Stummfilme / Filmmusik

  • In letzter Zeit interessiere ich mich vermehrt für Stummfilme, und zwar insbesondere wegen der Filmmusik. Nehme ich in moderneren Filmen gut gemachte Filmmusik schon lange sehr bewusst wahr, so ist Musik bei Stummfilmen ein noch viel intensiveres Erlebnis, hat sie dort doch geradezu sinfonischen Charakter. Die Musik spielt neben dem Film eine nahezu gleichrangige Rolle.


    Ich bin ja Neuling auf diesem Gebiet, aber mir scheint, dass hier gerade in den allerletzten Jahren sehr viel neues auf den DVD-Markt gekommen ist, wobei das häufig Restauration/Rekonstruktion der Originalmusik einschließt. Speziell kann ich hier folgendes nennen:


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    Bei all diesen Produktionen wurde sehr viel Wert auf die Rekonstruktion der Originalmusik gelegt, und dies macht alle drei Filme zu einem musikalischen Hochgenuss. Bei den ersten beiden Filmen (von Grigori Kosinzew und Leonid Trauberg, 1931 bzw. 1929) ist die Musik von Dmitri Schostakowitsch, beim dritten (von Sergej Eisenstein 1925) von Edmund Meisel. (Anmerkung moderato: Richtigstellung Nikolai Krjukow) (Zwischenzeitlich gab es auch mal Versionen vom Panzerkreuzer, bei denen Musik aus Schostakowitschs Sinfonien dazu gespielt wurde.)


    Heikel ist die Thematik durch folgende Umstände:


    1. Es gibt, meist durch Zensur bedingt, verschiedene Fassungen/Schnitte der Filme.
    2. Da es sich nicht um Tonfilme handelt (bei Odna nur teilweise), ist man bei der Aufführung auf (Live-) Orchester angewiesen. Die Musik muss zu der jeweiligen Schnittfassung passen.
    3. Teile von Filmen sind oder galten als verschollen, bedingt etwa durch den zweiten Weltkrieg.
    4. Selbiges gilt teilweise für die Partituren.


    Besonders tragisch wirkt sich 3. auf Odna aus; hier fehlt ein ganzer Akt (Rolle); die DVD blendet an dieser Stelle Texte ein, die die Handlung erläutern, während die (neue) Originalmusik gespielt wird. Die Partitur wurde sorgfältig von Mark Fitz-Gerald rekonstruiert, und diese Musik ist auch unabhängig von der DVD auf CD erhältlich (sehr empfehlenswert).


    Das neue Babylon wurde nach Fertigstellung der Musik nochmal neu geschnitten, so dass die Musik nicht mehr passte. Dazu kam, dass sowohl Publikum wie auch (Kino-) Orchester mit der Musik überfordert waren, so dass die Originalmusik nur ein paar mal aufgeführt wurde. Erst vor wenigen Jahren ist das Manusskript von Schostakowitsch zugänglich geworden und hat zur der Edition geführt, die auf der vorliegenden DVD hörbar ist; die Musik passt m. E. ganz hervorragend zum Film.


    Ähnliche Probleme gab es auch mit dem Panzerkreuzer Potemkin. Die Musik, die für eine gekürzte Fassung geschrieben wurde, musste auf die nun vorliegende längere Fassung des Films "gestreckt" werden. Ich bin zwar immer skeptisch, inwieweit rekonstruierte und restaurierte Fassungen das Original treffen, aber mir gefällt die Musik sehr gut.


    Mich würden einerseits Meinungen speziell zu diesen Filmen (Musiken) interessieren. Andererseits wäre ich interessiert an DVD-Tipps, bei denen dies ähnlich gut gelungen ist. Interessieren würde mich z. B. auch Filmmusik (samt Film) von Prokofjew, etwa Alexander Newski, allerdings bin ich nicht sicher (und habe Zweifel), ob verliegende (ältere) Produktionen wirklich gut sind. Oben genannte Problematik gilt ja auch für andere Stummfilme aus dieser Zeit.


