Richard Wagner und das Ende der deutschen Oper des 19. Jahrhunderts

  • Ja, obwohl die Generation/das Geburtsjahr auch eine entscheidende Rolle spielt, muss ich Dir da Recht geben.



    Die Argumentation ist schon richtig. Aber das ist was ich meinte, als ich oben schrieb, Weber hätte das zur richtigen Zeit Entscheidende gemacht. Dafür ist oft die "Qualität" der Komposition nicht das letzte Kriterium.


    Meistens doch. Wenn die Qualität der Komposition nicht so hoch gewesen wäre, hätte sie gute Komponisten wie Berlioz und Wagner vermutlich nicht in diesem Maße fasziniert.



    Zitat


    Auf diese Weise hatte Weber wichtigen Einfluss auf die Oper in Deutschland.


    Das ist viel zu schwach ausgedrückt. Er hat im Grund ein Genre neu geschaffen, nämlich die deutschsprachige romantische Oper. Und er hat nicht nur etwas angestoßen, sondern auch gleich ein Meisterwerk dieses Genres geliefert. Überdies hat er mit "Euryanthe" ein durchkomponiertes romantisches Musikdrama geschaffen, das nach Ansicht von z.B. Tovey den Wagner des Lohengrin vorwegnimmt, aber das kann ich nur mit Verweis auf Autoritäten referieren, weil ich das Stück noch zu schlecht kenne. Und Euryanthe ist offenbar kein völlig gelungenes Stück, sonst wäre sie bühnentauglicher.


    Es mag Fälle geben, in denen ein "Vorreiter" nur einen Anstoß gibt, die Werke aber noch nicht vollständig gelungen sind. Auch wenn solche Fortschrittsideen heute unpopulär sind, trifft das m.E. auf einiges aus der sogenannten "Frühklassik" zu. Auf Freischütz aber sicher nicht, denn dieses Stück ist sowohl seit Anbeginn im Repertoire geblieben und sicher nicht schlechter als Marschner oder früher Wagner usw.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • 1. Deine Kenntnis von Rossini-Ouvertüren wird dem Komponisten eben nicht vollständig gerecht. ;) Ich meine, du unterschätzt ihn doch beträchtlich.


    Ich habe die mangelnde Kenntnis (ich habe einen Barbier und ein Arien-Recital im Regal, die sollte ich vielleicht mal anhören) oben schon eingeräumt und mich des Urteils enthalten



    Zitat


    Auf der Suche nach Statistiken fand ich eine, die den Feber und März 1994 widerspiegelt und bis auf die ehemaligen Länder der UdSSR die Opernhäuser dieser Welt recht gut abdeckt. In diesen beiden Monaten liefen 9 verschiedene Rossini-Opern in 23 Inszenierungen! Nur Wagner (10) und Verdi (14) waren weltweit mit mehr Werken vertreten! Und nur von Mozart, Puccini und Verdi gab es mehr Inszenierungen! Auch wenn es deutschem Musikverständnis schwer fällt, Rossini ist auf den Opernbühnen dieser Welt ein ganz großer. Dazu kommt, dass er einer der ganz wenigen ist, die sowohl das komische wie das ernste Fach großartig beherrschten. Er bescherte uns nicht nur zwei der herrlichsten komischen Opern (und noch eine ganze Reihe kleinerer, aber nicht weniger lustiger Werke), sondern überzeugte auch bei ernsten Stoffen (Elisabetta oder Guillaume Tell). Wer konnte das noch auf diesem Niveau? Mozart natürlich, dann Donizetti und mit Abstrichen Strauss. Das war's dann aber im Wesentlichen.


    Das mag ja alles so sein. Es ist aber so, dass Rossini im wesentlichen in bereits bestehenden Genres, nämlich der italienischen Buffa und Seria-Oper und mit Tell der franz. Grand Opera mit leichter Hand zündende Werke komponierte (als er reich genug war, hatte er keine Lust mehr...)
    Weber hat dagegen ein Genre, die deutsche romantische Oper, begründet und mit "Freischütz" gleich das erste sehr einflußreiche Meisterwerk der Gattung geliefert. Und mit der durch das Libretto leider bühnenuntauglich gewordenen "Euryanthe" ein romantisches Musikdrama inklusive "Leitmotive" vorgelegt, das in vieler Hinsicht den mittleren Wagner um beinahe eine Generation vorwegnimmt.
    Das kann man einfach schlecht miteinander vergleichen; es sind ganz unterschiedliche Leistungen.



    Zitat


    2. Was heißt "..., weil es auch diesen Tretmühlenbetrieb in der Form nicht gab."? Es gab keinen Komponisten deutscher Opern, den man auf diese Weise hätte beschäftigen können! Schließlich wurden ja die italienischen Opern auch in deutschsprachigen Ländern fleißig gespielt - Rossini-Fieber! Hätte Beethoven bei seinem ersten Opern-Versuch den Fidelio produziert, wäre er vielleicht als Opernkomponist in die Geschichte eingegangen. So hat er trotz Bemühen keinen weiteren Auftrag bekommen, da man sich zu sehr an diese mehr als schwere Geburt erinnerte.


    Die deutsche Oper war ja ein Genre, das erst im Entstehen begriffen war. Beethoven hätte m.E., ungeachtet seiner vielen Pläne, niemals einen hauptsächlichen Opernkomponisten abgegeben. Dafür war er zu "ernst" und die Zeit eben noch nicht reif. Mit einem Publikum im Rossini-Fieber war kein Platz für jemanden mit Beethovens Präferenzen (was er ja auch bitter beklagte). Es ist im Grunde erstaunlich, dass er den Fidelio überhaupt zu Ende gebracht hat und der dann, wenn vielleicht ein wenig später, auch erfolgreich wurde.

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    (Bob Dylan)

  • Lieber Wolfram,


    hier hast du Alfred falsch verstanden. Während Beethoven dem "Fidelio" seine Sinfonie-Musik aufdrückt, ist für Weber immer auch das musikalische Lokal-Kolorit in seinen Werken wichtig. Damit widerspreche ich auch Byron, der von einer revolutionäreren Musik Beethovens im Bereich der Oper sprach. Das zeugt von wenig Kenntnis der Weberschen Opernmusik. Denn immerhin schwärmten viele Operngrößen des 19. Jahrhunderts eben für Weber und nicht für Beethoven.


    Die beiden kühnsten Opernkomponisten der Folgegeneration, Berlioz und Wagner, schwärmten in ähnlich hohem Maße für Beethoven wie für Weber. Wenn auch bei Beethoven vielleicht die Sinfonien noch wichtiger waren als Fidelio, so ist dessen Musik kaum weniger revolutionär. Nur schafft er eben kein ganz neues Genre, wie Weber, daher steht Fidelio zwischen den Stühlen.Ungeachtet der Verbindung zu Mozart und französischen Revolutionsopern ist es beinahe ein Werk sui generis.


    Ein Lokalkolorit wäre völlig fehl am Platze (Gibt es in Mozarts Don Giovanni auch nicht, könnte ebensogut in Italien sein wie in Spanien). Andererseits ist die "Stimmungsmalerei" etwa im Gefangenenchor oder in der Kerkerszene auch schon da. Nur bestimmt hier eben die innere Emotion (die Gefangenen sehnen sich zwar nach Luft und Sonne, aber letztlich nach Freiheit) stärker das Geschehen als Wald- oder Schluchtromantik.



