Netrebko als Lucia in Wien

  • Am Samstag hat also stattgefunden was von Adabeis und solche die es noch werden wollen schon in New York ausführlich kommentiert wurde - das Lucia Debut der Netrebko diesmal an der Wiener Staatsoper. Für La Anna ist Wien sicher ein besonders schwieriges Pflaster - gerade für diese Rolle haben wir alle die Gruberova als absolute und unschlagbare Referenz im Ohr und im Herz.


    Das Haus war brechend ausverkauft, so etwas wie Premierenstimmung machte sich breit (kein Wunder bei den Kartenpreisen). Wir - die Herrschaften von den billigen Plätzen - sind mit etwas realistischeren Erwartungen an die Sache rangegangen und das war auch gut so.
    Also: sie kam, sah und... siegte nicht.


    Sicher - man kann die Lucia auch mit einem lyrischen, nicht koloraturbetonten Sopran besetzen (wie man das perfekt macht hat uns Stefania Bonfadelli vor einigen Jahren bereits bewiesen). Netrebko hat eine wunderschöne Timbrierung, die zur Zeit etwas dunkler klingt, sie ist aber auch sehr gut beraten die "entschärfte" Fassung zu singen und sich so auf ihre Stärken in der Klangschönheit zu konzentrieren. Leichte Intonationsschwierigkeiten in der Mittellage fallen aber - wie schon von Zuhörern der Met festgestellt - deutlich auf. Die Wahnsinnsarie mit der Glasharmonika zu spielen ist ein neuer und ganz schöner Effekt (beckmesserisch könnt man sagen es ist für den Sopran leichter als gegen die Querflöte anzusingen). Nach der Szene zeigte das Publikum freundliche aber verhaltene Zustimmung, wer je den tobenden Applaus für die Gruberova an dieser Stelle in der Magengrube verspürt hat weiss in welcher Dimension der Unterschied liegt.
    Schauspielerisch ist Netrebko lieb, aber (sorry Anna) nicht wirklich berührend. Dass viele Kritiker sich mit dem leicht angestiegenen Körpergewicht mehr auseinandersetzen als mit der Rollengestaltung liegt an der Vermarktung der Netrebko als Gesamtkunstwerk, ist aber trotzdem nicht fair.
    Damit wäre gesagt was die meisten Zuschauer von diesem Abend wissen wollten, aber es gab schon mehr. Filianoti als Edgardo war auch an der Met schon dabei, den Applaus den er bekommen hat versteh ich nicht. Eine harte, scharf timbrierte Stimme, immer an der Grenze der Möglichkeiten geführt, irgendjemand sollte Herrn Filianoti erklären dass es kein Otello ist.


    Nun zu den wirklich erfreulichen Dingen des Abends: zuallererst George Petean als Enrico, nicht ganz sein bester Tag aber trotzdem die mit Abstand beste Leistung des Abends. Tolles Timbre, tolle Höhe ... alles da um uns Stimmfetischisten so richtig glücklich zu machen.
    Stefan Kocan als Raimondo ist vielleicht nicht optimal besetzt da er ein eher hartes, sehr charakteristisches Timbre hat, aber wie schon vor einiger Zeit als Philipp im Don Carlo beeindruckt die Stimme sehr. Ein junger Sänger mit großem Potential. Dirigent Marco Armiliato hatte die Sache durchaus auf Zug, ein guter Kapellmeister.


    Ein besonderes "Zuckerl" des Abends war die sonst gestrichene Szene Lucia/Raimondo sowie die leider auch meist gestrichene Turmszene mit einem eindeutigen Sieg nach Punkten für Petean :]


    Ob der Abend für "Eventbesucher" was gebracht hat kann ich nicht beurteilen, als Opernfreund verbucht man zwar keinen ausserordentlichen aber doch einen gelungenen, insgesamt durchaus erfreulichen Abend.


    LG aus Wien
    Isis

  • Ja, schon, aber ein bisserl viel Netrebko für die gleiche Aufführung ist es schon. Angesichts dessen, daß sie jetzt ein Jahr Zeit gehabt hätte, an ihrer Aussprache zu feilen und an ihrer Intonation, es aber offenbar lieber bleiben hat lassen und so schlampig klingt wie eh und je.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Machen wir eigentlich auch einen eigenen Thread auf, wenn Fritzi Pospischil die Königin der Nacht im Stadttheater Finkenhausen singt?
    :hello:


    Du kannst es gerne versuchen!


