Zwischen Dezember 1961 (1. Symphonie) und November 1962 (3., 4. und 9. Symphonie) nahm Herbert von Karajan, damals seit kurzem neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, alle neun Beethoven-Symphonien für die Deutsche Grammophon Gesellschaft erstmals in Stereo im Studio auf. Bereits 1951–1955 entstand ein solcher Zyklus bei EMI, allerdings noch in Mono. Und obwohl bereits der erste Stereo-Zyklus eine auch heute noch beeindruckende Tonqualität aufweist (er liegt sogar in SACD-Version vor), entschloß man sich bei der DG, das ganze Projekt noch dreimal (!) zu wiederholen: 1967–1972 in verfilmter Form (heute auf DVD erhältlich), 1975–1977 ein letztes Mal analog und schließlich 1982–1984 erstmals digital. Der legendärste all dieser Zyklen ist aber mit einiger Sicherheit der aus den frühen 60er Jahren, der nicht wenigen insgesamt auch als der beste gilt.
Der vielfach geäußerte Vorwurf der Kritiker, Karajans Stil wäre glattgebügelt und auf Schönklang ausgelegt, trifft zumindest auf den frühen Stereo-Zyklus nur schwerlich zu. Man merkt vielmehr die Jahrzehnte lange Prägung der Berliner durch Furtwängler noch immer. Bösen Zungen könnten nun freilich behaupten, Karajan hatte das BPO Anfang der 60er noch nicht "versaut" und ihm sein Klangideal aufgezwungen. Wie dem auch sei: Das Ergebnis spricht m. E. für sich, die Einspielung darf nach fast einem halben Jahrhundert auch heute noch einen Platz unter den gelungensten Gesamtaufnahmen der Beerthoven'schen Symphonien beanspruchen.
LG
Joseph
LEGAPS