Nikolai Medtner - die Klavierkonzerte

  • Hallo,


    ich dachte, daß ich einmal auf die schönen Konzerte von Nikolai Medtner (1880-1951) aufmerksam mache.


    Das erste beginnt mit einer dramatischen Klaviereinleitung, in die das Orchester mit dem Hauptthema einfällt, welches dann im Laufe des Konzertes durch allerlei Variationen gejagt wird.Es ist auch eines der wenigen Klavierkonzerte, die nicht mit einem Orchestertutti aufhören, sondern mit dem Soloklavier.


    Falls sie noch irgendwo erhältlich ist würde ich die Aufnahme mit Igor Schukow empfehlen.


    Es gibt aber bei Chandos eine sehr gute Gesamteinspielung mit Geoffrey Tozer, einem australischen Medtner-Spezialisten, die ich insgesamt empfehlen kann.


    Horowitz wollte dieses Konzert immer wieder mal in sein Repertoire aufnehmen, aber irgendwie hat's nicht hingehauen.


    Das 2.Konzert ist wesentlich traditioneller gearbeitet( normal dreisätzig), es hat seine Längen, aber auch tolle Höhepunkte.
    Einer dieser Höhepunkte ist für mich die sehr lange und interessante Kadenz am Ende des ersten Satzes.
    Vor allem das Ende der Kadenz finde ich toll gelöst, kein dramatischer Oktavlauf oder der obligate Triller, sondern nur ein kurzer trockener Dominantseptakkord, und das Orchester setzt mit der Schlußstretta ein.


    Die bekannteste Aufnahme ist hier, wie auch vom dritten Konzert, die hochgelobte Einspielung mit Nikolai Demidenko auf Hyperion.


    Diese ist wirklich ganz hervorragend, allerdings ist meine Lieblingsaufnahme eine alte Mono-Einspielung mit dem mir ansonsten völlig unbekannten Abram Shatzkes unter Swetlanow.
    Obwohl sie wesentlich langsamer gespielt ist, hat dieser Pianist eine solche Dramatik und Kraft, bei nur minimalem Pedaleinsatz, die mich schlicht umhaut.
    Es gab sie mal auf Melodya-CD, aber ich fürchte, daß man sie nicht mehr bekommt-schade.


    Das 3.Konzert ist eigenlich eine Ballade, sehr lyrisch und abgeklärt.
    Medtner wurde gegen Ende seines Lebens vom Maharaja von Mysore gefördert, und diesem ist dieses Konzert auch gewidmet.


    Erstaunlich ist, daß es sich bei den Konzerten um die einzigen Kompositionen mit Orchester handelt.
    Darüberhinaus gibt es von Medtner kein einziges Werk, in dem kein Klavier vorkommt.


    Medtner, der deutscher Abstammung war, emigrierte 1921 nach Deutschland und lebte später in Frankreich.


    Er hatte übrigens auch einen Bruder, Emilii Medtner , der "der russische Mephisto" genannt wurde.


    Hier vertraue ich mal auf Edwin: Die Hintergründe dieses eigenartigen Bruders würden mich sehr interessieren und ich kann mir vorstellen, daß Du, lieber Edwin, mich dahingehend aufklären kannst.


    Schlußendlich war Medtner sehr mit Rachmanninoff befreundet, aber ich finde seine Musik wesentlich intimer und introvertierter.


    Schöne Grüße,


    Michael

  • Liebe Moderatoren,


    ich habe gerade nochmal nachgedacht und stelle fest, daß ich ein wenig dumm war.
    Ich hätte eigentlich einen neuen thread aufmachen können über Medtner.
    Was haltet ihr von dieser Idee?
    Vielleicht kann man das ja noch verschieben....


    LG,


    Michael

  • Ja, meiner Meinung nach unbedingt! Diesem großen Außenseiter würde das zustehen! Bis dahin finde ich vielleicht auch etwas über Emil(ij?) Medtner heraus.

    ...

  • Hallo Edwin,


    ja, komische Schreibweise des Names.


