Rautavaara, Einojuhani (geb.9. Oktober 1928 in Helsinki) gehört zu den modernen finischen Komponisten des 20.Jahrhunderts. Keine Sorge, Rautavaara ist voll geniessbar. Obwohl er in seinen Werken hier und da die 12Ton-Technik einfliessen lässt ist er im Grunde seines Herzens tonal gestrickt - und das ist gut so - TOP !
Nachdem ich mir Anfang 2010 die abgebildete Konzerte - ONDINE- Box gekauft und verdaut habe, folgte jetzt die
Sinfonien - ONDINE- Box mit seinen 8 Sinfonien:
Bisher kannte ich nur die Sinfonie Nr.7 Angel of Light (1994), die m ich in der Naxos-Aufnahme, bis auf den 2.satz aber etwas langweilig vorkam.
Von der neuen ONDINE-Box bin ich sehr beeindruckt. Die Sinfonien Nr.1 - 6 werden in TOP-Klangqualität sehr angemessen von
Mikko Frank / Belgien Natioal Orchestra und von Max Pommer / Leipzig RSO und Helsinki PO sowie Nr.7 und 8 von Leif Segerstam / Helsinki PO dirigiert.
Bereits die Sinfonie Nr.1 (1955-56)/1988/2003) hinterlässt bei mir einen tiefen Eindruck.
Es ist ganz deutlich, dass Ratavaara in den 50er-Jahren hier eine Schostakowitsch-Sinfonie komponieren wollte - und er hat dies verdammt gut hinbekommen !
Zu den weiteren Sinfonien später mehr ...
Sinfonie Nr.2 (1957/1984)
Sinfonie Nr.3 (1961)
Sinfonie Nr.4 "Arabescata" (1962)
Sinfonie Nr.5 (1986)
Sinfonie Nr.6 "Vincentiana" (1992)
Sinfonie Nr.7 "Angel of Light" (1994)
Sinfonie Nr.8 "Journey" (1999)
Die zweite Jahreszahl ist das Datum der Überarbeitung !
Mein Beitrag zu den Rautavaara - 12 Konzerten: (der war beim Tamino-Crash2010 abhanden gekommen):
Hier kann ich derzeit schon mehr schreiben, da ich die Box bereits 1 Jahr habe.
Rautavaaras 12 Konzerte für Violine, Cello, Kontrabass, Harfe, Vogelgezwitscher-Tonband, Flöte, Clarinette, Orgel und 3 Klavierkonzerte sind offenbar keine „riesigen“ Meisterwerke. Dem Komponisten ist über weite Strecken daran gelegen weniger musikalisches Themenmaterial zu verarbeiten, als mehr äußerst farbige Stimmungen durch den Orchesterklang zu produzieren. Dies setzt er gekonnt um und stellt somit sehr hörenswerte Konzert-Produkte hin die über ein „ganz nett“ weit hinausgehen.
Das er bei einigen Besetzungen (Birds) auch schon mal nah am Kitsch vorbeischleift, kann man sich vorstellen. Aber auch hier ist die Klangfarbenmischung interessant umgesetzt, wenn auch hier tatsächlich entbehrlich …. Die Vögel von Hitchkock lassen grüßen, denn die sind alle in Scharen auf dem Tonband drauf !
Die drei Klavierkonzerte Nr.1 (1969), Nr.2 (1989) und Nr.3 (1998) haben auf mich den besten Eindruck gemacht. Es fällt auf das die Steigerung von Konzert zu Konzert konservativer, also tonaler wird. Man erkennt den Zeitgeist der 60er, wo neue Musik auch so geklungen hatte. Die beiden späteren wirken für Rautavaara ehrlicher.
Mit Rautavaaras: Orgelkonzert „Annunciations“(1977) habe ich mich zuerst näher auseinandergesetzt.
Die ungewöhnliche Besetzung besteht aus Orgel, Brass Quantett und symphonisches Blasorchester (mit Schlaginstrumenten).
Das Orgelkonzert (1977) enthält auch nie gehörte Orchesterklänge. Aber auch bekanntes hört man – Khatchaturians Singende Säge aus seinem KK.
Für mich hört sich das, trotz seiner Atonalität, sehr ansprechend an. Ja, es wirkt bei allen Abweichungen der uns bekannten Tonarten sogar tonal. (Ich hatte erste „tonnal“ geschrieben – nein, nichts für die Tonne).
Das Orgelkozert dauert unter Leif Segerstam 27:23 Minuten und besteht aus einem Satz.
Musikalische Themen sind zu Beginn erstmal nicht erkennbar. Es kommt auf die Klangstimmung an, die sich im Verlauf verdichtet und zu Ausbrüchen mit Pauken und dichten Clustern führt. Dazwischen beruhigende stimmungsvolle, geheimnisvolle Töne um dann wiedermal aufzudrehen und Spannung zu produzieren. Zentral steht in der Mitte eine virtuose Orgelkadenz.
Das hört sich jetzt so an, als wenn das eine rein atonale Musik wäre. Rautavaara denkt
offenbar im innersten immer tonal. Das ist bei allen Konzerten, besonders bei den spätesten noch auffälliger zu hören (die späten sind konservativer als die aus den 60er-70er-Jahren). Das Ganze ist voll geniessbar, überschaubar und wirkt auf mich trotzdem musikalisch.
Freilich, kein großes Meisterwerk in dem Sinne, aber meisterlich in seiner Klang-Stimmung.
Die ONDINE-Aufnahmen mit den Dirigenten Leif Segerstam, Max Pommer, J-P. Saraste, Jean-J.Kantorow lassen höchste Kompetenz in Sachen Rautavaara erkennen. Es spielt meist das Helsinki PO. Die KK 1 und 2 sind in Deutschland mit den Orchestern in Leipzig und München aufgenommen; das KK Nr.3 wird in Helsinki von Ashkenazy alleine gespielt und dirigiert.