Unbekannte Opern

  • Der Drache

    in Schauspiel und Oper

    Mythen, Legenden, Märchen




    Von Drachen und Drachentötern


    Ein Drache ist ein schlangenartiges Mischwesen der Mythologie, in dem sich Eigenschaften von Reptilien, Vögeln und Raubtieren in unterschiedlichen Variationen verbinden. Das Fabelwesen ist in vielen Kulturen in Sagen, Legenden und Märchen bekannt und wurde bis in die Neuzeit als real existierendes Tier angesehen. In der Mythologie kommen auch mehrköpfige Drachen vor bzw. Drachen, die man nicht durch Enthauptung töten kann, da ihre Köpfe sofort nachwachsen.


    Im orientalischen und westlichen Kulturkreis ist der Drache ein Sinnbild des Chaos, ein menschenfeindliches Ungeheuer, dagegen ist der ostasiatische Drache meist ein zwiespältiges Wesen mit überwiegend positiven Eigenschaften, das Regen bringt und somit die Fruchtbarkeit der Felder garantiert. Die antiken Drachen sind häufig Meeresungeheuer. In Märchen und Sagen bewachen sie oft die einzige Quelle oder einen Fluss, der als Nahrungsgrundlage dient, in Höhlen hausende Erd-Drachen bewachen Schätze und im Märchen fordern sie regelmäßig Menschenopfer. Die Rettung des Opfers, meist ist es eine Jungfrau oder Königstochter, sichert dem Drachentöter die Hand der Jungfrau oder sogar ein Königreich. Der mutige Drachentöter von hohem Stand, der den Drachen im Zweikampf erschlägt, verfügt zwar oft über Stärke, Mut und hohe Moral, muss jedoch aufgrund der körperlichen Überlegenheit des Drachen auch auf eine List zurückgreifen. Mit dem Mythos und der Heldensage ist das Märchen eng verwandt. Im bürgerlich-bäuerlichen Bereich der Märchen und Sagen werden die bedrohlichen Untiere manchmal überlistet, vergiftet oder verzaubert. Wichtig ist nur das Resultat. Das bedrohliche Untier muss beseitigt werden, die Eigenschaften des Drachentöters sind nebensächlich. Als Helfer treten auch wohlgesinnte Tiere oder kluge Menschen auf. Die Drachenzunge muß herausgeschnitten werden, damit der Held einen Beweis erhält, dass er selbst und nicht ein Nebenbuhler das Untier erlegt hat.


    Bekannte Drachentöter der Antike sind Apollon, Herakles, Kadmos und Perseus, in der germanischen Mythologie ist Siegfried der bekannteste Held. Der Erzengel Michael wird im Alten Testament des Christentums und Judentums erwähnt. Drei Drachenheilige gehören seit dem Hochmittelalter zu den Vierzehn Nothelfern: Margareta von Antiochia, die den Drachen mit dem Kreuzzeichen abwehrte, Cyriakus, der einer Kaisertochter den Teufel in Gestalt eines Drachen austrieb. Der Hl. Georg wird der populärste aller heiligen Drachentöter, sein Kampf mit einer Lanze gegen die Bestie wird auch in der Gegenwart in zahllosen Darstellungen verbreitet.


    - * -

    Wieviele Opern zum Thema Drachen gibt es wohl? Bei der Recherche zu Opern rund um Drachen und Drachentöter fand ich allein durch Querverweise und Links bisher 54 Opernkompositionen. Es gibt dabei alle Genres von der „Tragédie lyrique“ wie Persée und Cadmus et Hermione von Lully bis zur Komödie. In John Frederick Lampes Opernburleske (frei nach dem Motto „Monty Python meets Händel“) The Dragon of Wantley aus dem Jahr 1737 gelingt es dem meist betrunkenen aber tapferen und listigen Ritter Moore of Moore-Hall sogar, einen Drachen, der den Leuten gerne das Essen vom Frühstückstisch klaut, mit einem Fußtritt in dessen Hintern ins Jenseits zu befördern.

    Bildtafel von John June im gedruckten Libretto


    Über den Drachen fand ich den Weg zu Lanzelot. Bis 1900 wurden erstaunlich viele Lanzelot-Opern komponiert, die sich aber hauptsächlich mit dem Liebesleben und der Treue des Ritters zu König Arthus beschäftigen, in der Oper von Paul Dessau tritt Lanzelot jedoch als Drachentöter auf. Dazu nochfolgend mehr.


    Überblick zum Thema Lanzelot in der Oper


    Lanzelot vom See - Adolf Emil Büchner, 1856

    Lancelot du Lac - Augusta Mary Anne Holmes, 1875

    Lancelot - Theodor Hentschel, 1878

    Guenever - Charles Hubert Hastings Parry, 1884-1886,

    Eliane - Ödon Mihalovich, 1887

    Guinevere, or Love Laughs at Law - Harry Thomas Pringuer, 1889

    Lanzelot - Reinhold Ludwig Herrran, 1891;

    Elaine - Herman Bemberg, 1892 (UA in London mit Nellie Melba

    Lancelot du Lac - Victorin de Joncieres, 1900

    Launcelot - Isaac Manuel Francisco Albeniz, 1903

    Lancelot’s Spiegel - Friedrich Burkhard, 1962

    Le Chevalier de Neige - Georges Delerue, 1957


    Francesco Malipero und Roger Sessions haben sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt.





    Auf das Schauspiel von Jevgeni Schwartz und die Oper von Paul Dessau wiil ich hier näher eingehen.


    = * =



    Der Drache (Дракон)

    Schauspiel von Jevgeni Schwartz


    "Der Drache(Дракон) ist ein Theaterstück in drei Akten des sowjetischen Dramatikers Jevgeni Schwartz. Geschrieben hat er es in den Jahren 1942–1944, während der Evakuierung aus dem belagerten Leningrad nach Stalinabad in Tadschikistan. Versuche, das Stück während der Herrschaft Stalins und danach Chruschtschows auf der Theaterbühne aufzuführen, endeten jeweils mit einem Verbot durch die Zensur. Seine erste offizielle Uraufführung erfuhr das Stück erst 1961 in Nowa Huta in Polen.
    Die Handlung basiert auf einer Märchengeschichte der Völker Südostasiens über einen Drachen, der nicht besiegt werden kann, weil sich der Sieger selbst in einen Drachen verwandelt und nur ein junger Mann mit reinen Gedanken das Monster töten kann. Schwartz untersucht das Thema der Tyrannei aus der Perspektive der vom Tyrannen Unterdrückten. Im Stück empfinden die durch einen Helden geretteten Menschen das Leben unter der Herrschaft des Drachen größtenteils als recht erträglich. Sie haben sich an Grausamkeit und Unterdrückung gewöhnt und denken, dass es noch schlimmer sein könnte, denn der Kampf gegen den tyrannischen Drachen bedeutet den sicheren Tod. Diese Menschen wollen gar nicht um jeden Preis gerettet werden, sie brauchen keine Freiheit, denn sie haben sich arrangiert in ihrer Unfreiheit. Nachdem der langjährige Tyrann besiegt ist, begeben sie sich gerne unter die Herrschaft eines anderen. Der Held Lanzelot, der schon mehrere Drachen getötet hat, stellt überrascht fest, dass es nicht ausreicht, den Drachen zu töten, um die Menschen zu befreien, vielmehr müssen die Menschen ihre Einstellung ändern.


    Der erste Produktionsversuch wurde von Nikolai Akimow am Leningrader Komödientheater während des Krieges unternommen. Das Stück wurde bei Voraufführungen genehmigt, aber nach der ersten öffentlichen Aufführung in Moskau am 4. August 1944 wurde die Märchenkomödie vom Vorsitzenden der staatlichen Zulassungsstelle für Bühnenstücke in der UdSSR verboten, da sie nicht nur als „Auseinandersetzung mit dem Faschismus“ (O-Ton DDR 1972) sondern auch als auch als Auseinandersetzung mit dem Stalinismus verstanden werden konnte. Erst nach dem Tod des Autors, wurde die Produktion von „Dragon“ von Nikolai Akimow im Leningrader Komödientheater 1962 neu inszeniert . Die Hauptrollen spielten: Dragon – Lev Kolesov und Georgy Teich , Lancelot – Gennady Voropaev und Lev Milinder , Elsa – Nelly Korneva, Bürgermeister – Pavel Sukhanov , Heinrich – Joseph Hansel , Karl der Große – Gleb Florinsky . Die Aufführung blieb zwei Spielzeiten lang im Repertoire.


    Einen besonderen Platz unter den ausländischen Produktionen nimmt die legendäre Aufführung des Deutschen Theaters in Berlin ein, Regisseur war Benno Besson. “Der Drache“ wurde im März 1965 erstmals im deutschen Sprachraum aufgeführt und blieb bis zum Ende der Saison 1981 mit 580 Vorstellungen im Repertoire . Die Aufführung wurde in vielen Ländern Ost- und Westeuropas erfolgreich gezeigt, erhielt von Publikum und Kritik einhellig großes Lob und wurde international zu einem Ereignis.


    drache2hp1640_presse.jpg

    https://www.staatsschauspiel-d…lan/archive/d/der_drache/


    Das ursprüngliche Programmheft beinhaltete einige liebevoll gestaltete Illustrationen von Horst Hussel. Da die Texte dazu jedoch mit Zuständen in der DDR in Verbindung gebracht werden konnten, erhob die SED-Führung ihren Einspruch gegen das Programmheft.

    Quelle: https://www.chronos-verlag.ch/…zug_978-3-0340-1279-9.pdf


    Sehr lesenswert ist der Text der frei zugänglichen ersten Szene des Schauspiels in der Übersetzung aus dem Russischen von Günter Jäniche:

    https://docplayer.org/62215558…i-schwarz-der-drache.html


    Den gesamten Text des Schauspiels gibt es leider nicht in deutscher Sprache im Internet, aber es gibt eine englische Fassung: https://a7sharp9.com/dragon.html

    und die originale russische Version https://plantuml.com/drakon.pdf


    Handlung

    Eine Stadt ist vor hunderten von Jahren durch einen Drachen von der Cholera befreit worden, indem er mit seinem feurigen Atem das Wasser des nahen Sees zum Kochen brachte. Die Bewohner sind ihm dafür sehr dankbar und halten ihn für einen guten Drachen, da er ihnen zusichert, auch in Zukunft gegen andere bösartige Drachen beizustehen, ihnen also Sicherheit verspricht. Aber der Schutz hat seinen Preis, denn er presst den Bewohnern dafür hohen Tribut ab. Er wird zum Präsidenten ernannt und bestimmt die Regeln des täglichen Lebens. Ständiges Lächeln ist Pflicht, totale Überwachung ist normal und einmal im Jahr muss ihm außerdem eine Jungfrau geopfert werden. Die Bewohner haben sich mit der Situation arrangiert, denn auch ein ungerechtes Willkürregime kann funktionieren, solange es den Menschen vermeintliche Sicherheit und Stabilität bietet. Doch dann kommt ein junger Fremder namens Lanzelot in die Stadt, stellt diese zweifelhafte Ordnung in Frage, besiegt den tyrannischen Drachen um danach festzustellen, dass das Volk sich flugs einen neuen Drachen sucht, dem es sich unterordnen kann.


    In vorgeblicher Naivität erzählt Jewgeni Schwarz seine Geschichte vom Drachen, verpackt in eine Erzählung im Gewand eines ­Märchens – und liefert in Wahrheit ein hochbrisantes, zeitkritisches Stück, das die Diktatur des deutschen Nazi-Regimes an den Pranger stellt. Doch auch die Diktaturen Osteuropas sahen sich rasch im „Drachen“ gespiegelt. Heute ist die Thematik dieses ­Stückes nicht weniger beängstigend geworden. Denn Schwarz zeigt in seiner Theaterparabel, dass nur eines schlimmer ist als Unterdrückung und Willkürherrschaft: nämlich die Verinnerlichung der Mechanismen und Werte eines solchen Herrschaftssystems.


    = * =

    Lanzelot

    Oper von Paul Dessau

    Es gibt einige Meisterwerke in der Musikgeschichte, die einfach vergessen wurden. Die Gründe dafür sind vielfältig – im Fall von Dessaus Märchenoper Lanzelot sind es eindeutig politische gewesen. Der Komponist war bis zu seinem Tod ein politisch loyaler, aber durchaus regimekritischer Zeitgenosse der DDR. Zweimal hat er Texte von Brecht vertont, bis er in seiner dritten Oper auf das Märchen "Der Drache" des sowjetischen Autors Jevgeni Schwartz zurückgriff, das der Dramatiker Heiner Müller zusammen mit Ginka Tscholakowa zu einem Libretto verarbeitete. Heiner Müller übernahm die Idee von Schwartz, Geschichte im Zeitraffer ablaufen zu lassen. So funktioniert der Gewaltmechanismus der Drachenherrschaft ebenso auf feudaler wie auf monarchischer, kolonialer, imperialer, faschistischer und stalinistischer Basis. Die alte Herrschaft entsteht nach dem Tod des Ungeheuers aufs Neue – der abgeschlagene Drachenkopf wächst nach und ragt in die Zukunft hinein. Müller verschärft dies in seinem Libretto, indem er die Drachenherrschaft in der Steinzeit beginnen lässt und zwischen ihr und der Moderne die zeitliche Distanz aufhebt.


