Chicago Symphony Orchestra – Wer folgt 2020 auf Riccardo Muti?

  • Das " Housing " interessiert nur nebenbei.
    Von größerem Interesse wäre doch warum ein bestimmter Dirigent vom Forum als Kandidat angesehen wird. Oder?

    Ich verliere nie! Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Unbekannt)

  • Dass der Geld-Adel von Frankfurt in Bad Homburg oder Kronberg wohnt, hat aber nichts mit den Mietpreisen in Frankfurt zu tun sondern andere Gründe.

    Bad Homburg kenne ich als Kurort. Das ist schon schön da. Ich kenne allerdings auch konkret einen Hochschulprofessor aus Frankfurt a.M., der genau aus dem Grund der Wohnsituation und Mietpreise 1 1/2 Stunden Anfahrtsweg in Kauf nimmt. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Wenn er als ordentlicher Professor der Goethe-Uni oder St. Georgen oder FH seit Jahren in Frankfurt keine vernünftige Wohnung findet (zur Miete oder zum Kauf?), scheint er auch nicht ernsthaft danach zu suchen.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Wenn er als ordentlicher Professor der Goethe-Uni oder St. Georgen oder FH seit Jahren in Frankfurt keine vernünftige Wohnung findet (zur Miete oder zum Kauf?), scheint er auch nicht ernsthaft danach zu suchen.

    Das Problem ist, dass man nach der Berufung gleich eine Wohnung finden muss. Da bleibt nicht viel Zeit für eine Suche. Ein anderer Fall, der mir bekannt ist, war, dass jemand einen Ruf für eine Professur nach Stuttgart nicht zuletzt deshalb schließlich abgelehnt hat, weil er einfach so schnell keine passende Wohnung fand.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Gibt doch genug DiMiDo-Profs, die mit dem ICE von sonstwoher (außer Wolfsburg) nach Frankfurt pendeln und dort erstmal nur eine kleine Bude oder notfalls Hotel haben, bis sich etwas richtiges findet. Naja, wie dem auch sei, vielleicht gefällt es Deinem Bekannten irgendwo in 90 Minuten von Frankfurt entfernt eh viel besser als in Frankfurt selbst.


    :hello:

    Er hat Jehova gesagt!

  • In der ZEIT vom 05.10. ("Musik", S. 57) las ich gerade, dass Mariss Jansons während seiner Münchner Arbeitsphasen im Hotel Bayerischer Hof wohnt, mit Frau und Hund Miki in einer Suite.


    Wenn ich mich nicht täusche, hat Bychkov in Köln auch im Hotel gewohnt. Selbst Kamioka in Wuppertal wohnte im Hotel, oder war es ein vom Orchester bezahltes Haus?


    Für Professoren und Musiker in Frankfurt gibt es doch die unterschiedlichsten Gründe, eben genau in oder nahe an Frankfurt zu wohnen oder weiter weg. Das ist aber doch immer ein Einzelfall.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Für Professoren und Musiker in Frankfurt gibt es doch die unterschiedlichsten Gründe, eben genau in oder nahe an Frankfurt zu wohnen oder weiter weg. Das ist aber doch immer ein Einzelfall.

    Es gibt etliche Professoren, die z.B. in Berlin oder Hamburg wohnen und sich dann für 2 oder 3 Tage ein kleines Zimmer in Siegen oder Münster nehmen. Da kenne ich auch etliche Fälle. Aber es gibt eben auch bestimmte Städte, wo die Wohnungssituation detulich schwieriger ist als in anderen. Da nimmt eben die Zahl der Einzelfälle, wo Leute außerhalb der Stadt wohnen, erheblich zu gegenüber anderen Städten mit vergleichsweise günstigeren Wohnbedingungen. Münster ist aktuell so ein Beispiel. Die Einwohnerzahl wächst ständig und es gibt definitiv einen Mangel an Wohnraum. Entsprechend sind die Mietpreise in der Nähe des Stadtzentrums gesalzen. Ich habe noch Glück gehabt - aber solches Glück hat nicht jeder Mensch. :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Das " Housing " interessiert nur nebenbei.
    Von größerem Interesse wäre doch warum ein bestimmter Dirigent vom Forum als Kandidat angesehen wird. Oder?

    Allerdings.