    Zitat

    Überhaupt ist Beethovens Sinfoniemusik-"Fidelio" zu eindimensional und zu einfach gestrickt.


    Was meinst Du damit? Das halte ich für Unsinn. Der zweite Akt ist von einer musikalischen und dramatischen Geschlossenheit, die erst von Wagner wieder erreicht wurde.

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    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes,


    Webers "Freischütz"-Finale steht weit über das "Fidelio"-Finale Beethovens. Beethovens Musik ist und bleibt immer Revolutionsmusik, die er eben schon immer ablieferte. Nicht vergleichbar mit den musikdramatisch unterschiedlich und abwechslungrseich gestalteten Szenen Webers.


    :hello: LT

  • Stimmt denn wirklich, dass die deutschen Opern vor, neben und nach Wagner so gar nicht mehr aufgeführt werden?


    Wenn man sich mal die Premierenpläne der deutschen Opernhäuser anschaut, haben Fidelio, der Wildschütz ( allein im Mai 2011 wird er an zwei Häusern in einer Neueinstudierung gezeigt), Die lustigen Weiber von Windsor (kommt auch an zwei Häusern neu heraus!) der Freischütz, Martha und Hänsel und Gretl durchaus einen festen Platz im Repertoire!
    Sträflich vernachlässigt wird Marschner, aber der steht nun natürlich auch ganz besonders im Schatten Wagners, dem er ja doch den Weg geebnet hat und der ihn dann mit seiner Genialität einfach in jeder Beziehung nicht nur übertraf sondern offenbar gar überflüssig erscheinen liess.
    Von anderen deutschen Komponisten werden immerhin mal hier und mal dort Werke wieder zur Diskussion gestellt. Selbst E T. A. Hoffmann, Spohr, Schubert, Bruch, Goldmark, Cornelius oder Siegfried Wagner bekamen und bekommen regelmäßig ihre Chance. Und auch an Webers Oberon und Euryanthe wagt sich immer mal wieder eine Bühne heran!
    Wir müssen uns wohl eingestehen, dass die deutschen Opern, die es heute schwer haben, auf die Bühne zu kommen, entweder nicht genug Substanz haben oder aber das Publikum heute nicht mehr erreichen können - aus welchen Gründen auch immer.


    Unabhängig davon frage ich mich, ob denn die These dieses Threads empirisch haltbar ist!
    Was hatte denn Anfang des 20. Jahrhunderts wirklich einen festen Platz im Repertoire der deutschen Hoftheater und der Stadttheater, das im Reperpoire heute nicht mehr vorkommt?
    Eigentlich nur Zar und Zimmermann und der Waffenschied. Ob die beiden Werke heute noch ein Publikum fänden, bezweifle ich!
    Ansonsten ist nach meiner Wahrnehmung die deutsche Oper des 19. Jahrhunderts auf den Spielplänen durchaus angemessen repräsentiert. Sehr viel mehr bedeutende Werke, die uns auch heute noch etwas zu sagen haben und deshalb einen Platz auf den Spielplänen beanspruchen könnten, gibt es wohl nicht wirklich.


    Insgesamt ist nach meinem Eindruck die französische Oper, die ja noch Ende des 19. und auch Anfang des 20. Jahrhunderts an deutschen Opernhäusern eine ausgesprochene Spitzenposition behauptet hat, viel gründlicher von den Spielplänen verschwunden. Vor allem natürlich Meyerbeer, aber eben auch Adam, Auber, Herold, Boildieu Thomas und so weiter. Das ist schade! Wir Opern-Fans würden das eine oder andere Werk gern mal hören. Jean de Paris war Ende des 19. Jahrhunderts auf deutschen Bühnen eines der meistgespielten Werke. Wer von uns hat es je auf der Bühne gehört?
    Wir sind doch froh, wenn wir wenigstens mal eine Aufnahme davon auftreiben können.


    Dass aber die ungarische und die polnische Oper des 19. Jahrhunderts auf den Spielplänen in Deutschland nach wie vor gänzlich fehlen, halte ich im Zweifelsfall für den größen Verlust. Erkel und Moniuszko hätten es allemal verdient, auch außerhalb ihrer Heimatländer ins Repertoire aufgenommen zu werden. Zumindest würde ich eher dafür votieren, Halka zu spielen als den Waffenschmied. Und ich fände es dringlicher, Bank Ban an den deutschen Opernhäusern heimisch zu machen als der Widerspenstigen Zähmung!


    Caruso41

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    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • ... Insgesamt ist nach meinem Eindruck die französische Oper, die ja noch Ende des 19. und auch Anfang des 20. Jahrhunderts an deutschen Opernhäusern eine ausgesprochene Spitzenposition behauptet hat, viel gründlicher von den Spielplänen verschwunden. ...


    Nein, wirklich nicht! In meiner Auflistung gibt es genügend Franzosen, die regelmäßig gespielt werden. Da kann man nicht von gründlichem Verschwinden sprechen, wenn sich auch einige einst beliebte Werke heute sehr rar machen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Johannes Roehl,


    warum gräbst Du derart das Kriegsbeil gegen mich aus ?


    1.) Ich habe nicht von einer "linken Weltverschwörung" gesprochen, sondern davon, daß die Opern beispielsweise von Lortzing, Marschner oder Humperdinck, sich den Parametern des heutigen Regietheaters, welches ja hier im Forum nicht nur Freunde hat, widersetzen und diese Parameter sind ja gesellschaftskritisch, d.h. "links". Inszeniert man eine solche Oper doch mal, muß man sich als RegisseurIn sehr kritische, um nicht zu sagen, vernichtende Fragen anhören ! Ich bin genau der gleichen Meinung wie Alfred Schmidt, daß man diese Opern zerstört, wenn man ihnen durch modernes Regietheater das Altertümliche nimmt. Ich bin mir der problematischen politischen Ansichten eines Hans Pfitzner sehr bewußt. Deswegen wird ja auch jede Aufführung seiner Werke sehr kritisch begleitet. So wurde Christian Thielemann vor einigen Jahren nach einem Pfitzner-Dirigat, ich glaube es war "Von deutscher Seele", von einem Journalisten gefragt: "Was soll diese nationalistische Sch...?". (Ein Schuft der Böses dabei denkt, wenn man dazu weiß, daß zu Beginn von Christian Thielemanns Karriere in Deutschland eine Diskussion darüber entbrannte ob er ein borussophiler Nationalist sei.) Hinzu kommt allerdings auch, daß das Werk Pfitzners nicht leicht genießbar ist, auch deswegen wird er so wenig gespielt.


    2.) Natürlich wird Richard Wagner nach wie vor sehr viel gespielt. Weil er einfach musikhistorisch zu epochal ist und einige der berühmtesten Musiken der Musikgeschichte komponiert hat. Das, was Richard Wagner, meiner Meinung nach, in den Augen des heutigen Regietheaters rettet, ist die extreme Vielschichtigkeit seiner Persönlichkeit. Er war alles: Musikalisches Genie, Bürgerschreck, Revolutionär, Republikaner, Opportunist, Antikapitalist, Nationalist und Antisemit. Hätte er eindeutig nur die beiden letzten Charakterzüge, würden seine Werke heute sehr weniger oder nur mit Auflagen gespielt, bin ich der Meinung. Was Weber betrifft, so ist, meines Erachtens, von ihm nur noch der Freischütz lebendig und das meiner Ansicht nach nur, weil es eine "Musikunterrichts-Oper" ist, an der man die Romantik exemplifizieren kann und das Libretto eben keine Form der Verbreitung von Nationalstolz aufweist.