    Emlii habe ich von der Wikipedia-Seite übernommen.


    Ich habe irgendwann eine Rezension über ein Buch über E.Medtner gelesen, die kein gutes Licht auf die Medtner-Brüder warf.
    Aber hoffentlich habe ich da etwas mißverstanden, ich habe auch schon recht viel im Internet geforscht, aber bin überhaupt nicht fündig geworden.


    LG,


    Michael

  • Hallo Michael!


    Was ich herausbekam:


    Emil und Nikolaj werden immer dargestellt, als einander in tiefer brüderlicher Zuneigung verbunden. Emil war Philosoph und verkehrte in den Kreisen der russischen Symbolisten um Andrej Belyj, deren Bewegung er mit Traktaten untermauerte. 1912 erschien in Moskau sein Buch (ich übersetze wörtlich) "Der Modernismus und die Musik". In diesem Buch gibt Emil Medtner seiner Überzeugung Ausdruck, es gäbe eine überlegene arische Kultur. Das Buch, das übelsten Antisemitismus predigt, wurde ein literarischer Skandal ersten Ranges.


    Schlimm war, dass Nikolaj Emils gestige Führerschaft anerkannte und sich von dessen wirren Ideen beeinflussen ließ. Nikolajs Äußerungen gegen den Modernismus und zur Überlegenheit der germanischen Kunst sind auf Emils Einfluss zurückzuführen.


    Emil befürwortete Hitler und Goebbels und verteidigte die Verfolgung jüdischer Künstler. Nikolaj zog es vor, sich öffentlich nicht zu politischen Fragen zu äußern, ließ im privaten Kreis aber keine Zweifel an seinen Überzeugungen aufkommen.


    Eine besondere Facette stellt noch Nikolajs Ehe mit Anna dar, die sozusagen eine Ehe zu dritt akzeptieren musste. Anna war Jüdin - und für Emil daher inakzeptabel. Was sich zwischen den dreien abgespielt hat, wird verschwiegen, aber man kann sich ausmalen, was da an krankhaften Emotionen zwischen den dreien geherrscht haben muss.


    Da es in Russland üblich ist, bei Beinamen literarische Anspielungen zu machen, dürfte sich "Mephisto" auf den Verführer zum Bösen beziehen, der Nikolaj für seinen Bruder war.


    LG

    ...

  • Lieber Edwin!


    DANKE!


    Ist dies nicht unglaublich, was sich unbekannt hinter der Fassade von Medtner abspielte?



    Nikolai Medtner ist solch ein tiefsinniger und bewundernswerter Komponist, man sollte manchmal wirklich nicht zu tief schürfen. :(


    Erstaunlich, daß er es im Exil geschafft hat, sich irgendwie öffentlich herauszuhalten. ?(


    Schade eigentlich, denn das, was Du herausgefunden hast, deckt sich mit meinen Erinnerungen an diese Buchbesprechung
    Ich bin schon recht entsetzt, daß ich Medtner's Weltanschauung nicht mißverstanden habe.
    Ich wollte es aber bei meiner ersten Medtner-Post nicht aussprechen....


    Ich muß mal herausfinden, ob das Buch über Emil auf deutsch oder englisch erschienen ist.
    Das muß ja irgendwo erhältlich sein, sonst hätte ich nicht die Besprechung gelesen :D
    ich finde, das muß ich haben....


    Wir sollten vielleicht wirklich in einem Medtner-Thread weiterforschen.
    Für mich ist es jetzt zu spät, dies alles zu ignorieren, ich muß, nachdem ich diesen Komponisten seit 28 Jahren verehre, nun noch mehr wissen.


    Ich begebe mich nun auf die Suche nach diesem ominösen Buch.