    Aber offensichtlich gibt es hier so viele Immobilienexperten, die uns alle gerne an Ihrem Wissen teilhaben lassen möchten.


    Herzliche Grüße,


    Agon

  • Naja, so war das eigentlich nicht gemeint, jedenfalls nicht ausschließlich.


    Es ging ja um Jaap van Zweden, der offensichtlich der bestbezahlte Dirigent der USA ist, also vor Riccardo Muti (Chicago), Andris Nelsons (Boston), Gustavo Dudamel (Los Angeles), Michael Tilson Thomas (San Francisco), Yannick Nezet-Seguin (Philadelphia) und Franz Welser-Möst (Cleveland). Und der nun Chef beim New York Philharmonic wird. Und dieses Paradoxon bzw. diesen Zusammenhang habe ich versucht, zu erklären. Es geht in New York nunmal mehr ums Geld als andernorts in den USA. Und Jaap van Zweden ist ein seltsames bis fragwürdiges Phänomen. Er ist kein herausragender Dirigent (vor allem im Vergleich zu den Genannten) und wird aus Dallas direkt nach New York berufen. Das wirft Fragen auf. Muti z.B. war viele Jahre Chef in London, Philadelphia und Mailand und krönt sein künstlerisches Lebenswerk jetzt mit der Chefstelle in Chicago - das finde ich nachvollziehbar und verdient. Nelsons hat zwar eine schnellere Karriere gemacht, hat aber auch eine Art Ochsentour hinter sich und seine außergewöhnlichen dirigentischen Fähigkeiten bewiesen - ähnlich Dudamel und Nezet-Seguin. Welser-Möst war Chef in London, Wien, Zürich. Tilson Thomas hat sich sehr langsam hochgearbeitet und hat in San Francisco sehr ernsthafte und ehrliche Arbeit geleistet, kontinuierlich und stetig. Ein Jaap van Zweden passt in diese Reihe einfach nicht hinein.


    Und um Mietpreise ging es mir hier nur am Rande. Und New York ist für Orchestermusiker und Ihre Familien von den Lebenshaltungskosten her so oder so immens.

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  • Ich finde Deine Ausführungen soweit durchaus nachvollziehbar, lieber Agon.


    Welser-Möst war Chef in London, Wien, Zürich.


    Einzig "Frankly Worse Than Most" (haben die Londoner damals erfunden) scheint mir in diese Reihe auch nicht so ganz zu passen. Ich habe den Rummel um ihn nie nachvollziehen können, obwohl ich etliche seiner Aufnahmen hörte und ihn auch live erlebte. Symphonisch war das natürlich gediegen, aber wirklich außergewöhnlich? Seine Dirigate an der Wiener Staatsoper habe ich als dröhnend und recht oberflächlich in Erinnerung, dass sich bei einer "Don Carlo"-Vorstellung sogar meine Begleiterin fragte, weshalb der Dirigent die Sänger (und da waren Schwergewichter wie Simon Keenlyside und René Pape darunter) so zugedeckt hat. Wieso sich Cleveland ausgerechnet ihn erwählt hat und im Begriff ist, ihn mindestens zwanzig Jahre zu halten, ist mir recht schleierhaft.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wieso sich Cleveland ausgerechnet ihn erwählt hat und im Begriff ist, ihn mindestens zwanzig Jahre zu halten, ist mir recht schleierhaft.

    Ja, die Frage kann man sich durchaus stellen, lieber Joseph. Irgendwie scheint man sich in Cleveland mit Ihm arrangiert zu haben. Irgendwo hatte ich mal gelesen, daß sich Welser-Möst dort sehr stark für die Jugendarbeit einsetzen muß, was für das Orchester und das Publikum wohl als lebensnotwendig erachtet wird. Und das kann man auch nachvollziehen - denn die Überalterung ist wohl vielerorts ein Problem. Wahrscheinlich liegt es nicht in erster Linie an seinem besonderen dirigentischen Charisma, daß er sich in Cleveland so lange hält. Vielleicht hat er ein besonderes Talent darin, Spenden zu sammeln, wer weiß?
    Vor ein paar Jahren gab es ein zweitägiges Gastspiel des Cleveland Orchestra unter FWM in Frankfurt. Da habe ich zwei Konzerte gehört. Wirklich furchtbar quälend und langweilig war sein Beethoven - ich wäre am liebsten aufgestanden und gegangen. Supergut war allerdings Shostakovich. Also, es ist sehr schwankend.