    3.) Zu meinem dritten Unterpunkt hast Du nichts gesagt. Um nicht hier als "Opernspießer" zu stehen, möchte ich bemerken, daß ich "Wozzeck", "Lulu" gerne höre, ebenso Meyerbeer und Massenet !


    Hochachtungsvoll,


    Antalwin :pfeif:

  • Nein, wirklich nicht! In meiner Auflistung gibt es genügend Franzosen, die regelmäßig gespielt werden. Da kann man nicht von gründlichem Verschwinden sprechen, wenn sich auch einige einst beliebte Werke heute sehr rar machen.


    Leider bringt mich der Link "Auflistung" zu keiner Auflistung. Ich habe dann danach gesucht, sie aber nicht gefunden. Vielleicht kannst Du mal die Nummer Deines Beitrages sagen: Es hätte mich wirklich interessiert, welche französischen Opern nach Deiner Wahrnehmung fester Bestandteil des Repertoires sind.


    Natürlich ganz sicher Carmen, Contes d'Hoffmann, Faust, Romeo et Juliette, Werther und Manon. Das sind sechs Werke! Und in meinem Beitrag hatte ich auch genau sechs deutsche Opern des 19. Jahrhunderts aufgelistet, die sich allen Konjunkturen zum Trotz ziemlich unbestritten auf den Bühnen behaupten. (Wohlgemerkt: da kommen dann ja immer noch die Werke von Wagner hinzu.)


    Aber werden Roi d'Ys, Mignon, Les Troyens und die Perlenfischer denn wirklich öfter gespielt als die Königin von Saba, Hans Heiling, Oberon, Zar und Zimmermann oder Die Königskinder?


    So ganz viel bringt es wohl nicht, die Häufigkeiten des Erscheinens der verschiedenen Opern auf den Spielplänen gegeneinander aufzurechnen.
    Vielleicht sollten wir wirklich mal ernsthaft nachdenken, warum denn Jean de Paris oder das Nachtlager von Granada, warum Joseph et ses Frères oder Jessonda heute nicht mehr gespielt werden!




    • Ist es die übermächtige "Konkurrenz" von Wagner, Verdi oder Bizet und Gounod?
    • Sind es die Libretti, die schlecht oder allzu zeitgebunden waren? Warum funktionieren sie nicht mehr?
    • Ist die Musik für uns heute zu uninteressant? Und was an ihr ist denn uninteressant?
    • Kann man damit nicht genügend Aufmerksamkeit bei den Medien finden?
    • Ist für ein Opernhaus die Aufführung von Werken, die keiner mehr kennt, ein zu großes finanzielles Risiko? Müssen sie immer nur mit Zugstücken locken?
    • Sind renommierte Sänger, die das Publikum locken können, nicht dazu zu bewegen, ausgefallene Partien zu studieren?
    • Geben die Werke zu wenig her als dass sich Dramaturgen und Regisseure damit profilieren könnten?


    Ich bin gespannt auf Thesen zu dieser Frage!




    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Leider bringt mich der Link "Auflistung" zu keiner Auflistung. Ich habe dann danach gesucht, sie aber nicht gefunden.


    Der Link führt geradewegs zu meinem Posting Nr. 40 (Komponisten)!



    Natürlich ganz sicher Carmen, Contes d'Hoffmann, Faust, Romeo et Juliette, Werther und Manon. Das sind sechs Werke!


    Na, da würde ich noch La Juive, Samson et Dalida und Lakmé dazu zählen.



    Aber werden Roi d'Ys, Mignon, Les Troyens und die Perlenfischer denn wirklich öfter gespielt als die Königin von Saba, Hans Heiling, Oberon, Zar und Zimmermann oder Die Königskinder?


    Bei den französischen Beispielen würde ich spontan noch La Damnation de Faust, Medée, La Muette de Portici, Le Prophète, L'Africaine, Thais und Fra Diavolo hinzufügen, während meiner Wahrnehmung nach von den deutschen Beispielen nur Zar und Zimmermann öfter als selten zu sehen ist (wo gab es denn das letzte Mal die Königin von Saba oder den Hans Heilig?) .
    Und mit den selten gespielten deutschen Opern halten an Aufführungen La Vestale, La dame blanche, Le Postillon de Lonjumeau, Si j'étais roi, Béatrice et Benedicte, Benvenuto Cellini, Les Huguenots, Hérodiade und Don Quichotte wohl locker mit.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Na, da würde ich noch La Juive, Samson et Dalida und Lakmé dazu zählen.


    Die Juive hat sich tatsächlich im Repertoire ganz gut etabliert seit John Dew sie in Bielefeld ausgegraben hat. Vorher hat es sie jahrzehntelang in Deutschland nirgends auf der Bühne gegeben! Samson kommt hin unsd wieder zur Aufführung, aber doch wirklich eherselten.
    Wo Lakme in den letzen 50 Jahren an einem deutschen Haus gespielt wurde, weiß ich nicht!



    Bei den französischen Beispielen würde ich spontan noch La Damnation de Faust, Medée, La Muette de Portici, Le Prophète, L'Africaine, Thais und Fra Diavolo hinzufügen, während meiner Wahrnehmung nach von den deutschen Beispielen nur Zar und Zimmermann öfter als selten zu sehen ist (wo gab es denn das letzte Mal die Königin von Saba oder den Hans Heilig?) .


    Hans Heiling hat immerhin Thielemann in Berlin gemacht. Die Königin von Saba habe ich zugegebenermaßen seit den frühen 60er Jahren nirgends mehr auf einem Spielplan eines deutschen Hauses bemerkt. Zum Glück habe ich sie vor 5 Jahren sowohl in Ohio als auch in Vancouver hören können. Aber Du hast schon recht, zum Repertoire zählen beide Werke nicht wirklich


    Das gilt allerdings auch für L'Africaine, Thais und le Prophète, sogar für die Damnation.
    La Muette de Portici habe ich gerade in Dessau hören können aber wo und wann gab es die sonst auf einer deutschen Bühne?


    Also einigen wir uns: sowohl viele einst viel gespielte Werke des deutschen Repertoires werden heute kaum je aufgeführt als auch viele einst viel gespielte Werke des französischen Repertoires.



    Aber dann muss man natürlich doch mal diskutieren, warum die Werke heute nicht mehr auf die Bühne gebracht werden.
    Und ehrlicherweise muss man dann auch sagen, welche Werke ihren Platz im Repertoire verlieren sollten, damit vernachlässigte deutsche (und französische) Opern des 19. Jahrhunderts produziert werden können..


    Hast Du dazu eine Meinung? Oder wissen andere Taminos eine Antwort?