    :hello: maticus

  • Zitat

    Original von maticus


    Mich würden einerseits Meinungen speziell zu diesen Filmen (Musiken) interessieren. Andererseits wäre ich interessiert an DVD-Tipps, bei denen dies ähnlich gut gelungen ist. Interessieren würde mich z. B. auch Filmmusik (samt Film) von Prokofjew, etwa Alexander Newski, allerdings bin ich nicht sicher (und habe Zweifel), ob verliegende (ältere) Produktionen wirklich gut sind. Oben genannte Problematik gilt ja auch für andere Stummfilme aus dieser Zeit.


    :hello: maticus


    Hallo Maticus!


    Ich besitze die Filmmusik von Alexander Newskij in folgender Aufnahme aus dem Jahr 1993:

    Petersburger Philharmoniker - Yuri Temirkanov


    Sehr üppig klingende, unheimlich athmospärische Einspielung, die ich dir unbedingt ans Herz legen möchte, wenn du sie nicht eh schon kennst.


    LG joschi

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Salve, ich suche die Musik zu den Stummfilmen: Die Nibelungen und zu Faust. Kann mir jemand weiterhelfen?


    Anmerkung: Bei der Restaurierung habe ich die beim Werbepartner erhältlichen Medien eingesetzt. moderato in seiner Funktion als Moderator.


    Liebe Knusperhexe!


    Da kann ich dir ein wenig weiterhelfen.



    Hier ist der Komponist Gottfried Huppertz, dessen Komposition wohl erhalten geblieben ist. Im Vorspann wird er genannt und die Musik klingt auch nach Original aus den 20iger Jahren. Nähere Erläuterungen von der DVD kann ich leider nicht angeben, da ich nur über eine spanische Ausgabe verfüge.


    Anders sieht es hier aus.


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    Meine Fassung kommt aus England und die Musik ist von Timothy Brock aus dem Jahre 1995 und wird vom Olympic Chamber Orchestra gespielt (links). Ob andere Ausgaben eine andere Musik haben, kann ich leider nicht sagen.

    (DVD rechts: Fassung mit Klavierbegleitung von Richard Siedhoff)


    Gerade neu erstanden habe ich



    mit der neukomponierten Musik von Aljosche Zimmermann für Klavier, Violine und Cello. Sehr interessant und den Film wunderbar untermalend. Diese Filmmusik würde ich mir sogar solo auf CD zulegen.


    :hello: Gustav

  • Hallo Gustav,


    lese gerade erst jetzt Deine Antwort. Vielen Dank. Habe auch die Faust-DVD mit dem feinsinnigen Soundtrack von Brock. Wer weiß mehr über diesen komponisten und über die Ursprungspartitur von Heymann?


    Geht jemand zu Aufführung der Nibelungen am 27. April in der Berliner Philharmonie? Die Partitur von Huppertz finde ich wunderschön!

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  • Stummfilme wurden in den Lichtspieltheatern von einem Pianisten live muskalisch untermalt, der auf die Aktion auf der Leinwand im Moment reagieren musste. Von Dmitri Schostakowitsch ist bekannt, dass er als Musikstudent Stummfilme begleitete. Er hat in späteren Jahren Partituren zu Stummfilmen geschrieben und ist dem Genre Filmmusik als Komponist treu geblieben, als der Tonfilm Standard wurde.


    Grössere Kinos der Stummfilzeit leisteten sich ein kleines Orchester, das die Handlung von Partitur begleitete. Im Eröffnungsbeitrag sind drei Beispiele erwähnt.


    Fünf Stummfilme plus ein Tonfilm sind in dieser Box mit 8 Blurays enthalten.


    - Metropolis (1927) Musik: Gottfried Huppertz

    - Frau im Mond (1928/29) Musik: Willy Schmidt-Gentner

    - Das Cabinet des Dr. Caligari Musik (1920): diverse spätere Begleitmusiken

    - Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (1922) Musik: Hans Erdmann

    - Der Golem, wie er in die Welt kam (1920) Musik: Hans Landberg

    - Münchhausen *


    * kein Stummfilm


    .

