Als wär das nicht schon kompliziert genug: Hermann Levi hat anscheinend die Mottl-Bearbeitung nochmals verschlimmbessert. Er behielt zwar einiges von der Instrumentierung Mottls bei, stellte aber die ursprüngliche Version in 2 Akten wieder her. Seinem Urteil nach sei das Original-Werk von Cornelius gänzlich unaufführbar - eine bemerkenswerte Auffassung :wacky:.
Die Aufnahme unter der Leitung von Erich Leinsdorf folgt der Originalfassung, allerdings mit deutlichen Strichen - und die könnten eventuell auf Mottl zurückgehen, das habe ich noch nicht verifizieren können - und zwei Verkürzungen, die aber schon Cornelius vorgesehen hatte: nach dem Auftritt des Califen gibt es einen Begrüssungschor "Beherrscher der Gläubigen", der den Handlungsfortgang eher behindert und am Ende wünschte sich Cornelius einen prägnanteren Schluss (ursprünglich gibt es da ein längeres, musikalisches Nachspiel). Diese verkürzte Version findet sich auch bei Leinsdorf. Allerdings stammt die Notation für die abschliessenden vier Takte von Hofbauer, dem ersten Bearbeiter des Werkes, der im Auftrag der Familie von Cornelius tätig wurde.
Bei Hollreiser (dessen Aufnahme ich als nächstes Anhören werde) fehlt zwar ebenfalls der Begrüssungschor für den Califen, er entschliesst sich aber für die vier letzten Takte, wie sie Cornelius selbst notiert hat und wie sie auch das Werk in der "Langversion" beendet hätten, die aber von Hollreiser ebenfalls nicht gewählt wurde.
Die D-Dur-Overtüre fällt konventioneller aus, als die originale h-moll-Overtüre: die Hauptthemen, die sich in der Oper wiederfinden, werden hier schon vorgestellt - vielleicht fand Liszt soetwas passender...