    Caruso41

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  • Hallo Caruso41,


    ich werde einmal versuchen, mich Deiner Frage vom interpretationshistorischen Standpunkt zu nähern. Gerade beim französischen Fach läßt sich meiner Meinung nach gut exemplifizieren, warum es heute nicht mehr so häufig gegeben wird. Es hängt einfach mit der übergroßen musikdramatischen Kraft von Verdi, den Veristen, von Richard Wagner und Richard Strauß zusammen. Beispielsweise Richard Wagner hat ja Meyerbeer gehasst und seine Opern als Wirkung ohne Ursache verunglimpft. Die französische Oper des 19. Jahrhunderts erzählt dramatische Geschichten mit lyrischer Musik, was für SängerInnen und RegisseurInnen gleichermaßen anspruchsvoll und schwierig ist. Die genannten französischen Opern, die heute noch fest im Bühnen-Kanon verankert sind, sind es, meiner Meinung nach nur noch, weil sie in der Hauptphase des Verismo, 1890-1914, von den damals berühmten SängerInnen, im Repertoire behalten wurden. Dann tauchten die Hauptarien auch auf Platte auf. Caruso sang Don Jose, Nadir, Faust, Romeo und Chevalier des Grieux. Ich persönlich glaube, daß im Zeitalter des Verismo auch die Opern Donizettis untergegangen wären, wenn keine Berühmtheit wie Enrico Caruso durch Interpretation der Tenorpartien sie am Leben erhalten hätte und mit ihm andere KollegInnen. Der Wermutstropfen an der Entwicklung ist aber auch, daß seit dem Verismo dramatischer gesungen werden, als notwendig. So setzen seit Caruso Tenöre ihren Ehrgeiz daran, beide des Grieux im Repertoire zu haben, von Puccini und Massenet. Bei Offenbachs Hoffmanns Erzählungen habe ich den Eindruck, daß diese Oper sowieso mehr von deutschen SängerInnen interpretiert worden ist, weil sie von einem Dichter aus Deutschland handelt ? Um den Bogen zurück zur deutschen Oper des 19. Jahrhunderts zu schlagen: Bekannte und etablierte deutschsprachige SängerInnen müßten sich gezielt Partien von Lortzing, Marschner, Cornelius, Goldmark, Humperdinck und Pfitzner erarbeiten und als Repertoire anbieten. Seltene Opern werden auch dann wieder aufgeführt, wenn die ProtagonistInnen berühmt sind, was an Domingos erfolgreiche Ausgrabungsarbeiten im französischen, italienischen und spanischen Fach beweisen !


    Gruß,


    Antalwin

  • Wo Lakme in den letzen 50 Jahren an einem deutschen Haus gespielt wurde, weiß ich nicht!


    Lakmé läuft gerade in Trier, außerdem in der näheren Umgebung in Linz und Sofia. Die Inszenierung in Sofia ist offenbar derart gelungen, dass sie schon mehrmals zu Auslandsgastspielen eingeladen wurde.


    Aber ich schrieb nicht über Deutschland (wo stünde das?), sondern allgemein. Und international haben sich die französischen Opern nach einer gefühlsmäßigen Nachkriegs-Schwächeperiode merklich erholt. Die deutschen Opern hingegen haben - mit Ausnahme von Wagner, Fidelio, Freischütz und Hänsel und Gretel - eher abgebaut. Wobei ich glaube, dass diese "Komplementärmenge" ohnehin immer stärker auf den deutschsprachigen Raum konzentriert war als die genannten französischen Opern, die regelmäßig international zu finden waren und sind.


    Dass die französischen Opern in Deutschland vielleicht etwas unterrepräsentiert sind, könnte auch historisch bedingt sein, wenn es denn wirklich einen merklichen Rückgang seit dem 1. Weltkrieg gegeben haben soll.


    Generell hat es aber nach dem 2. Weltkrieg eine deutliche Reduktion der Vielfalt in den Spielplänen gegeben. Ein Grund ist, dass die Neuproduktion von Opern fast zum Erliegen kam, dann verschwanden viele neue Opern der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts fürs Erste in der Versenkung und schließlich erinnerte man sich zu wenig an vergessene Schätze des 19. Jahrhunderts. Das Ergebnis: zu starke Konzentration auf relativ wenige Stücke.


    Was die Deutsche Spieloper angeht, so hört man von Opernintendanten, dass man die nicht mehr aufführen könne, Regisseure verweigern sich öffentlich diesem Genre - und das Publikum bleibt dabei auf der Strecke. Dabei scheint es nicht bewiesen, dass diese Stücke heute nicht mehr erfolgreich aufführbar seien. In den letzten Jahren liefen in Graz Zar und Zimmermann, Der Wildschütz, Die lustigen Weiber von Windsor und Der Evangelimann in Inszenierungen, die diese Stücke nicht verballhornten und sind nach meinem Empfinden recht gut aufgenommen worden. Nur der Waffenschmied ist schon lange nicht mehr existent und auch an Martha scheint sich niemand mehr versuchen zu wollen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    gerade was die Aufführungspraxis angeht, muß ich Theophilus in allen Punkten Recht geben ! Ich glaube, daß man die deutschen Spielopern nur durch Initiativen berühmter SängerInnen vor dem Tod durch Vergessen retten kann ! Ich erinnere mich, einmal in einem Buch gelesen zu haben, daß "deutschzüngige SängerInnen in folgenden Werken mitgewirkt haben müssen, um im Gedächtnis zu bleiben: Mozarts "Zauberflöte"; Beethovens "Fidelio"; Webers "Freischütz" und Wagners "Meistersinger von Nürnberg"". So ist es heute dann auch in Repertoire und Discographie. Deswegen ist die Arbeit jüngerer deutschzüngiger SängerInnen sehr zu loben ! (Siehe meinen obigen Beitrag).


    Gruß,


    Antalwin

  • Hallo Antalvin, Hallo Theophilus!


    Danke für Eure Versuche, meine Frage zu beantworten. Das trägt doch schon ein Stück weit zur Klärung bei!

    Es hängt einfach mit der übergroßen musikdramatischen Kraft von Verdi, den Veristen, von Richard Wagner und Richard Strauß zusammen.


    Das ist wohl so! Wenn man etwa Hans Heiling hört, staunt man, wie viel da schon vom Holländer drin angelegt ist. Und die eine oder die andere Nummer ist richtig stark. Zumal die Finali dürfte sich Wagner wohl durchaus sehr genau angehört haben! Und doch: stellt man den Holländer dagegen, dann fehlt bei Marschner einfach die musikdramatische Kraft, die Wagner schon im Holländer entfaltete!


    Ich habe inzwischen eigentlich im Laufe der Jahre relativ viele der Opern gehört, deren Verschwinden wir hier beklagen. Eigentlich ist keine darunter, die musikdramatisch wirklich zwingend wäre. Oft dauert es auch einfach zu lange, ehe die Handlung überhaupt erst mal in die Gänge kommt. Ich erinnere an Spohrs Faust oder Marschners Templer und die Jüdin. Immer wieder gibt es Genreszenen, die heute wohl jedes Publikum als ermüdend empfinden würde! Und die vielen Strophenlieder in ihrem biederen vorgeblich volkstümlichen Ton sind natürlich heute auch nicht mehr leicht zu goutieren - selbst in den Opern von Lortzing nicht. Ich habe gerade - leider nur konzertant - Regina gehört. Da gibt es durchaus aufregende musikalische Nummern, aber auch ermüdend brave und harmlose Lieder, die heute eigentlich kein Dirigent, kein Sänger und kein Regisseur retten kann. Das klingt - bei allem Respekt - hausbacken, kleinkariert und spießig. Und vor allem hält es den Fluß der Handlung auf, ohne Vertiefung zu bieten. Und den Sängern werden noch nicht mal Chancen geboten zu reüssieren. Ich denke, dass sich der Geschmack doch ziemlich verändert hat. Die Opern von Spohr Lortzing oder Nestler (um nur diese mal zu nennen) haben alle ihre starken Momente, aber auch viel Musik, die heute ein Publikum, das durch die Begegnung mit Mozart, Verdi und Puccini, Wagner und Strauß musikdramatische Kraft zu würdigen gelernt hat, nicht mehr vom Hocker reißen kann. Vielleicht wären ja die Menschen, die die Hitparade der Volksmusik lieben, für diese Musik zu erwärmen?