    Überhaupt, wo dann die Bewohner von Finkenhausen zugleich von der überraschenden Tatsache erführen, dass sie neuerdings ein Stadttheater besitzen...


    Und du wärst der erste Berichterstatter über Fritzi Pospischil (der Sängerin, wohlgemerkt!). Das kannst du dir doch nicht entgehen lassen!




    Zitat

    Ja, schon, aber ein bisserl viel Netrebko für die gleiche Aufführung ist es schon.


    Tatsächlich? Der Artikel von Isis befasste sich zu einem Drittel mit Anna Netrebko. Ach du meinst, dass sei immer noch zu viel? Na ja, die Berichterstatter von Standard, Kurier, Salzburger Nachrichten und Kleine Zeitung sind da nicht deiner Meinung...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theophilus,

    Zitat

    Ach du meinst, dass sei immer noch zu viel? Na ja, die Berichterstatter von Standard, Kurier, Salzburger Nachrichten und Kleine Zeitung sind da nicht deiner Meinung...


    Siehst Du, das ist der Unterschied: Du teilst (unhinterfragt...?) die Meinung der Mehrheit, ich denke lieber selbst - auch dann, wenn ich mit meinen Gedanken einer Minderheit angehören sollte.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    ...
    Siehst Du, das ist der Unterschied: Du teilst (unhinterfragt...?) die Meinung der Mehrheit, ich denke lieber selbst - auch dann, wenn ich mit meinen Gedanken einer Minderheit angehören sollte.


    Ja weißt du, da ich nicht die Möglichkeit hatte, die Vorstellung am Samstag zu hören, kann ich mich nur über jene informieren, die dort waren und darüber schreiben.


    Und es mag ja schön sein, dass du selbst über die Vorstellung am Samstag nachgedacht hast, aber ich halte mich in diesem Fall doch eher an die Leute, die dort waren. Und meintest du eben, dass deine Kollegen, die von dieser Vorstellung berichteten, sich keine Gedanken darüber gemacht haben?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Theophilus,
    dann glaubst Du also an den Yeti.
    Weil: Du warst nicht dort.
    Der Messner war dort.
    Der Messner sagt, er hat einen Yeti gesehen.
    Ergo glaubt Theophilus an den Yeti.
    Ich weniger.
    Aber wenn es Deine Meinung ist, will ich sie Dir nicht streitig machen.
    :hello:

    ...

  • Liebe Isis, das was Du hier berichtest, deckt sich fast genau mit meinem Eindruck, den ich von ihrer Met-Lucia hatte.(siehe im dortigen Thread). Dort scheint sie allerdings deutlich bessere Partner gehabt zu haben, denn sowohl Enrico wie auch Edgardo waren herausragend gut.


    Die Schwnangerschaft hat nicht nur ihren Körper (mit dem Medienimage als Sex-Symbol ist jetzt wahrscheinlich und gottseidank endlich Schluss, denn dazu ist sie zu matronig geworden) sondern auch ihre Stimme verändert.
    Letztere m.E. im wirklich positiven Sinne. Ich habe ncihts von Intonationsproblemen, die über ein normales Mass hinaus gehen, gehört und die Aussprache im Italeinscihen ist ohnehin bei ihr viel besser als in deutsch oder gar französisch. Was übrigens auch an der ziemlich gedeckten Stimmtechnik liegen kann und kein notwendigerweise philologisches Problem sein muss.
    Es gibt etlche Frauen, die nach Geburten ein halbes oder mehr Stimmfach nach unten rutschen und ein dunkleres Timbre bekommen und ich kann nur hoffen, dass die Veränderung Madame Netrebko bewegt, endlich im passenden Stimmfach, nämlich als grosser lyrischer Sopran mit slawischer Note zu singen. Auch ich finde ihr Timbre schöner und charakteristischer als vor der Schwangerschaft- als Rusalka wäre sie derzeit sicher der Hit!


    M.E. ist sie vor allem bei Komponisten à la Puccini genau richtig- was Edwin sicher besonders freuen wird...... :D :D :D


    Als Lucia oder Amina oder Elvira oder was auch immer in dieser Belcanto-Richtung wird sie niemals den Rang eines Weltstars erreichen oder gar verteidigen können- die Konkurrenz ist einfach besser, denn ihr fehlt die natürliche Leichtigkeit und Beweglichkeit der Stimme.


