen und Befindlichkeiten von Sängerinnen wusste. Seine Frau war nämlich eine. Selbst erachte ich diese Arie auch sehr sinnhaft. Afred hatte die Begründung bereits gegeben. Es gibt übrigens eine Aufnahme, in der sie nicht enthalten ist - nämlich diese:



    4006408671640.jpg


    Zur Erklärung wird auch im Booklet angegebn, dass Rita Streich, die Sängerin des Ännchen, zeitweise erkrankt gewesen sei. Warum sich ein Perfektionist wie Vater Kleiber darauf einließ, ist mir immer schleierhaft geblieben. Sollte er nicht doch mit dem "Original", das wiederum gar keines ist, geliebäugelt haben?


    Die von Fiesco zitierte Bemerkung des Komponisten Gordon Kampe finde ich höcht albern. Da will sich einer mit einem besonders frechen Spruch wichtig machen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Weber und Kampe, der deutschen Komponisten zwier,

    einer davon belanglos, bloß welcher hier?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Weber und Kampe, der deutschen Komponisten zwier,

    einer davon belanglos, bloß welcher hier?

    Das sind dann meist jene, die gerne ungefällige spröde Musik hören - oder schreiben -

    und sich damit brüsten "intellektuell" zu sein

    :thumbup::thumbup:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).