    Bekannte und etablierte deutschsprachige SängerInnen müßten sich gezielt Partien von Lortzing, Marschner, Cornelius, Goldmark, Humperdinck und Pfitzner erarbeiten und als Repertoire anbieten. Seltene Opern werden auch dann wieder aufgeführt, wenn die ProtagonistInnen berühmt sind,


    Das ist sicher richtig! Aber ihrer Weltkarriere hilft das leider gar nicht! Trotzdem haben auch in jüngerer Zeit noch Tenöre wie Jerusalem, Seiffert, Trost und Kaufmann Partien aus deutschen Opern des 19. Jahrhunderts studiert und gesungen. Aber hat das die Werke dauerhaft auf die Spielpäne zurück gebracht? Hat sich ein Publikum mobilisieren lassen, das nun nach solchen Werken verlangt?
    In Braunschweig hat man Spohrs Alchemyst gebracht. Da kamen die Leute, um Bernd Weikl zu hören. HInterher konnte man immer wieder hören, wie schade es sei, dass er nicht "was Besseres" gesungen habe!



    Was die Deutsche Spieloper angeht, so hört man von Opernintendanten, dass man die nicht mehr aufführen könne, Regisseure verweigern sich öffentlich diesem Genre - und das Publikum bleibt dabei auf der Strecke. Dabei scheint es nicht bewiesen, dass diese Stücke heute nicht mehr erfolgreich aufführbar seien.


    Ich bin mir nicht so sicher, ob es wirklich noch ein Publikum gäbe, das Spaß an der deutschen Spieloper hätte. Wie gesagt: der Geschmack hat sicher geändert. Ich habe wirklich gute Aufführungen von Martha gehört - in Berlin, in Stuttgart, in Hannover und in Braunschweig. Also an großen und an kleineren Bühnen. Es geht auch ohne eine Lucia Popp oder einen Fritz Wunderlich. Und das Publikum fühlte sich gewiß jedes Mal gut unterhalten. Aber eine Dringlichkeit, dass dieses Werk nicht in den Archiven verstauben dürfte, habe ich eigentlich nie gefühlt. Und ich habe auch nicht den Eindruck gehabt, dass andere im Publikum das anders erlebt haben. Eine Aufführung der Verkauften Braut reißt da doch eher hin!



    Generell hat es aber nach dem 2. Weltkrieg eine deutliche Reduktion der Vielfalt in den Spielplänen gegeben. Ein Grund ist, dass die Neuproduktion von Opern fast zum Erliegen kam, dann verschwanden viele neue Opern der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts fürs Erste in der Versenkung und schließlich erinnerte man sich zu wenig an vergessene Schätze des 19. Jahrhunderts. Das Ergebnis: zu starke Konzentration auf relativ wenige Stücke.


    Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich Deinen Eindruck teile:


    Richtig ist natürlich, dass die meisten Opernhäuser in früheren Zeiten, und zwar bis in die 50er Jahre hinein, in jeder Speilzeit deutlich mehr Neueinstudiereungen brachten als heute. Auch hatte man ein größeres Repertoire, das man dann mit dem eigenen Enesemble immer problemlos zur Aufführung bringen konnte. Die Städtische Oper Berlin zum Beispiel hat noch Mitte der 50er Jahre in ihrer Saisonvorschau für die bevorstehenden 10 Monate sag und schreibe 67 verschiedene Werke ankündigen können. Damals gab es ohne Zweifel eher die Möglichkeit, Werke jahrelang im Repertoire zu halten und dann eben hin und wieder aufzuführen. So gab es denn immer mal wieder einen Zar und Zimmermann oder eine Zaubergeige (Ist zwar 20. Jahrhundert, würde ich aber zu den deutschen Speilopern rechnen). Diese Breite des Angebotes kann heute kaum ein Stadttheater mehr bieten; und deshalb steht es in dem Zwang, dass das, was geboten wird, möglichst alle zufrieden stellen soll: die Macher vom Theater, die Kulturverwaltungen und Geldgeber, die Kritiker und das Publikum. Verständlich dass da die Entscheidungen nicht zu Gunsten der netten aber doch etwas biederen Spielopern fällt.


    Aber dass die Vielfalt in den Spielplänen insgesamt reduziert wurde, leuchtet mir nicht ein. Gewiß: bestimmte Werke sind nicht mehr im Spielplan, aber es ist viel dazu gekommen: Das beginnt mit Händel und anderen Barockkomponisten, das geht weiter bei Mozart, von dem man jetzt auch Idomeneo und Titus, oft sogar noch die früheren Opern hören kann. Auch von Rossini, Bellini und Donizetti gibt es heute viel mehr Werke auf den Spielplänen als ehedem. Und dann wurden Komponisten wie Korngold, Zemlinsky, Braunfels, Schrecker und so weiter ganz neu für das Repertoire zurückgewonnen, aus dem sie nach 1933 eigentlich verschwunden waren. Britten hat mit einigen Werken auch einen sicheren Platz auf den Spielplänen. Janacek sowieso! Und viele kleinere und mittlere Bühnen profilieren sich im Konkurenzkampf immer entschiedener durch die Bemühungen um Werke, die vergessen oder verdrängt wurden. Ich erinnere an Bielefeld, das in den 80er Jahren Meyerbeer und Halevy wieder auf die Bühne gebracht hat und wo die deutsche Renaissance von Schrecker und Zemlinsky, Rudi Stephan und Korngold, Krenek und so weiter entschieden befördert wurde. Kassel, Chemnitz, Kiel und viele andere Bühnen bringen schon seit langer Zeit Jahr für Jahr höchst überraschende und oft auch lohnende Opern heraus, die man lange in Deutschland nicht hat hören können. OK, nicht jeder mag so viel reisen, aber das Angebot heute ist schon enorm.
    Die "starke Konzentration auf relativ wenige Stücke" kann man eigentlich nur diagnostizieren, wenn der Blick auf die Opernhäuser der großen Metropolen verengt ist. Da bekommt man vielleicht wirklich nicht so viel Abwechslung wie in früheren Zeiten. Aber zum Glück gibt es ja noch die Opernhäuser der mittleren und kleineren Städte.


    Ich bin nun seit 1953 regelmäßiger Opernbesucher, zunächst nur an den drei Berliner Häusern, später an allen möglichen Häusern in Deutschland und in vielen anderen Ländern. Ich müsste mal meine Aufzeichnungen genauer auswerten, aber nach einem groben Überschlag habe ich im Laufe der Jahre mehr als 600 verschiedene Opernwerke live erlebt, und gerade in den letzten drei Jahrzehnten war die Zahl der Werke, denen ich erstmals begegnet bin, besonders groß (Was - wie gesagt - damit zu tun hat, dass ich für Werke, die ich noch nicht kenne, auch gern mal etwas weiter reise!)


    Und nch etwas: wir haben natürlich heute geradezu unbegrenzte Möglichkeiten, selten gespielte Opern durch Aufnahmen oder Mitschnitte kennen zu lernen.