    Ncihtsdestotrotz hat sie die Aufgabe nicht schlecht bewältigt, was ja wahrlich nciht wenig ist.
    Aber eine Sternstunde von Weltrang war das auch für mich beim besten Willen nciht. Ihr Schauspiel fand ich genauso brav und bieder und nciht passioniert genug, wie oben beschrieben- dagegen Natalie Dessay zu erleben........


    F.Q.


  • Niedlich. Also ist dir dein Beispiel von der Sanskrit sprechenden Mondkuh hinterher selbst ein wenig gewagt vorgekommen. Jetzt muss also der Yeti herhalten.

    :hahahaha:


    Also denn: das Problem mit dem Yeti liegt darin, dass es außer der Aussage von Reinhold Messner und einigen Legenden keine gesicherte und nachprüfbare Tatsachen gibt, die auf die reale und heutige Existenz dieses Wesens hindeuten. Der Yeti ist nach aktueller Erkenntnis in der Tat eine reine Glaubensfrage.


    Über den Samstag-Abend habe ich die Artikel von vier Kulturjournalisten führender österreichischer Tageszeitungen vorliegen, die alle einhellig eine sehr gute Lucia gehört haben wollen. Dazu nehme ich die Aussage von Isis, die dies mit Einschränkungen bestätigt. Als drittes nehme ich meine Erinnerung an (leider nur) zwei Akte der Übertragung aus New York, die ich hören konnte. Schließlich denke ich selbst ein wenig nach, versuche diese drei Informationen miteinander zu verbinden und komme zum Ergebnis, dass es am Samstag in der Tat eine ziemlich gute Lucia-Vorstellung an der WSO gegeben haben wird. Das ist für mich eine recht gut abgesicherte Tatsache!


    Wenn du gegenteiliger Meinung bist, wirst du dich wohl zu einer ausführlicheren und wohlbegründeten Darstellung herablassen müssen, um meine Meinung darüber beeinflussen zu können. So einfach hingeworfene Bemerkungen über Intonation und Aussprache sind da zu wenig. Damit wird ein Opernabend bei weitem nicht ausreichen charakterisiert (eigentlich fast gar nicht).



    Und schließlich, ich weiß gar nicht, wie ich es schreiben soll: irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass du mir nahelegen willst, ich solle den Ausführungen von Kulturjournalisten wichtiger österreichischer Tageszeitungen grundsätzlich keinen Glauben schenken.


    Da wird aber der Kulturjournalist in unserem Forum keine Freude mit dir haben!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Lieber Theophilus,

    Zitat

    Niedlich. Also ist dir dein Beispiel von der Sanskrit sprechenden Mondkuh hinterher selbst ein wenig gewagt vorgekommen. Jetzt muss also der Yeti herhalten.


    Ich gebe zu, die Mondkuh war mir selbst nicht ganz geheuer, weil ich zwar Dir zutrauen würde, die Geschichte zu glauben, nicht aber Neil Armstrong, sie zu erzählen. Als wir uns über Dein Posting in der Abteilung königlich amüsiert haben, kam ein Kollege auf die Idee, die Mondkuh gegen das Monster von Loch Ness auszutauschen. Da ich jedoch wenigstens einen Thread Karajan-frei halten will, entschied ich mich, der Weg war ja nur ein kurzer, doch für den Yeti.


    Der also ist, trotz des verbürgten Zeugnisses eines der besten Alpinisten, in Deinen Augen eine Glaubensfrage.
    Ergo müssen auch die Zeitungskritiken in Deinen Augen Glaubensfragen sein. Also: Du kannst glauben, daß es so war, aber wissen tust Du nix.


    Daraus schließe ich: Entweder, die Netrebko ist für Dich eine Glaubensfrage. Oder der Yeti eine Realität.


    :hello:

    ...