    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • Hier ein Stummfilm, der die Musik im Untertitel trägt. Berlin, die Sinfonie der Großstadt. Ein Film von Walther Ruttmann mit der Musik von Edmund Meisel. Er wurde 1927 in Berlin uraufgeführt. Ein in jeder Hinsicht beeindruckender Film.....




    auch beim Sponsor zu erwerben:

  • Inzwischen ist die Filmmusik zu Panzerkreuzer Potemkin in der deutschen Schnittfassung und der Musik von Edmund Meisel sowie Oktjabr erschienen.


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    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky



  • "Der Rosenkavalier" als Stummfilm

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    Nach dem großen Bühnenerfolg in Dresden nahm sich auch der Stummfilm des "Rosenkavalier" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal an. Hofmannsthal wirkte am Dehbuch mit, Strauss erarbeitete eine entsprechende musikalische Fassung, die bei den Vorführungen gespielt wurde. Die Handlung wurde um die Vorgeschichte und andere Nebenschauplätze erweitert und führt auch in die Heimat des Ochs, der übrigens von dem Sänger Michael Bohnen (oben links mit dem Oktavian von Jaque Catelain). Der Stummfilm machte es möglich, den Jüngling mit einem männlichen Darsteller zu besetzen. Der Feldmarschall, verkörpert von Paul Hartmann, taucht ebenfalls auf. Der Film wurde allerdings kein Kassenschlager wie seine grandiose Vorlage. Er kam einfach zu spät. Der österreichische Filmarchiv-Verlag hat vor etlichen Jahren eine vorbildliche Edition vorgelegt.


    Die vollständige Filmmusik hat Marek Janowski bei Capriccio eingespielt:


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    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin früher viele Jahre immer zu den Bonner Stummfilmtagen im Arkadenhof der Uni gegangen. Das ist mir leider nun schon seit einiger Zeit nicht mehr möglich. Da aber gerade die Stummfilmtage laufen, möchte ich sie jedem, der sie besuchen kann, sehr empfehlen. Es ist tausendmal reizvoller als ein Kinofilm ... Livemusikbegleitung !!


    https://www.internationale-stummfilmtage.de/


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  • Lieber astewes


    Du hast die Musik zum Stummfilm Berlin, die Sinfonie einer Grossstadt aus dem Jahr 1927 erwähnt, komponiert von Edmund Meisel (1894-1930) erwähnt. Wahrlich ist er in jeder Hinsicht ein beeindruckender Film, wie du schreibst.


    Recherchiert man, kommt oft bei Stummfilmen die Information verschollen oder nur im Klavierauszug überliefert. So auch in diesem Fall. Die Musik muss rekonstruiert werden. (Im Auftrag des ZDF, erfährt man im Abspann sowie auf dem Cover der CD.)


    Aus der Produktinformation zur CD beim Werbepartner.

    Mit dieser Aufgabe wurde der Mainzer Komponist Bernd Thewes beauftragt, der drei Grundprinzipien von Meisels Musikästhetik hörbar macht: Entwicklung einer individuellen Filmmusik, Erweiterung des Instrumentariums (z. B. Vierteltonklavier) und Einbeziehung zeitgenössischer Musikstile, in diesem Fall einer Jazz-Band.


    Der Dirigent Frank Strobel hat das Verdienst mit dem Rundfunk Sinfonieorchester Berlin Musik zu Stummfilmklassikern hörbar zu machen.


    Musik und Film machen das Leben in Berlin der 20er Jahre erlebbar. Jahre später wird die Stadt zerstört sein.



    Die von dir erwähnte Doppel-DVD mit Filmen von Walther Ruttmann habe ich geordert.


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  • Recherchiert man, kommt oft bei Stummfilmen die Information verschollen oder nur im Klavierauszug überliefert. So auch in diesem Fall. Die Musik muss rekonstruiert werden. (Im Auftrag des ZDF, erfährt man im Abspann sowie auf dem Cover der CD.)


    Aus der Produktinformation zur CD beim Werbepartner.

