Dvoraks Sinfonie Nr 6 - vergessene Gute-Laune-Musik

  • "Gute-Laune-Musik" klingt mir auch zu pauschal und zudem leicht abwertend. Dvoráks Sechste ist doch vor allem auch patriotische Musik. Besonders der herzhafte böhmische Tanz im Scherzo, das nicht zufällig mit "Furiant" bezeichnet wird, trägt zu einer betont tschechischen Idiomatik bei. Sicherlich hat die Sechste grundsätzlich ein eher heiteres Gemüt, wofür schon die Tonart D-Dur sorgt. Die Siebente (d-Moll) und Neunte (e-Moll) erklingen selbstredend stellenweise bedrohlicher. Der (in diesem Falle gar nicht schlechte) Wikipedia-Artikel meint, Nr. 6 stehe an der Schwelle zu den ganz großen Symphonien Dvoráks, womit natürlich Nr. 7-9 gemeint sind. Für mich sind die Sechste und auch die Fünfte qualitativ kaum weniger bedeutend.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich warte noch auf Neumann DDD,


    aber ich konnte nicht widerstehen und habe mir Davis Live 6-9 noch gebraucht bestellt.


    Kalli

  • bei Supraphon hat Neumann die kompletten Dvorak-Symphonien zweimal eingespielt - die ältere Aufnahme ist aus dem 70gern. Sie gibt es jetzt in dieser Box - zusammen mit den unbedingt empfehlenswerten Symphonischen Dichtungen:

    Lieber Holger,


    ich habe heute mal interessenhalber auf YT die David Hurwitz - Kritik über die Dvorak-Sinfonien-GA-Zyklen angesehen.

    Er hält auch diesen älteren Neumann-Zyklus (Supraphon, 68-80) gekoppelt mit einigen Sinfonischen Dichtungen für den Besten und für ihn Wunderbarsten, den er über den späteren Digitalzylus stellt.


    Nun gut, man könnte immer weiter kaufen.

    Aber ich bin mit meinen GA mit Kertesz (Decca) und mit Einschränkungen Kubelik (DG), sowie die wichtigen Einzelaufnahmen der letzten Sinfonien mit Dohnanyi (Decca), Levine (RCA und DG), Szell 7 - 9 (SONY), Bernstein 9 (SONY), Kondraschin 9 (Decca), Maazel 9 (DG), Karajan 8 + 9 (DG), Karajan 8 (Decca), Chung (DG) und Solti 9 (Decca) ganz ausgezeichnet bedient.

    8) Deshalb plane ich keine weiteren Zyklus zu kaufen. :D Es sei denn es erklärt mit Jemand das irgend ein Dirigent irgendwo bei Dvorak die Schlagzeugbombe platzen lässt.


    :!:Aber wir sollten weiterhin beachten, das es hier um das Thema Sinfonie Nr.6 geht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hat sich seit 2011 die Rezeption der 6. Sinfonie von Dvorak verändert? Von einer "vergessenen Musik" kann beim aktuellen Angebot auf Tonträgern wahrlich nicht die Rede sein. Zusätzlich zu den zahlreichen Gesamteinspielungen der Sinfonien, sind über ein Dutzend Aufnahmen der Sechsten verfügbar. Im Vergleich dazu fristen Dvorak's Symphonische Dichtungen, großartige Spätwerke, ein bescheidenes Dasein in den Katalogen.

  • Hat sich seit 2011 die Rezeption der 6. Sinfonie von Dvorak verändert?