    Die Geschichte war, wie ich oben geschrieben habe, also durchaus brisant. Erstaunlicherweise stieß der Stoff bei der Uraufführung an der Berliner Staatsoper im Dezember 1969 nicht auf Widerstand der DDR-Behörden, denn Dessau widmete die Oper anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR allen, die in unserer Republik für den Sozialismus kämpfen und arbeiten. Vielleicht war da auch ein dialektischer Hintergedanke im Spiel, den auch die verantwortlichen Funktionäre um Partei- und Staatschef Walter Ulbricht, der seinerzeit noch im Amt war, verstanden. Wurden die Opern Paul Dessaus sonst regelmäßig mitgeschnitten und auf Schallplatten verewigt, so blieb dies nun aus. Aus gutem Grund hatte Eterna wohl von einem Mitschnitt abgesehen. Erst 2021 wurde auf Youtube ein klanglich halbwegs akzeptabler Mitschnitt der Generalprobe des Jahres 1969 veröffentlicht. (Siehe weiter unten)


    Die Inszenierung von Dessaus Ehefrau Ruth Berghaus hielt sich in ihrer direkten politischen Aussage durchaus zurück. Dabei gehört Dessaus Musik zum Modernsten und Provokantesten, was damals in der DDR erlaubt war. Opern sind eher selten humorvoll, die Oper Lanzelot bildet hier eine Ausnahme. Das liegt zum einen an der Musik von Paul Dessau (der Gesang des erschöpften Lanzelot nach dem Kampf mit dem Drachen wird über drei Minuten nur vom Solo-Cello begleitet, wohingegen an anderen Stellen Donnerblech und Windmaschine lärmen und Lautsprecherdurchsagen und Maschinengewehrgeratter ertönen). Zum anderen liegt es an Heiner Müller. Der bedeutende Dramatiker, Regisseur und Intendant schrieb ein einfach wunderbares Libretto zu Lanzelot, das einer märchenhaften Komödie mehr als gerecht wird. Heiner Müllers Libretto verknüpfte darin Märchenhandlung, Politsatire und Geschichtsdrama.


    Ich fand die Oper „Lanzelot“ zwar in vier Opernführern erwähnt, aber die Beschreibungen vermeiden, auf den politischen Aspekt einzugehen, sind fast immer oberflächlich und teilweise sogar inhaltlich falsch. Ulrich Schreiber geht in seinem Opernführer für Fortgeschrittene, Bd3/II, Kassel 2010, Seiten 63-66 weniger auf die Handlung sondern vor allem ausführlich auf die musikalische Seite der Oper ein.


    Man sollte, um eine Vorstellung von der Oper zu bekommen, das von Suhrkamp im Internet veröffentlichte relativ kurze Libretto unbedingt selber lesen:


    https://audite.de/media/file/0…kamp-verlag-aud-23448.pdf


    Forenrestaurierung und Moderation: Mod 001 Alfred - Seit 8. März 2024 gibt es im Tamino Opernführer eine Inhaltbeschreibung:

    DESSAU, Paul: LANZELOT



    Paul-Dessau-Lanzelot-c-Candy-Welz-620x310.jpg

    Verlinkt von: https://www.concerti.de/verlos…ung-paul-dessau-lanzelot/





    Die Geschichte um den tapferen Ritter wird in 15 Bildern überaus humorvoll und spannend erzählt. Der Prolog beginnt während eines Ausbruchs der Cholera in einer Steinzeitsiedlung an einem See. Der Lateinisch radebrechende Medizinmann sieht den einzigen Weg zur Rettung darin, dass der Herr Drache vom Goldenen Pfuhl … mit seinem feurigen Atem für uns etwas tut/Und unser Wasser, den See, gnädigst abzukochen geruht. Im 3. Bild wird der in der Gegenwart zum Präsidenten aufgestiegene Drache als jovialer, eitler und skrupelloser Mensch dargestellt, der seinen Sekretär mit einem einzigen Fingerzeig, der sich als Flammenwerfer entpuppt, aus dem Weg räumt. Erst in der folgenden vierten Szene betritt Lanzelot die Bühne. Er unterhält sich in einer Küche mit dem Kater des Hausherrn und erfährt durch das sprechende Haustier einiges über das Leben der Bevölkerung unter der Herrschaft des Drachen. Dessen jährliche Heirat steht an, wie üblich mit einer Jungfrau, deren Lebenserwartung sehr begrenzt ist, und diese Jungfrau ist Elsa, die Tochter des Hausherrn, die am nächsten Tag den Drachen heiraten soll. Spontan beschließt Lanzelot, den Menschen in ihrer vermeintlichen Not beizustehen, muss aber zu seinem Erstaunen feststellen, dass die seinem Hilfsangebot eher ablehnend gegenübersteht. Warum etwas ändern, wenn man sich doch seit ewigen Zeiten mit den Umständen arrangiert hat. Prompt verliebt sich Lanzelot in Elsa. Unterstützung findet Lanzelot nur beim sprechenden Kater und einem Esel, bei einigen Angehörigen der Unterschicht, einem Künstler und endlich bei Elsa. Die Arbeiter statten Lanzelot, der keinerlei Waffe besitzt, schließlich mit verschiedenen nützlichen Dingen aus, neben einer Tarnkappe “Ein Schützenpanzer, neuwertig,/Und ein gebrauchtes/U-Boot was schließlich den knappen Sieg über den Drachen sichern soll.


    Lanzelot fordert den Drachen zu einem Kampf heraus, den er auch gewinnt. Obwohl Lanzelot nur leicht verwundet ist, lässt der Bürgermeister, der sich schnellstens zum Nachfolger des Drachens erklärt hat, ihn für tot erklären. Lanzelot kehrt jedoch zurück, er öffnet die Gefängnisse und zusammen mit dem Volk stürzt er schließlich den Diktator und seine Entourage. Aber kommt das Volk in Zukunft ohne den totalitären Staat zurecht und welche Rolle übernimmt Lanzelot dabei? Der fragt sich auch gegen Ende der Oper nämlich “Wie mach ich Menschen jetzt aus diesen Puppen?


    Wir verdanken Ivo Zöllner das einzig existierende und leider teilweise schlechte Tondokument der ersten Produktion der Oper, aufgenommen bei der Generalprobe der Oper im Dezember 1969 in der Staatsoper Berlin mit Siegfried Vogel, Reiner Süß, Renate Kramer, Dirigent: Herbert Kegel).


    Ein Live Mitschnitt aus dem Deutschen Nationaltheater Weimar vom 13.11.2019


    Die Ansprache des neuen Präsidenten


    Das Finale erinnert in seiner dramaturgischen Anlage an Mozarts Zauberflöte: ein letzter verzweifelter Vorstoß der Bösewichter, die Vernichtung des Bösen, glanzvoller, hymnischer Schlussgesang der Befreiten „Der Rest ist Freude. Freude der Rest“. Dem Finale ist in der ursprünglichen Fassung noch ein Epilog angefügt. In einem großen Diminuendo entfernen sich die Menschen von der Bühne, bis ein Kind übrig bleibt, das noch einmal die Schlussworte wiederholt, die „Freude“ aber gleichsam in Frage stellt. Nach der Uraufführung entzündete sich Kritik an diesem Schluss. Dessau selbst scheint mit dieser dramaturgischen Lösung auch nicht zufrieden gewesen zu sein, denn für nachfolgende Produktionen schrieb er wenige Wochen nach den Berliner Aufführungen die letzten Takte neu, so dass Lanzelot mit einem großen Chor- und Ensemblegesang optimistisch endet.


    »Der Drache« und »Lanzelot« gelten als zeitlose Parabel auf jede Art von Tyrannei. Die Herrschaft von Diktatoren, die Sogkraft des Geldes oder die Kunst zu manipulieren – der Wirkstoff Macht ist immer allgegenwärtig und oft kaum zu erkennen.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • George Bizet
    Le Docteur Miracle (Doktor Mirakel)






    Im Jahr 1856 organisierte Jacques Offenbach einen Einakter-Wettbewerb für komische Opern, um für sein neu installiertes Théâtre des Bouffes-Parisiens zu werben. 78 Teilnehmer vertonten das Libretto "Docteur Miracle" von Léon Battu und Ludovic Halévy, das auf Richard Brinsley Sheridans Komödie "Saint Patrick's Day" basiert. Vorsitzender der Offenbach-Jury war Daniel-François-Esprit Auber, mit einer Ausnahme waren die anderen Komponisten, die der Jury angehörten, allesamt Gewinner des Prix de Rome: Fromental Halévy (1819), Aimé Leborne (1820), Ambroise Thomas (1832), Charles Gounod ( 1839), François Bazin (1840), Victor Massé (1844). Die Jury vergab den ersten Preis an zwei Teilnehmer: Georges Bizet und Charles Lecocq, beide Schüler von Halévy. Bizets Partitur wurde am 9. April 1857 im Théâtre Bouffes-Parisiens uraufgeführt, einen Tag nach dem von Lecocq (die beiden Werke wechselten sich ab und hatten jeweils elf Aufführungen). Dann verschwand sie für lange Zeit von den Bühnen. Es wäre aber falsch, dieses kleine Werk Bizets zu unterschätzen, das von dem damals gerade 18jährigen Musiker komponiert wurde. Bizet zeigt hier eine natürliche Begabung für die Komödie, die Melodien verbinden Eleganz mit Frische insbesondere im komischen „Omelette-Quartett“ mit Podestà von Padua, seiner Tochter Laurette, dem hübschen Soldat Silvio und Veronique, der Frau des Podestà.



    Die Geschichte spielt in Padua in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Bürgermeister und seine Frau Véronique werden eines Morgens sehr früh von einer lauten Werbekampagne vor ihrem Haus geweckt, die die Talente eines Docteur Miracle anpreist, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen jungen Soldaten namens Silvio handelt, der sich diese List ausgedacht hatte, um der Tochter des Bürgermeisters, Laurette, in die er sich verliebt hat, ein Ständchen zu bringen. Der Bürgermeister, der eine Abneigung gegen das Militär hegt, hatte von dieser Beziehung Wind bekommen und Laurette jeglichen Kontakt mit Soldaten verboten. Plötzlich erscheint ein junger Mann im Haus, der sagt, er sei Pasquin und sei von einem Freund des Bürgermeisters geschickt worden, um bei der Hausarbeit zu helfen – er fügt hinzu, dass er Soldaten verabscheue. Der Bürgermeister freut sich, ihn im Haus willkommen zu heißen, ohne zu ahnen, dass Pasquin tatsächlich Silvio in einer Verkleidung ist. Der Bürgermeister stellt Pasquin seiner Frau und seiner Tochter, die Pasquin nicht erkennt, vor.

    Es ist Zeit fürs Frühstück und der Bürgermeister gibt Pasquin die Anweisung, ein Omelett zuzubereiten. Pasquin serviert das Omelett, was die vier ganz begeistert in einem Quartett besingen. Doch als der Bürgermeister, seine Frau und Laurette davon probieren, fangen sie alle an zu würgen – es ist widerlich. Der Bürgermeister und Véronique eilen aus dem Zimmer, um sich den Mund auszuspülen, und Laurette erkennt nun in Pasquin Silvio. Er erklärt ihr seinen Plan und sie singen ein Liebesduett, das sich in ein Terzett verwandelt, als der Bürgermeister zurückkommt und sie zusammen erwischt. Wütend wirft er Silvio aus dem Haus. Kurz darauf kommt ein Telegramm von Silvio, in dem er gesteht, dass das Omelett tatsächlich vergiftet sei. Der Bürgermeister hat Angst, aber Laurette erzählt ihm, dass sie einen wunderbaren Arzt kenne, der ihn heilen kann. In Panik verspricht der Bürgermeister, diesem Arzt als Gegenleistung für das Gegenmittel gegen das Gift alles zu geben, was er will. Der Arzt kommt, es ist natürlich Silvio in der Docteur Miracle-Verkleidung. Als Gegenleistung für Laurettes Hand bietet er dem Bürgermeister an, ihn zu heilen. Der Bürgermeister gibt seine Niederlage zu und stimmt der Heirat zu, woraufhin Silvio erklärt, dass das Omelett doch nicht vergiftet sei. Die Operette endet mit einem Ensemble, in dem sich alle einig sind, dass der falsche Arzt ein Heilmittel für alles hat, nämlich Liebe.


    Die Partitur enthält einschließlich der Ouvertüre nur acht Musikstücke. Das Vorspiel schnurrt wie ein Spielwerk im Geiste italienischer Buffokomponisten ab und beim ersten spritzigen Ensemble – es sind insgesamt je zwei Trios und Quartette – gibt es typische crescendo-Steigerungen à la Rossini.


    In dieser Aufnahme von 1954 sind die Werke von Bizet und Lecocq auf 2 CD zu hören.


    Die folgende Aufnahme von Bizets Operette entstand 2012 in Avignon

    4

    hier ist eine Produktion aus Saltillo (Coahuila) Mexico, 2014



    + + + + + + + + + + +


    Dieser Beitrag ist der vorläufig letzte von mir in Unbekannte Opern.


    Inzwischen ist es so, dass sich vor mir ein riesiger Berg von unbekannten Werken angehäuft hat - es sind jetzt weit über 1000. Das geplante Buchprojekt ist geplatzt, da meine Mitstreiter, die schon nach gut zweihundert Ausgrabungen meinten, es sei nun genug Material vorhanden, vor dieser Mamutaufgabe kapituliert haben. Ich werde jetzt mal eine Pause einlegen und dann später mal den Berg bearbeiten, aber nicht mehr jedem Querverweis sofort nachgehen, was ja meist weitere Querverweise nach sich zieht, sondern einfach die Verlinkungen speichern, ohne mich vorerst um den Inhalt zu kümmern. Bei Lust und Laune werde ich dann die mir interessant erscheinenden Opern näher unter die Lupe nehmen. Aber zuerst mal werde ich eine vollkommen unkreative Pause einlegen und durch Europa reisen. Vielleicht melde ich dann hier wieder nach dem Sommer.


