Alles anzeigenLieber kurzstueckmeister,
es ist wohl wenig sinnvoll, Dich mit Zitaten aus dem Musiklexikon zu langweilen. Du sagst, Du kannst den Begriff "Kunstlied" "nicht besonders leiden". Er ist ja nun einmal ein Fachterminus aus der Musikwissenschaft, aber das wird Dein Problem auch nicht lösen.
Ich habe seine Verwendung hier im Forum so verstanden (und vermute, dass Alfred ihn auch in diesem Sinne verwendet): Das Kunstlied ist - im Gegensatz zum Volkslied - eine von einem Komponisten bewusst geschaffene Umsetzung von lyrischem Text in ein liedhaftes musikalisches Gebilde. Die Vorsilbe "Kunst" wird vor "Lied" gesetzt, um eben diese kompositorisch gezielte Absicht zu betonen. Das Produkt ist dann eine eigenständiges, autonomes musikalisches Kunstwerk, das - und da liegt der entscheidende Punkt! - seinen musikalischen Gehalt aus dem Spannungsverhältnis und der Interaktion von Sprache und Musik gewinnt. Das gilt in diesem engeren Sinn erst für die Kunstlieder von der Frühromantik an. Für die von Dir erwähnten Gellert-Oden gilt es zum Beispiel nicht.
Aber ich möchte Dich nicht belehren wollen. Das steht mir nicht zu! Ich kann aber - falls an dieser Frage allgemeines Interesse besteht - in meinem Thread "Sprache und Musik im Lied" bei Gelegenheit darauf näher eingehen.
Da ich nicht über MGG oder Grove verfüge, lasse ich mich gerne mit Zitaten langweilen.
Wie die Abgrenzung des Kunstliedes von den Klavierliedern etwa von CPE Bach funktioniert (Gellert-Oden), da lasse ich mich gerne belehren. Dass der "Gehalt"(?) des Gellert-Textes bei CPE eine kongeniale musikalische Umsetzung erfährt, steht ja wohl außer Frage. Wahrscheinlich orientiert sich die Begriffsdefinition an den "Genies" Schubert etc. und dann wird das schon hinhauen, mit dem intimeren Bezug zwischen Text und Musik. Bei Komponisten wie Kreutzer, Loewe oder Humperdinck würde ich erwarten, dass da oftmals das Spannungsverhältnis nicht intensiver ist als bei Bach. Ich werde einmal versuchen, darauf zu achten, und würde mich über eine kleine Diskussion hier freuen.