Liebe Forianer
Selten haben Threads solches Interesse erweckt wie unsere Opern - Inszenierungsthreads - die natürlich auch Bühnenbilder und Kostüme, sowie Beleuchtung mit einschliessen.
Bis dato wurde immer wieder zwischen "konventionellem" und "Regietheater" unterschieden, wobei ersterem gerne "Wackelkulissen" und mottenzerfrssene kostüme, staubige Perücken, sowie "Singen an der Rampe" unterschoben werden, Zweiterem Alltagskleidung, Nacktauftritte oder unpassende Uniformen, Diktatur- Symbole, linkstendenziöse politische Deutung eines dafür ungeeigneten stücks und las but not least ein karges, spartanisch hässliches Bühnenbild - so überhaupt vorhanden.
Aber das ist natürlich nicht alles was es gibt, bzw gibt es zahlreiche andere Arten eine Oper auf die Bühne zu bringen.
Und ohne jetzt darüber zu lamentiern, was hässlich und was schön ist (am Rande kann es gestreift werden- mehr nicht) möchte ich ein paar solcher Möglichkeiten andeuten.
Selbstverständlich handelt es sich nur um eine kleine Auswahl. Ich werde versuchen darzustellen was der Grund für betimmte Aussattungsformen sein könnte...
a) Gerne wird vom Lullisten eine bestimmte Form des Operntheaters erwähnt, die wir vereinfachend die "historisierende" nennen könnten,
Hier werden Bühnenbilder im Stile der Entstehungszeit des Werkes oder sogar solche nach Originalentwürfen, wenn nicht gar Originalbühnenbilder eingesetzt, Beleuchtung kann eventuell mit Kerzen erfolgen, Theaterdonner und Wackelkulissen, sowie historische Kostüme runden das Bild ab.
Hier wird versucht die AUFFÜHRUNGSZEIT möglichst historisch getreu zu imitieren - NICHT jedoch die "historisch getreue Wiedergabe es INHALTS der Oper.
b) Dann gibt es die "normale" Inszenierung mit "üblichen" Kulissen, je nach Budget einfacher oder raffiniert, die Kostüme sind aus dem Fundus, die
Regie beschränkt sich aufs Notwendigste ("geht wutentbrannt nach links ab")
c) Eine besonder art der "normalen Inszenierung" ist die Luxusinszenierung. Die Bühnenbilder sind in der Regel realitätsnah, teilweise aus Styropor oder anderen Kunststoffen dreidimensional geformt, die Kostüme speziell angefertigt, vorzugsweise nach historischen Vorbildern, die Bühnenarchitektur ist zwar nicht "historisch getrau, sondern oft eher "als ob" gelegentlich auch an Filausstattungen angelehnt. Die Personenführung ist ebenfalls nahe jener in Filmen.
Hier wurde versucht, die erzählte Geschichte mit den Mitteln des Theaters filmreif zu erzählen. Dem suggestiven Eindruck solcher Aufführungen konnten sich nur wenige entziehen, die sie gesehen hatten. Diese Form des Operntheaters ist auch eine besonders repräsentative, geldverschlingende. Nur erste Opernhäuser der Welt konnten sich sowas leisten.
d ) Aufführungen mit stilisierten Bühnebildern und Kostümen.
Es wurde zwar (als Beispiel) ein Bühnenbild gezeigt, das im 16. Jahrhundert angesiedelt war, jedoch aufs Notwendigste beschrünt, Quasi nur angedeutet, desgleichen die Kostüme
Vermutlich sollte hier gespart werden.
e )Gespart wurde auch an Aufführungen, die mehr oder weniger mit stilisierten Bühnebildern auskommen musste, die Bühne war vorzugsweise schwarz (oder weiß), einige wenige Bauelemente deuteten die Architektur an. Wie schon bei d angeführt, sollte vermutlich gespart werden. Die Macher solchen Theaters behaupteten jedoch, durch Weglassen störender Ausstattung, den Bick aufs wesentliche zu lenken.
f)Ausstattungen der heutigen Zeit. Ohne Rücksicht auf Libretto etc werden die Sänger eingekleidet und spartanische Bühnenbilder - oft ohne Bezug zur eigentlichen Handlung - eingesetzt. Viele Effekte werden mit Beleuchtunggemacht, Symbole die nicht zum Stück gehören eingestzt, Opern werden in eine andere Zeit versetzt etc.
Die Regie versucht das Stück umzudeuten und für die Vermittlung politischer Inhalte nutzbar zu machen.
Auffallen um jeden Preis ist die Devise.
Ich neige zur Annahme, daß URSPRÜNGLICH einmal mehr der Spargedanke Vater dieses Typs von Opernaufführungen war.
keine teuren Kostüme - Alltagskleidung, einfache Bühnenbilder die keine Kosten verursachten...
Indes - die Kosten für diese Art Theater schnellten hoch, und stellen keine Ersparnis mehr dar.
mfg aus Wien
Alfred