  • Ich komme eben von der 2. Aufführung der Lucia und kann nur unterstreichen, was Isis schon geschrieben hat: Eine überdurchschnittlich gute Repertoireaufführung, aber sicher keine Sensation, und das Publikum hat das zumindest heute genauso empfunden.
    Auch für mich gebührt George Petean für seinen souveränen Enrico der erste Preis: Eine tolle, sicher geführte Stimme, mit der er seine männlichen Kollegen mühelos an die Wand sang. Das war aber auch nicht sonderlich schwer, denn weder der eintönig schnarrende Stefan Kocan (Raimondo) noch die beiden Tenöre vermochten mich zu überzeugen. Giuseppe Filianotis ist in fescher Edgardo, aber das ist auch schon das einzige Plus, seine gute Kritiken verstehe ich wirklich nicht. Für mich klang er zumindest heute arg überfordert. Seine Töne wirkten eng und gepresst, in den Ensembles ging er völlig unter und in der Turmszene schien er mir stehend KO zu sein. Ich befürchtete schon Schlimmstes für das letzte Bild mit der großen Tenorarie, aber da rettete sich Filianoti eigentlich recht routiniert über die Runden, und bei den schon sehr asthmatischen letzten Tönen konnte man ihm zugute halten, dass er da immerhin ein Messer im Bauch hat ;) :D
    Die neue Nahrung für Edwins Netrebko-Phobie (Langsam wird's fad, lieber Edwin :wacky: ) hebe ich mir für den Schluss auf ;) Ich war ziemlich skeptisch, was Anna Netrebko als Lucia betrifft, bin aber jetzt angenehm überrascht. Nicht, dass ich sie für die Idealbesetzung halte - das ist für mich immer noch die in einer eigenen Liga singende Edita Gruberova - aber sie zählt für mich nun zu den sehr guten Interpretinnen dieser Rolle. Ihr Timbre mochte ich schon immer, die Schwangerschaft hat ihrer Stimme sicher nicht geschadet, ganz im Gegenteil. Schon bei Netrebkos Bellini-Giulietta im Konzerthaus konnte ich feststellen, dass sie viel voller, farbenreicher klingt, und das bestätigte sich heute. Wunderschön fand ich die Glasharmonika in der Wahnsinnsarie, ich verstehe voll und anz, warum Donizetti dieses Instrument im Ohr gehabt hat, das wohl wie kein anderes das Irreale, Jenseitige dieser Szene transportieren kann. Obwohl ich natürlich das geniale "Zwiegespräch" zwischen der Querflöte und den perlenden Koloraturen der Gruberova immer zu meinen persönlichen Glücksmomenten gezählt habe. Ja, die Grubsi ist für mich nach wie vor das Maß aller Dinge als Lucia, und das Publikum hat es heute wohl ähnlich empfunden. Nicht nur, dass der Applaus für Netrebko in überhaupt keiner Relation zu dem Jubel für die Gruberova stand (Für unseren Statistiker Theo ;) habe ich auf die Uhr geschaut: Der Szenenapplaus dauerte genau 90 Sekunden, das ist ziemlich mager :no: ), verhielten sich die Leute heute während der Arie völlig "normal", d.h. es wurde fröhlich gehustet, geraschelt, mit den Schuhen gescharrt usw. Wir Wiener kennen die absolute Stille, welche die Gruberova mit ihrem Gesang immer erzwungen hat, diese Gänsehaut erzeugende Spannung, wenn 1700 Leute den Atem anhalten, diese totale Konzentration auf einen einzigen Menschen da unten/vorne auf der Bühne, und die frenetische, überbordende Begeisterung nach dem Verklingen des letzten Tones, als ob irgendwo ein Sicherheitsventil geborsten wäre. Da stand die Oper wirklich immer Kopf.
    Aber wie gesagt: Ich bin von Netrebkos Leistung sehr angetan und konnte mein Vorurteil, sie wäre als Lucia eine ziemliche Fehlbesetzung, revidieren.
    (Ein Bekannter von mir, bisher eher auf Edwins Seite, meinte sogar, dass sie ihn heute zum ersten Mal wirklich überzeugt hat!)
    lg Severina :hello:


    PS: Bevor jetzt wieder einige die übliche "Callas-ist-die-gößte-Lucia-aller-Zeiten-Leier" anstimmen: Das mag schon sein, ich beziehe mich hier auch auf keine Tonträger, sondern ausschließlich auf Lucia-Interpretinnen, die ich auf der Bühne erlebt habe, und da ist Edita Gruberova meine Nr.1, gefolgt von einer ganzen Reihe sehr guter Kolleginnen, wie Stefania Bonfadelli, Elena Mosuc... und eben jetzt Anna Netrebko.

  • Liebe Severina, dann scheint sie sich in Wien ,wie schon Theo angedeutet hat, im Vergleich zu New York wirklich gesteigert zu haben, denn als mehr als ordentliche Repertoireleistung habe ich sie bei der MET Lucia nicht erlebt.
    Ich finde es so oder so jedenfalls sehr erfreulich, dass ihre Schwangerschaft einen positiven Effekt im Hinblick auf die Stimme hatte und ihr Image vom singenden Dummchen und Sex-Symbol à la Marilyn sich nun hoffentlich -evtl sogar bis zu Edwin vordringend :D- wandeln könnte.
    F.Q.