    <3 Orfeo :hello:

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Danke für diese letzte, interessante Bizet-Oper.

    Dann wünsche ich dir eine schöne Pause und hoffe, dass du gesund und inspiriert zurückkehrst.

    Der Thread ist für die Opernfreunde des Forums ja eine wahre Fundgrube.

    Aber das Feld ist natürlich unendlich groß. Dass deine Mitstreiter aufgegeben haben, verwundert da nicht. Alleine, was all die Komponisten (wie Bizet), die nur einzelne vielgespielte Werke geschaffen haben, zusätzlich daneben noch komponiert haben, würde schon viele Bücher füllen. Man denke etwa an einen Amilcare Ponchielli, Jules Massenet oder einen Umberto Giordani etc. Und dann gibt es ja auch noch viele heute vergessene Komponisten.

    Für dich, lieber Orfeo, ist das Platzen des Buchprojekts vermutlich frustrierend, für uns ist es gut - denn nun hast du dich bei der Vorstellung der Opern auf das Forum konzentriert.

    Gute Reise!

  • Nadia Boulanger & Raoul Pugno: La ville morte #417 ist soeben am 19., 20., 21. April in New York im Skirball Center for the Performing Arts aufgeführt worden mit Hebé: Melissa Harvey, Anne: Laurie Rubin, Alexandre: Jorell Williams, Léonard: Joshua Dennis.


    Melissa Harvey mit der Arie der Hébé im 3. Akt

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Louise Bertin

    Fausto


    Hallo,

    vor drei Tagen habe ich in Essen die deutsche Erstaufführung von Louise Bertins "Fausto" gesehen, eine echte Rarität, die mich sehr beeindruckt hat. Das Libretto ist nicht schlecht, die Musik, die stellenweise an Auber erinnert, durchaus eingängig und interessant. Die Dame hat mehrere Opern geschrieben, wenn die auch so gelungen sind, ist sie der Wiederentdeckung unbedingt wert.

    Schöne Grüße

    wega

  • Hallo,

    vor drei Tagen habe ich in Essen die deutsche Erstaufführung von Louise Bertins "Fausto" gesehen, eine echte Rarität, die mich sehr beeindruckt hat. Das Libretto ist nicht schlecht, die Musik, die stellenweise an Auber erinnert, durchaus eingängig und interessant. Die Dame hat mehrere Opern geschrieben, wenn die auch so gelungen sind, ist sie der Wiederentdeckung unbedingt wert.

    Schöne Grüße

    wega

    Zum nachhören......


    Louise Bertin (1805-1877)

    Fausto




    Karine Deshayes (Fausto), Karina Gauvin (Margarita), Ante Jerkunica (Mefistofele), Nico Darmanin (Valentino), Marie Gautrot (Catarina)

    Les Talens Lyriques, Flämischer Rundfunkchor, Christophe Rousset


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Zum nachhören......

    .... und zum informieren (Kurzfassung)


    Bertin vertonte noch zu Goethes Lebzeiten die erste französische Faust-Oper auf ein eigenes Libretto, das von Luigi Balocchi ins Italienische übersetzt wurde und unter dem italienischen Titel Fausto am Pariser Théâtre Italien uraufgeführt wurde. Fausto war ihre dritte Oper, eine der frühesten, die auf dem ersten Teil von Goethes Faust basierte, und wurde 1831 uraufgeführt. Sie wurde nur mäßig aufgenommen, und Bertin schuf nur noch ein weiteres Bühnenwerk, La Esmeralda, basierend auf Victor Hugos Notre -Dame de Paris, für das Hugo selbst das Libretto schrieb. Als auch die Uraufführung scheiterte, gab sie die Oper auf und konzentrierte sich auf Chorwerke, Lieder und Kammermusik. Die vollständige Partitur von Fausto wurde erst vor ein paar Jahren wiederentdeckt.


    Hector Berlioz widmete ihr seine Les nuits d’été.


    Da ich momentan keine Zeit hier investieren will, in aller Kürze nur einige Links


    https://van-magazin.de/mag/250-louise-bertin/


    https://van-magazin.de/mag/fau…se-bertin-guerbaca-essen/


    https://blogs.loc.gov/music/20…-louise-angelique-bertin/


    https://operalounge.de/history…per/sehr-frei-nach-goethe


    https://www.theguardian.com/mu…s-talent-lyriques-rousset


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Zitat von Orfeo

    Bertin schuf nur noch ein weiteres Bühnenwerk, La Esmeralda, basierend auf Victor Hugos Notre -Dame de Paris, für das Hugo selbst das Libretto schrieb. Als auch die Uraufführung scheiterte, gab sie die Oper auf und konzentrierte sich auf Chorwerke, Lieder und Kammermusik. Die vollständige Partitur von Fausto wurde erst vor ein paar Jahren wiederentdeckt.

    https://van-magazin.de/mag/250-louise-bertin/



    Aus dem obigen Link von Orfeo!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • So funktioniert Kulturpolitik in Deutschland

    Carl Amand Mangold (1813-1899)


    Erstmals nach rund 175 Jahren sollte am 26. Mai in Darmstadt die Oper „Gudrun“ des früheren Darmstädter Hofmusikdirektors Carl Amand Mangold (1813-1889) aufgeführt werden. Doch daraus wird nichts. Wegen nicht bewilligter Zuschüsse durch die Stadt und das Ministerium für Wissenschaft und Kunst wurde die geplante Wiederaufführung der Oper kurzfristig abgesagt. Das Material der Uraufführung war extra restauriert und für die Wiedererstaufführung vorbereitet worden, nachdem ursprünglich eine Fördersumme von 52 000 Euro zugesagt worden war. Der Sprecher der Stadt Darmstadt teilte mit, es gebe „keinen Grund, wonach sich der Konzertchor von der offiziellen Kulturpolitik der Stadt im Stich gelassen fühlen sollte“.


    Meine bisherigen Recherchen zu dieser Oper sind deshalb inzwischen obsolet.

    Libretto:

    https://www.loc.gov/resource/music.musschatz-11956/?sp=3

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Hallo,

    eine wirklich traurige Entscheidung, vielleicht kann die riesige Vorarbeit ja an einem anderen Haus würdig fortgesetzt werden.

    Schade

    wega

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich kenne Wolfgang Seeliger persönlich (Vorstandsmitglied bei der Christoph-Graupner-Gesellschaft) und weiß genau, wie ihn das trifft. Er hat in den letzten 40 Jahren viel für das Darmstädter Musikleben getan, erinnert an alte Zeiten und immer wieder neuen Schwung in die Szene gebracht. Ob Graupner, Briegel, Mangold, Endler, Vogler, Mendelssohn, ... Er gräbt immer wieder Altes aus und weiß auch Neues (z.B. "Mass" von Leonard Bernstein) publikumsgerecht zu präsentieren.


    Schade, Darmstadt bleibt Provinz :wacko:

    Mehr Musik ins Leben, mehr Leben in die Musik.


  • Verzeichnis der bisherigen Themen

    Stand 23.05.2024


    1. Agnese (Paër) # 292
    2. Alessandro nell'Indie (div. Komponisten) #293
    3. Alfred der Grosse (7 Komponisten) # 222, 272, 355
    4. Amadis (Massenet) # 363
    5. Amerika (Haubenstock-Ramati) # 356f, 432
    6. Amleto (Faccio) #359
    7. Antikrist (Rued Langgaard) # 263, 265ff
    8. Ariane (Jules Massent) # 171
    9. Artaserse (diverse Komponisten) # 59, 148
    10. Bacchus (Jules Massenet # 171
    11. Bühnentechnik der Familie Vergani # 249
    12. Cadmus et Hermione (Lully) # 437
    13. Calypso (Telemann) #401f
    14. Carmen-Urfassung (Bizet) # 338
    15. Caruso a Cuba (Hamel) # 303f
    16. Cassandra (Foccroulle) # 336
    17. Cendrillon (Viardot) # 241, 285
    18. Čertova stěna / Die Teufelswand (Smetana) # 221
    19. Chlestakows Wiederkehr (Klebe) #364
    20. Cinderella (Alma Deutscher) # 161f
    21. Cleopatra (diverse Komponisten) # 164, 166f
    22. Cleopatra's Night (Henry Hadley) # 163, 165
    23. Conchita (Zandonai) # 273
    24. Cupid and death (Locke/Gibbons) # 420
    25. Dalinda (Donizetti) # 412
    26. Dante [e Béatrice] (Godard) # 187
    27. Das Herz (Pfitzner) # 98 - 108
    28. Das Schweigen der Sirenen (Riehm) #398
    29. Das verratene Meer (Henze) # 123, 124
    30. Der Roland von Berlin (Leoncavallo) # 255
    31. Der singende Teufel (Schreker) #326, 416, 435f
    32. Der Unbekannte (Bott) # 247
    33. Der Weg der Verheissung (Weill) #323
    34. Demofonte ( Gluck) # 92
    35. Der Drache (Schauspiel von J. Schwartz) # 439
    36. Der Revisor (Egk) # 364
    37. Des Esels Schatten (Strauss) 316f
    38. Die Bakchantinnen (Wellesz) # 220
    39. Die Eifersüchtigen (Raff) # 284
    40. Die glückliche Hand (Schönberg) #324
    41. Die "Göttliche Komödie" als Quelle für diverse Opern # 185
    42. Die Kathrin (Korngold) # 345
    43. Donna di Veleni (Podda) # 141 – 147
    44. Dubrovsky (Nápravník) # 94, 95, 96
    45. Edmea (Catalani) # 280ff
    46. Eduardo e Cristina (Rossini) #320
    47. Eurydice (Aucoin) # 229, 231ff
    48. Falcone - Il tempo sospeso del volo (Sani) #286
    49. Fausta (Donizetti; Heckmann) #348
    50. Fausto (Berti) # 444ff
    51. Felice Romani (alle Libretti) # 192ff
    52. Flavio Crispo (Heinichen) # 64, 66, 81
    53. Fortunato (Gouvy) # 238
    54. Francesca da Rimini (diverse Komponisten) # 185f, 189ff
    55. François-Joseph Gossec (diverse Opern) # 159
    56. Frédégonde (Guiraud/Saint-Saëns/Dukas) # 223
    57. Gabriella di Vergy (Saint-Saëns) # 227f
    58. Girl with a Pearl Earring #213, 218, 274ff
    59. Gloriana (Britten) # 277
    60. Goyescas ( Granados) # 211f
    61. Guercoeur (Magnard) # 111 – 113
    62. Guiraud, Ernest (Bühnenwerke) # 339f
    63. Gustav Wasa (Koželuh/auch: Kozeluch) #205
    64. Gustave III (Auber) #365
    65. Hamlet (diverse Komponisten) # 93
    66. Hélène (Saint-Saëns) #307f
    67. Hotel Savoy (Beer) # 279
    68. Il figliuol prodigo (Ponchielli) # 366, 381ff
    69. Il Pompeo / Pompeo Magno # 1, 9, 65 - 67
    70. Il Ventaglio (Raimondi) # 349
    71. Inferno (Ronchetti) # 187
    72. Iphigenie in Aulis (diverse Komponisten) # 413-415, 418f
    73. Jessonda (Spohr) # 352
    74. Judith (Gnecchi) # 68 - 78
    75. Julie (diverse Komponisten) # 56
    76. Julien (Charpentier) # 42, 44, 45, 135, 283
    77. Jungfrun i Tornet (Sibelius) # 177, 179ff
    78. King Priam (Tippett) # 237, 253
    79. Krenek – Triptychon: Der Diktator/Das geheime Königreich/Schwergewicht #214
    80. L'amour de loin (Saariaho) #367, 370f
    81. L’ange de Nisida (Donizetti) #323ff
    82. Lanzelot (Dessau) # 439
    83. L'écume des jours (Denisov) # 405f
    84. L’enfant prodigue (Auber) # 385
    85. L’enfant prodigue (Debussy) # 387f
    86. La Chute de la Maison Usher (Debussy) # 87
    87. La Créole (Offenbach) #210
    88. La Lupa (Tutino) #314
    89. La liberazione di Ruggiero dall'isola di Alcina (zwei Komponisten) # 88
    90. La Princesse jaune (Saint-Saëns) #299ff
    91. La Ville morte (Boulanger & Pugno) # 434, 442
    92. Le Cid (Gouvy) # 238
    93. Le dernier Sorcier (Viardot) # 241ff
    94. Le docteur Miracle (Bizet) # 440
    95. Le jongleur de Notre-Dame (Massenet) # 288, 294f
    96. Le Mage (Massenet) #311
    97. Le Timbre d’argent (Saint-Saëns) #224
    98. Leonora ossia l'amor conjugale (Paer) # 89, 90
    99. Les Barbares (Saint-Saëns) #207
    100. Lili Elbe (Picker) #368
    101. Lord Byron's love letter (de Banfield) # 82, 84, 85
    102. Luisella (Mannino) #289, 291
    103. Lunea (Holliger) # 278
    104. Mala vita (Giordano) #315
    105. Margot la Rouge (Delius) # 347
    106. Messidor (Bruneau) #197ff
    107. Minoru Miki Opern # 7, 62, 63, 79 (+ #1f im Opernführer)
    108. Miranda (Musik von Purcell) # 298
    109. Moniuszko Opern/Operetten # 21, 24, 27, 29, 31, 32, 34, 41
    110. Montségur (Landowski) #206
    111. Moro per amore (Stradella) # 287
    112. Moses (Rubinstein) #407
    113. Moses / Мойсей (Skoryk) #409
    114. Mythos Ariadne in der Oper (diverse Komponsten) #173ff
    115. Nana (Gurlitt) #343
    116. Nausicaa (Glanvill-Hicks) #395
    117. Nausikaa (Bungert) #395
    118. Noapte Fortunoasā - Eine stürmische Nacht (Constantinescu) # 252
    119. Nordische Ballade (Gurlitt) # 344
    120. Oberon (Wranitzky) # 149 – 152, 156
    121. Odyssee (diverse Komponisten) # 389f
    122. Olimpiade (diverse Komponisten) # 48, 49, 51
    123. Odysseus auf Ogygia (Arp) #401
    124. Opéra d'Aran (Becaud) # 53, 57, 58
    125. Oresteia (Taneyev) #209
    126. Orfeo (diverse Komponisten) # 86, 229, 233, 236
    127. Osman Bey and the Snails # 346
    128. Panurge (Massenet) #254
    129. Perelà, uomo di fumo (Dusapin) 358
    130. Porin (Lisinski) # 341f
    131. Preziosa (v. Weber) #410f
    132. Push (Moody) # 139, 140
    133. Psyché (Lully) #248ff
    134. Quo vadis? (Nouguès) # 430
    135. Riccardo III. (Canepa) #305f
    136. Richard Wagners unvollendete/unbekannte Opern #372, 374-379
    137. Roma (Massenet) #361f
    138. Rothschilds Geige (Fleischmann) #208
    139. Salambo / Salammbô (div. Komponisten) # 422
    140. Samson (Raff) #325
    141. Santa Chiara (Ernst II Herzog v. Sachsen-Coburg-Gotha) # 244ff, 264, 270
    142. Sardanapal (diverse Komponisten) # 431, 433
    143. Sarka (zwei Komponisten) # 60, 61
    144. Scalia / Ginsburg (Wang) # 20
    145. Schostakowitsch (Bühnenwerke) #329, 331ff, 337
    146. Sigurd (Reyer) # 423
    147. Simplicius Simplicissimus (Hartmann) #408
    148. Sirenen - Bilder des Begehrens ... (Riehm) #398
    149. Stradella (Franck) # 91
    150. Tesla (Kievman) # 19
    151. The Critic (Stanford) # 354
    152. The prodigal son (Britten) # 386
    153. The Visitation (Schuller) # 80, 429
    154. Ulysse (Gounod) #396
    155. Zelta zirgs (Žilinskis) # 125 - 130
    156. Zolotyy obruch (Lyatoshynsky) # 296f
    157. Zugvögel (Husmann) # 178

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo




  • Bizet ca 1875

    Der folgende Beitrag existiert schon lange in meinem Archiv, aber dummerweise hatte ich zwei Bizet-Dateien im Gounod-Ordner abgelegt. Nach mehr als einem Jahr habe ich jetzt meine Recherchen wieder gefunden und kann sie trotz selbst verordneter Sommerpause hier posten.


    La maison du Docteur

    Georges Bizet


    Die erste Oper Bizets (WD 1) gehört immer noch zu den wirklich "unbekannten" Opern, sie wurde erst 134 Jahre nach ihrer Entstehung in einer rekonstruierten Fassung uraufgeführt und wird bis heute in keinem von mir kosultierten Opernführer erwähnt.


    Bizet komponierte das Werk als Übung wahrscheinlich im Jahr 1855 als Student am Pariser Konservatorium. Die Musikologen sind sich allerdings nicht einig darüber, ob er schon früher, evtl 1852, mit der Komposition begann. Anmerkungen auf dem Manuskript legen nahe, dass das Stück schon vor einem kleinen Kreis von Freunden und Professoren am Konservatorium aufgeführt worden sein könnte. Bizet hatte bis dahin hauptsächlich Lieder, Klavierstücke und kleinere Fugenübungen geschrieben; diese Oper ist der erste Versuch eines größeren Werkes.


    Das Manuskript, das nur als Klaviergesang existierte, übergab die Witwe Bizets, Geneviève Halévy , später zusammen mit der 1855 am Konservatorium als Übung in klassischer Komposition geschriebenen Sinfonie in C-Dur an den befreundeten Komponisten Reynaldo Hahn. 1933 sind beide Manuskripte von dem Musikwissenschaftler Jean Chantavoine in der Privatsammlung Hahns, die dieser schon zu Lebzeiten der Bibliothek des Pariser Konservatoriums vermacht hatte, entdeckt worden. Das Libretto von Henry Boisseauxwurde erst in den 1970er Jahren gefunden. Das gleiche Libretto wurde 1854 auch von Paul d'Ivry vertont, der die Oper seinem Freund Charles Gounod widmete. Bizet erfuhr wahrscheinlich durch seinen Lehrer Gounod von dem Text Boisseaux's. Das Manuskript Bizets enthält aber im Vergleich mit d'Ivry mehrere wesentliche Änderungen in den Texten von fünf Gesangsstücke, zwei haben sogar einen vollkommen anderen Text, wobei nicht mehr festzustellen ist, ob die Änderungen vom Komponisten oder vom Librettisten vorgenommen wurden.

    Eine Aufführungsversion von Georges Bizets „La Maison du Docteurwurde erst von William Eugene Girard erstellt und 1989 im Rahmen seiner Dissertaton "A performing version of Georges Bizet's La Maison du Docteur" zur Erlangung des Titels eines "Doctor in Musical Art" an der University of Texas in Austin veröffentlicht. In diesem nur bei proquest.com als PDF für 41,- $ (Hardcover 82,- $) erhältlichen Mammutwerk von 357 Seiten (darin sind auch der Klavierauszug/Gesang (ca. 100 Seiten) und die neu erstellte Partitur für Orchester (ca. 150 Seiten) enthalten. Eine Lieferung nach Russland (!) ist zur Zeit nicht möglich.

    Wegen des Preises habe ich mich mit dem im Internet verfügbaren kostenlosen 24-seitigen Auszug begnügt.

    1989 dirigierte William E. Girard in Austin/Texas die Welturaufführung von Bizets Oper La maison du docteur, die er selbst herausgegeben und orchestriert hatte. Am 28. Mai 2002 wurde im Palais des Arts in Nogent-sur-Marne erstmals eine Bearbeitung für vier Instrumente von Hervé Lacombe für die Gruppe "Quatuor Arlequin" aufgeführt. Die Produktion wurde danach auf mehreren kleinen Festivals in Frankreich aufgeführt,


    dimore-quartetto-arlequin.jpeg

    Quatuar Arlequin


    Eine nachträgliche Orchestrierung der Klavierpartitur wurde zudem am 9. Februar 2012 vom Orchestre de la Bastille im Auditorium St. Germain in Paris aufgeführt.


    Einzelheiten zum Inhalt der Oper sind nur sehr spärlich an vielen verschiedenen Stellen veröffentlicht. Die kurze Synopsis beruht daher zum Teil auf dem Material der gleichnamigen Oper Paul d’Ivrys von 1854 mit dem gleichen Libretto von Boisseaux.


    Schauplatz ist das Landhaus des Arztes Dr. Job in der Nähe von London. Es treten fünf Personen auf: der Arzt Dr. Job (Bass), seine 18jährigeTochter Eva (Sopran), die Toby (Tenor) liebt und der hypochondrische Lord Harley (Bariton), der sich durch die Ehe mit Eva eine Linderung seiner diversen Leiden verspricht, und ein Diener (Sprechrolle)


    Handlung

    Doktor Job ist erfreut, eine neue, sehr wirksame Medizin gegen diverse echte und einige eingebildete Krankheiten hergestellt zu haben. Seine Tochter Éva, die bis vor Kurzem in einem Pensionat für Mädchen aus besseren Kreisen untergebracht war, erzählt ihm, dass sie unbedingt heiraten möchte. In Frage kommt ein junger Mann der während ihrer Zeit im Internat regelmäßig an ihrem Fenster vorbeikam, dessen Namen sie aber leider nicht kennt, da sie nie mit ihm gesprochen hat.

    Einer von Doktor Jobs Patienten, Lord Harley, kommt in die Praxis und verspricht jedem, der ihn von seiner Melancholie und Lebensüberdruss heilen kann, eine Belohnung.

    Danach kommt ein junger Mann, Toby, der verzweifelt darüber ist, die Frau, die er liebt, nicht mehr zu sehen. Entschlossen zu sterben, möchte er sich zusätzlich zu dem Seil und der Pistole, die er bereits hat, mit dem neuen Mittel von Doktor Job ausrüsten. Doch plötzlich gibt er sein Vorhaben auf, als er in Eva das junge Mädchen, das er sucht, erkennt. Er bittet sie sofort, ihn zu heiraten. Lord Harley, der mittlerweile sein Leben beenden möchte, kauft Toby das jetzt nutzlose Seil ab. Der aber rät ihm, stattdessen zu heiraten. Der Lord bittet daher der Einfachheit halber seinerseits um Evas Hand und erhält sogar das Einverständnis von Dr. Job. Nach einem komischen Duett der beiden Rivalen “Sort qui traverse et qui renverse mon beau projet(Schicksal, das mein schönes Projekt durchkreuzt und zunichte macht) gibt es natürlich ein Happy End für alle Beteiligten und alle stimmen in den fröhlichen Schlußgesang “Nous avons le cœur en fête“ (Unsere Herzen feiern) ein.


    Die Oper enthält sieben musikalische Nummern mit eingefügten gesprochenen Dialogen.

    ab.jpg

    Im Werk Paul d’Ivrys, das ja mehr oder weniger auf dem gleichen Libretto basiert, gibt es acht musikalische Nummern, die zeigen, dass der Aufbau ähnlich ist.



    canvas.png

    d-Ivry.jpg


    Das war alles, was ich rausfinden konnte. Tondokumente und Synopsis gibt es nicht, das Libretto und Noten sind nur kostenpflichtig zu erstehen. Die Französische Nationalbibliothek (BnF) und auch die Library of Congress (LoC) machen keinerlei weiterführenden Angaben zur Oper.


    Threadrestaurierung 16.Juni 2024 MOD 01 Alfred

    Ich konnte einige Bilder nicht finden (da kein Name) - lasse das offfen -

    Fand aber: https://talus.artsci.wustl.edu…ks/Maison_du_docteur.html

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • 1-bizet-paul-helm.jpg

    Georges Bizet - Bühnenwerke


    Bizet zeigte schon früh eine außergewöhnliche musikalische Begabung und wurde bereits kurz vor seinem zehnten Geburtstag 1848 am Pariser Konservatorium aufgenommen. Seine ersten bekannten Kompositionen, zwei Vokalisen für Sopranstimmen, stammen aus dem Jahr 1850. Im Jahr 1852 lernte er Charles Gounod kennen, der sein Lehrer und Mentor wurde und ihm verschiedene kleine Arbeiten anvertraute, darunter für Ulysse (1852) und La Nonne Sanqlante (1854).

    .... was all die Komponisten (wie Bizet), die nur einzelne vielgespielte Werke geschaffen haben, zusätzlich daneben noch komponiert haben, würde schon viele Bücher füllen.

    Unveröffentlichte Werke von Georges Bizet werden immer noch nach und nach entdeckt. Zu seinen Lebzeiten war er in Paris zwar als exzellenter Pianist, Chorleiter, Lehrer und Arrangeur bekannt, aber als Komponist fand er viel seltener uneingeschränkte Akzeptanz in der Öffentlichkeit. In einem Brief an den Librettisten Louis Gallet schrieb Bizet: Um heute als Komponist erfolgreich zu sein, muss man entweder tot oder Deutscher sein.


    In die lange Reihe von Komponisten, an die man sich hauptsächlich wegen eines einzigen Werkes erinnert, gehört auch George Bizet mit seiner Oper Carmen, die kurz vor seinem Tod uraufgeführt wurde. Laut dem von Winton Dean erstellten Werkverzeichnis gibt es 30 von Bizet verfasste dramatische Werke für die Bühne, von denen Carmen zwar zu den drei weltweit populärsten Opern gehört, aber insgesamt nur 13 von diesen (mindestens) 30, also weniger als Hälfte, wurden jemals aufgeführt.


    Nur drei davon, also genau 10 % seiner Bühnenwerke, haben bisher Ihren Weg in den “Tamino-Opernführer“ gefunden. Es bleibt noch allerhand Unentdecktes zu entdecken.


    (rot = Unbekannte Opern; blau = Tamino-Opernführer)

    WD 1 »La Maison du Docteur«, opéra-comique, 1 Akt um 1855 (rekonstriert, UA 1989 in Austin/USA)

    WD 2 »Le Docteur Miracle«, Operette, 1 Akt 1856 (UA 9. April 1857 in Paris)

    WD 3 »Parisina«, Oper 1858 (nur geplant oder sogar fertiggestell? Libretto: Felice Romani) WD 4 unbekannte opéra-comique in 1 Akt, Libretto von Edmond About, 1858

    WD 5 »Don Procopio«, Opera buffa, 2 Akte, 1858/59 (UA 10. März 1906 in Monte Carlo)

    WD 6 »Esmeralda«, Oper 1859 (geplant, nie aufgeführt)

    WD 7 »Le Tonnelier de Nuremberg«, Oper, 3 Akte 1859 (geplant, nie aufgeführt)

    WD 8 »Don Quichotte«, Oper 1859 (geplant, nie aufgeführt)

    WD 9 »L'Amour peintre«, opéra-comique, 1860 (unvollendet, vermutlich vernichtet)

    WD 10 »La Prêtresse«, Operette, 1 Akt 1854 (nur fragmentarsch erhalten)

    WD 11 »La Guzla de l'Émir«, opéra-comique, 1 Akt 1862 (Libretto J. Barbier M. Carré, vernichtet)

    WD 12 »Ivan IV.«, Oper, 5 Akte 1862-64, (fragmentarisch, UA 1946 Schloss Mühringen - Neufassung 12. Oktober 1951 Bordeaux)

    WD 13 »Les Pêcheurs de perles«, Oper, 3 Akte 1863 (UA 30. September 1863 in Paris, Théâtre Lyrique)

    WD 14 »Nicolas Flamel«, Oper 1865? ( Libretto: Ernest Dubreuil, nur Klavierentwurf)

    WD 15 »La Jolie Fille de Perth«, Oper, 4 Akte 1866 (UA 26. Dezember 1867 in Paris, Theatre Lyrique)

    WD 16 »Malbrough s'en va-t-en guerre«, Operette, 4 Akte 1867 (UA 13. Dezember 1867 in Paris, nur der erste Akt stammt von Bizet)

    WD 17 Titel unbekannt, Oper 1868 (Libretto: Arthur Leroy und Thomas Sauvage)

    WD 18 »La Coupe du Roi de Thulé«, Oper, 3 Akte 1868/69 (unvollendet, UA 12. Juli 1955 - BBC Radio)

    WD 19 »Les Templiers«, Oper, 5 Akte 1868 (Libretto: Léon Halévy, unvollendet, Fragment)

    WD 20 »Noé«, Oper, 3 Akte 1868/69 (Vollendung der Oper von Jacques F. Halévy durch Bizet) s.u.

    WD 21 »Vercingétorix«, Oper 1869 (geplant, Libretto: Émile Délérot)

    WD 22 unbekannte Oper / keine Angaben

    WD 23 »Calendal«, opéra-comique, 4 Akte 1870 (geplant, Libretto: Paul Ferrier)

    WD 24 »Rama«, Oper, 4 Akte um 1870 (geplant, Libretto: Eugène Crépet)

    WD 25 »Clarissa Harlowe«, opéra-comique, 3 Akte 1870/71 (Entwurf, Libretto: Philippe Gille/ A. Jaime)

    WD 26 »Grisélidis«, opéra-comique, 3 Akte 1870/71 (nur Entwurf, Libretto: Victorin Sardou)

    WD 27 »Djamileh«, opéra-comique, 1 Akt, UA 22. Mai 1872 in Paris

    WD 28 »L'Arlésienne«, Schauspielmusik UA 1872 (Théâtre du Vaudeville, Paris)

    WD 29 »Sol-si-ré-pif-pan«, Operette, 1 Akt UA 16. November 1872 in Paris

    WD 30 »Don Rodrigue«, Oper, 5 Akte (unvollendet, (UA des Fragments 12. Dezember 1880 in Paris, die Ouvertüre wurde später als Trauermarsch veröffentlicht)

    WD 31 »Carmen«, opéra-comique, 4 Akte (UA 3. März 1875 in Paris, Opéra Comique)


    Die Oper Noé (WD 20) war ursprünglich ein unvollendetes Werk seines Schwiegervaters Jacques Fromental Halévy, das Bizet nach dessen Tod 1862 fertigstellte; er konnte jedoch kein Theater für eine Aufführung gewinnen. Noé wurde erst am 5. April 1885 in Karlsruhe uraufgeführt, etwa zehn Jahre nach Bizets Tod. Die Oper wurde früher manchmal auch unter dem Namen Le Déluge (Die Sintflut) geführt, den Bizet alternativ vorgeschlagen hatte, jedoch zu Verwechslungen mit dem gleichnamigen Oratorium von Saint-Saëns führen konnte.


    Wer bei dem ganz oben gezeigten Portrait Bizets von Paul Helm genau hingeschaut hat, wird sich vielleicht gewundert haben, dass dort auf der linken Seite die Oper “Numa“ erwähnt wird, die aber im Werkverzeichnis von Winton Dean nicht verzeichnet ist. Diese Oper aus dem Jahr 1871 gab es wirklich, da sie in einem Verzeichnis erwähnt wird, das Émile Straus, der zweite Ehemann der Witwe Berlioz‘, Geneviève Halévy, dem Pariser Konservatorium übergeben hat. Weitere Informationen zu dem Werk finden sich nicht.


    Nach Bizets frühem Tod 1875 wurden seine früheren Opern erst allmählich wiederentdeckt und aufgeführt: La Jolie Fille de Perth wurde 1883 in Weimar und Wien wieder aufgeführt, Les Pecheurs de Perles 1886. Don Procopio, komponiert 1859, wurde erst 1906 in Monte Carlo uraufgeführt Le Docteur Miracle im Jahr 1951. Es ist allerdings schwierig, diese Werke objektiv zu beurteilen, da sich oft nicht mit Sicherheit feststellen läßt, was original von Bizet ist oder später von Bearbeitern (ohne Kenntlichmachung in der Partitur) geändert wurde.


    Links zu Video/Tonaufzeichnungen

    Don Procopio, WD 5 - https://youtu.be/_Dnxb4yMECI


    Ivan IV, WD 12 - https://youtu.be/UeIS33XGc5E


    Les Pêcheurs de perles, WD 13 - https://youtu.be/CaRQuu13gK0


    La Jolie Fille de Perth, WD 15 - https://youtu.be/zf9HBWie2Vs


    Noé, WD 20 - https://youtu.be/cQngVUrSJtU


    Djamileh, WD 27 - https://youtu.be/BhGfV-ZNU7g


    L'Arlésienne, WD 28 - https://youtu.be/hBlNa9_RCNw


    Don Rodrigue, WD 30 - https://youtu.be/XMsYM9p2ttk (Das musikalische Material der Ouverture La Patrie - der Name des Werks entsprang einer Laune des Dirigenten Jules Pasdeloup - stammt teilweise von bereits komponierter Musik. Nach Winton Dean sind Bizets Anleihen bei sich selbst “unzweifelhaft aus dem Wunsch geboren, brachliegendes Material aufzubrauchen ... sein Schaffen ist übersät von zurück-gewiesenen, sich selbst überlassenen und halbfertigen Werken, für die er kein Chance gesehen haben mochte, sie in der originalen Form zu verwenden.” Vom fünften Akt seiner unvollendeten Oper Don Rodrigue entlieh er das erste Thema seiner dramatischen Ouvertüre, die vom Orchestre Pasdeloup auch zu Bizets Begräbnis in der Kirche La Trinité gespielt wurde)


    BIZET_Georges_1838_1875_tombe.jpg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Jules Massenet

    L’adorable Bel-Boul

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    Bruno Petrozza «L’adorable Belboul» de Jules Massenet, mis en scène par François Racine,
    avec Michel-Alexandre Broekaert à la direction musicale et au piano

    (Die bezaubernde Bel-Boul)

    Libretto: Louis Gallet & Paul Poirson





    Kammer-Operette für 5 Gesangsolisten, Klarinette, Posaune, Schlagzeug und Klavier (4 Hände). Das unveröffentlichte Stück wurde am 17. April 1873 im Kreis der Künstlervereinigung Les Mirlitons aufgeführt und geriet danach in Vergessenheit bis es im Juli 2017 von der “Troupe Divertissements Royaux auf Initiative der Sopranistin Marie-Laure Brossolasco wiederbelebt wurde und seitdem schon mehrmals in Frankreich aufgeführt wurde.

    Die Handlung spielt in Samarkand im Haus des Kaufmanns Ali-Bazar. Dessen Mündel Zaï-Za kehrt von der außerordentlichen Séance zurück, die der wirbelnde Derwisch Sidi-Toupi in der Moschee gegeben hat. Sie ist vollkommen aufgeregt und erzählt ihrer Zofe Fatima, was passiert ist. Sie hatte in Trance auch getanzt, wobei sich aber wegen der schnellen Drehungen (… et je tourne, tourne si bien que mon voile se défait et à terre…) ihr Schleier während der Zeremonie löste, was den Derwisch und die anderen Besucher derart in Rage versetzte, dass sie vor ihnen zu fliehen versuchte. Ein junger Mann konnte sie gerade eben noch vor der Wut des Derwischs und seiner Anhänger retten und nach Hause begleiten.


    Ali-Bazar gesellt sich zu Fatima und Zaï-Za und klagt ihnen sein Leid, dass nämlich seine Tochter Bel-Boul leider das genaue Gegenteil von Zaï-Za ist: hässlich, launisch, agressiv und unausstehlich. Fatima macht sich Sorgen um ihre Herrin Zaï-Za, weil deren eventuelle zukünftige Ehe davon abhängig ist, dass Bel-Boul bis dahin in festen Händen ist. Deshalb schlägt sie vor, dass er Bel-Boul schnellstmöglich verheiraten soll um sie loszuwerden. Es gibt sogar einen Anwärter, der bereit wäre, Bel-Boul zu ehelichen, der steinalte Omar – aber der möchte das Brautgeld von 1000 Zechinen nicht zahlen.

    Als die Frauen wieder alleine sind, taucht plötzlich am Fenster Hassan, der Retter Zaï-Zas, mit einem Blumenstrauß auf, singt ein Ständchen und wirft die Blumen durchs Fenster, verschwindet aber sofort wieder, als jemand an die Tür klopft. Es ist der Derwisch Sidi-Toupi, der nicht mehr wütend ist, sondern, fasziniert von der Schönheit Zaï-Zas, um deren Hand anhalten möchte. Die Zofe Fatima sieht eine Chance. Sie erklärt ihm, dass seine Idee vollkommen verrückt sei, da er ja noch nicht mal den Namen seiner Angebeteten kenne. Aber sie möchte ihm trotzdem behiflich sein und sagt ihm: …ma maîtresse s’appelle tout bonnement Bel-Boul“ (….meine Herrin heißt ganz einfach Bel-Boul)

    Der Derwisch will sofort bei Ali-Bazar um die Hand Bel-Bouls anhalten, was der kaum glauben kann und alle schlechten Eigenschaften seiner Tochter aufzählt. Vergeblich! Sidi-Toupi möchte Bel-Boul unbedingt heiraten. Ali-Bazar fordert den Derwisch zu einer Wette auf. Wenn der Bel-Boul wirklich zur Frau nähme, bekomme er dafür 1000 Zechinen, wenn er nach der Bekanntschaft mit ihr jedoch Abstand von einer Ehe nähme, müsste er 1000 Zechinen an Ali-Bazar zahlen. Die beiden Männer verlassen die Bühne und suchen also Bel-Boul (die echte!) in ihren Gemächern auf. Die folgende Szene ist nur akustisch wahrnehmbar: eine Frauenstimme kreischt, eine Windmaschine macht Lärm, Geschirr wird geworfen, ein wahrer Hagel von allen möglichen Gegenständen fliegt auf die Bühne und Sidi-Toupi kommt mit einem verquollenen blauen Auge zurück. (Bel-Boul bekommt übrigens während des ganzen Stückes niemand zu Gesicht.) Natürlich legt der Derwisch keinen Wert mehr auf eine Hochzeit und Ali-Bazar besteht nun entweder auf den 1000 Zechinen oder der vereinbarten Hochzeit. Er droht damit, den Fall andernfalls vor Gericht zu bringen. Als Fatima, Zaï-Za und Hassan zu den beiden Kontrahenten stoßen, entwickelt sich eine vollkommen verrückte Spielsituation, weil jeder von Bel-Boul spricht, aber jeder eine andere Person meint. Sidi-Toupi möchte nun wieder heiraten, jedoch diese jetzt hier anwesende (falsche) Bel-Boul, Ali-Bazar will ihm aber nur die nicht anwesende richtige Bel-Boul geben und Hassan möchte die richtige Zaï-Za, also die falsche Bel-Boul, heiraten.

    Wie so oft im Lustspiel hat die Zofe die richtige Idee: um sich nicht zum Gespött von ganz Samarkand zu machen, soll Sidi-Toupi die 1000 Zechinen dem alten Omar als Mitgift geben, damit der Bel-Boul bekommt. Alle geloben strengstes Stillschweigen über die Geschehnisse zu bewahren damit Sidi-Toupi weiterhin als angesehener Derwisch in Samarkand leben kann. Somit ist Bel-Boul unter der Haube, Hassan und Zaï-Zas Glück steht nichts mehr im Wege und der gute Ruf des Derwischs bleibt erhalten.


    Video-Clip


    Audio-Clip

    https://m.soundcloud.com/user-…perette-de-jules-massenet


    Libretto (französisch)

    https://vmirror.imslp.org/file…'-Boul',_L'_-_lib-BNF.pdf


    Partitur

    https://s9.imslp.org/files/img…Boul_-_MSvpf-pf4h-BNF.pdf


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die Oper Guercoeur fasziniert mich immer noch. Es ist daher erfreulich, dass es einen Weg gibt, die Inszenierung der Opéra du Rhin bei arteConcert nicht nur bis Ende November 2024 anzusehen, sondern auch dauerhaft mit einem Rechtsklick als mp4 zu speichern. Das dauert bei der Qualität mit 2.65 GB allerdings einige Zeit.



