Kunst hängt insofern doch mit der Forschung zusammen, indem man sich historisch verortet und Bach nicht wie Bruckner klingen lässt. Das hat für mich schon was mit Qualität des Kunstschaffens zu tun!
Ich finde auch, dass es überhaupt nicht geht, dass man zu verschiedenen Zeiten verschiedene Auffassungen hatte, wo es doch die richtige gibt, in deren sicherem Besitz wir uns nun wissen. (Sagt der Famulus Wagner.)
Es gab mal in irgendeinem CD-Heftchen (ich glaube, es war eine Mozart-Oper) ein Interview mit Harnoncourt, in dem er u.a. auch über die Aufführungspraxis früherer Zeiten (Furtwängler usw.) und die Unterschiede zu heute befragt wurde. Er meinte dazu, dass uns heute natürlich vieles grotesk vorkommt, was damals gemacht worden ist. Er gab allerdings zweierlei zu bedenken: Zum einen, dass das große Musiker waren, die sich über die Musik, die sie spielten, sehr wohl sehr ernsthafte Gedanken gemacht haben; zum anderen, dass auch unsere Zeit vergehen und der Geschmack sich wandeln wird, so dass eine Zeit kommen wird, wo man das, was wir heute für gut und richtig halten, ebenso grotesk finden wird.
Was für eine windelweiche, kompromisslerische Haltung! Das kann ja gar nicht sein, denn was wir machen, ist nun mal richtig. Vorher war alles falsch, und von nun an bleibt alles, wie es jetzt ist.