  • Liebe Fairy,
    ich bin wie du der Meinung, dass die Lucia sicher nicht ihr Fach ist, dazu fehlt ihrer Stimme die Leichtigkeit. Bei der Grubsi klingen die Koloraturen, als wären sie die selbstverständlichste und einfachste Sache der Welt, bei der Netrebko merkt man die Bemühung, und das Ergebnis überzeugt nur mit Abstrichen. (Und im Unterschied zu z.B. Fortunata bin ich wirklich nicht der Meinung, die Verzierungen könne man ruhig einmal weglassen :no:, Hauptsache, es klingt seelenvoll.) Aber ich bin ehrlich gesagt mit der Befürchtung in diese Vorstellung gegangen, eine totale Fehlbesetzung zu erleben, und das war es wirklich nicht. Ich habe wesentlich schlechtere Lucias erlebt, auch die von vielen so gerühmte Lucia Aliberti würde ich hinter der Netrebko einreihen. (Die sang zwar den Spitzenton, aber er klang immer, als wäre man einer Katze auf den Schwanz gestiegen :untertauch: )
    Aber dürfte ich mir jetzt eine Lucia aussuchen, fiele meine Wahl kaum auf Anna Netrebko. Im Mai verkörpert Edita Gruberova wieder ihre Paradepartie, und ich bin sicher, dass sie trotz ihrer 62 Jahre die WSO wieder zum Kochen bringen wird.
    lg Severina :hello:

  • Liebe severina ,



    bei all meiner bekannten Bewunderung und Verehrung für die Interpretationen der Lucia durch Maria Callas , Anna Moffo oder Natalie Dessay möchte ich doch der Fairness halber auf die nun wirklich sängerisch übrerragenden Interpretationen durch Joan Sutherland hinweisen .


    Selbst Maria Callas , die die Sutherland erlebt jat , hat sich zu derern gesanglichen Leistung beeindruckt gezeigt .


    Anna Netrebko scheint nun noch fast alles singen zu wollen , was sie besser unterliesse . Was ist das Motiv für diesen Ausflug in ein ihr nicht liegendes Fach ?




    Liebe FAIRY ,


    warum sollte eine erfolgreiche Schwangerschaft bei Frau Netrebko ihrer Stimme schaden ( können ) ? Bitte sei so lieb und erkläre mir dies kurz . Danke iom voraus .



    Beste Grüsse ,




    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank, nicht unbedingt schaden, sondern vielmehr verändern.
    Da wir Frauen nun mal sehr von Hormonen abhängen, was du als Arzt ja sicher bestens weisst, habe so eingreifende hormonelle Veränderungen wie eine Schwangerschaft manchmal grosse Auswirkungen auf die Stimme.
    Ich weiss von einigen Sängerinnen, die nach Geburten das Stimmfach gewechselt haben, weil die Tessitura und das Timbre anders (tiefer, dunkler etc) geworden sind.
    Schaden wird das dann nur solchen Sängerinnen, die einstens als helle Koloratursoprane oder Soubretten reüssiert haben und unbedingt in diesem Fach bleiben wollen oder müssen. Wenn die leichtgängige Höhe nciht mehr so funktioniert wie früher, wäre das ein subjektiver Schaden.


    Allerdings betrifft eine solche Stimmveränderung lange nciht alle Frauen, das hängt vom ganz individuellen "Bio-Mechanismus" ab. Gesetzmässigkeiten gibt es nciht.
    Manche Stimmen leiden sogar erheblcih unter der Antibabypille.


    Bei Netrebko finde ich das Timbre nun aber schöner, runder und voller.
    Das kann an der Schwangerschaft bzw Mutterschaft liegen, muss aber nciht unbedingt.


    F.Q.

  • Ich hätte da eine Frage an die Netrebko-Fans: Warum singt die Frau eigentlich eine hohe Koloraturpartie, deren Spitzentöne sie entweder nicht schafft oder von vorneherein gar nicht erst versucht (in weiser Erkenntnis ihrer Grenzen), statt sich auf die Rollen zu stützen, die sie halbwegs kann?
    Oder haben wir demnächst auch Johan Botha als Wotan zu erwarten und Bryn Terfel als Tristan?
    :hello:

    ...

  • Lieber Fairy ,



    ein sicherlich hochinteressantes Thema , das Du hier anschneidest .


    Aber , bitte , warum nur bei Dir von Dir erwähnten Stimmlage ?