    Nochmals vielen Dank,


    sehr LG,


    Michael


    P.S. Du meinst doch hoffentlich, das Emil der Verführer zum Bösen war und nicht umgekehrt? :)

  • Ich habe das erst jetzt gelesen - und finde einmal mehr meine Überzeugung bestätigt, daß es durchaus sinnvoll ist Werk und Mensch zu trennen.
    Der Boykott von Werken, die von Leuten geschaffen wurden - die moralisch nicht integer sind - mag in gewissen Fällen sinnvoll sein - solange nämlich er, den man ächten will, noch Nutzniesser allfälliger Tantiemen sein könnte.
    Nach dem Ableben des Komponisten, Künstlers etc etc... ist dies jedoch nicht mehr der Fall - somit schade ich mir nur selbst, wenn ich ein an sich gutes Musikstück "aus moralischen Gründen" nicht höre "um den Komponisten zu ächten"


    ich schreibe das aus diesem Grund, weil ich weiß- wie sehr Michael diese Enthüllung jetzt treffen muß....


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lieber Alfred,


    danke für Deine schöne Antwort!


    Du hast recht, es trifft mich tief, aber ich werde deshalb nicht mehr meine Liebe zur Musik Medtner's aufgeben.
    Allerdings werde ich versuchen, tiefer in dieses Thema einzudringen, um zu verstehen.


    Vielleicht ergibt sich ja nun hier die Gelegenheit.....


    Immerhin kann man hoffentlich davon ausgehen, daß Nikolai Medtner niemandem geschadet hat.


    Die persönliche Verstrickung mit seinem Bruder finde ich allerdings höchst spannend und erforschenswert.


    Gute Nacht,


    Michael

  • Ich persönlich habe nichts dagegen, bei einem interessanten Komponisten Werk und Leben zu kennen - nur darf man nicht auf den Fehler verfallen, den Charakter eines Komponisten als Qualitätskriterium zu verwenden.
    Erinnern wir uns, wie viele mehr oder weniger geniale Komponisten üble Charaktere, sogar Verbrecher waren oder zumindest dunkle Seiten hatten:
    Gesualdo: Mörder
    Tromboncino: Mörder
    Mozart: Spielsüchtig
    Wagner: Betrüger, Antisemit
    Grainger: Sado-Masochist
    Berg: Antisemit
    Britten: Aller Wahrscheinlichkeit nach Unzucht mit einem Minderjährigen
    Blitzstein: Sado-Masochist
    Vivier: Sado-Masochist


    Wenn Medtner nun so dachte, wie er dachte, ist das zweifellos unschön - wir müssen uns aber auch erinnern (was ich ebenfalls aufgrund meiner Russland-Affinität nur höchst ungern mache), wie stark der Antisemitismus in diesem Land war (und ist). Die Ansichten der Medtner-Brüder kommen nicht aus sich selbst heraus, sie sind Produkte einer beklagenswerten Tradition, die sich noch dazu mit den Übermensch-Ansprüchen des symbolistischen Kreises verbindet.
    Das macht die Sache selbst nicht besser, aber ich finde, man muss immer auch die Wurzel erkennen.


    Medtners Werke werden dadurch nicht schlechter - es sind IMO Meisterwerke, die man nicht hoch genug schätzen kann.


    Wir gehen oft davon aus, dass Genies untadelige Charaktere haben - vielleicht sind es dann gerade solche Erkenntnisse, die Genies wieder zu Menschen und damit für uns begreifbarer machen.

    ...

  • Hallo


    ich bring diesen Thread mal auf den Boden der Realität:


    Für Interessenten kann ich aus der Hyperion Serie über große Klavierkonzerte des 19. Jahrhunderts empfehlen:


    . . .


    Ich besitze lediglich die 2. von den Beiden.



    Als preisgünstige Alternative wäre zu nennen:



    Diese Aufnahme ist mir leider nicht persönlich bekannt.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Zitat

    Diese Aufnahme ist mir leider nicht persönlich bekannt.