    So grüßt Euch - ausnahmsweise also gar nicht so unzufrieden -


    Euer Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Zitat

    In Braunschweig hat man Spohrs Alchemyst gebracht. Da kamen die Leute, um Bernd Weikl zu hören. HInterher konnte man immer wieder hören, wie schade es sei, dass er nicht "was Besseres" gesungen habe!


    Ja, so ist es leider. Viele gehen in die Oper, weil sie bekannte, häufig gehörte Melodien hören wollen. Ich habe es an anderer Stelle schon einmal gesagt, dass ich immer wieder auf Neues aus bin und darin schon sehr viel Reizvolles gefunden habe, während ich Leute erlebt habe, die zwar oft, aber nur dann in eine Oper gingen, wenn sie - weil häufiger gespielt oder im Rundfunk zu hören - allgemein bekannt war. Da schwingt manchmal schon das Vorurteil (kennt man ja nicht, kann nichts Besonderes sein) mit, dass die Melodien mit anderen Ohren gehört werden.
    So erlebte ich in den 50er Jahren, dass Kollegen eines Lehrgangs von 2 Monaten in dieser Zeit in München häufig in die Oper gingen, aber mich auslachten, als ich dann auch noch für meinen einzigen Opernbesuch, den ich mir damals leisten konnte, ausgerechnet "Lucia di Lammermoor " von Donizetti wählte, die damals weniger bekannt und kaum in einem Opernführer zu finden war. Desgleichen erlebte ich hier vor wenigen Jahren, als im Abonnement "Andrea Chenier" von Giordano gegeben wurde, dass mich in der vorausgehenden Vorstellung Nachbarn auf den Nebenplätzen ansprachen, was das wohl sei und zu erkennen gaben, dass sie an dieser Vorstellung weniger interessiert seien. Ich konnte ihnen die Oper aber so schmackhaft machen, dass sie dennoch bei der Vorstellung erschienen. Das Problem scheint bei manchen Opernbesuchern tatsächlich zu sein: Ohrwürmer ziehen weit mehr als kaum bekannte Melodien, seien sie auch noch so reizvoll. Und für mich selbst muß ich gestehen, dass manche Gesangspartien und konzertante Stücke sich auch mir erst beim zweiten Hören erschließen. Und deshalb höre ich mir vieles auch erst ein zweites Mal an, ehe ich es vorläufig auf die Seite lege oder immer wieder höre.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Als regelmäßiger Opernbesucher bin ich auch immer erstaunt, das das Publikum bei Operpremieren von z.B. Rigoletto , La Traviata oder La Boheme ein ganz anderes Publikum ist als bei Opern wie BIlly Budd oder Dialog der Karmeliterinnen. Auch das Verhalten des Publikum ist ein ganz anderes. Bei den bekannten Opern wird viel getuschelt und gehustet während der Vorstellung, wogegen bei den nicht so bekannten Opern konzentriert zugehört wird. Ich weis nicht ob es die Unart früher schon gab, das man eine Oper in der Pause verlässt. Das beobachte ich lin letzter Zeit häufiger. Wie häufig erlebe ich auch bei Ohrwürmern wie den Gefangenenchor , Ness und dorma od la donna mobile, das im Publikum getuschet wird nach dem Motto: Jetzt kommt der bekannteste Teil der Oper. Auch bei Wagner ist mir aufgefallen, das das Publikum, das einen fliegenden Holländer besucht, ein ganz anderes ist als das Ring Publikum.

  • Ich weis nicht ob es die Unart früher schon gab, das man eine Oper in der Pause verlässt. Das beobachte ich lin letzter Zeit häufiger.


    Was soll daran eine Unart sein? Wenn einem eine Vorstellung so missfällt, dass man sie nicht zu Ende sehen will, dann ist das doch die "feine" Variante. "Unartig" wäre vielleicht das Hinausgehen während der Vorstellung, aber wie kann man jemandem vorwerfen, dass er seine Zeit nicht für etwas Missliebiges verplempert.


    :no:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Mit Unart meinte ich , wie z.B. am Samstag in Cosi fan tutte in Düsseldorf passiert, das 2 ältere Damen die neben mir saßen in der Pause gegangen sind, weil die Oper nicht so schöne Arien hat wie die Zauberflöte. Das man vielleicht mit ganz anderen Vorstellungen in eine Aufführung reingeht und in der Pause geht, weil man sich nicht auf die Ope vorbereitet hat. Ich wäre am liebsten auch in der Pause gegangen, da ich auch noch einen weiten Anfangsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln habe und die Inszenierung mir nicht gefallen hat, bin aber geblieben, auch aus Respekt vor den Sängern .

  • Schade, dass diese Diskussion über die Arten und Unarten der Publikümer nun wieder die Beschäftigung mit der Frage nach dem Repertoiretauglichkeit der deutschenOpern aus dem 19.Jahrhundert in den Hintergrund drängt. Aber vielleicht wird ja doch auch an die inhaltlichen Beiträge wieder angeküpft?



    Darauf hofft



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja Caruso, das ist sicherlich richtig. Aber ich habe die Frage auch dahingehend gesehen, dass nach Ursachen gefragt wird, warum manche Opern nur noch selten gespielt werden. Und da sehe ich das Publikumsverhalten auch als entscheidenden Faktor. Denn welcher Intendant und welcher Künstler will vor leerem Haus agieren? Die Frage nach der Repertoiretauglichkeit habe ich eher im Thema "Deutsche Oper jenseits des Alltags" gesehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Da hst Du völlig Recht, lieber Gerhard! Ich hatte in diesem Thread schon vor einiger Zeit gefragr, ob denn die deutsche Oper des 19. Jahrhunderts überhaupt noch ein Publikum hätte!
    Richard Wagner und das Ende der deutschen Oper des 19. Jahrhunderts


    Jetzt hatte ich nur die Sorge, es könnte nach Deinem Beitrag, den ich absolut hilfreich empfand, weitere Beiträge geben, in denen Unibteressiertheiten und Unartigkeiten des Publikums zum Thema werden. Da es nun mal leider die Realität ist, das viele Taminos sich nicht die Mühe machen, erst mal zu schauen, was bisher im Thread diskutiert wurde sonder nur die letzten zwei oder drei Beiträge lesen und dann eine Antwort posten, hätte das unweigerlich bedeutet, dass die ja noch längst nich abgeschlossene inhaltliche Auseinandersetzung mit der Leitfrage des Threads nicht mehr weiter gegangen wäre. Soetwas beobachten wir ja doch immer wieder . und das macht leider manchmal Frust!