    Herzliche Grüße,


    Agon

  • Große Überraschung in Chicago: Riccardo Muti wird noch zwei weitere Jahre dranhängen und bis 2022 Musikdirektor des Chicago Symphony Orchestra bleiben. Dies verlautbarte das CSO heute. Damit wird die Nachfolgediskussion nochmal aufgeschoben.


    Zudem wird Daniel Barenboim, Musikdirektor zwischen 1991 und 2006, nach zwölf Jahren Absenz wieder das CSO dirigieren. Ebenfalls zurückkehren ans Podium des Orchesters wird Bernard Haitink, Interim-Chefdirigent zwischen 2006 und 2010.


    Quellen:


    http://www.chicagotribune.com/…-with-cso-0131-story.html
    http://slippedisc.com/2018/01/…muti-reinvites-barenboim/

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Große Überraschung in Chicago: Riccardo Muti wird noch zwei weitere Jahre dranhängen und bis 2022 Musikdirektor des Chicago Symphony Orchestra bleiben. Dies verlautbarte das CSO heute. Damit wird die Nachfolgediskussion nochmal aufgeschoben.


    Bei aller Wertschätzung finde ich es doch schade.
    :pfeif: Ich dachte es könnte mal wieder ein neuer Dirigent mit wirklichem Biss zu CSO kommen - so wie zu den Glanzzeiten unter Fritz Reiner und Georg Solti.
    Danach hat man doch nichts herausragendes mehr vom CSO gehört ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei aller Wertschätzung finde ich es doch schade.


    Vermutlich wird nun eben circa 2020 entschieden, wer Muti nachfolgen soll. Es wurde ja nur vertagt. Offenbar befand das CSO eben auch nicht zuletzt, dass derzeit niemand verfügbar ist, der diesen Posten adäquat ausüben könnte. Viele der hier genannten Möglichkeiten sind schlichtweg insgesamt noch zu jung, um einem Orchester vorzustehen, das den Anspruch hat, das weltbeste zu sein. Wer weiß, wie viele potentielle Kandidaten nicht auch von sich aus abwinken angesichts der gewaltigen Erwartungen. Leitet man das CSO, muss man einfach ständig Spitzenleistungen abliefern, weil es schlichtweg erwartet wird.


    Danach hat man doch nichts herausragendes mehr vom CSO gehört ...


    Ganz so pessimistisch würde ich das nun auch nicht sehen, lieber Wolfgang. Denke ich z. B. an Haitinks Aufnahme der Dritten von Mahler von 2007 (erschienen auf CSO Resound), zeigt sich, dass das Orchester auch nach Reiner und Solti noch ganz vorne dabei ist. Natürlich ist Muti nicht unumstritten. Gerade von Leuten, die oft in seinen Chicagoer Konzerten sind, hört man nicht nur positive Töne. Und wenn ich ehrlich bin, ist der Output an CSO-Aufnahmen unter Muti ziemlich gering, so dass ich bislang kein einziges Mal gemeint habe, da müsste ich mir unbedingt eine zulegen. In mittlerweile immerhin acht Jahren dort wurden nur sechs Einspielungen vorgelegt.




    Der "Otello" wurde von der Kritik sehr gelobt und sogar als die beste Aufnahme überhaupt angepriesen, zumindest orchestral.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    um einem Orchester vorzustehen, das den Anspruch hat, das weltbeste zu sein.


    Ansprüche kann man immer stellen. Ob sie erfüllt werden, das ist ein anders Paar Schuhe.


    Wo ist bitte eine aufsehenerrgende oder auch nur vielbeachtete Aufnahme aller Beethoven-Sinfoniem, wo eine von Mozart oder Schubert ? Haydn wäre ja wohl schon Luxus.


    Fritz Reiner und Georg Solti waren die prägenden Dirigenten, die das Orchester in den Focus des Interesses rückten.
    Scheinbar ist man in Chica ebenso vergangenheitsbezogen wie in Wien


    Solch einen Dirigenten mit Charisma wird man suchen . und derzeit nicht finden, denn es gibt keinen in Zeit wo die Pultdiktatoren nicht in Mode sind.


    Uber den derzeitigen Stellenwert der Berliner Ph. schreibe ich höflichkeitshalber lieber nichts....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !