Die großen Sänger der DDR

  • Kutsch-Riemens über Gunther Emmerlich in der Semperoper, Dresden:


    Lieber Harald
    Ich werde bestimmt nicht unbedingt behaupten immer recht zu haben oder alles richtig zu sehen. Genau wie die obige Aussage ist auch die meine geprägt und beeinflußt von einiger Objektivität, aber auch von viel Subjektivität. Dies ist unbestritten. Was die Qualität der Semperoper betrifft, auch hierzu meine vielleicht mehr subjektive Meinung, die andere auch gerne anders beurteilen dürfen. Die Semperoper hat als Haus, als architektonisches Kleinod und Denkmal, als Institution unbestritten einen Namen. Auch durch Aufführungen und Künstler früherer Zeiten. In den letzten vielleicht vierzig Jahren gab es dort, außer vielleicht manchen Gästen, keine herausragenden sängerischen Leistungen. Der qualitative Unterschied zur Berliner Staatsoper war und ist für mich mehr als überdeutlich. Da liegen Welten dazwischen.
    Ich erinnere mich einen Beitrag im Forum gelesen zu haben, in dem eine international große, geschätzte und anerkannte Sopranistin mit Weltkarriere als "Ostzonensängerin" degradiert wurde und etwas mitleidig belächelt wurde, sie würde sich jetzt noch ein paar Euro bei Dorfveranstaltungen, oder so ähnlich, dazu verdienen.
    Soviel zum Thema Subjektivität und andere DDR.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ja, Caruso, auch ich hätte Gunther Emmerlich auch nicht zu den grooßen Sängern der DDR gezählt. Aber Harald Kral hält ja selbst Arthur Rother und Wilhem Schüchter zu großen deutschen Dirigenten. Da kann er sich auch ganz groß ausbreiten - aber zu einem heute verstorbenen wirklich großen deutschen Dirigenten Kurt Sanderling ist eben nur Platz für eine kurze Erwähnung...




    :hello: LT

    Einmal editiert, zuletzt von Liebestraum ()

  • großen deutsche Dirigenten ist eben nur Platz für eine kurze Erwähnung...


    Wer hindert Dich an einer ausführlichen Würdigung?
    Warum soll ich immer alles alleine machen?
    Es sind fast 800 Leute hier gemeldet!


    [ich werde mich etwas zurückhalten, damit die andern auch mal zu Wort kommen...]

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dann wäre es besser, Harald, wenn du bei so viel Arbeit dich dann doch auf wahre Größen festlegst. Denn die Arbeit für solche Leute wie Rother und (hoffentlich überhaupt nicht: Schüchter) ist ja völlig unnütz, da sie nie über eine lokale Größe hinaus bekannt waren...


    :hello: LT

  • Übrigens, in Prag am Nationaltheater gab es seinerzeit jahrelang auch einen fest engagierten sehr guten ital. Tenor, den wohl hier auch keiner kennt "Gaetano Bardini". Ich habe mit ihm eine Supraphon- LP, sehr gut.


    Den kenne ich auch, lieber Chrissy. Bardini hatte eine bemerkenswerte Karriere, die ihn bis an die Met führte, was seinerzeit noch etwas galt. Er sang dort 1966 eine Aufführung von LA FANCIULLA DEL WEST zu Ende, die Corelli als Dick Johnson begonnen hatte. Davon gibt es sogar einen Mitschnitt. Die Minnie sang die von mir sehr verehrte Eleanor Steber. Es war ihr letzter Auftritt in dieser Rolle in New York.


    Lieben Gruß von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Denn die Arbeit für solche Leute wie Rother und (hoffentlich überhaupt nicht: Schüchter) ist ja völlig unnütz, da sie nie über eine lokale Größe hinaus bekannt waren...


    Das ist jetzt aber sehr hart und ungerecht.


    "Solche Leute" wie Rother und Schüchter wollten gar keine Pultstars sein. Sie waren solide Kapellmeister, die mit Sängern sehr genau arbeiteten und das auch noch konnten. Eine Unmenge von Opernschallplatten stehen dafür. Ohne "solche Leute" hätten ganze Generationen keinen Zugang zur Oper gefunden. Es gibt sie nicht mehr, weil Dirigenten sich heutzutage diesen Tort gar nicht erst antun. Wir sollten ihnen auf Knien danken.


    Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Dann wäre es besser, Harald, wenn du bei so viel Arbeit dich dann doch auf wahre Größen festlegst.


    Lieber LT,
    worauf ich mich bei meinen Beiträgen festlege, entscheide ich immer noch alleine - da lasse ich mir keine Vorschriften machen - weder aus den alten noch aus den neuen Bundesländern.
    Wer legt fest, wer oder was "wahre Größen" sind - Du und wer noch?


    ?(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • lasse ich mir keine Vorschriften machen - noch aus den neuen Bundesländern.

    Nichts für ungut, lieber Harald.
    Da ja wahrscheinlich nur ich aus den "neuen Bundesländern" bin, der heute hier einige Beiträge geschrieben hat, möchte ich bemerken und richtigstellen, ich habe keinerlei Vorschriften gemacht.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Dann wäre es besser, Harald, wenn du bei so viel Arbeit dich dann doch auf wahre Größen festlegst. Denn die Arbeit für solche Leute wie Rother und (hoffentlich überhaupt nicht: Schüchter) ist ja völlig unnütz, da sie nie über eine lokale Größe hinaus bekannt waren...


    :hello: LT




    Mein lieber Harald!


    Schade, wenn manche Leute nur ihre Meinung gelten lassen und Anderes ignorieren. Ich wünschte mir, es gäben heute zu den wenigen guten Dirigenten noch ROTHER und SCHÜCHTER, denn soo schlecht waren die auch nicht.




    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • am Nationaltheater gab es seinerzeit jahrelang auch einen fest engagierten sehr guten ital. Tenor, den wohl hier auch keiner kennt "Gaetano Bardini". Ich habe mit ihm eine Supraphon- LP, sehr gut.


    Lieber Chrissy,


    diese Schallplatte habe ich auch und zudem von ihm noch eine CD mit neapolitanischen Liedern.


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Nein! Über Gunter Emmerlich zu streiten, lohnt wirklich nicht.


    Wichtig wäre eher, an die Sänger zu erinnern, die wichtige Protagonisten im kulturellen Leben der DDR waren und das Profil und das Niveau bestimmt haben.


    Deshalb habe ich mal meine alten Programmhefte und Aufzeichnungen hervorgeholt und genau geschaut, wer eigentlich so in den 50er und 60er Jahren in der berliner Staatsoper (teils noch im Admiralspalast, teil dann unter den Linden) gesungen hat.


    Zunächst ist mir aufgefallen, wie viele Sänger mehr oder weniger fest an das Haus gebunden waren,
    die sich gleichwohl beim besten Willen nicht als Sänger der DDR bezeichnen lassen:



    • Margarethe Klose
    • Christel Goltz
    • Irma Beilke
    • Hilde Scheppan
    • Johanna Blatter
    • Elfriede Trötschel
    • Clara Ebers
    • Ludmilla Dvorakova
    • Sona Cervena
    • Julia Wiener
    • Sylvia Geszty
    • Nadja Afejan
    • Fritz Soot
    • Jaro Prohaska
    • Carl Schmitt-Walter
    • Rudolf Schock
    • Helge Roswaenge
    • Ludwig Suthaus
    • Günther Treptow
    • Josef Metternich
    • Hans Reinmar
    • Alfred Hülgert
    • Celerstina Casapietra


    Darunter gibt es ein paar Sänger, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob es treffend wäre, sie doch als DDR-Sänger zu sehen.
    Sie haben in der DDR gesungen, sogar recht viel, waren teilweise feste Ensemblemitglieder der Staatsoper - wenn sie auch in unserer Vorstellung eher als Künstler firmieren, die auf dem internationalen Parkett zu Hause waren!


    Schwierig ist auch die Einordnung von Sängern, die ihre Karriere zwar in der DDR begonnen haben, dann aber doch den größten Teil ihrer Karriere anderso erlebten und kaum noch oder nicht mehr in die DDR zurückkamen. Ich denke hier etwa an



    • Gerhard Stolze
    • Gerhard Unger
    • Ernst Kozub


    Ja, und dann gibt es viele Sänger, die eigentlich mit Fug und Recht als DDR-Sänger bezeichnet werden können.
    Sie haben das Gesicht der Staatsoper ebenso geprägt wie ihr künstlerisches Profil.
    Und der wesentliche Teil ihrer künstlerischen Tätigkeit geschah auf Bühnen und Podien der DDR.



    • Sigrid Ekkehard
    • Hedwig Müller-Bütow
    • Ruth Kepliger
    • Lieselotte Losch
    • Maria Corelli
    • Erna Roscher
    • Ingeborg Wenglor
    • Jutta Vulpius
    • Gertraud Prenzlow
    • Jola Koziel
    • Elisabeth Rose
    • Renate Hoff
    • Anneliese Burmeister
    • Hannelore Kuhse
    • Elka Mitzewa
    • Ruth Asmus
    • Rosemarie Röhnisch
    • Brunnhild Friedland
    • Erich Witte
    • Kurt Rehm
    • Heinrich Pflanzl
    • Gerhard Frei
    • Gerhard Niese
    • Theo Adam
    • Martin Ritzmann
    • Robert Lauhöfer
    • Fred Teschler
    • Reiner Süß
    • Ernst Gruber
    • Günther Leib
    • Rolf Kühne
    • Peter Schreier
    • Siegfried Lorenz
    • Siegfried Vogel
    • Eberhard Büchner


    Das sind Namen, die in den 50er und 60er Jahren regelmäßig auf den Besetzungszetteln der Berliner Staatsoper standen.
    Die meisten von ihnen sind im Westen nur wenig aufgetreten, manche eigentlich gar nicht.
    Von allen gibt es aber Aufnahmen, sodass man sich eine Vorstellung davon verschaffen kann, wie sie klangen und was sie geleistet haben. Leider sind diese Aufnahmen heute nicht leicht zu bekommen. Es wäre ganz verdienstvoll, wenn mal eine Dokumentation zusammengestellt würde, die die besten Aufnahmen von Sängerinnen wie Jola Koziel, Ruth Kepliger oder Hedwig Müller-Bütow und Sängern wie Kurt Rehm, Gerhard Frei oder Robert Lauhöfer wieder - und das heißt für viele: neu - vorstellt. Die großen künstlerischen Offenbarungen werden dabei eher selten zu finden sein. Von Künstlern, die wirklich außergewöhnliche Leistungen gebracht haben - ich denke an Sänger wie Burmeister, Kuhse, Schreier, Lorenz und so weiter -, gibt es ja längst gute Tondokumente. Aber die anderen hatten oft auch eine Qualität, die heute schon längst nicht mehr leicht zu finden ist!


    Ich habe mich ganz auf die 50er und 60er Jahre beschränkt, weil ich da in Berlin gelebt habe und viel in die Staatsoper gegangen bin. Nach 1969 war ich immer nur noch für wenige Wochen pro Jahr in Berlin. Da haben andere Melomanen und Opernfans vielleicht einen vollständigeren Überblick.


    Und in Dresden oder Leipzig sangen ja auch interessante Sänger!


    In einem anderen Thread habe ich mich schon dazu geäussert, welche DDR-Sänger mir wirklich als b e d e u t e n d e Künstler in Erinnerung sind. Das muss ja hier nicht wiederholt werden.
    Ich bin vielmehr gespannt, an welche Namen sich andere Taminos noch erinnern.


    Und vielleicht kann ja mal jemand auflisten, welche Sänger in den 70er und 80er Jahren in der DDR das Operngeschehen wesentlich geprägt haben.