    Also: ich bin neugierig auf weitere Ausführungen zur Repertoiretauglichkeit der deutschen Opern des 19. Jahrhunderts!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo Caruso 41,


    wie ich festgestellt habe, sind wir beide noch jüngere Mitglieder des Forums - ich erst seit einem Monat, nachdem ich auch erst kurz vor meinem Eintritt überhaupt auf das Forum gestoßen war. Nun hat sich in der Zeit des Bestehens eine Überfülle an Themen herausgebildet, die mir überwiegend interessant erscheinen. Aber da gelingt es kaum, sie alle von Beginn an zu studieren, vor allem wenn sie schon 30 Seiten und mehr umfassen, abgesehen davon, dass das Auge nach einigen Stunden am Computer ja auch ermüdet.
    Dieses Thema, das bisher noch überschaubar ist, habe ich vollständig gelesen. Da ist zu den - um bei den deutschen Opern zu bleiben, um die es ja ging, im Spielplan der großen Häuser vermissten Opern neben Lortzing, Flotow, Nicolai, Humperdinck (ausgenommen "Hänsel und Gretel"), Pfitzner, D'Albert, Korngold, Weber (ausgenommen "Der Freischütz"), Kienzl, Kreutzer, Nessler u.a. die Rede auch von Schumanns "Genoveva" und Wagners "Das Liebesverbot"und "Die Feen" die Rede, zu denen ich mich im schon genannten Thema "Deutsche Oper jenseits des Opernalltags" geäußert habe. Während ich zu "Genoveva" noch kein rechtes Verhältnis gefunden habe, halte ich die beiden genannten Wagner-Opern weniger für repertoirefähig (aber das ist eine persönliche Einstellung). Ich gebe zu, dass ich nicht alle Opern der zuvor genannten Komponisten kenne, aber viele davon besitze ich auf CD und auch eine Reihe auf DVD. Ich verstehe daher auch nicht, warum
    - Lortzing: Zar und Zimmermann, Der Wildschütz, der Waffenschmied, Undine
    - Flotow: Martha, Allessandro Stradella,
    - Weber: Euryante, Oberon
    - Kienzl: Der Evangelimann
    - Kreutzer: Das Nachtlager von Granada
    - Nessler: Der Trompeter von Säckingen
    - Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor
    - Humperdinck: Königskinder (ich halte diese sogar für musikalisch reizvoller als "Hänsel und Gretel")
    - D'Albert: Tiefland
    so selten auf deutschen Spielplänen erscheinen. Abgesehen von den genannten gibt es von diesen Komponisten noch eine Reihe weiterer Opern, die ihrer Wiederentdeckung harren. Weil sie aber weder auf Tonträgern noch auf Bildträgern zu erwerben sind, kann ich die Qualität auch nicht beurteilen.
    Dass kleinere Bühnen sich schon mal unbekanntere Opern spielen, mag auch daran liegen, dass sie sich bei den vielgespielten Opern mit den großen Häusern nicht zu messen wagen. Erwähnenswert scheint mir in dem Zusammenhang noch: Gestern erhielt ich das neue Kulturprogramm unserer Stadt. Darin wird die Premiere einer Oper von Anton Urspruch "Das Unmöglichste von allem" (Uraufführung 1897) durch ein Ensemble, das keine eigene Spielstätte hat, angekündigt. Wer kennt Anton Urspruch? In der Ankündigung heißt es, er sei zu seinenLebzeiten ein hoch geschätzter Vertreter der deutschen Spätromantik und Lieblingschüler von Franz Liszt gewesen. Leider bin ich für den Aufführungstag schon verplant. Aber die Oper wird vom WDR mitgeschnitten und soll dann auch auf CD erscheinen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein weiteres Problem könnte sein das die heutigen Sänger ein hauptsächlich italienisches oder französiches Repertoire haben. Wenn sie deutsches im Repertoire haben ist es meistens Wagner oder Strauß. Ein Bekannter von mir war in den Lustigen Weibern von Windsor an der Volksoper und meinte die Aufführung sei ja ganz nett geween aber der Publikumsdurchschnitt war ab 60 Jahre aufwärts und junge Leute seien überhaupt nicht im Publikum zu finden gewesen. Und das denke ich mal ist das größte Problem das die deutsche Spieleoper nicht so häufig im Spielplan auftaucht. Ein weiteres Problem wird auch die Auslastung sein. Selbst bei unbekannten Verdi , Puiccini oder Rossini Opern sind die Häuser nicht immer voll ausgelastet. Das wird bei unbekannten deutschen Opern dann noch schwieriger sein,die Karten an den Mann bzw. Abonnenten zu bringen.

  • Ein weiteres Problem wird auch die Auslastung sein. Selbst bei unbekannten Verdi , Puiccini oder Rossini Opern sind die Häuser nicht immer voll ausgelastet. Das wird bei unbekannten deutschen Opern dann noch schwieriger sein,die Karten an den Mann bzw. Abonnenten zu bringen.


    Ja, das ist natürlich ein Problem. Wenn an an einem Opernhaus jemand/jefrau ist, der eine Nase für Qualität hat und wenn dann die eher unbekannten oder gar völlig vergessenen Opern wirklich engagiert und gut erarbeitet werden , zahlt sich das schon aus. Ich habe in anderen Threads immer wieder auf Bielefeld verwiesen, wo John Dew in den 80er Jahren fast den gesamten Spielplan mit "Ausgrabungen" gestaltet hat. Er hat selten gespielte französische Opern (Grétry, Meyerbeer und Halevy vor allem), weithin vernachlässigte italienische Opern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Insbesondere Mascagni, Boito und so weiter), vor allem aber die erst von den Nazis verbotenen und nach dem Krieg nicht wieder ins Repertoire zurückgeholten Opern von Zemlinski, Schrecker, Rudi Stephan, Korngold (Und zwar nicht die Tote Stadt sondern sogar das Wunder der Heliane), Krenek und in hochinteressanten Produktionen zur Diskussion gestellt. Erst war das Bielefelder Publikum ziemlich verstört, aber schnell hat es erkannt, wie aufregend die Aufführungen waren. Vor allem aber wurden viele Opernfans aus anderen Städten angezogen. Man konnte auf dem Parkplatz leicht erkennen, dass Bielefeld damals zu einem Mekka der aufgeschlosseneren und anspruchsvollen Opernfreunde geworden war - gerade weil es dort nicht immer wieder das Altbekannte gab. Interessanterweise wurde sogar zudem ein ganz neues Publikum gewonnen, zumal viele Studierende der Uni, die bisher gar nichts mit Oper am Hut hatten und nun begeistert waren, weil sie spürten, dass Oper ein Ort kulturellen Lebens sein kann, der ihnen etwas gibt!
    An anderen Opernhäusern wurden durchaus ähnliche Erfahrungen gemacht - etwa in Kiel in den späten 90er Jahren und zu Beginn unseres Jahrhunderts. Das war spektakulär, dass es nicht verwunderte, als Frau Harms von Kiel nach Berlin wechselte und die Leistung der Deutschen Oper übernahm. Dort hatte sie mit ihren Ausgrabungen nicht ganz den erwarteten Erfolg, aber einige der Produktionen hatten beim Publikum durchaus Erfolg. Sonderbarerweise hat die Kritik das erst zu würdigen begonnen, als das Ende der Ära Harms bereits besiegelt war.


    Zur Zeit sind es nach meiner Wahrnehmung übrigens besonders Chemnitz, Braunschweig und Osnabrück, die durchaus wagemutig lange ganz vergessene Opern aufführen!
    Die Aufführungen, die ich da jeweils gehört habe, waren erfreulicherweise bestens besucht.



    wie ich festgestellt habe, sind wir beide noch jüngere Mitglieder des Forums - ich erst seit einem Monat, nachdem ich auch erst kurz vor meinem Eintritt überhaupt auf das Forum gestoßen war. Nun hat sich in der Zeit des Bestehens eine Überfülle an Themen herausgebildet, die mir überwiegend interessant erscheinen. Aber da gelingt es kaum, sie alle von Beginn an zu studieren, vor allem wenn sie schon 30 Seiten und mehr umfassen, abgesehen davon, dass das Auge nach einigen Stunden am Computer ja auch ermüdet.