    Warum soll dies nicht auch für primär tiefe Stimmlagen möglich sein ?


    Mutterschaft ist doch dann nach einer gewissen Zeit der auch hormonelle Normalität eher ein ganz subjektives Erleben ( was übrigens auch für das Vatersein gilt ! )


    Nicht Muuterwerden kann gerade bei Frauen , die sich spät oder sehr spät unbedingt ein "geplantes" Kind wünschen erhebliche negative Folgen haben . Dies ist empririsch sauber belegt .


    Calls soll sich immer aus tiefstem Herzen ein oder mehrere Kinder gewünscht haben . Moffo hat keine Kinder bekommen .


    Du bist Dir sicher , dass Anna Netrebkose Stimme sich seit ihrer Schwangerschaft und Niederkunft s e h r verändert hat , so dass wir es in einer Opernaufführung also direkt merken müssten ?


    Interessante ( Hypo- ) These .


    Danke für Deine Ausführungen .


    Viele Grüsse nach Frankreich .



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Edwin ,


    nun sei bitte nicht so pessimistisch !


    Inzwischen halte ich fast alles eigentlich Unmögliche und nicht Wünschenswerte für möglich .


    Anna Netrebko singt z. B. die Isolde, wenn ihr lieber Mann den Marke z.B. singt und Rolando Villazon des tristan . Im Tonstudio kann man ja sehr viel , wie Du weisst , "machen" .


    Um an Fairys Hormontheorie bezuüglich der Stmme anzuknüpfen : Nach einem weiteren Kind ist vielleicht eine "Breitband - Netrebko"
    möglich : Eine sogenannte Allrounderin .


    Auf die Antworten der Netrebkoo - gemeinde bin ich allerdings auch gespannt .


    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Lieber Edwin ,



    folgen wir Fairy Quenn's Ausführungen , so wäre ja auch eine tiefre Stimmlage bei "unserer" Anna N. möglich - hormontheoretisch .


    Etwa die Brangäne ?


    Vielleicht kommt A. N. ja auch bald in die "Wechseljahre" ( das Substantiv könnte Programm werden ! ) und wir werden noch eine minimalistische , "abgespeckte" - rein simmlich natürlich - Martha Mödl erleben oder eine Astrid Varnay erleben .


    Die Hormon-Theorie von Fairy Queen hat mich so faszineirt , dass ich meine Studien zu und über Anna N. auf die "Gynäkologische Endokronologie" ausweiten werde .


    Vielleicht sollte man den breiteren wie tieferen Zugang zu Anna Netrebko aus diesem Blickwinkel grundsätzlich zu verstehen versuchen .


    Und Fairys Hinweis auf die "Anti - Bby - Pille" ( welch schrecklicher Ausdruck ) eröffnet uns wietere Perspektiven zu Verständnis des speziell weiblichen Gesanges .


    Bei den Herren der Dangeskunst gibt es vielleicht - ohne das wir dies wissen - schon lange ein Testorsteron - Doping für die hohen C's ?!


    Fragen über Fragen .


    Was aber , dies zum Schluss , wenn Frauen Testorsteron nehmen und Männer Östrogene und Gestagene ? :pfeif:


    :hello:,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank, pardon, aber so absurd, wie du anscheinend denkst, ist das wahrhaftig nicht!
    Zum einen legst du mir hier (übertriebene) Dinge in den Mund, die ich so nciht gesagt habe.
    Zum anderen:
    Werd erstmal eine Frau, dann sprechen wir uns weiter! ;) :D


    Wenn Du allein wüssest, wie ein ganz normaler hormoneller Monatszyklus die Stimme beeinflusst, würdest Du staunen.
    Ich habe keine Lust, hier im wahrsten Sinne des Wortes "Internes" aus aus dem Leben einer (singenden) Frau zu erzählen, aber hormonelle Kontrazeptiva(das Wort ist Dir sicher lieber), Schwangerschaften, Wechseljahre etc haben nciht selten einen Einfluss auf die Stimme.
    Von Frau zu Frau verschieden und von Frau zu Frau verschieden stark.
    Es geht hier auch natürlcih nicht nur um reine Physiologie sondern auch um Neuropsychologie, die gerade in Deinem Beispiel,des nciht erfüllten Kinderwunsches eine Rolle spielen dürfte.



    Testosteron macht nciht nur aggressiv und steigert nicht nur die Libido sondern verändert auch die Stimme- Sängerinnen wird das vorher klar und deutlich gesagt, wenn Medikamente einen testosteronartigen Wirstoff enthalten. Das gilt dann auch für Gestagene in hoher Dosierung.