    Euer


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • diese Schallplatte habe ich auch


    Lieber Manfred
    Danke für Deine Bestätigung. Es freut mich, daß dieser Tenor doch nicht in "Fachkreisen" so unbekannt ist. Anfang der 90- er Jahre habe ich ihn kurz gesehen. In unserer Stadthalle sollte das Requiem von Verdi aufgeführt werden. Es kamen namhafte Sänger (ich glaube sogar Fiorenza Cossotto ?). Leider ist die Aufführung kurz vor Beginn abgesagt worden. Ich weiß aber nicht mehr warum.
    Übrigens, neben vielen anderen gut gesungenen Arien gefällt mir besonders von ihm "Amor ti vieta". Die ist zwar nicht ganz so bekannt, aber die singt er richtig gut.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Es gibt von den meisten, von dir aufgeführten Sängern Schallplatten-Aufnahmen. Ich selber besitze Einiges davon, auch von Gerhard Frei und Robert Lauhöfer. Anfangs dieses Threads wurde da schon ausführlich drüber gesprochen. Außerdem hat Harald Kral schon vor etwa drei Jahren diesen Thread eröffnet:


    Lieber Wolfgang,


    das habe ich ja selber gesagt, dass es von den meisten genannten Sängern Schallplattenaufnahmen gibt. Aber auf CD sind nur wenige erhältlich. Frei und Lauhöfer sind kein Problem. Aber Jola Koziel, Ruth Keplinger, Hedwig Müller-Bütow, Sigrid Ekkehard, Maria Corelli usw. habe ich noch nirgends gesehen. Ich habe jede Menge von DDR-Radio-Produktionen mitgeschnitten. Es müsste doch möglich sein, solche Aufnahmen in den Archiven aufzutreiben und heute neu heraus zu bringen.


    In dem von Herrn Kral eröffneten Thread hatte ich ja auch schon verschiedentlich meine Beiträge positioniert. Da ging es allerdings eher allgemein um Klassikinterpreten und über Sänger wurde dementsprechend nicht so viel diskutiert. Deshalb hatte ich gehofft, dass es hier in dem neuen Thread gelingen würde, mal darüber eine etwas intensivere Diskussion zu führen. Um eine solche Diskussion ein bischen aus der Zufälligkeit herauszuführen, dass der eine auf Gunter Emmerlich hinweis und der andere auf einen italienischen Tenor, der doch eher selten in der DDR auftrat, habe ich mal die Namen von Sängerrn herausgesucht, die in den 50er und 60er Jahren wirklich den Betrieb der Staatsoper in Berlin g e t r a g e n haben.


    Dabei fiel mir auf, wie viele Sänger darunter waren, die man eben nicht als DDR-Sänger bezeichnen kann, dass es aber auch eine große Zahl von Sängern gibt, die das Etikett durchaus mit Fug und Recht bekommen können. Es wäre nun doch interessant, wenn wir uns intensiver darüber austauschen könnten, was das für Sänger waren, wie ihre Stärken und Schwächen einzustufen wären, ob es Merkmale gab, die sie irgendwie verbanden und von anderen - zum Beispel bundesrepublikanischen Sängern der gleichen Zeit - unterschieden. Ich habe dazu meine Beobachtungen und Wahrnehmungen, wollte aber keinen Aufsatz schreiben sondern einer Diskussion darüber lediglich erst mal eine Grundlage geben.


    Aber die Diskussionsfreudigkeit scheint im Forum eher bescheiden. Ich bemerke dass doch der smal talk bevorzugt wird. So sind denn viele Beiträge so kurz, dass ich nicht so sehr viel damit anfangen kann.


    Aber die Hoffnung gebe ich nicht auf!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Nur zur Klarstellung: Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken - die Threads über die DDR Künstler hat Alfred Schmidt selbst eröffnet, schon vor meiner Zeit!


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Caruso41!


    Leider kann ich zu dem Thread nicht viel mehr beisteuern, als das schon Geschriebene. Die meisten Sänger der "ehemaligen DDR" habe ich nur durch den Rundfunk während meiner Militärzeit in Hannover kennengelernt. Daraufhin besorgte ich mir, da ich von deren Stimmen sehr angetan war, was ich an Aufnahmen an LP´s kriegen konnte. In letzter Zeit habe ich diese Sammlung noch durch einige CD ergänzt. Zu Gunther Emmerlich: Ich bezeichnete ihn ja nicht als Spitzensänger, sondern war nur von seiner Baßstimme überrascht, die ich ihm nicht zutraute. Zu Sigrid Ekkehard: Ich habe sie in einem deutsch gesungenen Querschnitt der "Turandot" unter Horst Stein in der Hauptrolle. Das scheint aber nicht ihre beste Partie zu sein, da gefällt mir doch Hermin Esser als Kalaf bedeutend besser.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Die großen Sänger der DDR


    Wir sollten es nicht zu kompliziert machen. Unter großen Sängern der DDR verstehe ich solche, die auch in der ehemaligen DDR geboren, aufgewachsen und sehr lange dort gelebt und gewirkt haben. Niemand käme auf die Idee, bei großen Sportlern der DDR nur solche zu nennen, die in den Westen geflüchtet sind, als das noch ging, damals. Ich bin im Untereichsfeld 1944 geboren (Rhumspringe). Die Demarkationslienie (so nannten wir die Grenze und den Todesstreifen bei uns im Wald) verlief quer durch das Eichsfeld und hat das Untereichsfeld (Duerstadt heimliche Hauptstadt des Untereichsfeldes) vom Obereichsfeld (Heilbad Heiligenstadt heimliche Hauptstadt des Obereichsfeldes) getrennt. So war das vor mehr als 20 Jahren.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Mein lieber Bernward!


    Während meiner Kur 1993 in Bad Wildungen habe ich einige Ausflüge in die "ehemalige DDR" unternommen. Zweimal war ich auch in Bad Heiligenstadt. Allerdings war dort von einem "Heilbad" nicht viel zu bemerken. Allerdings war das Essen in den Restaurants zu der Zeit spottbillig. Erst zwei Jahre später, bei einem neuerlichen Besuch, konnte ich doch eine allgemeine Aufbruchstimmung feststellen. Es wurde viel repariert und restauriert. Vielleicht finde ich noch einmal Gelegenheit zu einer Besichtigung.




    Herzlichst


    Wolfgang

    W.S.

  • Wir sollten es nicht zu kompliziert machen. Unter großen Sängern der DDR verstehe ich solche, die auch in der ehemaligen DDR geboren, aufgewachsen und sehr lange dort gelebt und gewirkt haben.


    Ich bin nicht ganz sicher, lieber Bernward, ob eine solche Difinition wirklich weiterhilft.


    Ich finde gerade interessant, dass es unter den Sängern, die über eine längere Zeit im Opernbetrieb der DDR eine tragende Rolle gespielt haben und die auch das Gesicht und die Qualität dieses Opernbetriebes bestimmt haben, recht unterschiedliche Profile gibt.


    Helge Roswaenge, Jaro Prohaska und Margarethe Klose zum Beispiel waren bis Ende der 50er Jahre an der Staatsoper in Berlin wichtige Ensemblemitglieder, die die künstlerische Leistungsfähigkeit des Hauses deutlich geprägt haben. Als DDR-Sänger kann man aber solche Sänger kaum bezeichnen.


    Dann gibt es Sänger, die bei Deiner Definition auch aus dem Blick gerieten: Gerdard Stolze etwa hat über einen sehr langen Zeitraum das lyrische Tenorfach an der Staatsoper fast ganz alleine abgedeckt. Wenn man sich an ihn heute erinnert, hat man kaum im Kopf, dass er mal Ottavio, den Baron im Wildschütz und den Masaniello in der Stummen von Portici gesungen hat und man weiss oft noch nicht mal, dass ein erheblicher Teil seiner frühen Karriere in der DDR gelaufen ist. Ich glaube nicht, dass er vor dem Bau der Mauer schon regelmäßig im Westen gesungen hat und ich weiss sicher, dass er nach dem Bau der Mauer nicht mehr in der DDR gesungen hat.


    Bei Deiner Definition würden auch Sänger wie Celestina Casapietra oder Elka Mitzewa rausfallen. Es gab doch einige Sänger, die aus dem Ausland stammten, für die aber die DDR der Mittelpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit wurde.


