(auf besonderen Wunsch von Herrn Sakieri)
Ein Werk, das Schubert offenbar nicht kannte:
"Kennen Sie lustige Musik? - - - Ich nicht...!"
Eines der frischesten und freundlichsten, dabei dennoch bestimmenden Klavierkonzerte ist das im Dezember 1784 fertiggestellte Konzert F-Dur KV 459, welches in Mozarts eigenem Verzeichnis am 11. Dezember wie folgt eingetragen ist:
Ein Klavier Konzert. Begleitung: 2 Violini, 2 Viole, 1 flauto, 2 oboe, 2 fagotti, 2 Corni, 2 Clarini, Timpany e Baßo.
Wer das Konzert schätzt und kennt, wird gleich Merkwürdiges feststellen: ja, die Trompeten- und Paukenstimmen sind leider verlorengegangen. Wie das sein kann? Nun, das Autograph ist existent und befindet sich derzeit in der Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin. Mozart hatte allerdings die Eigenart, aus Platzmangel verschiedene Bläserstimmen in einer separaten Partitur zu notieren - in diesem Fall waren es (wenn man den eigenhändigen Eintragungen Mozarts Glauben schenkt) die Stimmen der Trompeten und Pauken, wie es sich aus Mozarts Eintragung ein eig. Verz. ergibt. Diese Extrapartitur ist leider unauffindbar. Bekräftigt wird deren einstige Existenz dadurch, daß der Erstdruck bei André (1794) folgenden Untertitel enthält: Ce concerto a été exécuté par l'auteur à Francfort sur le Mein à l'occasion du couronnement de l'Empereur Léopold II. (dieses Konzert wurde vom Komponisten zu Frankfurt a. M. anlässlich der Krönung Leopolds II. gespielt). Aus diesem Zusammenhang ergibt sich auch der Werkbeiname "2. Krönungskonzert" (neben dem sogenannten ersten KV 537). Beide Konzerte wurden am 15. Oktober 1790 in Frankfurt von Mozart präsentiert. Gegen die einstige Existens der Trompeten-/Paukenstimmen (und damit für einen Irrtum Mozarts) spricht hingegen, daß F-Dur bei Mozart nie eine Trompeten-/Pauken-Tonart ist (diese wären C-Dur, D-Dur, Es-Dur, c-moll, d-moll). Dennoch gibt es Versuche (und Einspielungen?) mit "rekonstruierten", d.h. hinzukomponierten Trompeten- und Paukenstimmen. Ich selbst fürchte, daß das Konzert durch Hinzunehmen dieser Stimmen etwas träger wird, was dem Werk schaden könnte (ich habe aber noch keine Extented-Version gehört).
Das Konzert ist dreisätzig:
I Allegro vivace
II Allegretto
III Allegro assai
und von Mozart sind zu jedem Satz eigene Kadenzen überliefert. Zum zweiten Satz gibt es eine 37taktige - offenbar verworfene - Erstfassung (teilweise instrumentiert mit Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotten, 2 Hörner und Streicher - Trompeten und Pauken fehlen!), welche unter KV 459a als "Konzertsatz für Klavier (Fragment)" in C-Dur eingetragen ist.
KV 459 war das erste Klavierkonzert Mozarts, das ich (in einer Einspielung mit Christoph Eschenbach) kennenlernte. Die Leichtigkeit ist hoch ansteckend: Man kommt wohl kaum umhin, sich von der Unbeschwertheit der beiden Ecksätze anstecken zu lassen.
In vier Konzerten hintereinander weg beginnt Mozart mit dem gleichen (Marsch-) Rhythmus, wie die folgenden Incipits zeigen:
Umso erstaunlicher, daß sich die Werke selbst so grundverschieden weiterentwickeln. Dieser Rhythmus begenet auch (in abgewandelter Form) z.B. beim Konzert C-Dur KV 415, dem Fragment für Klavier und Violine D-Dur KV 315f, dem Konzert für 2 (3) Klaviere F-Dur KV 242, dem Violinkonzert D-Dur KV 218, der Concertone C-Dur KV 190, dem Flötenkonzert G-Dur KV 313, (nicht gleich zu Beginn der) Titus-Ouvertüre KV 621, u.v.a.
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Ich selbst besitze das Werk derzeit in 2 Einspielungen:
Einmal unHIP aus der Philips Complete Mozart Edition
Alfred Brendel, Klavier
Academy of St. Martin-in-the Fields
Sir Neville Marriner
...und (natürlich) einmal HIP:
Jos van Immerseel, Fortepiano
Anima Eterna
Jos van Immerseel
Ulli