    Ich kann Dir leider keine endokrinologischen Statistiken vorlegen, das gehört auch ohnehin nicht hierher.
    Das Thema Gesang und Hormone ist in jedem Fall ein interessantes Studienfeld und zwar auch im positiven Sinne.


    Bei (stressfreiem) Singen wird Endorphin, Noradrenalin und Serotin produziert- die Folgen sind u.A. eine ncith zu verachtende Glückseligkeit . Den Flow , der dabei entsteht kann Dir fast jeder Sänger beschreiben. Sehr zu empfeheln, sag ich da nur! :angel:


    Lieber Edwin, dieselbe Frage habe ich ja , wenn auch viel nachsichtiger als du- von Anfang an gestellt. Ich glaube allerdings, dass sich ihr bisheriges Image nun ändern muss und wird. Siehe oben, ich will mich nciht wiederholen.


    Eine "Breitband-Netrebko" im grösseren lyrischen Sopran-Fach kann ich mir übrigens nicht schlecht vorstellen!


    F.Q.

  • Liebe Fairy ,



    meine Ausführungen beziehen sich doch ganz eindeutig auf Super - Anna .


    Doch nicht als grundsätzliche allgemeingültige wissenschaftliche Erkenntnis auf alle Frauen und Mädchen dieser Welt ; und Sängegrinnen ( oder auch Sänger ) schon gar nicht .


    Der Serotonin-Stoss mag glücklich amchen , uns von Depressionen ( künstlich ? ) in vielen Fällen zu befreien vermögen .


    Aber hier geht es , bitte noch einmal , nur um Anna Netrebko und ihr stimmliches Vermögen .


    Dass Du sie möglicherweise sogar ausserordentlich schätzt , beonders nach ihrer Entbindung , das mag sein . Bei mir hat sich bisher der Eindruck nicht aufgedrängt , dass sie seither eine grosse neue Koloratursopranistin geworden ist .


    Es geht hier und mir nur um einen Einzelfall .


    Gesichert ist , dass es jedenfalls in Deutschland Mädchen in Schulen und auf Unis unendlich viel einfacher haben als Jungs und Studenten !!! Das ist keine Hormonfarge per se , sondern eine eindeutig belegbare Tatsache . Ohne jeden Abstrich .


    Nur noch als hübsches Mädchen mit Charme und Geschmeidigkeit möchte in direkt im Gaultier - Outfit zur Welt kommen .


    Warte bitte , liebe Fairy , wenn unsere Natalie Dessay erst in Santa Fé die 'Violetta' singen wird bzw. gesungen haben wird . Danach wird niemand mehr von A. N. in dieser Rolle sprechen !
    Und wir werden eine ganz grosse Ensembleleistung erleben !


    Herzliche Grüsse , :angel:



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Liebe Fairy Queen,

    Zitat

    Eine "Breitband-Netrebko" im grösseren lyrischen Sopran-Fach kann ich mir übrigens nicht schlecht vorstellen!


    Das halte ich für den künstlerisch falschen Weg. Sie sollte sich mehr auf Nischen konzentrieren (wie etwa die "Iolanta", die sie im Sommer in Baden-Baden singt). Bei den meisten Mainstream-Rollen finde ich sie einfach nicht an der Spitze, an die sie hochgejubelt wurde - etwa die Mimi: Das ist sicher recht gut, aber nichts so Außergewöhnliches.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Wenn Du allein wüssest, wie ein ganz normaler hormoneller Monatszyklus die Stimme beeinflusst, würdest Du staunen.
    ....
    F.Q.


    Hallo zusammen,


    ein kurzer Exkurs in die Technikwelt um Fairies These zu stützen: Systeme, die Personen an Hand ihrer Stimme identifizieren, funktionieren mittlerweile erstaunlich gut .... ausser bei schwangeren Frauen.


    Wenn sogar eine schnöde Spracherkennung beim Sprechen den Unterschied hört, wie sollte er da beim Hochleistungssingen ohne Veränderungen abgehen.


    Es ist mir allerdings nicht bekannt, ob die die Stimmen aus Sicht des Spracherkenners nach der Geburt wieder normalisieren.