    Aber mir - und die Klavierkonzerte (das zweite dirigiert Golovschin, dazu gibt's das Klavierquintett) bei Naxos sind mir lieber als die hyperion-Einspielungen.
    Natürlich ist Scherbakow kein Demidenko. Ich verehre Demidenko und bewundere, wie er Medtner spielt. Dennoch: Scherbakow hat auch die "Pranke", spielt vielleicht etwas trockener, aber zugleich auch moderner. Bei Scherbakow steht für mich nicht im Zentrum, wie Medtner von der Tradition aus agiert hat, sondern wie modern diese Musik mit ihren Brüchen, verführerischen Schönheiten und plötzlichen Schroffheiten ist.
    Dazu hat Naxos einen ungeheuren Vorteil: Das Orchester. hyperion arbeitet mit dem BBC und dem BBC Scottish - beide Orchester sind dafür berühmt, ausgezeichnete Blattleser zu sein. Mit wenigen Proben bekommt man ein glänzendes Produkt.
    Das Moskauer Symphonieorchester spielt weniger glatt, der Klang ist etwas rau und ruppig, aber die körnigen Holzbläser und die etwas rauchigen Streicher steuern eine Energie bei, die ich bei dem gepflegteren britischen Produkt vermisse. Für mich der Unterschied kurz gesagt: Bei hyperion ist Medtner ein internationaler Komponist ohne lokale Eigenheit, Naxos serviert Medtner mit Borschtsch und Wodka. Ich finde das herrlich!

    ...

  • Lieber Edwin,


    es tut mir leid, Dir widersprechen zu müssen.


    Die Scherbakow-Einspielung des 2. Konzertes wäre toll gewesen, wenn es nicht einige für mich sehr traurige Kürzungen gegeben hätte, die dem Stück für mein Dafürhalten seine Balance und seine Wirkung nimmt.


    Leider kann ich Dir jetzt nicht genau sagen, wo die Kürzungen sind(meine Ohren wollen noch immer nicht Musik hören :kotz:, aber sie sind da, wo ich sie nicht habe möchte... X(.......


    Schade,


    es gab bei Melodiya alternativ zu der Schukow-Einspieliung auch sehr gute Aufnahmen des 1. und des 3.Konzertes mit Tatjana Nikolajewa unter Swetlanow, welche sehr langsam und analytisch sind, aber leider für mich einiges an "drive" vermissen lassen.
    Trotzdem (natürlich!!) sehr anhörbar!


    Auf VOX gibt es eine wirklich sehr gute Einspielung des 3.Konzertes mit Michael Ponti (meinem Hausgott als Teenager) und dem RTL-Orchester unter Pierre Cao von 1973.


    Die Aufnahme des 1.Konzertes mit Alexejew bei Hyperion kenne ich leider nicht, da die tolle Aufnahme mit Schukow mich am Erwerb gehindert hat, aber insgesamt sind die Aufnahmen mit Geoffrey Tozer eine echte Alternative für meinen Geschmack.


    Ich gehe aber davon aus, das Dmitri Alexejew das 1.Konzert hervorragend spielt...


    Tozer waren diese Aufnahmen ein persönliches Anliegen, und ich denke, man kann dies hören.


    Es gibt auch noch eine Gesameinspielung mit Geoffrey Douglas Madge, welche aber seinerzeit derartig von der Kritik zerissen wurde, daß ich auf die Anschaffung verzichtete.


    Aber wer weiß?


    Irgendwann werde ich sie mir anhören!


    Schade, daß wir alle so weit voneinander wegwohnen, da ich unbedingt jedem die Aufnahme des 2.Konzertes mit Abram Schatzkes zeigen möchte. Ein Dokument, welches pianistisch m.e. nicht zu toppen ist!


    LG,


    Michael

  • Hallo Michael!
    Du siehst mich schreckensbleich und starr vor Schock: Ich kenne das 2. Konzert leider nicht gut genug (mein Favorit ist Nr. 3), dass ich bei partiturlosen Hören die Kürzung bemerkt hätte. Damit ist Naxos aus dem Rennen!
    Nikolaewa kann ich mir irgendwie nicht mit einem großen Virtuosenkonzert vorstellen, wäre aber ganz interessant. Vielleicht kann ich die Melodija-Brüder ein wenig beeinflussen in Bezug auf die nächsten Veröffentlichungen (einmal ist ist es mir bereits gelungen!).
    Ich werde mir also Tozer zulegen in der Hoffnung, dass das Orchester nicht so brav spielt wie bei hyperion.
    LG

    ...

