Hallo, miteinander!
Live aus Berlin (auf B4) das Sommertournee-Abschlusskonzert des Sinfonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Leitung seines Chefdirigenten Mariss Jansons. Viel Beifall - und zu Recht!
Im ersten Teil eine erfreulich transparente und schlanke Wiedergabe von Debussys "La mer". Der Verzicht auf hypertrophe Steigerungen und Klangbäder tat gut. Anschließend Mussorgskys "Lieder und Tänze des Todes" in der Orchestration Schostakowitschs, der durch die Erfahrung mit diesem Werk laut eigener Aussage wenige Jahre vor seinem Ableben zur Auseinandersetzung mit dem Tod sich erstmals bereit fühlte. Ein russischer Bass, der die Lieder mit viel sprachbedingter Atmosphäre erfüllte. Auch hier ein bemerkenswerter Verzicht auf vordergründiges Pathos, auch auf allzu viel grelle Tonmalerei.
Nach der Pause dann Schostakowitsch selbst, seine fünfte Sinfonie. Bekanntlich ist der lettische Dirigent hier noch Zeitzeuge; seine Schostakowitsch-Einspielungen gehören zu den Referenzen - von denen es gewiss mittlerweile etliche gibt. Auch hier fiel mir wiederum die betont schlanke und differenzierte Deutung auf. Besonders in den Schlusspassagen wurde das Ironisch-Doppelbödige etwa durch die markanten Schlagzeugpassagen am Ende herausgestellt. Keinen Augenblick wollte sich der Eindruck einer vordergründigen Apotheose einstellen.
Als Zugabe spielte das Orchester die früher Haydn zugeschriebene Serenade für Streichquartett in C-Dur, ein denkbarer Kontrast, den manche im Publikum zunächst mit leisem Gelächter quittierten. Vielleicht wollte der Dirigent dennoch eine kleine Parallele auftun - wer weiß? ... Doppelbödig erscheint ja auch die Serenade dahingehend, dass Papa Haydn wohl gar nicht ihr Urheber sein dürfte --- irgendwie schade!
Besten Gruß, Wolfgang