    Hier geht es los:


    https://www.arte.tv/de/videos/…lberic-magnard-guercoeur/

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Durch einen Beitrag von Tristan2511 im Ture Rangström Thread wurde ich an eine seiner Opern erinnert, mit der ich mich mal vor einigen Monaten beschäftigt hatte



    Ture Rangström

    Kronbruden

    (Die Kronenbraut)

    Oper nach August Strindberg

    Ture Rangström komponierte die Oper "Kronbruden" 1915, drei Jahre nach Strindbergs Tod. Der Komponist hatte Strindberg noch getroffen und mit ihm über das Opernprojekt gesprochen.

    Strindbergs 1901 geschriebenes Theaterstück spielt in Dalarna zur Zeit Karls des XV. (von 1859 bis 1872 König von Schweden) und handelt von der verbotenen Liebe zwischen den Kindern zweier seit Generationen verfeindeten Familien, Kersti aus einer Sennerfamilie und Mats aus einer Müllerfamilie.

    Rangströms Oper wurde 1919 in Stuttgart uraufgeführt.

    Letztes Jahr wurde sie in einer Inszenierung des Operhauses Malmö in 23 Vortstellungen an mehreren Opernhäusern in Schweden aufgeführt.


    LK:AS


    1990 inszenierte Inger Åby inszenierte diesen Opernfilm für das schwedische Fernsehen. Leider laufen Ton- und Bildspur nicht richtig synchron.


    Clck 76.000

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

    Einmal editiert, zuletzt von Alfred_Schmidt ()

  • Ignacy Jan Paderewski
    Manru


    Manru ist die einzige Oper in drei von Ignacy Jan Paderewski (1860 -1941).Sie hat drei Akte.

    Paderewski ist in der Klassikikwelt kein unbekannter - allerdings als Pianist und Komponist von Klavierwerken,sowie einem geringen Anteil an Orchestermusik.

    Auffallend ist, daß die Originalsprache der Oper deutsch ist - nach einem Libetto von Alfred Nossig, der ebenfalls Pole war.

    Es basiert aud Józef Ignacy Kraszewskis Roman Chaty za wsią (“Die Hütte hinter dem Dorfe”) aus dem Jahre 1843.

    Die Uraufführung war am 29. Mai 1901 in der Semperoper in Dresden unter Ernst von Schuch.

    Schon am 8. Juni 1901 folgte eine weitere Aufführung in polnischer Übersetzung in Lemberg. Es folgen Prag, Warschau, Nizza, Monte Carlo, Bonn und Kiew.

    In der Saison 1901/2 finden bereits Auffühungen an der MET in New York statt - in englischer Übersetzung


    Eine Inhatsangabe im Tamino Opernführer gibt es derzeit nicht - wohl aber in der deutschen Wikipedia


    Lawrence Alma-Tadema: Bildnis von Paderewski 189, 11 Jahre vor der Komposition der Oper


    Anlass für desen Beitrag ist eine in Hall stattgefundene Neuinszenierung nebst CD- und DVD Veröffentlichung


    Hier einige Clips anderer Aufführungen.



    mfga us Wien

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Antonio Salieri

    La Locandiera
    (die Wirtin)



    1766 traf Salieri in Venedig Florian Leopold Gassmann, der den 16 jährigen einlud, mit ihm an den kaiserlichen Hof nach Wien zu kommen, und ihn dort in Komposition unterrichtete.

    Er lernte den Dichter Pietro Metastasio kennen, sowie Christoph Willibald Gluck mit dem er lebenslag befreundet blieb. Er blieb lebenslang in Wien sprach einwandfrei deutsch, heiratete 1775 und hatte mit seiner Frau 8 Kinder.

    Er nannte sich in Wien Anton Salieri, deutschte also seinen Namen - im Gegensatz zur üblichen Mode - ein.

    Die berühmt-berüchtigte Feindschaft zwischen Salieri und Mozart ist weitgehend ein Produkt von Muwis und Lexikonautoren. Es gab in der Tat Spannungen- aber auch Zusammenarbeit. Es ist nicht zu leugnen, daß Mozart sich - angstachelt von seinem Vater Leopold - immer zurückgesetzt und übergangen fühlter - Aber das ist nicht die Schuld Salieris.

    Nach Gassmanns Tod 1774 wurde Salieri kaiserlicher Kammerkomponist und Kapellmeister der italienischen Oper, die aber 1776 geschlossen wurde. Salierei begab sich daraufhin auf eine längere Reise nach Italien, bereiste Mailand, Rom, Neapel und Venedig und machte sich durch einige Opern rasch einen Namen. Er kehrt 180 nach Wien zurück wo er schnell Karriere machte. Er war hierin Mozart voraus, erstens auf Grund seines Alters und zweitens auf Grund seines überlieferten italienischen Charms und seiner Diplomatie, bzw seiner Disziplin und seines Gehorsams dem Kaiser gegenüber.


    Antonio Salieri


    Wenden wir uns nun der vorzustellenden Oper zu. Es ist eine von 40, die Salieri schrieb. Hier gab es in der Tat immer wieder Spannungen zwischen Salieri und Mozart, weil jeder das beste Libretto haben wollte. Lorenzo Daponte - ein veritabler Intrigant - spielet die beiden gegeneinander aus und flüsterte jedem der Beiden zu: Ich habe für SIE das bessere Buch geschreiben. In Wahrheit teilte er die Bücher "gerecht " auf....


    La Locandiera (deutsch: "Die Wirtin") ist ein Dramma giocoso in drei Akten von Antonio Salieri. Das Libretto stammt von Domenico Poggi nach Carlo Goldonis gleichnamigem Schauspiel La locandiera (deutsch: Mirandolina).="">

    Die Uraufführung fand am 8. Juni 1773 im Wiener Burgtheater statt.

    Bals wurde es auch in Prag, Warschau, Florenz, Kopenjagen Graz und Pressburg gegeben, teils in italienischer Originalsprache, teils in deutscher Übersetzung.

    Für die Pariser Aufführung hatte Luigi Cherubini 5 Einlagestücke geschrieben


    Da weder der Tamino Opernführer noch Wikipedia die Oper im Programm hat, hier ein gaaanz kurze Inhaltsangabe

    Die junge Wirtin Mirandola wird vonn allen Seiten bedrängt: Von einem verarmten Marches, einem neureichen Grafen und von ihrem Kellner Fabrizio. Um deren Zudringlichkeiten zu entgehen macht sie sich an den mürrischen, nörgelnden Cavalier di Ripafratta heran. Zwei neue weibliche Gäste kommen an, Zwei Schauspielerinen, die ihrer Truppe vorausgereist sind. Sie geben sich als adelige Standespersonen aus, worauf die Adeligen sich auf sie stürzen, der eine erhofft sich eine gute Partie, der andere Geld. Der Kellner Fabrizio dienert - weil er Trinkgeld erhofft. Mirandola hat also ihr Ziel erreicht - sie hat die Bewerber abgewimmelt ? -Nein, denn der Frauenfeind Cavalier di Ripafratta gesteht ihr plötzlich, daß er sich in sie verliebt hat. Sie weist ihn ab. Es war alles nur Spiel.Es gib ärgere Konflikte zwischen allen Beteiligten, bis hin zum Beinah-Duell. Da erscheint Mirandola mit Fabrizio im Gefolge und erklärt, daß sie ihn auf Grund eines Wunsches ihres verstorbenen Vaters heiraten werde. Allgemeine Ernüchterung. Einige Gäste werden sich ein anderes Hotel suchen....


    Das ist beileibe keine Inhaltsangabe, wie man sie sich vorstellt, aber eine grobe Orientierung fürs erste.....

    Die erste - und bislang einzige Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt einer gekürzten Version aus dem Jahr 1989 der in Verschiedenen Ausgaben und Labeln angeboten wurde. Sie sind sämtlich gestrichen






    Hier kann man die gesamte (gekürzte Oper höre - das Bild bleibt aber schwarz.


    mfg aus Wien

    Alfred



    Zum Beitragsverzeichnis dieses threads:

    Beitragsverzeichnis UNBEKANNTE OPERN

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  • Antonio Salieri und seine Opern



    Sind nun Salieris Opern "unbekannt" ? - Der Komponist ist es jedenfalls nicht.

    Aber Hand aufs Herz: Wer kann (Mozart- Kenner sind ausgeschlossen) auf die Schnelle ohne zu googeln 5 oder wenigsten 3 Opern von Salieri nennen. ? Wei der deutschen Wikipedia wird man nicht fündig. Wir haben allerdings bei der französischen eine beachtliche Liste seiner Werke gefunden

    Nachtrag: Es gibt eine deutsche Nachtragsseite ausschliesslich mit den Opern Salieris


    La vestale (1768, Wien)
    Le donne letterate (commedia per musica, Libetto von Giovanni Gastone Boccherini, 1770, Wien)
    L'amore innocente (pastorale, Libetto von Giovanni Gastone Boccherini, 1770, Wien)

    Don Chisciotte alle nozze di Gamace (divertimento teatrale, Libetto von Giovanni Gastone Boccherini, basierend auf Don Quichotte von Miguel de Cervantes, 1771, Wien)

    La moda, ossia I scompigli domestici (Libretto von Pietro Cipretti, 1771, Wien)
    Armida (dramma per musica, Libretto von Marco Coltellini, basierend auf Gerusalemme liberata von Torquato Tasso, 1771, Wien)
    La fiera di Venezia (commedia per musica, Libretto von Giovanni Gastone Boccherini, 1772, Wien)
    Il barone di Rocca antica (intermezzo, Libretto von Giuseppe Petrosellini, 1772, Wien)
    La secchia rapita (dramma eroicomico, Libretto de Giovanni Gastone Boccherini nach dem Versepos von Alessandro Tassoni, 1770, Wien)
    La locandiera (dramma giocoso, Libretto von Domenico Poggi, nach Carlo Goldoni, 1774, Wien)

    La calamita de' cuori (dramma giocoso, Libetto von Carlo Goldoni, 1774, Wien)
    La finta scema (commedia per musica, Libretto von Giovanni De Gamerra, 1775, Wien)
    Daliso e Delmita (azione pastorale, Libretto von Giovanni De Gamerra, 1776, Wien)
    L'Europa riconosciuta (dramma per musica, Libretto von Mattia Verazi, 1778, Mailand)
    La scuola de' gelosi (dramma giocoso, Libretto von Caterino Mazzolà, 1779, Venedig)
    La partenza inaspettata (intermezzo, Libretto von Giuseppe Petrosellini, 1779, Rom)
    Il talismano (1. Akt) (dramma giocoso, Libretto von Carlo Goldoni, 1779, Mailand; Musik zusammen mit Giacomo Rust (2. und 3, Akt))
    La dama pastorella (intermezzo, Libretto von Giuseppe Petrosellini, 1780, Rom)
    Der Rauchfangkehrer, oder Die unentbehrlichen Verräther ihrer Herrschaften aus Eigennutz (musikalisches Lustspiel, Libretto von J. Leopold von Auenbrugger, 1781, Wien)

    Semiramide (dramma per musica, Libretto von Pietro Metastasio, 1782, München)
    Les Danaïdes (tragédie en musique, Marius François Du Roullet/Baron Tschudi, nach Ranieri de' Calzabigi, 1784, Paris)
    Il ricco d'un giorno (dramma giocoso, Libretto von Lorenzo Da Ponte, 1784, Wien)
    La grotta di Trofonio (opera comica, Libretto von Giovanni Battista Casti, 1785, Wien)
    Prima la musica e poi le parole (divertimento teatrale, Libretto von Giovanni Battista Casti, 1786, Wien)
    Les Horaces (tragédie en musique, Libretto von Nicholas-François Guillard, nach Pierre Corneille, 1786, Versailles)
    Tarare (tragédie en musique, Libretto von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, 1787, Paris)
    Axur re d'Ormus (dramma tragicomico, Libretto von Lorenzo Da Ponte, basierend auf le Tarare von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, 1788, Wien)
    Cublai gran kan de' Tartari (dramma eroicomico, Libretto von Giovanni Battista Casti, 1788)
    Il pastor fido (dramma tragicomico, Libretto von Lorenzo Da Ponte, nach BattistaGuarini, 1789, Wien)
    La cifra (dramma giocoso, Libretto von Lorenzo Da Ponte, basierend auf La dama pastorella von Giuseppe Petrosellini, 1789, Wien)
    Catilina (Libretto von Giovanni Battista Casti, 1792)

    Il mondo alla rovescia (dramma giocoso, Libretto von Caterino Mazzolà, basierend auf L'isola capricciosa, 1795, Wien)
    Eraclito e Democrito (commedia per musica, Libretto von Giovanni De Gamerra, 1795, Wien)
    Palmira regina di Persia (dramma eroicomico, Libretto von Giovanni De Gamerra, basierend auf La princesse de Babylone von Voltaire, 1795, Wien)
    Il moro (commedia per musica, Libretto von Giovanni De Gamerra, 1795, Wien)
    Falstaff, ossia Le tre burle (dramma giocoso, Libretto von Carlo Propero Defranceschi, basierend auf Die lustigen Weiber von Windsor, 1799, Wien)
    Cesare in Farmacusa (dramma eroicomico, Libretto von Carlo Propero Defranceschi, 1800, Wien)
    L'Angiolina, ossia Il matrimonio per sussurro (opera buffa, Libretto von Carlo Propero Defranceschi, basierend auf l’ Epicoene vom Ben Johnson, 1800, Wien)
    Annibale in Capua (dramma per musica, Libretto von Antonio Simeone Sografi (it), 1801, Triest)
    La bella selvaggia (opera buffa, Libretto von Giovanni Bertati, 1802)
    Die Neger (Singspiel, Libretto von Georg Friedrich Treitschke, 1804, Wien)


    Wie man sieht entstanden die meisten seiner Werke in Wien. Er verbrachte allerdings, abesehen von seiner Kindheit, einige Jahre wieder in Italien, weil Kaiser Joseph II - der in an sich protegierte, einerseits 1774 als Nachfolger Gassmans an die "italienische Oper" als Kammerkomponist und Kapellmeister berief, diese aber bereit 1776 zugunsten des von ihm präferierten "Deutschen Nationalsingspiels"geschlossen wurde. In dieser Phase ging Salieir für einige gewissen Jahre nach Italien, wo er sich in Mailand, Venedig und Rom rasch international einen guten Namen machte.1781 nach Wien zurückgekehert erteilte ihm Kauser Joseph II den Auftrag ein Deutsches Singspiel zu schreiben. So entstand "Der Rauchfangkehrer" nach einem Libretto von Johann Leopold Auenbrugger, ab 1784 Edler von Auenbrugg (1922-1809) Letzterer war eigentlich Arzt, Erfinder der Perkussion und ausserdem 1774 Trauzeuge von Salieri.

