Bei meinem unverdrossenen Schmökern in verschiedenen älteren Sänger-Threads stieß ich auch auf diese Diskussion über Calleja, die sich nun schon über ein Jahrzehnt hinzieht. Dabei fiel mir beim Verlauf dieses Disputs eines besonders auf:
Zu Beginn, als Alfred den Tenor als vielversprechende Begabung vorstellte, schlugen ihm zornige Stimmen wie Peitschenhiebe um die Ohren. Zufällig hatte ich die Stimme damals auch zum erstenmal gehört - und gedacht: Aus dem wird etwas Großes! Als ich nun im Forum las, wie damals die Fetzen flogen, dachte ich: Hoffentlich gibt er nicht klein bei, die Scharfschützen werden es schon noch merken!
Und siehe da: Inzwischen hat sich der Kandidat auf der ganzen Linie durchgesetzt. Auch im Forum sind die Schützengräben weitgehend zugeschüttet. Calleja hat eben noch eine Weile gebraucht, um sein Revier abzustecken - und er hat seine Technik und Ausdruckskraft in aller Ruhe gefestigt und verfeinert. In einigen Partien ist er schon zum Platzhirsch avanciert.
Was mich von Anfang an hellhörig gemacht hat, waren sein besonderes Timbre (das mich übrigens an F.Tagliavini erinnerte) und seine Fähigkeit zu gesanglicher Feinzeichnung. Er stellt seine stupende Technik (messa di voce!) vollkommen in den Dienst des Ausdrucks und setzt mit seinem sinnlichen Timbre eine starke persönliche Duftmarke. Dagegen ist (zum Glück!) kein Kraut gewachsen. Leider wird dergleichen immer seltender!
Nachträgliche Gratulation, lieber Alfred, zu deiner unbeirrbaren Haltung -
und allen Freunden tenoralen Belcantos beste Grüße von
Sixtus