  • Lieber Edwin,


    wenn Du die Möglichkeit hast, auf die neuen Melodija-Eigentümer einzuwirken, dann wünschte ich mir, daß diese tolle (leider Mono) Aufnahme mit Abram Schatzkes (er war wohl Professor in Moskau) und dem UDSSR-Sinfonieorchester unter Swetlanow (bevor er dort Chef wurde übrigens) nochmals aufgelegt wird.


    Zu den Nikolaewa- Aufnahmen gebe ich Dir recht.


    Zwar interessant, trocken gespielt, aber ohne "Pranke".


    Beim ersten Konzert sollte man versuchen, die Schukow-Aufnahme zu bekommen, diese gibt es aber "nur" als LP.
    Sie ist überhaupt nicht selten, da hierzulande bei der DGG herausgekommen.


    Das mit der Scherbakow-Aufnahme tut mir auch leid.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich beim ersten (und leider dann auch letzten) Anhören erst richtig begeistert, und dann entgeistert war.


    Ich bin mir ziemlich sicher, daß vor allem die große Kadenz im ersten Satz sowie der dritte Satz gekürzt wurden.


    Übrigens interessant, daß Dein Liebling das dritte Konzert ist.


    Mir ging es erst genau so- so vor 30 Jahren.
    Dann lernte ich Ende der 70er das 1.Konzert kennen und war von dessen Dramatik schwer beindruckt.


    Das zweite mochte ich nie besonders, bis ich mich mal mehr hineingekniet habe und vor allem, nachdem ich die Aufnahme mit Schatzkes hörte.


    Die Demidenko-Aufnahme ist leider regelrecht langweilig dagegen und diese irrsinnig lange Kadenz im ersten Satz raubt mir bei Schatzkes immer wieder den Atem.


    Mittlerweile ist das zweite Konzert für mich sein schönstes.


    Es ist traditioneller, da es, wie ich mich dunkel entsinne, wohl auch vor dem ersten Konzert konzipiert wurde, aber erst später vollendet wurde.


    Viele Grüße nach Wien,


    Michael

  • Hallo Michael,
    ich werd' mein Möglichstes tun - aber bei mono ohne internationalen Superstar (in der Preislage Mrawinskij) zuckt man bei Melodija zusammen. Aber ich werde diese Aufnahme auf meinen Anregungszettel setzen.
    Und jetzt gehe ich das erste an - ewig nicht mehr gehört, mal sehen, wie ich es jetzt finde!
    LG

    ...

  • Hallo Edwin, wenn sie da sowieso schon zusammenzucken, dann könntest Du ja auch gleich die Mono-Aufnahme des Galynin-Konzertes mit Baschkirow unter Swetlanow hinterherschleudern :D


    Einen Versuch ist es doch wert.


    LG,


    Michael


    P.S. welche Aufnahme des ersten hörst Du?

  • Hallo Michael!
    Ich habe gestern Scherbakow gehört (der wird doch nicht auch das gekürzt haben - ich bin jetzt unsicher geworden bei dem Kerl). Ja, es ist wirklich ein tolles Werk! Seltsam - ich finde keine stilistischen Parallelen. Wo kommt das her? Tschaikowskij ist nicht so kantig, Rachmaninow war ein Zeitgenosse - und ist obendrei weniger experimentierfreudig, was den Klavierklang und die Beziehungen Klavier - Orchester betrifft. Balakirew war Medtner wahrscheinlich nicht bekannt, ist obendrein nur eine oberflächliche Verwandtschaft. Brahms und Saint-Saens gehen in eine völlig andere Richtung. Ich muss einmal schauen, ob ich eine Partitur auftreibe, vielleicht komme ich Medtner dann eher auf die Schliche.
    Jedenfalls: Dieser Komponist ist es wert, bekannter zu sein; steht weit über dem Durchschnitt!
    LG

    ...

  • Diese CD ist zurzeit recht günstig zu erwerben:



    Sie enthält alle 3 Klavierkonzerte und noch die Sonate-Ballade op.27. Für 10,62 € bei Caiman ohne Porto doch recht günstig. Wäre das vielleicht etwas für den Einstieg zu Medtner?

    Günter

  • Guten Abend Günter!


    Das ist ja der pure Wahnsinn!!


    Ähm, wärste so nett zu verraten: Wer oder was ist caiman??


    LG aussem Norden
    Wulf.

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  • Hi,


    die Tozer-Aufnahmen sind mit Sicherheit ein guter Einstieg.


    Tozer ist Medtner-Fan und diese Einspielungen waren ihm ein großes Anliegen.Ich denke, daß man dies hören kann.


    Er ist sowieso ein fabelhafter Pianist, ich kann sehr seine Einspielung der Rawsthorne-Klavierkonzerte empfehlen.


    Absolut erstklassig und der Naxos- Einspielung haushoch überlegen- jedenfalls für meinen Geschmack.


    Auch seine mittlerweile gestrichene Aufnahme des schönen und lyrischen Konzertes von John Ireland für Unicorn halte ich für die beste dieses Werkes.


    Irgendwie ging seine Gesamteinspielung der Medtner- Konzerte damals etwas unter, da die ziemlich zeitgleich herausgekommene Aufnahme mit Demidenko auf Hyperion unglaublich hochgelobt wurde.


    Ich denke, daß die Tozer- Aufnahmen im Augenblick die besten erhältlichen Aufnahmen sind.


    Toll, daß sie endlich so preisgünstig erhältlich sind.


    Hallo Edwin,

    Zitat

    Wo kommt das her?


    jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf, daß diese Musik so eigen ist, daß es schwer fällt, einen bezug zu anderen Komponisten herzustellen.


    Ich hatte beim zweiten Konzert immer so aus dem Bauch heraus und ohne es begründen zu können immer im Hinterkopf.........Beethoven??


    Äh, ich will mich jetzt nicht lächerlich machen, wie gesagt, die Assoziation spukte nur in meinem Kopf herum...........


    Übrigens ist es doch wirklich erstaunlich, daß Medtner, wie ich schon schrieb, ansonsten überhaupt nichts für Orchester geschrieben hat.
    Sein Interesse galt fast nur dem Klavier.



    LG,


    Michael

  • Vielen Dank Michael, schön, hier auf so einfache Weise so qualifizierte Tipps zu bekommen :angel:
    Soeben die Bestellung aufgegeben. Bin auf den "Einstieg" gespannt. Beim einminütiigen Probehören bei amazon fand ich es noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber ich glaube, das könnte was für mich sein. Die Klaviersoloeinspielung von hyperion "Demidenko plays Medtner" hab ich am letzten Sonntag bestellt, sie klang beim Probehören sehr interessant, jedenfalls recht harmonisch und soch recht anders als die Klavierkonzerte
    Gruß

    Günter

  • Beethoven romantisch umgedacht - aber nur in den schnellen Sätzen. Die Melodien sind aber anders gebaut als bei Beethoven. Aber es ist sich noch die größte Wahrscheinlichkeit. Jedenfalls eine Art Gegenwntwurf zu Rachmaninow - und nicht weniger faszinierend.

    ...

  • Vor einigen Tagen kam die Chandos-Doppel-Cd. Das erste und das dritte Konzert habe ich gehört und kann mich nur anschließen: Eigentlich unverständlich, warum diese Werke relativ unbekannt sind.
    Lieber Michael und lieber Edwin, auch wenn ich kein Profi bin, sondern nur interessierter Laie. Ich kann kompositionstechnisch nicht viel dazu sagen. Ich kann aber sagen, woran mich die Musik erinnert. Ich sags mal ganz laienhaft:
    Ein bisschen Beethoven, ein bisschen Brahms, ein bisschen Grieg und etwas mehr als ein bisschen Rachmaninoff. Wer also die Klavierkonzerte der Genannten mag, der könnte auch an den Medtnerkonzerten viel Freude haben.
    Auf jeden Fall konnte ich meinen musikalischen Horizont ein bisschen erweitern :] :] :] :] :] :]
    Gruß

    Günter

  • Lieber Günter,


    es freut mich ungemein, daß Dir diese Musik gefällt!


    Auch ich habe nach neuerlicher Durchsicht des überaus instruktiven Booklet- Textes von Tozer noch dazugelernt.
    Und zwar die Tatsache, daß Medtner auch sehr von Scarlatti beeinflußt gewesen sein soll.


    Allerdings finde ich Tozer's Vergleich des ersten Thema des ersten Konzertes von Medtner mit der Eröffnung des 2. Brahms-Konzertes(von wegen Umkehrung des Motivs) zwar spannend, aber doch ein wenig willkürlich.


    LG,


    Michael

  • Hallo,


    Mal abgesehen von der schwierigen Originalitätsfrage müßte es eigentlich andersrum heißen: Rachmaninov erinnert an Medtner.


    Grüße,
    Daniel

  • Ich habe in den letzten Tagen auch meine ersten Erfahrungen mit Medtner gemacht und das 2. Klavierkonzert in der Naxos-Aufnahme rauf und runter gehört.
    Allerdings nicht deswegen, weil ich nicht genug davon bekommen konnte, sondern weil ich die Musik nicht verstanden habe.


    Für mich geht die Musik in das eine Ohr rein und das andere wieder raus. Soll heißen, es bleibt nichts hängen. Ich könnte jetzt keine Melodie oder irgend etwas nachsummen, nur die Schlussakkorde sind mir im Ohr. Und ich habe das Konzert mehr als nur drei- oder viermal gehört.
    Ich weiß nicht, woran es liegt. Vielleicht sind es die Kürzungen, von denen Michael schrieb, dass sie den Gehalt des Werkes verfälschen, vielleicht ist es die Interpretation oder Medtners Stil selbst?


    Aber auch das, was von den Kürzungen übrig geblieben ist, vermag mich in keinster Weise zu überzeugen. Ich habe keine Struktur, keinen Zusammenhang raushören können, es war irgendwie seltsam.
    Ich werde mich demnächst mit den anderen beiden Konzerten Medtners beschäftigen. Ich hoffe, hier werde ich mich besser in seinen Stil reinversetzen können. Natürlich soll dann auch die Originalfassung des Konzertes irgendwann folgen, aber das hat erstmal Zeit.


    Schade, ich hatte irgendwie mehr erwartet. :no:



    Gruß, Peter.

  • Hallo Peter,
    das war auch mein erster Eindruck - aber eben nur ein erster. Stimmt schon: Die Melodik ist etwas spröde, und ich habe das gefühl, dass Medtner Wendungen, die leicht ins Ohr gehen, mit Absicht vermeidet.
    Auf der anderen seite steht aber eine Detailarbeit und eine Originalität des Satzes, die ich von wenigen Komponisten kenne. Zweifellos nichts zum Mitsummen, aber ich bleibe dabei: Ein fabelhafter Komponist mit ganz eigener Prägung!
    :hello:

    ...

  • Hallo Peter,
    Mit dem zweiten Klavierkonzert z.Bspl. hat es bei mir viele Jahre und Neuversuche gedauert, bis der Groschen gefallen war.
    Vor 20 Jahren noch fand ich es richtig schwach- so ändern sich die Zeiten und die Hörgewohnheiten.
    Insofern würde ich alles erst mal sacken lassen (vielleicht auch mal das 1. oder 3.Konzert anhören- das 3. Konzert ist wesentlich eingängiger-finde ich) und irgendwann einen erneuten Versuch starten.



    LG,


    Michael

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