    Diese Frage würde ich klar mit nein beantworten. Vielmehr dürfte sich im Forum im Laufe der Zeit - nicht zuletzt durch die neuerliche anregende aktuelle Debatte - eine neue Sichtweise ergeben haben. Ich hatte es bereits zum Ausdruck gebracht, "Gute-Laune-Musik" wie es der Threadstarter etwas abwertend in der Überschrift suggeriert, ist diese Sinfonie für mich nie gewesen, obwohl sie vor allem durch die übermächtige "Neue Welt" in der Wahrnehmung überschattet wurde. Dafür kann Dvorak nichts. ;)


    "Gute-Laune-Musik" klingt mir auch zu pauschal und zudem leicht abwertend. Dvoráks Sechste ist doch vor allem auch patriotische Musik. Besonders der herzhafte böhmische Tanz im Scherzo, das nicht zufällig mit "Furiant" bezeichnet wird, trägt zu einer betont tschechischen Idiomatik bei. Sicherlich hat die Sechste grundsätzlich ein eher heiteres Gemüt, wofür schon die Tonart D-Dur sorgt.


    Aber ich bin mit meinen GA mit Kertesz (Decca) und mit Einschränkungen Kubelik (DG), sowie die wichtigen Einzelaufnahmen der letzten Sinfonien mit Dohnanyi (Decca), Levine (RCA und DG), Szell 7 - 9 (SONY), Bernstein 9 (SONY), Kondraschin 9 (Decca), Maazel 9 (DG), Karajan 8 + 9 (DG), Karajan 8 (Decca), Chung (DG) und Solti 9 (Decca) ganz ausgezeichnet bedient.

    Mit Kertesz bin ich groß geworden. Seine Einspielung hatte mir über etliche Jahre hinweg als alleinige genügt. Bis ich die 6. Sinfonie erstmal in einem Konzert hörte. Danach mussten es zum Vergleich auch noch andere Aufnahme sein. Mein Herz ist aber immer bei Kertesz geblieben. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Wolfgang,


    sehr interessant! Diese Aufnahme ist auch insofern etwas Besonderes, als hier die Tschechische Philharmonie noch den idiomatischen, authentisch "böhmischen" Eigenklang hat mit Wurzeln im 19. Jhd., den einfach kein anderes Orchester auf der Welt bieten kann. Die späten Aufnahmen, die Neumann nach 1990 gemacht hat, klingen dann doch schon deutlich weniger ausgeprägt "böhmisch". Der Grund: Nach der Wende 1989 sind viele Musiker der Tschechischen Philharmonie in den Westen gegangen, weil man bei einem Provinzorchester in Deutschland etwa mehr Geld verdienen konnte als in Prag. So musste sich das Orchester neu formieren und die Globalisierung mit ihren Uniformisierungstendenzen auch in der Musikerausbildung zeigt Wirkung.


    Die saubere und klare Supraphon-Aufnahmetechnik lässt auch die Pauken knallen ... Wenn Du knallende Pauken haben möchtest, so dass Du vor Schreck vom Stuhl fällst :D , musst Du Dir diese CD besorgen, die mir mal mein japanischer Studienfreund geschenkt hat, als er mich besuchen kam:


    398597_300.jpg


    Kodo - Die japanische Trommelsensation - Bing video


    Kodō – Wikipedia


    ^^ ^^ :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Da bin ich mal gespannt was ich bekomme,


    auf dem Cover steht - Diese Zusammenstellung 1990 - sollten ja dann früher aufgenommen sein in den 80zigern da DDD.


    Kalli

  • Die saubere und klare Supraphon-Aufnahmetechnik lässt auch die Pauken knallen ... Wenn Du knallende Pauken haben möchtest, so dass Du vor Schreck vom Stuhl fällst :D , musst Du Dir diese CD besorgen, die mir mal mein japanischer Studienfreund geschenkt hat, als er mich besuchen kam:


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    Das ist eine sehr interessante Aussage, und zwar im Bereich von Janaceks Orchestrierung. Janacek war schon als Jugendlicher ein Fan der Pauke; so wird berichtet, dass drei Jungs - unter ihnen Leos - einmal eine Pauke aus einem Nachbarort entführten, weil es bei ihnen keine gab. Sie haben sie dann wieder zurückgebracht.

    Jedes Orchesterstück wie jede Oper von Janacek muss eine deutliche Pauke ausweisen!!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)