    Mit dieser Aufgabe wurde der Mainzer Komponist Bernd Thewes beauftragt, der drei Grundprinzipien von Meisels Musikästhetik hörbar macht: Entwicklung einer individuellen Filmmusik, Erweiterung des Instrumentariums (z. B. Vierteltonklavier) und Einbeziehung zeitgenössischer Musikstile, in diesem Fall einer Jazz-Band.

    Vielen Dank für diese Information, lieber moderato . Ichb hatte gesucht. Ich habe außer diesem YT-Video nur den Film mit Geräuschen gefunden. Ich hatte ihn auch einmal mit Live-Klavierbegelitung gesehen, aber keine Ahnung mehr, wer die Musik geschrieben hatte.

  • Von Dmitri Schostakowitsch gibt's in der Lagerräumung auf einer Doppel-CD die Musik für den Stummfilm Das neue Babylon Op. 18. (Siehe Beitrag 1)

    Als Zugabe bekommt man die Musik des Tonfilms Ein Jahr wie ein Leben op. 120a


    SWR RO Kaiserslautern, Frank Strobel


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  • mit Filmmusik ohne Film kann man mich jagen, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen ;)

    Der Dirigent Frank Strobel hat das Verdienst, Musik zu Stummfilmklassikern hörbar zu machen.

    so ist es richtiger, mit Verlaub ;);) Frank Strobel ist überhaupt (mindestens in deutschsprachigen Landen) der Experte dafür - und in der Vergangenheit mit diversen Orchestern! Möglich, dass er in Zukunft hauptsächlich mit dem WDR-Funkhausorchester auftreten wird, welches er - als Nachfolger so illustrer Leute wie Franz Marszalek und Hellmuth Froschauer - vor einem Jahr übernommen hat.


    Am 17.09. sind Dirigent und Orchester in der Frankfurter 'Alten Oper' zu hören, den Chaplin-Klassiker Modern Times live begleitend!


    Erwähnt werden sollte noch Im Kampf mit dem Berge v. 1921, die zweite Arbeit von Arnold Fanck (des 'Vaters des Bergfilms') - v. a. deshalb, weil kein geringerer als Paul Hindemith die Musik dazu geschrieben hat :!:**Fancks Erinnerungen zufolge war H....von dessen Montagearbeit fasziniert: 'Was Sie da machen, ist reine Musik' soll er bemerkt haben. Hindemiths 'Angst vor der eigenen Courage' scheint nicht gering gewesen - hat er aus diesem Anlass doch unter Pseudonym gearbeitet. Origineller Weise :) nannte er sich Paul Merano (die Zusammenarbeit mit Fanck geht auf eine Begegnung beider im Kurort Meran zurück!).


    Die Verfälschungen und Verstümmelungen, die Im Kampf mit dem Berge seit Fertigstellung über sich ergehen lassen musste (das geht bereits mit der Uraufführung los, aus dessen Anlass die Hindemith-Merano-Musik schon mal nicht gespielt worden ist!), wären vermutl. Stoff genug mindestens für eine 'Semesterarbeit'! Die 71min.-Version, die als DVD 2013 bei der Murnau-Stiftung erschienen ist (Strobel dirigiert hier gar das Sinfonieorchester des HR) dürfte dem, was Fanck u. Hindemith-Merano beabsichtigt hatten, ziemlich nahekommen! (das obige **Zitat entstammt dem dazugehörigen booklet.)

    Egoismus in der Wolfshaut, Egoismus im Schaafpelz. Unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft. Energie ohne Grundsäze, Grundsäze ohne Energie. Strenge ohne Menschlichkeit, Menschlichkeit ohne Strenge. Heuchlerische Gefälligkeit, schaamlose Unverschämtheit, altkluge Jungen, läppische Männer. Man könnte die Litanei fortsezen von Sonnenaufgang bis Mitternacht und hätte kaum ein Tausendtheil des menschlichen Chaos genannt! (Hölderlin, Brief an J. G. Ebel, 10.01.1797)

  • Dmitri Schostakowitsch als Schöpfer von Filmmusik hatte ich erwähnt. Beim Studium des Booklet-Textes der in Beitrag 13 erwähnten Aufnahme war ich über diese Information erstaunt: Ein Drittel seines Schaffens ist diesem Genre gewidmet. Die Kompositionen dienten dem Broterwerb, um sich über Wasser zu halten.