    1782 reiste Salieri nach München, wo er im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor seine Oper "Semiramide" (nach einem Libretto von Pietro Metastasio) Als 1783 die "Italienische Oper" in Wien wiedereröffnet wurde, bekam Salieri seine Positionen zurück. Allerdings hatte er jetzt vom internationalen Ruhm gekostet - und so entstqande die Parisreisen von 1784, wo er Les Danaïdes und 1786/87 Tarare komponiert und zur Aufführung gebracht hatte. 1788 erzielte Salieri mit Axur re d'Ormus einen gigantischen Erfolg der ihm den Titel des Kapellmeister der kaiserlichen Hofmusikkapelle als Nachfolger des im gleichen Jahr verstorbenenen Giuseppe Bonno eintrug.Das libretto stammte von Loreno da Ponte , allerdings nach einem Stück von Beaumarchais (Tarare)

    Es gibt noch viel zu sagen über Salieri, über seine weiteren Opern, deren Aufnahmen, seine Schüler, sein Familienneben, seine Bedeutung im Wiener 'Musikleben , sein Verhältnis zu Mozart und andere Komponisten und über die Lügengeschichte, es habe Mozart vergiftet... Eine Menge Stoff.

    Aber was nicht zum Thema "unbekannte Opern" gehört findet man hier: Antonio SALIERI [Mozartfreie Zone]


    mfg aus wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Antonio Salieri

    Falstaffossia Le tre burle


    Sicher sind Salieris OPern "unbekannter" als der Komponist selbst, wobei er seine allgemeine "Berühmtheit" seinem Naheverhältnis zu Mozart, bzw seinem Ruf als dessen "Feind"

    und dem (aus meiner Sicht) unsäglichen Film "Amadeus" von Milos Forman, wo so ziemlich alle Clichès bedient wurden die da vom Publikum geliebt werden (kein böses Wort über die Kameraführung von meiner Seite!!)

    Wie schauts mit den Opern aus. Sie sind sicher nicht so unbekannt wie einige Werke in vorhergegangenen Kapiteln dieses Threads, wo Orfe mit enormer Mühe und viel Engagement Daten und verlinkungen zusammengetragen hat, aber unbekannt genug, daß sie von großen Opernhäusern heute weitgehend gemieden werden und Aufnahmen auf Tonträger fast ausschliesslich nur bei kleineren Labels erschienen sind, die sogenannten Major-Labels sind ihnen üblicherweise in großem Bogen ausgewichen, da hier keine großen Stückzahlen erwartet wurden. Immerhin herrscht - über die Jahre hinwag - kein Mangel an Einspielungen, wenngleich einige nur kurz in den Katalogen zu finden waren.

    Beginnen wir mit der wohl heute noch am bekanntesten (??) Opern von Salieri, die 1799 am Wiener Kärntnertortheater ihre triumpale Uraufführung hatte.Zeitgenossen berichten von einem Beifall, wie sonst selten und der geforderten Wiederholung zahlreicher (!!!) Nummern, Salieri wurde 2 mal vor den Vorhang gerufen.

    Beethoven schrieb über eine Aria aus dieser Oper 10 Variationen, sein Konkurrent Joseph Wölfl tat es ihm gleich, ebenso wie die Mozart Schülerin Josepha Barbara Auernhammer (1758-1820)



    Die Oper wurde mehrmals aufgenommen - Allerdings ist hier die Grenze der Bekanntheit zu bemerken: 2 der hier gezeigten Aufnahmen (darunter die DVD unter Östmann und Hampes Inszenierung !!) sind bereit wieder gestrichen.

    Dennoch - eine der wenigen Opern Salieris, die auch in den letzten 100 Jahren auf dieversen Opernbühnen erschienen - Trotz Verdis rund 100 Jahre nach Salieris Werk geschaffener Komposition, desselben Themas. Lediglich als Randbemerkung: Mitte des 19. Jahrhundert verarbeitete auch Otto Nicolai Shakespeaes Stück, diesmal unter dem Originaltitel "Die lustigen Weiber von Windsor", das allerdings --IMO zu Unrecht - heute aus der Mode gekommen ist...


    Ich sehe, daß ich zu ausführlich werde - ich werde versuchen mich kürzer zu fassen.....


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Antonio Salieri

    Les Danaides
    Tarare und Axur, Re d' Ormus

    Ich versuche mich jetzt kurz zu fassen, um niemanden zu langweilen:


    Ein unfassbarer Triumph war auch die blutige Oper "Les Danaides" (mit herrlicher Musik vom Feinsten) am 26.. April 1784 an der Opéra de Paris. Das Libretto hat zugleich 3 Väter und nimm man die originale Vorlage, sogar 4:

    François Bailly du Roullet und Louis Théodore Baron de Tschudi, nach einer italienischen Vorlage von Ranieri de’ Calzabigi stammt.



    Das Maria Antoinette gewidmete Werk hat als Thema den Versöhnungsversuch zweier verfeindeter Väter durch eine Massenhochzeit der Söhne und Töchter der Feinde mit Proklamationen und Schwüren ewiger Treue. Heute wissen wir, dass sowie nie funktioniert. Die Oper wurde im Vorfeld ihres Entstehens als Gemeinschaftswerk von Gluck und Salieri promotet., was ihr die erforderliche Aufmerksamkeit brachte, denn Gluck war im Paris jener Tage eine anerkannte Größe. Gluck wollte Salieri in Paris einführen, quasi als seinen Nachfolger, denn er war nach zwei Schlaganfällen (1779 und 1781) partiell gelähmt und nicht mehr voll leistungsfähig. Deshalb überliess er Salieri das Libretto trat aber zum Schein Anfangs noch als Mitautor auf.....

    Bühnenbildentwurf 2. Akt <------------------> Bühnenbildentwurf 5. Akt Finale-Hölle

    Erst nach dem riesigen Erfolg Der Oper gab Gluck im "Journal de Paris" bekannt, daß Salieri der alleinige Komponist der Oper sei. Wir verdanken dieser Oper auch die Werke von Berlioz. Dieser hatte einer Aufführung der Oper beigewohnt und war so begeistert, daß er sein Medizinstudium aufgab und sich fortan der Musik widmete. Auch Beethoven, Spontini, Herold und andere Komponisten zeigten sich begeistert von dem Werk. Spontini leitete 1817 die Wiederaufnahme der bearbeiteten Oper und komponierte ein "Bacchanal" dazu.


    Der Inhalt der Oper ist von Ex-Mitglied "Raphaell" im Tamino Opernführer beschrieben.
    SALIERI, Antonio: LES DANAÏDES


    Hier das Ende der Oper:


    https://www.youtube.com/watch?v=QKQZUW7Uf-8


    v.l.n.r.:Joseph II, Fürst Lobkowitz, Gluck


    Um das Jahr 1807 war Salieri damit beschäftigt das Werk zu einer 4 aktigen Oper in deutscher Sprache umzuschreiben, wofür er einige Arien neu komponierte - nach einem Libretto von Franz Xaver Huber (1755-1809 - Libretto zu Beethovens Oratorium "Christus am Ölberge") , der textlich gewaltige Änderungen vornahm. Der Titel der Oper: "Danaus" Es wird vermutet, daß der Initiator des Projekts, der Beethoven Förderer Fürst Lobkowitz war. Indes - soviel uns heute bekannt ist kam es vermutlich nie zu einer Aufführung der gesamten Oper.

    Belegt ist nur die konzertante Aufführung der beiden Chöre „Hinab im Schoß der Amphitrite“ und „Die Liebe folgt dem Bacchus im Geleite“ in einem Konzert der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde am 7. Januar 1816.


    _____________________________________________________________________



    Nochmal zurück zur Frage, warum Salieri hier bei den unbekannten Opern vertreten ist, es gibt zahlreiche Gesamtaufnahmen von einigen seiner Opern. Dazu ist zu sagen, daß das alle ein Trend der letzten Jahre: In zwei Operführern des 20. Jahrhunderts in meinem Besitz (ca 1912 und 1975) wird Salieri nichrt einmal am Rande erwähnt. Der Harenberg erwähnt grade mal eine Hand voll Opern und schreibt daß Mozart der bedeutendere Komponist sei, weswegen der an sich gute Salieri in dessen Schatten stehen muss. Das trifft zumindest für den Bereich der Oper nicht zu. Gluck überredet Salieri Opern im französischen Stil zu schreiben – und dies ware die Grössten Erfolge in Salieris Karierre. Allerdings bekam er von bösen Zungen den Vorwurf, er kopiere den Stil Glucks, dieser sei aber das Original – und somit „besser“

    Ein Standpunkt den Gluck indes nicht teilte !!


    Salieri war – im Gegensatz zu Mozart – nicht ehrgeizig – vielleicht weil ihm die Erfolge in den Schoß fielen…


    Das Spannungsfeld zwischen Mozart und ihm – bezogen auf die Libretti von Da Ponte wäre nie zustandegekommen, wenn nicht auch der erfahren Librettist und raffinierte Taktiker der Auffassung gewesen wäre , es hier mir zwei gleichwertigen Komponsten zu tun haben, Er hätte sich – rücksichstlos wie er war – auf die Seite des vermeintlich stärkeren geschlagen.


    Kommen wir zu einem der Vorzüge Salieris die im – zumindest zu Lebzeiten zu enormen Ruhm und einem Leitenden Posten in Wien verholfen haben.


    Tarare: Oper in 5 Akten (französisch)

    Da waren mehrere Ereignisse schuld. Beaumarchais hatte 1774 Glucks „Iphigenie in Aulis gesehen und war begeistert: Er arbeitete daufhin am Libretto für Tarare, brauchte aber bis 1784 um den Rohentwurf fertigzustellen. Gluck war zu diesem Zeitpunkt – er hatte - wie schon weiter oben im Text erwähnt - 1779und 1781 jeweils einen Schlaganfall erlitten - nicht mehr in der Lage die Vorlage zu vertonen.




    Also holte sich Beaumarchais dessen Schüler und Protegee, Salieri ins Boot, dessen „Les Danaides“ erst vor kurzem einen trumphalen Erfolg verbuchen konnten. Er ließ Salieri sogar bei sich wohnen, um die Zusammenarbeit reibungslos gestalten zu können. Angeblich entstand dann eine lebenslange Freundschaft daraus.

    Im Tamino Opernführer gibt es eine Inhaltsangabe: SALIERI, Antonio: TARARE




    Partitur:

    https://digital.library.unt.edu/ark:/67531/metadc47/m1/5/


    In Paris hatte seine Oper Tarare dann einen Riesenerfolg


    -------------------------------------------------------------------------------------


    Die Erfolge Salieris an der Pariser Oper gehören zu den bedeutendsten in Seiner Karriere, Und sie blieben nicht folgenlos. Kaiser Joseph II war über die Erfolge informiert und er wollte eine ebenso aufwändige Oper in Wien mit ähnlichem Inhalt (was umso verwunderlicher erscheint, da der Text von "Tarare" im Grunde subversiv ist - prinzipiell geht es um eine Revolution - aber vielleicht wurde das nicht bemerkt oder keine Bedeutung zugemessen.


    Oxur-Re d' Ormus : Oper in 5 akten (italienisch


    Er gab also den Auftrag für eine neue - inhaltlich ähnliche Oper - die den Namen "Oxur- Re d' Ormus" trug. Der Kaiser wünschte - und Salieri komponierte

    Lorenzo Da Ponte über nahm das Libetto von Beaumarchais (ein damals durchaus üblicher Vorgang) und übersetzte es in italienische und nahm einige Änderungen vor. Man Sollte annehmen, daß nun die neue Oper lediglich eine italienisch Version der alten war. Aber das ist nicht der Fall, Da Ponte kürzte das Werk und die Ballett szenen - ein Markenzeichen von französischen Opern (Publikumsgeschmack) wurden entfernt und durch eine "Harlekinade" ersetzt. Die Namen der handelnden Personen wurden geändert. Salierei hatte "Tarare" auf französische Texte und für französische Stimmen geschrieben und war der Meinung, daß man hier viele Stücke ersetzen müsse, die eben "italienisch" klängen. Deshalb komponierte er vieles neu.