    Und dann gibt es die Sänger, die eigentlich am ehesten Deiner Definition entsprechen würden - wobei ich nicht weiss, ob sie jeweils in der DDR (oder besser muss man wohl sagen: in den Landen, die später dann zur DDR gehörten) geboren sind. Ich habe oben ja etliche Namen aufgelistet. Viele von Ihnen sind den Opernfreunden im Westen eigentlich nie bekannt geworden und heute sind die Namen fast vergessen. Wolfgang kennt immerhin Sigrid Ekkehard, aber nur über einen Querschnitt, mit dem sie kaum Ehre einlegen kann. Dabei war sie beispielsweise eine bedeutende Donna Anna! Und eine Ruth Kepliger war eine so innige und berührende Lyrische, wie man sie heute nur schwer auftreiben kann. Von ihr habe ich bisher nur Querschnitte von Opern auftreiben können, die dem damals propagierten Ideal des sozialistischen Realismus entsprachen. Die mag man heute - ehrlich gesagt - auch nicht so oft hören und die Stimmen hatten in diesen Opern auch nicht viel Möglichkeiten, ihre Qualitäten zu beweisen. Auch Kurt Rehm, eine der zentralen Figuren im Ensemble der Staatsoper, habe ich nur in Aufnahmen zeitgenössischer DDR-Komponisten. Das heißt: von wichtigen Sängern einer ganzen Ära können wir uns heute nur noch sehr bedingt ein Bild machen. Ich fände spannend, wenn wir zusammentragen könnten, was es denn doch auch heute von ihnen an Tondokumenten gibt und wo man an die Heran kommen kann. Und vielleicht gelingt es auch mal, die Aufnahmen aus den Rundfunkarchiven der DDR zu veröffentlichen!


    Mir geht es nicht darum, die Musikpflege der DDR jetzt besonders zu glorifizieren, aber dort wirkten ohne zweifel ausgezeichnete Sänger und die sollten nicht einfach vergessen werden!



    Dafür mache ich mir die Mühe, hier zu schreiben, obwohl ich weiss, dass es heute eher wenige Opernfans interessiert. Es ist ja doch bezeichnend, dass eine kritische Bemerkung über Frau Netrebko in diesem Forum einen Sturm von Beiträgen auslöst, aber die Frage nach Hannelore Kuhse nur ein paar wenige Reaktionen hervorruft!



    Euer Caruso41


    ...

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ja Caruso, das ist ja alles richtig. Aber der Thread lautet "Große Sänger der DDR" und nicht in der DDR oder an Opernhäusern in der DDR. Niemand würde doch auf die Idee kommen, zB. einen deutschen oder österreichischen Tenor, der große Erfolge an der Scala und Met errungen hat, als großen amerikanischen oder italienischen Sänger zu bezeichnen. Oder nehmen wir Kiepura und Tauber, der eine polnischer Tenor, der andere österreichischer. Bei Joseph Schmidt wird es schon schwieriger, 1904 in Davideny, österreichisches Kronland Bukowina geboren und 1942 im Internierungslager Girenbad oberhalb von Hinwil Kanton Zürich gestorben. War er nun ein deutscher Tenor?


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Bei Deiner Definition würden auch Sänger wie Celestina Casapietra oder Elka Mitzewa rausfallen.


    ... oder Sylvia Geszty, Ludmilla Dvorakova, Anna Tomowa Sintow, Isabella Nawe, Ruggiero Orofino (20 Jahre in der DDR gewirkt)... um nur einige zu nennen.

    Mir geht es nicht darum, die Musikpflege der DDR jetzt besonders zu glorifizieren, aber dort wirkten ohne zweifel ausgezeichnete Sänger und die sollten nicht einfach vergessen werden!


    Genauso ist es! Dieser Aussage stimme ich absolut zu.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ja Caruso, das ist ja alles richtig. Aber der Thread lautet "Große Sänger der DDR" und nicht in der DDR oder an Opernhäusern in der DDR. Niemand würde doch auf die Idee kommen, zB. einen deutschen oder österreichischen Tenor, der große Erfolge an der Scala und Met errungen hat, als großen amerikanischen oder italienischen Sänger zu bezeichnen. Oder nehmen wir Kiepura und Tauber, der eine polnischer Tenor, der andere österreichischer. Bei Joseph Schmidt wird es schon schwieriger, 1904 in Davideny, österreichisches Kronland Bukowina geboren und 1942 im Internierungslager Girenbad oberhalb von Hinwil Kanton Zürich gestorben. War er nun ein deutscher Tenor?