    Und folgendes:


    Zitat

    Gesichert ist , dass es jedenfalls in Deutschland Mädchen in Schulen und auf Unis unendlich viel einfacher haben als Jungs und Studenten !!! Das ist keine Hormonfarge per se , sondern eine eindeutig belegbare Tatsache . Ohne jeden Abstrich .


    scheint mir doch eher eine gewagte These. Zur Schule kann ich nicht wirklich was sagen, da ich auf einer Mädchen-Schule war. Da haben Mädchen tatsächlich naturgegebene Vorteile :D


    Aber für die Universitäten stimmt diese Aussage sicher nicht in dieser Allgemeinheit. Und je höher man in der Universitätshierarchie steigt, desto weniger stimmt's, das kann man ja auch an den Zahlen z.B. weiblicher Professoren ablesen.


    Viele Grüße,
    Melanie

  • Lieber Edwin ,


    ich kann Deine Meinung nur voll unterschreiben nach ( zu ) viel Netrebkohören .


    Und wenn ich neulich in einer Werbung ihrere Hausmarke lese , dass sie mit ihrem Album russsicher Musik am authetischsten sei , dann sollte mann , um Frau Netrebko in allen ihren Fähigkeiten kennenzulernen nur diese eine Cd hören .


    Mit Nischenrollen lässt sich auch gut Geld verdienen und man bleibt im Gespräch .


    Viele Grüsse ins hoffentlich schon frühlingshafte Wien ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Liebe Melanie ,



    es gab immer hervorragende Professorinnen , Dozentinnen oder Wissenschaftliche Assistentinnen . Selbst in den angeblich so konservativen , männerbeherrschten Fakultäten wie der juristischen oder medizinischen .



    Hat sich doch e n o r m geändert !


    Schaue bitte nur die LMU in München oder das Klinikum rechts der Isar an , welche Veränderungen wir dort feststellen können ( Paradebeispiel : Klinikum rechts der Isar : Frauenklinik . Man muss sich bitte ein wenig die Mühe machen , und die Karrieren mancher jetzigen Lehrstuhinhabeinnen verfolgen , um eindeutig feststellen zu können , welche weiblichen Netzwerke es gibt , um an die Macht zu kommen . :motz: :motz: :motz:. )


    Und selbst im angeblich so hinterweltlerischen Iran sind rund 70 Prozent aller Studenten weiblich ( ohne lästige Kopftücher etc. ) . Modern , kompetent und weltoffen, sehr qualifiziert ( Habe vor zwei Wochen noch mit zwei Iranerinnen gesprochen ) .


    Wenn einer gut ist soller auch etwas werden ( können ) .


    Manche "Karriereabbrüche" sind keine solchen , sondern gehen darauf zurück , dass die Kolleginnen aus ganz unterschiedlichen Gründen lieber in eine niedergelassene Praxis gehen oder i die Forschung ( ich kenne genug Beispiele . Auch dies ist eine Form der weiblichen
    Karriere . ) .


    Dir danke ich für Deine aufmerksamen Anmerkungen !



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin


  • Lieber Frank!


    Weißt Du denn nicht, dass die großen Sängerinnen der Vergangenheit bei Severina nichts gelten??????


    Frau Netrebko begibt sich, gesanglich, immer gern auf Gebiete die ihr nicht liegen.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :hello: :hello:

  • Hallo Frank,


    da das alles sehr off-topic ist, sollten wir hier über die karriere-Möglichkeiten von Frauen an Unis vielleicht nicht weiter diskutieren. Aber dennoch ganz kurz: Ich kenne natürlich die Situationen in meinen Bereichen am besten (Mathematik, Physik) und ich sehe auch die Fortschritte und sehe das ganze auch differenzierter. Aber das Frauen es unendlich viel einfacher haben deckt sich nun wirklich nicht mit den (erlebten und gezählten) Realitäten. Und dass es weibliche Netzwerke gibt, ist doch gut, das klingt ja jetzt, als gäbe es keine männlichen.


    In der Wirtschaft (IT-Branche) wird es dann übrigens noch mal anders - da sind dann eher die männlichen Netzwerke unendlich effizienter (auch hier bestätigen Ausnahmen eher die Regel). Auch hier sind die Gründe sicher vielfältig, manche Frauen wollen bei dem Spiel vielleicht intelligenter-weise auch gar nicht mitmachen.


    Aber das hat mit Frau Netrebko jetzt nichts mehr zu tun und bevor wir in die Netzwerke der Moderatoren geraten, sollten wir lieber zum Thema zurückkehren. OK, ich bekenne mich schuldig, ich habe angefangen.


    Viele Grüße,
    Melanie

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