    Die Uraufführung fand am 8. Januar 1788 am Wiener Burgtheater statt. Und zwar natürlich am "alten" Burgtheater aus dem 18. Jahrhundert, das 1888 geschliffen wurde um dem größenwahnsinnigen Projekt Neue Burg Platz zu machen, das neue Burgtheater wurde an anderer Stelle - ausserhalb der Burg im Stile der Neorenaissance errichtet: Alledings wurde der Zuschauerraum nach Kriegsscgäden Mitte der 50er Jahre leider neu gestaltet. Das Burgtheater ist heute ine reine Sprechbühne.




    Ungeachtet dessen, daß Kenner wie der Musikfreund Graf Zinzendorf (der ja schon den Inhalt der Zauberflöte als "Farce bezeichnet hatte) über Da Pontes Text ins Tagebuch schrieb "„pièce fort platte" ("ein sehr flaches Stück") war die Oper schnell sehr beliebt und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. In Polen galt es sogar als "Befreiungsoper" Auch in Wien selbst war die Oper erfolgreich, sie wurde zig mal gegeben und wurde zudem noch von ihrem Auftraggeber, dem Kaiser gefördert.

    Und hier schliesst sich der Kreis - Der Erfolg dieser vom Kaier gewünschten Oper verhalf Salieri 1788 zum Titel "Kapellmeister der Kaiserlichen Hofkapelle", nach dem die Position durch den Tod von Giuseppe Bonno freigeworden war. Auf Salieri kompositorisches Schaffen wirkte sich diese mit zahlreichen Aufgaben verbundene Stelle eher negativ aus.

    Das Musikalische Wochenblatt schreibt 1791 anlässlich einer Aufführung des Axur in Berlin über das Werk: „Die Musik ist voll der schönsten Geniezüge, und treflicher einzelner Effekte. Es gibt Sätze und Stellen darinnen, die selbst alles, was man sonst von Salieri kennt, zurücklassen. […] Besonders aber in den Scenen, in welchen die meisterhafte Musik eines Salieri die Würkung verstärkte, welche die wohlgewählten Situationen des Dichters hervorbrachten, war der Eindruck unbeschreiblich, den verschiedene derselben auf den Zuschauer machten: worunter als Beispiel vorzüglich die Scenen im Tempel, im zweiten Act, anzuführen sind. Überhaupt macht die Musik einen Effekt, der sich nur empfinden, nicht beschreiben lässt […].“ Selbst der kritische Dichter und Komponist E. T. A. Hoffmann findet 1795 ungewohnt enthusiastische Worte: „[…] die Musik der Oper ist, so wie alles von Salieri, ganz vortrefflich – Reichthum der Gedanken und richtige Deklamation geben ihr den Rang gleich den Mozartischen – Ach Freund, eine einzige so komponirte Oper könnte das Glück meines Lebens machen!“


    Die schlechte Nachricht zuerst: die hier gezeigte Aufnahme, die einzige auf CD - vom Label Era Nova ist seit gefühlten Ewigkeiten gestrichen.

    DAs Label existiert nicht mehr - ein mehr als diffuser Hinweis füher zu "Membran"

    Es gab sie mit zwei unterschiedlichen Covern.

    Als Trostpflaster hier der Youtube Soundtrack...

    Gesamtaufnahme -nur Ton:



    Die Inhaltsangabe findet man im Tamino Opernführer: SALIERI, Antonio: AXUR, RE D'ORMUS




    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Antonio Salieri

    Der Rauchfangkehrer
    oder Die unentbehrlichen Verräter ihrer Herrschaften aus Eigennutz

    Hier nun eine wirklich unbekannnte Oper von Salieri

    Inwieweit das für den Bereich Wien gilt, weiss ich nicht, aber auch hier wird sie nicht meher aufgeführt.

    Eigentlich ein Singspiel in deutscher Spracheund keine Oper, einStück mit kabarettistisch- Parodistischer Note

    Die Uraufführung fand am 30. April am Wiener Burgtheater statt.

    Wie in jenen Tagen üblich gab es alternative Titelbezeichnungen

    Hier waren es vor allem


    "Die bestraften Spröden"

    "Der listige Kaminfeger"


    Eine Oper, die - natürlich auch der Sprache wegen - international kaum Beachtung fand. Zudem war es keine "große Oper" und auch nur teilweise eine Parodie derselben, Ein Mix von Stilen, den Salieri allerdings perfekt beherrschte



    Die Komposition beruht angeblich auf einem Wunsch von Kaiser Joseph II geschrieben, böse Zungen behaupteten, als Sprachübung in Deutsch für Salieri.

    Das halte ich für eine bösartige Behauptung, denn einerseits war das Libretto von dem Wiener Arzt Auenbrugger, dessen TÖchter Schülerinnen Salieris waren, andrerseit war das StücK in absichtlich radebrechender Sprache verfasst, Volpino spricht so, wie ein Italiener deutsch spricht, wenn er es nicht beherrscht, mit all dem Charme der sich daraus ergibt. Ich habe das Libretto gelesen - Einfach köstlich. Eine sprachliche Kostbarkeit. Die zeitgenössische Kritik sah das anders, das ging so weit, daß man sogar bedauerte, daß Salieri sein Genie an solche einenen dümmlichen Text verschwendete. Indes glaube ich, daß es Salierie viel Vergnügen bereitet haben dürfte

    Ich sehe es so, daß der Blödsinn des Textes gezielt war, ebenso wie die zahlreichen Parodien im Bereiche der Musik. Der offensichtlich humorlose Leopold Mozaar sa im Stück eine schlecht übersetzt italienisch Opera Buffa. Sein Sohn indes -das ist brieflich belegt erwarb käuflich die Partitut und später das gedruckte Libretto.

    Engegen den Kritiken waren die vorstellungen gut besucht, nicht zuletzt wegen der Starbestzung von Catarina Cavallieri und Ludwig Fischer, die beide auch ein Jahr später in Mozarts "Entführung aus dem Serail " auftraten.

    In Berlin ging man sogar soweit, der "guten Musik wegen" dem Stück einen anderen Text zu unterlegen - eine "Maßnahme" die schon bei "Cosi fan tutte" (hier wurde die "Amoraltät" des Librettos beanstandet"

    Eine Beschreibung des Inhalts - ich arbeit grade daran - wir binnen einer Woche im Tamino Opernführer erscheinen erscheinen - und dann von hier aus verlinkt werden.


    Hier ein kurzer Auszug aus dem Libretto . Der junge Rauchfangkeherergeselle Volpin täuscht den reichen Damen eine vornehme Herkunft mit Handicaps vor:

    Man beachte die Sprache:


    VOLPINO. Gnädige Dames! dieselbe ursprünglich von meiner Stande und meine Schicksal zu belehren; so versichere, daß ich von das Geburt ein Cavalier bin, und zwar von das uralte Geschlecht der berühmten Marchesi d'Intrighi. Der Stammhause von dieser Geschlecht ist Italien, dermaliger Hauptsitz ist Frankreich, von da aus hat sich dieser Geschlecht in aller vier Welttheile ausgebreitet, also zwar, daß man itzt meiner Geschlecht in alle grosse Haupt- und Handelsstädte findet.


    FRAU VON HABICHT. Ich kenne hierorts alle adelichen Familien; aber unter dem Namen deren Marchesen d'Intrighi ist mir keine bekannt.


    VOLPINO schmeichelhaft. Um Vergeben! – Euer Gnaden was bin dann ich?


    FRAU VON HABICHT. Es ist wahr – Nun weiter Herr Marchese!


    VOLPINO. Ich bitte unterthänig, mir mit meiner Geschlechtsname noch zu verschonen.


    FRAU VON HABICHT. Es soll nicht mehr geschehen. – Nun weiter, Herr Volpino.


    VOLPIN. Ich bin begütert in Korsika, hielt mich aber meistens in Genua auf. Da gerieth ich mit andere Kavaliers in der Faraospiel. Ich machte der Tailleur, und hielt der Banque: da war mir die Glück überaus günstig. Ich sah meiner Banque von die Geld der Pointeurs reichlich anwachsen. Ein Kavalier, der bey meine Glück am übelste daran war, beschuldigte mich von einer Betrug in der Spiel. Wir kamen von das Wortwechsel auf Vorwürfer, und dann auf Thätigkeiten. Er gab mich einer Ohrfeige, und[17] ich – ich – unglückselig – erstach ihn auf der Stelle,


    FRAU VON HABICHT mit einem Geschrey. Himmel!


    FRÄULE mit einem Geschrey. Hölle!


    Sie schweigen auf eine kleine Weile alle drey still, und zeigen sich betroffen.


    FRAU VON HABICHT. Ach! was thut man nicht in der ersten Rage!


    FRÄULE. Unglückseliger Volpin! was geschah hernach?

    VOLPIN. Ich entfloh durch das Begünstigung der Nacht, in die Haus von einer Rauchfangkehrer; er hielt mir durch etwelche Tage in seine Haus verborgen; ich kaufte da von seiner Geselle der hieß Volpino die Lehrbriefer, seine Kleider und das Werkzeuge, und setzte unter seiner Name, und dieses Mascara meiner Person, und meine Leben in Sicherheit, und reisete in der Deutschland.


    FRÄULE. Wie steht es aber itzt mit seinen Gütern in Korsika?

    VOLPIN. Der Obrigkeit hat selbe an sich gezogen.

    FRAU VON HABICHT. Für eine prima Furia ist diese Strafe zu übertrieben. Sie nimmt Volpino auf die Seite: ganz leise. Lieber Marthes! suchen Sie ihre Sache wieder gut zu machen: 1000 Dukaten will ich dazu herschiessen.


    Volpin. Macht eine tiefe Verbeugung, und bleibt tiefsinnig stehen.


    Selten so gelacht......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Das hört sich aber mal interessant an. Kann man das Stück irgendwo lesen, ohne die Wiener Staatsbibliothek aufzusuchen?

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Aha. Das schaue ich mir dann mal an. Und gibt es irgendwo eine Partitur oder etwas der Art?

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Inwieweit das für den Bereich Wien gilt, weiss ich nicht, aber auch hier wird sie nicht meher aufgeführt.

    Immerhin habe ich mal bei einem Besuch eine Lokalität „Zum (weißen) Rauchfangkehrer“ gesehen und dabei unmittelbar an Salieri gedacht. Hat aber vermutlich nichts damit zu tun. Dito die Rauchfangkehrergasse, benannt (1858) nach dem Hausschild „Zum Rauchfangkehrer“ ... sticht jedem Salieristen ins Auge.


    YT hält einige Nummern bereit, über die ich schon öfters „gestolpert“ bin:


    Ouvertüre:



    „Martern“-Arie (für die geläufige Gurgel der Cavallieri):



    und weitere ...

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Aha. Vielen Dank, das sist ja schon mal was. Es gibt anscheinend einen Faksimiledruck, der da verwendet wird. Es wäre interessant, den mal zu lesen.

    Die beiden Ausschnitte sind auch ein starker Beleg dafür, was für ein großer Verlust durch den Unfall von Thomas Fey eingetreten ist. Wenn er so etwas dirigiert, sitzt man auf der Stuhlkante, wo bei anderen nur Langeweilg herrscht...

    Statt einer Hermeneutik brauchen wir eine Erotik der Kunst.

    Susan Sontag

  • Die Komposition beruht angeblich auf einem Wunsch von Kaiser Joseph II geschrieben, böse Zungen behaupteten, als Sprachübung in Deutsch für Salieri.

    Das halte ich für eine bösartige Behauptung, denn einerseits war das Libretto von dem Wiener Arzt Auenbrugger, dessen TÖchter Schülerinnen Salieris waren, andrerseit war das StücK in absichtlich radebrechender Sprache verfasst, Volpino spricht so, wie ein Italiener deutsch spricht, wenn er es nicht beherrscht, mit all dem Charme der sich daraus ergibt.

    Ähnlich ist das übrigens auch in seinem Falstaff; die Oper findet in der italienischen Sprache statt. Eine Unterhaltung zwischen Falstaff und Ms. Ford (auszugsweise):


    FALSTAFF (con qualche sorpresa)
    (Una tedesca!) Guten Morgen, mein Frau!


    MS. FORD Bitt' um Vergebung!
    Ich noch nicht Frau: ich Jungfer.


    FALSTAFF Gratulieren!
    Etwas wollen von mich, schöne Jungfretta?


    MS. FORD Sie sind ein loser Mann!
    Sie haben, kleiner Schelm, zugleich zwei Herzen
    so ­mir nichts dir nichts­ weggefischt.


    FALSTAFF Mein Jungfer,
    ich sag in confidenz:
    von deutsch nit haben viel intelligenz:
    vor das ich dir preghieren,
    nostra lingua du will mit mich parlieren.


    MS. FORD Mein Herr! io poco posso
    vostra lingua parlar.


    FALSTAFF Du nur probieren.
    Ich bissel deutsch, tu bissel nostra lingua,
    a bissel pantomime,
    a bissel discretion... assicurieren,
    so très bien mitanander explichieren.


    MS. FORD Ma io far molti böcke...


    FALSTAFF Was ist das?


    MS. FORD Voler dir... molti falli.


    FALSTAFF Ebben: che preme?

    Anch'io far böcke: ne faremo insieme.


    MS. FORD (Non mi conosce, lo sapeva.)
    FALSTAFF (Certo cotta è di me costei!
    Chi diamin sarà mai?)
    Or dunque proponieren.


    MS. FORD Io dir, signor, che lei ~ bitt' um Vergebung!
    (con caricatura)
    Ma star ben grosso Spitzbub.


    usw. - die nachfolgende Arie von Ms. Ford ist ebenso ein Kauderwelsch aus beiden Sprachen!


    Kuxtu Röhre:




    Auch sehr gut, aber ohne Kuxtu:



    clck 78.000

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

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