    Bei allem Respekt, lieber Bernward, aber ich kann nicht sehen, dass Du Dich auf das Spezifikum des Opernbetriebes der DDR einlassen magst.
    Der Opernalltag war damals in der DDR doch sehr viel mehr als in der Bundesrepublik oder in anderen westlichen Ländern bestimmt durch ausgesprochen feste Ensembles. Die bildeten eine Einheit. Und die Mitglieder der Ensembles haben auch kaum anderso Auftritte gehabt. Insofern waren dann eben ausländische Sänger, die an der Staatsoper in Berlin sangen, irgendwie schon DDR-Sänger!


    Ich habe die Eröffnung des Thread jedenfalls weiter verstanden als Du das offensichtlich getan hast:



    Es gab abe noch viel mehr Sänger - und auch Sängerinnen, welche in der DDR auftraten und deren Wirken ebenfalls auf Tonträger dokumentiert ist. Wenn auch viele noch immer relativ bekannt sind, so ist es doch um andere relativ still geworden, aus welchen Gründen immer. Wie dem auch sei: In diesem Thread möchten wir sie wieder ganz hervor an die Rampe holen und ihre Leistungen bewerten, ihre Tonaufzeichnungen, so noch verfügbar - erwähnen
    Eingeladen sind prinzipiell alle, aber natürlich werden jene Mitglieder des Forums, welche in der ehemaligen DDR beheimatet sind bei diesem Thema die Nase vorn haben. Es sollte schon ein bisschen mehr geschriebne werden als bloß der Name des Sängers....


    Da kann man dann doch wohl über Jola Koziel und Celestina Casapietra genau so schreiben wie über Hedwig Müler-Bütow oder Sona Cervena.


    Aber wichtig scheint mir: es sollte wirklich auch mehr zusammenkommen als nur die Auflistung von Namen.


    Ich bin gespannt, über wen Du was mitteilen möchtest und schreibst.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • ... oder Sylvia Geszty, Ludmilla Dvorakova, Anna Tomowa Sintow, Isabella Nawe, Ruggiero Orofino (20 Jahre in der DDR gewirkt)... um nur einige zu nennen.


    Genauso ist es! Dieser Aussage stimme ich absolut zu.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Lieber Chrissy,


    kannst Du nicht mal zusammenstellen, welche Sänger in den 70er nd 80er Jahren in der DDR das Opernleben getragen haben.
    Ich habe ja oben die Namen der Sänger zusammengetragen, die in den 50er und 60er Jahren an der Staatsoper in Berlin wirkten. Es wäre sicher hilfreich, das mal weiter zu führen.
    Ich habe seit 1969 nicht mehr in Berlin gewohnt, war zwar mehrmals im Jahr immer wieder für ein zwei Wochen da, und habe deshalb etliche Aufführungen der Staatsoper auch in dieser Zeit erlebt, aber sicher hast Du einen vollständigeren Überblick.



    Gruß



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo, Taminos!


    Wenn ich mich nicht irre, wurde hier über den früh verstorbenen Tenor Erwin Wohlfahrt auch noch nicht berichtet. Er gehörte wohl auch zu den bekannteren Sängern der "ehemaligen DDR". Bekannt wurde er in erster Linie als Wagner-Sänger. Sein Mime ist bis heute unvergessen.

    W.S.

  • Wenn ich mich nicht irre, wurde hier über den früh verstorbenen Tenor Erwin Wohlfahrt auch noch nicht berichtet. Er gehörte wohl auch zu den bekannteren Sängern der "ehemaligen DDR". Bekannt wurde er in erster Linie als Wagner-Sänger. Sein Mime ist bis heute unvergessen.