    Ja, es ist nicht einfach, in dem Forum immer den Übersblick zu behalten. Das habe ich auch bemerkt.
    Deshalb habe ich mich bisher ganz auf die Themen Oper und Gesang beschränkt. Mich interessieren auch Sinfonik und Kammermusik, und da könnte ich sicher auch ein bisschen was beitragen, aber die Zeit ist nun mal begrenzt. Und darum schien es mir sinnvoller, nur ein paar der Themenfelder des Forums intensiv zu verfolgen und mich dort aber auch mit etwas eingehenderen Beiträgen an den Diskussionen zu beteiligen. Nur immer in zwei Zeilen meine Meinung zu posten, finde ich uninteressant. Wenn mich ein Thema interessiert, dann liegt mir auch an einer gründlicheren Erörterung. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass ich nicht überall mitreden kann und will. Manchmal juckt es mich. Wenn ich etwa sehe, dass ein Thread für diesen oder jenen Sänger aufgemacht wird, den ich viel gehört habe, denke ich, dass ich auch was von meinen Hörerfahrungen beitragen sollte. Aber meistens lasse ich es dann doch, weil mir die Zeit fehlt.


    Das Interessanteste an Deiner Liste ist für mich, dass Du Marschner nicht mit einem einzigen Werk dabei hast. Die Vernachlässigung seiner Opern finde ich in der Tat sträflich!


    Tiefland wird ja nun seit einigen Jahren wirklich wieder relativ oft gebracht, der Wildschütz und die Lustigen Weiber eigentlich auch.


    Von den anderen Werken, die Du aufführst, halte ich lediglich Webers Euryante und Webers Oberon sowie Hunperdincks Königskinder für wert, dass man sich wirklich intensiver für sie einsetzt.
    Der Trompeter von Säckingen, das Nachtlager von Granada und Der Kuhreigen dürften eigentlich ganz chancenlos sein - und ich sehe kenien wirklichen Grund, warum man diese Werke heute auf die Bühne bringen sollte. Für den, der sie mag, gibt es gute Aufnahmen. Das ist ja so schlecht nicht !


    Und dass ich auch keine Dringlichkeit sehe, die heute kaum noch gespielten Opern von Lortzing und Flotow ins Repertoire zurückzuholen, habe ich ja früher schon in dem Thread gesagt. Für den Wildschütz würde ich mich immer stark machen, aber beim besten Willen nicht für den Waffenschmied oder auch für Zar und Zimmermann.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja natürlich, Caruso, Marschner hatte ich vergessen, was mir erst nach Absenden aufgefallen ist. Natürlich halte ich seinen "Vampyr" und "Hans Heiling" durchaus noch für aufführungswürdig, sonst kenne ich nur noch zwei von ihm dem Namen nach.
    Zu Zemlinsky kann ich wenig sagen, von ihm kenne ich bisher nur symphonische Werke.
    Dem, was du in Bezug auf Lortzings "Waffenschmied" gesagt hast, könnte ich zustimmen, nicht ganz dem zum "Zar und Zimmermann.
    Kreutzer und Nessler sind Geschmacksache, die Handlungen sprechen sicher nicht jedem mehr an, aber die Musik liebe ich - vielleicht liegt das auch ein wenig an meiner persönlichen Sensibilität gegenüber Liedern wie "Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen".


    Liebe Grüße
    Gerhard :hello:

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

    Einmal editiert, zuletzt von Gerhard Wischniewski ()

  • Meiner Meinung nach wird das Werk Lortzings leider viel zu sehr vernachlässigt. Zar und Zimmermann findet man immer irgendwo in Deutschland auf dem Spielplan. Der Wildschütz ist auch eventuell noch dabei. Aber Undine und Der Waffenschmied findet man fast gar nicht, dabei sind diese Opern auch kleine Kostbarkeiten.


    Doch ich habe die Vermutung,dass das Publikum in der Provinz mit "berühmten und bekannten" Opern bedient werden will, damit man sich mit den großen Bühnen vergleichen kann.

  • Doch ich habe die Vermutung,dass das Publikum in der Provinz mit "berühmten und bekannten" Opern bedient werden will, damit man sich mit den großen Bühnen vergleichen kann.


    Da unterschätzt Du aber das Publikum in der Provinz ganz gewaltig. Dazu habe ich ja schon in meinem Beitrag 84 was gesagt!


    Ich bin in den ersten Jahren meines Lebens als Opern-Aficionado eigentlich nur in die großen Häuser gegangen!
    Das war ein schwerer Fehler. Die kleinen Staats- und Stadttheater sind überhaupt nicht zu unterschätzen, viele von ihnen sind engagierter und kreativer als die Luxusdampfer à la Bayerische Staatsoper. Und man hört sogar vielfach vorzügliche Sängerleistungen, weil da junge und unverbrauchte Stimmen zum Einsatz kommen und die Akustik der kleinen Häuser sie nicht gleich überstrapaziert. Ich habe etwa Christian Franz nie wieder so gut gehört wie in Kassel, Falk Struckmann hat in Münster den Holländer noch wirklich kantabel gesungen und sich nicht in Sprechgesang flüchten müssen, Gabriele Schaut hat in Mannheim viel versprochen und dann nur wenig davon gehalten als sie ihre Weltkarriere machte...Ich könnte noch viele, viele Beispiele anfügen! Macht aber keinen Sinn. Mir geht es nur darum, dass die kleinen Bühnen nicht kleiner gemacht werden als sie es verdienen.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich bin da geteilter Meinung. Ich stimme Caruso voll zu, wenn er sagt, dass die kleinen Staats- und Stadttheater Vorzügliches leisten. Wir sind in dieser Hinsicht gesehen eigentlich schon "tiefste" Provinz, denn außer zwei eigenen, recht ordentlichen Orchestern (Westdeutsche Sinfonia und Bayer-Philharmonie), kaufen wir die meisten anderen Vorstellungen ein, häufig bei kleineren Theatern aus Deutschland, aber auch aus osteuropäischen Ländern. Dabei habe ich schon mitreißende Vorstellungen und Sänger erlebt, die ich durchaus mit berühmteren (oft hochgejubelten) Sängern vergleichen könnte. Aber das ist keine Expertenmeinung, denn dazu fehlt mir die Ausbildung.
    Andererseits muss ich Moses zustimmen. Wenn hier beispielsweise eine Zauberflöte, eine Aida, eine Madame Butterfly o.ä. gegeben wurde, war der Zuschauerraum meist bis auf den letzten Platz besetzt. Bei weniger bekannten Opern oder Opernkomponisten tummelten sich im Saal, der 920 Plätze umfasst, oft nur vielleicht 100 bis 150 Zuschauer. Ich habe das an anderer Stelle schon am Beispiel von Giordanos "Andrea Chenier" geschildert, der mir schon länger ein Begriff war, und bei dem ich wenigstens einige meiner Platznachbarn überzeugen konnte, dass er durchaus sehenswert wäre. Ich habe ja schon gesagt, dass ich persönlich immer wieder darauf aus bin, Neues kennen zu lernen, was ich in meinem Bekanntenkreis weitgehend nicht feststellen kann (Manchmal jubele ich ihnen allerdings die Kopie einer Fernsehaufnahme auf DVD unter). Ich wäre mal gespannt, welchen Zuspruch eine Oper von Marschner, Goldmarck oder weiteren schon genannten deutschen Komponisten hätte.
    Aber da sind wir wieder vom Thema "Repertoirefähigkeit" abgekommen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)