    Will man Schostkowitschs Tonsprache in den sinfonischen Werken und Opern verstehen, gehören diese Werke unbedingt berücksichtigt.


    Als Student hat er in Lichtspieltheatern improvisierend die Handlung des simultan laufenden Filmes begleitet. Seine auskomponierte Musik zum Film Das neue Babylon war ein Rohrkrepierer, denn es war den Musikern des Orchesters nicht möglich, die Partitur sekundengenau zum Film wiederzugeben. Schostakowitsch blieb trotz dieses Misserfolges der Filmmusik dennoch treu. Der aufkommende Tonfilm brauchte Musik, um die Handlung zu unterstützen.

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  • Im Jahr 1923 drehte Arthur Robison den Film Schatten - Eine nächtliche Halluzination.


    Ein Drehbuch, mit einer Handlung in einer genialen filmischen Umsetzung.


    Ein Ehemann ist von seiner Eifersucht getrieben. Bei einem abendlichen Dinner glaubt er, endlich den Beweis für die Untreue seiner attraktiven Ehefrau gefunden zu haben. Hinter den durchsichtigen Vorhängen einer Glastür belauert er gierige Schattenhände, die nach seiner Frau greifen. Doch die Schatten täuschen ihn. In Wahrheit handelt es sich um bedeutungslose Gesten. Seine Frau wird von den Männern nicht einmal berührt. Ein anwesender Schausteller bekommt den Wahn des Ehemanns mit und weiß um die Täuschung. Mit einer Hypnose führt er den Anwesenden ein Schattenspiel vor, das ihnen ihre erotischen Wünsche und Ängste vorführen soll. Das Spiel sorgt für Klarheit. Der Ehemann erkennt, dass seine Frau ihm treu ergeben ist und ihre Kavaliere verlassen das Haus, mit dem Wissen, dass sie bei dieser Frau keine Chance haben.


    Die Schauspieler Fritz Kortner, Ruth Weyher, Gustav von Wangenheim, Alexander Granach spielen intensiv.


    Johannes Kalitzke (geb. 1959) hat für elf Musiker eine Musik dazu geschrieben, die unter die Haaut geht.



    Der gleiche Komponist hat zur restaurierten Fassung des Stummfilms Die Weber des Regisseurs Fredrich Zelnik die Musik beigesteuert.


    Im dunklen Abnehmerraum des Fabrikanten Dreißiger stehen die armen Weber, um ihre "Webe" abzuliefern. Es ist immer dasselbe Ritual: Waage - Prüfung - karger Lohn mit Abzug. Über ihre Existenz entscheidet Pfeiffer, Dreißigers rechte Hand. Als der rothaarige Bäcker dran ist, kommt es zur Auseinandersetzung, und Pfeiffer ruft Dreißiger zu Hilfe. Bäcker bekommt sein Geld, aber in Zukunft keine Arbeit mehr. Der Rest der Weber darf zum halben Lohn weiterarbeiten. Das heißt: Noch weniger Geld, noch mehr Hunger. Da kommt der ehemalige Soldat Moritz Jäger aus der Stadt zurück und feuert sie an, mit dem "Dreißigerlied" auf den Lippen durch das ganze Dorf zu ziehen. Bis hin zu Dreißigers Haus, der mit seiner Familie dem Aufstand gerade noch durch die Hintertür entkommen kann. Nachdem die aufständischen Weber das Haus zerstört haben, geht es weiter ins nächste Dorf, wo die mechanische Weberei steht.


    Dieser Betrieb halbiert ihren geringen Lohn noch einmal und bedroht die Handweber in ihrer Existenz. Sie stürmen die Fabrik. Nun wird das Militär gegen sie eingesetzt, doch die Weber behalten die Oberhand. Ihr Kampf um das tägliche Brot geht weiter.



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    "Um Musik zu hören, muss man seine Ohren öffnen und auf Musik warten. Zuhören ist Anstrengung; blosses Hören keine Leistung – auch eine Ente kann hören." Igor Strawinsky