    Erwin Wohlfahrt war eigentlich einer der Sänger, die ich nicht direkt mit der DDR assozieren würde. Er kam ja aus dem Rheinland (aus Aachen, wenn ich nicht irre), hat dann eine Weile an der Komischen Oper in Berlin gesungen und ging wieder zurück ins Rheinland - nach Köln. Unvergessen ist er mir als Albert Herring in der Felsensteinszenierung! Aber er hat auch Monostatos und Pedrillo gesungen. Den Mime hat wohl zuerst 1963 in Bayreuth gesungen, später auch unter Krajan und anderswo. Er war einer der Mimes, der manchen Siegfried blass aussehen lassen konnte, weil er nicht nur ein kluger und starker Darsteller war sondern auch über eine gute gebildete und durchaus klangschöne und zu Attacke und Expansion fähigen Stimme verfügte. Er hatte es nicht nötig zu chargieren sondern sang die Partie mit einem großartigen Reichtum an Farben und Nuancen.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Insofern waren dann eben ausländische Sänger, die an der Staatsoper in Berlin sangen, irgendwie schon DDR-Sänger!

    Okay. Dann gehört aber Anton de Ridder auch dazu.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat von »Caruso41« : "Insofern waren dann eben ausländische Sänger, die an der Staatsoper in Berlin sangen, irgendwie schon DDR-Sänger!"
    Okay. Dann gehört aber Anton de Ridder auch dazu.


    Natürlich!


    Ich habe ihn nicht erwähnt, weil er ja in den 50er und 60er Jahren noch nicht gesungen hat. Er ist übrigens einer der Wenigen, die sowohl an einer DDR-Bühne als auch an einer Bühne in der BRD fest engagiert waren.

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Dann gehört aber Anton de Ridder auch dazu.


    Selbstverständlich. Er war lange Zeit Mitglied der Komischen Oper Berlin.
    Die hatten dort Mitte der 70- er Jahre auch einen US- amerikanischen Bariton. Aber mir fällt partout der Name nicht mehr ein. Wenn ich ihn lesen würde, wüßte ich es sofort wieder. Ich erinnere mich, ihn mal vor der KO gesehen zu haben. Er fuhr einen riesigen, Aufsehen erregenden amerikanischen Oldtimer- Schlitten, Chevrolet, Buick, Caddillac oder so ähnlich. Ich meine aber nicht John Moulson.
    Vielleicht kann hier Amfortas helfen und Auskunft geben?
    Gruß
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • kannst Du nicht mal zusammenstellen, welche Sänger in den 70er und 80er Jahren in der DDR das Opernleben getragen haben.


    Natürlich kann ich das und mache das auch gern, wenn ein allgemeines und größeres Interesse besteht. Im wesentlichen muß ich mich da aber auf die "Deutsche Staatsoper Berlin" beschränken. Das ist aber auch logisch, weil dort die absoluten gesanglichen Spitzenkräfte engagiert und konzentriert waren. Natürlich gab es auch an der Leipziger und der Dresdner Semperoper gute Kräfte. Aber die namhaftesten und bedeutendsten waren halt in Berlin. Selbst die Komische Oper dort, hatte bis auf einige wenige Ausnahmen, wie (Ruggiero Orofino von 1966 bis 1970 a. G.), Anton de Ridder, Margarita Lilowa und noch zwei, drei andere, gesanglich keine Spitzensänger. Dort wurde mehr auf die Darstellung wert gelegt. Das sängerische wurde als normale Sache betrachtet und war nicht von primärer Bedeutung. Auch hierzu könnte unser Amfortas bestimmt viel wertvolles berichten.
    Aus eigenem Erleben kann ich von der Zeit 1973 bis 1985 berichten. Die Zeit davor war ich noch viel zu jung, weiß aber vieles vom Erzählen und Hörensagen, weil ich mich ganz sehr für die Staatsoper interessiert habe.
    Vielleicht könnten wir so verbleiben: Ich habe von jedem Jahr die Broschüre "Die Gesangssolisten der Deutschen Staatsoper". Dort sind die wichtigsten Mitglieder mit ihren Hauptpartien aufgeführt. Ich kann die mal, wenn gewünscht aufführen, und wenn zu einzelnen ein besonderes Interesse besteht und Fragen sind, können wir diese gemeinsam versuchen zu beantworten. Auch Harald hat ja hier ein umfangreiches und ausführliches Buch und ich denke, er kann und wird vieles dazu beitragen. Ebenso hoffentlich und wünschenswert unsere Mitglieder Liebestraum und Amfortas.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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